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So sag ich's meinem Kind: Wie Kinder Regeln fürs Leben lernen
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Ebook352 pages3 hours

So sag ich's meinem Kind: Wie Kinder Regeln fürs Leben lernen

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About this ebook

Dieses Buch hilft Eltern, mit ihren Kindern so "ins Gespräch zu kommen", dass sie sich verantwortungsvoll entwickeln und ein selbstbewusstes Leben führen. Mit der Erfahrung aus über 1.000 Elterngruppen und Workshops zeigen die Autorinnen neue Wege einer respektvollen Kommunikation zwischen Eltern und Kindern.
LanguageDeutsch
PublisherOberstebrink
Release dateFeb 28, 2009
ISBN9783963047015
So sag ich's meinem Kind: Wie Kinder Regeln fürs Leben lernen
Author

Adele Faber

Adele Faber ist eine international anerkannte Expertin für Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Sie absolvierte ihr Studium am Queens College mit einem BA in Theater, erwarb ihren Master in Erziehungswissenschaften an der New York University und unterrichtete acht Jahre lang an den New Yorker High Schools.

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    So sag ich's meinem Kind - Adele Faber

    1

    SO HELFEN SIE IHREM KIND, MIT SEINEN GEFÜHLEN UMZUGEHEN

    In diesem Kapitel erfahren Sie, …

    welchen Einfluss die Gefühle Ihres Kindes auf sein Verhalten haben

    was Sie für Ihr Kind tun können, wenn Sie ihm aufmerksam zuhören

    wie einfach es ist, Verständnis für die Gefühle Ihres Kindes zu zeigen

    was Sie damit erreichen, wenn Sie den Gefühlen Ihres Kindes einen Namen geben

    wie Sie unerfüllbare Wünsche Ihres Kindes in der Phantasie erfüllen können

    VIER METHODEN, AUF DIE GEFÜHLE IHRES KINDES EINZUGEHEN

    Ich war eine wunderbare Mutter, bevor ich Kinder bekam. Ich zeigte mich als wahre Expertin, wenn es um die Frage ging, warum alle anderen Probleme mit ihren Kindern wälzten. Dann hatte ich selbst drei.

    Mit Kindern real zu leben, kann erniedrigend sein. Jeden Morgen sagte ich mir: „Heute wird es anders laufen", und jeder Tag schien nur eine Variation des vorherigen zu sein. „Du hast ihr mehr gegeben als mir! • „Das ist die rosa Tasse. Ich will aber die blaue. • „Dieser Haferbrei sieht wie Kotze aus. • „Er hat mich geboxt. • „Ich hab ihn nicht angerührt! • „Ich geh nicht in mein Zimmer. Du hast nicht über mich zu bestimmen!

    Schließlich laugten sie mich aus. Und obwohl ich überzeugt gewesen war, das nie zu tun, ging ich in eine Elterngruppe. Die Gruppe traf sich in einem örtlichen Kinderberatungszentrum und wurde von einem jungen Psychologen, Dr. Haim Ginott, geleitet.

    Das Treffen wirkte beunruhigend auf mich. Das Thema behandelte „die Gefühle der Kinder", und die zwei Stunden flogen dahin. Ich kam heim; mein Kopf schwirrte vor neuen Gedanken; ich hatte mir Notizen gemacht, lauter unverdaute Ideen.

    DIREKTE VERBINDUNG ZWISCHEN DEN GEFÜHLEN VON KINDERN UND IHREM VERHALTEN

    Wenn Kinder sich gut fühlen, verhalten sie sich entsprechend. Wie helfen wir ihnen, sich gut zu fühlen? Indem wir ihre Gefühle akzeptieren!

    Problem: Normalerweise akzeptieren Eltern die Gefühle ihrer Kinder nicht. Zum Beispiel:

    „Du fühlst dich doch in Wirklichkeit gar nicht so. • „Du sagst das nur, weil du müde bist. • „Es gibt keinen Grund, so aufgeregt zu sein."

    Das ständige Leugnen von Gefühlen kann Kinder verwirren und wütend machen. Es lehrt sie auch, ihre Gefühle nicht einschätzen zu können – ihnen nicht zu trauen.

    Nach dem Workshop, so erinnere ich mich, dachte ich: „Vielleicht tun das andere Eltern. Ich nicht." Dann begann ich, mir selbst zuzuhören. Hier sind einige Beispiele von Gesprächen daheim – Gespräche eines einzigen Tages:

    Kind: „Mama, ich bin müde."

    Ich: „Das kann nicht sein. Du hast doch gerade geschlafen."

    Kind (lauter): „Aber ich bin müde."

    Ich: „Du bist nicht müde. Du bist nur ein bisschen verschlafen. Zieh dich an."

    Kind (quengelnd): „Nein, ich bin müde!"

    Kind: „Mama, es ist heiß hier."

    Ich: „Es ist kalt. Lass deine Jacke an."

    Kind: „Nein, mir ist heiß."

    Ich: „Ich hab gesagt, lass deine Jacke an!"

    Kind: „Nein, mir ist heiß!"

    Kind: „Die Fernsehshow war langweilig."

    Ich: „Nein, war sie nicht. Sie war sehr interessant."

    Kind: „Sie war blöd."

    Ich: „Sie war lehrreich."

    Kind: „Sie war doof."

    Ich: „Sag so was nicht!"

