Die verkaufte Braut: Der kleine Fürst 196 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Florentine von Cur, nachdem ihr Mann mit schlechten Nachrichten nach Hause gekommen war. Die Geschäfte seines Unternehmens, das Büromöbelsysteme herstellte, liefen schon länger nicht mehr gut. Nun war auch noch einer der Hauptkunden abgesprungen und zur Konkurrenz gewechselt.
»Ich weiß es nicht, Flo«, antwortete Philipp von Cur müde. Schon seit Wochen sah er krank und mitgenommen aus, älter als seine neunundvierzig Jahre. Dunkle Schatten lagen unter den Augen, die Falten auf der Stirn und zwischen Mund und Nase waren tiefer geworden, die Haare, vor kurzem noch dunkel mit wenigen Silberfäden, waren jetzt überwiegend ergraut. Er hatte den jugendlichen Schwung verloren, der ihn noch im letzten Jahr durch die ersten Anzeichen der Krise getragen hatte.
»Wir haben auf den falschen Designer gesetzt, seine Sachen sind bei den Leuten nicht angekommen, und ich habe zu spät reagiert, ich hätte ihn viel früher feuern müssen.« Er wanderte mit auf dem Rücken zusammengelegten Händen durch den Raum. »Jetzt ist der Schaden angerichtet. Es gab eine Menge Reklamationen, die Sachen sind vollkommen anders als unsere früheren Systeme, jeden Tag bekommen wir eine Menge Reklamationen. Wir haben zwar etwas Neues entwickelt, das sich eher an unsere früheren Erfolgsmodelle anlehnt, aber bis wir das verloren gegangene Vertrauen zurückgewonnen haben, kann es Jahre dauern. So viel Zeit haben wir aber nicht.«
»Was heißt das?« Florentine stand an den Tisch gelehnt, sah ihm bei seiner Wanderung zu, versuchte zu verstehen, was er ihr sagen wollte.
Er blieb vor ihr stehen, sah ihr blasses, hübsches Gesicht mit den
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Book preview
Die verkaufte Braut - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 196–
Die verkaufte Braut
Oder ist alles ein verhängnisvoller Irrtum?
Viola Maybach
»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Florentine von Cur, nachdem ihr Mann mit schlechten Nachrichten nach Hause gekommen war. Die Geschäfte seines Unternehmens, das Büromöbelsysteme herstellte, liefen schon länger nicht mehr gut. Nun war auch noch einer der Hauptkunden abgesprungen und zur Konkurrenz gewechselt.
»Ich weiß es nicht, Flo«, antwortete Philipp von Cur müde. Schon seit Wochen sah er krank und mitgenommen aus, älter als seine neunundvierzig Jahre. Dunkle Schatten lagen unter den Augen, die Falten auf der Stirn und zwischen Mund und Nase waren tiefer geworden, die Haare, vor kurzem noch dunkel mit wenigen Silberfäden, waren jetzt überwiegend ergraut. Er hatte den jugendlichen Schwung verloren, der ihn noch im letzten Jahr durch die ersten Anzeichen der Krise getragen hatte.
»Wir haben auf den falschen Designer gesetzt, seine Sachen sind bei den Leuten nicht angekommen, und ich habe zu spät reagiert, ich hätte ihn viel früher feuern müssen.« Er wanderte mit auf dem Rücken zusammengelegten Händen durch den Raum. »Jetzt ist der Schaden angerichtet. Es gab eine Menge Reklamationen, die Sachen sind vollkommen anders als unsere früheren Systeme, jeden Tag bekommen wir eine Menge Reklamationen. Wir haben zwar etwas Neues entwickelt, das sich eher an unsere früheren Erfolgsmodelle anlehnt, aber bis wir das verloren gegangene Vertrauen zurückgewonnen haben, kann es Jahre dauern. So viel Zeit haben wir aber nicht.«
»Was heißt das?« Florentine stand an den Tisch gelehnt, sah ihm bei seiner Wanderung zu, versuchte zu verstehen, was er ihr sagen wollte.
Er blieb vor ihr stehen, sah ihr blasses, hübsches Gesicht mit den hellblauen Augen, umrahmt von rötlich blonden Locken, sah ihren ängstlichen Blick, hörte die aufkommende Panik in ihrer Stimme. Wie sehr er sie liebte! Und nun war er am Ende, konnte ihr das Leben, das sie gewohnt war, nicht mehr bieten, würde, wenn es ganz schlimm kam, alles verlieren, was er besaß.
»Es heißt, dass wir unsere Verbindlichkeiten bald nicht mehr bedienen können«, antwortete er mit dumpfer Stimme. »Die Banken geben mir kein Geld mehr, wir sind am Ende.«
»Am Ende?« Ihr Blick ließ ihn nicht los, noch immer begriff sie ganz offensichtlich die Tragweite seiner Worte nicht. Aber wie sollte sie auch? Seit sie vor vierundzwanzig Jahren geheiratet hatten, war es ihnen immer gut gegangen. Sie gehörten nicht zu den Superreichen des Landes, aber sie waren durchaus vermögend gewesen, hatten auf keine Annehmlichkeit verzichten müssen.
Er straffte sich. »Ja, am Ende!«, sagte er mit harter Stimme. »Die Insolvenz der Firma ist nicht mehr abzuwenden. Wir werden alles verlieren, Flo, und von vorn anfangen müssen, mit nichts in der Tasche.«
Endlich hatte seine Botschaft sie erreicht. Sie wurde leichenblass und sank wie in Zeitlupe auf einen Stuhl. »Wir werden alles verlieren«, wiederholte sie tonlos. »Aber das ist doch nicht möglich. Es ging uns doch immer gut, und wir haben doch auch Privatvermögen …«
»Das, was davon noch übrig ist, werden unsere Gläubiger bekommen«, sagte er, seine Wanderung durch den Salon wieder aufnehmend. »Ich hätte vielleicht früher offen mit dir reden sollen, aber ich dachte, ich schaffe es auch dieses Mal, das Unheil abzuwenden. Es ist ja nicht die erste Krise, in der wir uns befinden, und bisher ist es jedes Mal gut gegangen. Aber ich schaffe es nicht, Flo. Dieses Mal schaffe ich es nicht.«
Erneut blieb er vor ihr stehen. »Wir sind pleite, um es ganz platt zu sagen. Aus, Schluss, vorbei. Charlotte wird sich ihr Studium von jetzt an selbst verdienen müssen, wir können sie nicht länger unterstützen.«
Ihre Tochter wollte Kinderärztin werden. Wenn sie ihre Eltern an den Wochenenden besuchte, sprach sie voller Begeisterung von ihrem Studium.
Im verzweifelten Versuch, einen Scherz zu machen, setzte Philipp hinzu: »Wir sollten sie mit Benedikt von Langenburg verheiraten, er ist ja jetzt wieder da. Eine solche Heirat wäre die einzige Rettung für uns, die Langenburgs schwimmen bekanntlich im Geld. Er ist zwar über zehn Jahre älter als sie …«
Sie hörte die Bitterkeit in seiner Stimme, sah die Verzweiflung in seinem Blick, und es schnürte ihr die Kehle zusammen. Die Firma war sein Lebenswerk, er war immer so stolz darauf gewesen – und jetzt brach es vor seinen Augen zusammen! Am schlimmsten war wohl, dass er seinen eigenen Anteil an dieser Entwicklung erkannte, sah, dass er nicht unschuldig daran war. Er hatte nicht rechtzeitig eingegriffen, um den einmal eingeschlagenen falschen Kurs zu korrigieren.
Sie ging zu ihm und umarmte ihn. »Charly und Ben«, sagte sie, auf seine Worte eingehend. »Eine wunderbare Idee, Philipp, wir sollten gleich Kontakt mit ihm aufnehmen.« Sie versuchte zu lächeln, als sie das sagte. Wenn er in dieser verzweifelten Situation einen Scherz machen konnte, konnte sie das auch. Charlotte hatte Benedikt nie ausstehen können, und er hatte, so weit sie sich erinnerte, ebenfalls keine Zuneigung zu ihr erkennen lassen. Wenn zwei Menschen sicherlich niemals ein Paar werden würden, dann waren es diese beiden.
Er hielt sie so fest, dass sie kaum Luft bekam, aber sie beklagte sich nicht. Wenn alles zusammenbrach, hatten sie nur noch einander. Sie würden diese Krise gemeinsam durchstehen – oder gar nicht.
*
Charlotte von Cur stand wie zur Salzsäule erstarrt vor dem Salon ihrer Eltern, den sie gerade hatte betreten wollen, als sie ihren Vater sagen hörte, dass die Firma, die er aufgebaut hatte, pleite war. Sie war erst zwei Tage zuvor bei ihren Eltern eingetroffen, um einen Teil der Semesterferien bei ihnen zu verbringen. Später wollte sie mit Freunden noch verreisen, aber vielleicht überlegte sie es sich auch noch anders. Sie fand es schön, keine festen Pläne für die nächsten Wochen zu haben. Ihr Leben war sonst so durchgetaktet, dass frei zur Verfügung stehende Zeit echter Luxus geworden war.
Ihr war gleich bei ihrer Ankunft aufgefallen, wie müde und niedergeschlagen ihr Vater wirkte. Zwischen diesem und ihrem letzten Besuch hatten sechs lange Wochen gelegen, vielleicht war ihr Blick deshalb geschärft. Mit einem Mal sah sie seine Falten, seine müden Augen, die grau gewordenen Haare, vorher hatte sie sie kaum bemerkt. »Du arbeitest zu viel, Papa!«, hatte sie gesagt, er hatte nur genickt, aber nichts weiter dazu gesagt.
Und jetzt redete er davon, dass sie alles verlieren würden, dass sie sich ihr Studium in Zukunft selbst würde verdienen müssen! Sie war im Wohlstand aufgewachsen und konnte sich nicht vorstellen, wie ein Leben aussah, in dem man nicht genug Geld für die Dinge hatte, die man meinte, unbedingt zu brauchen. Sie war zweiundzwanzig Jahre alt, bisher hatte das Schicksal es nur gut mit ihr gemeint. Sie war ausnehmend hübsch, sie war klug, und als einzige Tochter ihrer Eltern war sie natürlich auch ein bisschen verwöhnt. Geschadet hatte ihr das nicht. Aus ihr war eine junge Frau geworden, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stand und die genau