    Erkennen Sie, was passiert ist? Es handelte sich nicht nur um Streitgespräche, ich sagte meinen Kindern auch immer wieder, dass ihre eigenen Wahrnehmungen nicht stimmen und sie sich stattdessen auf meine verlassen sollten.

    Sobald ich merkte, was ich tat, entschloss ich mich, das zu ändern. Doch ich wusste nicht genau, wie ich es anstellen sollte. Am meisten half es mir schließlich, mich in meine Kinder hineinzuversetzen. Ich fragte mich: „Angenommen, ich wäre ein Kind, das sich müde fühlt, dem heiß ist oder das sich langweilt. Und angenommen, ich möchte, dass der ach so wichtige Erwachsene in meinem Leben weiß, was ich fühle ..."

    In den nächsten Wochen versuchte ich, mich auf die Gefühle meiner Kinder einzustellen und das, was sie sagten, aufzugreifen. Tat ich das, dann schienen meine Worte diesem Gedankenschritt wie von selbst zu folgen. Ich benutzte nicht einfach eine Technik. Ich meinte wirklich, was ich sagte: „Also bist du immer noch müde – obwohl du gerade geschlafen hast." Oder: „Mir ist kalt, aber dir ist offensichtlich heiß. Oder: „Ich sehe, dir hat die Show nicht sehr gefallen. Schließlich waren wir zwei verschiedene Menschen, die auch zwei verschiedene Arten von Gefühlen entwickeln konnten. Keiner von uns beiden hatte recht oder unrecht. Jeder fühlte eben seine Art von Gefühlen.

    Eine Zeitlang war meine neue Fähigkeit eine große Hilfe für uns. Die Zahl der Streitereien zwischen meinen Kindern und mir sank beachtlich. Dann verkündete meine Tochter eines Tages: „Ich hasse Großmutter!" Sie sprach dabei über meine Mutter. Ich zögerte nicht eine Sekunde. „So etwas zu sagen ist schrecklich", entgegnete ich. „Du weißt, dass du das nicht so meinst. Ich will aus deinem Mund nie mehr so etwas hören."

    Dieser kleine Wortwechsel ließ mich noch etwas über mich erfahren. Ich konnte die meisten Gefühle meiner Kinder sehr gut akzeptieren. Aber sobald eine Äußerung mich persönlich traf, mich wütend oder besorgt machte, kehrte ich sofort ins alte Fahrwasser zurück. Seitdem habe ich gelernt, dass meine Reaktion nicht so ungewöhnlich war.

    Elternaufgabe

    Sehen Sie Beispiele über andere Äußerungen von Kindern, die oft ein automatisches Leugnen ihrer Eltern herausfordern. Bitte lesen Sie jeden Ausspruch und schreiben Sie schnell die Antwort nieder, die Eltern geben, die die Gefühle ihres Kindes ableugnen.

    Kind: „Ich mag das neue Baby nicht."

    Eltern (die das Gefühl leugnen):

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    Kind: „Das war eine blöde Geburtstagsparty." (Nachdem Sie alles taten, um ihm einen wunderschönen Tag zu bereiten.)

    Eltern (die das Gefühl leugnen):

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    Kind: „Ich trage meine Spange nicht mehr. Sie tut weh. Mir ist egal, was der Zahnarzt sagt!"

    Eltern (die das Gefühl leugnen):

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    Kind: „Ich bin sauer! Nur weil ich zwei Minuten zu spät in die Turnstunde kam, hat mich der Lehrer aus der Mannschaft geworfen."

    Eltern (die das Gefühl leugnen):

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    Haben Sie Dinge geschrieben wie:

    „So ist es doch nicht. Ich weiß, dass du in deinem Inneren das Baby wirklich liebst. • „Was redest du? Es war eine wunderbare Party – Eis, Geburtstagskuchen, Ballons. So, das war die letzte Party, die wir für dich veranstaltet haben! • „Deine Spange kann nicht so weh tun. Nach dem vielen Geld, das wir in deinen Mund investiert haben, wirst du das Ding tragen, ob du willst oder nicht! • „Du hast kein Recht, auf deinen Lehrer sauer zu sein. Es ist deine Schuld. Du hättest pünktlich sein sollen!

    Natürlich fällt uns dieses Gerede leicht. Aber wie fühlen sich Kinder, die das hören?

    Elternaufgabe

    Um ein Gespür für die Missachtung von Gefühlen zu bekommen, versuchen Sie folgende Übung:

    Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Büro. Ihr Arbeitgeber bittet Sie, eine Extraaufgabe für ihn zu erledigen. Er will, dass sie bis zum Abend fertig ist. Sie wollen sich sofort darum kümmern, vergessen es aber aufgrund einer Reihe dringender sonstiger Angelegenheiten. Alles ist derart hektisch, dass Sie kaum Zeit zum Mittagessen finden.

    Während Sie und ein paar Kollegen sich zum Heimgehen anschicken, kommt Ihr Chef und fragt nach der fertigen Arbeit. Schnell versuchen Sie ihm zu erklären, wie ungewöhnlich beschäftigt Sie waren.

    Er unterbricht Sie. Laut und wütend brüllt er: „Ich bin an Ihren Entschuldigungen nicht interessiert! Was, zum Teufel, denken Sie, wofür ich Sie bezahle? Dafür, dass Sie den ganzen Tag nur auf Ihrem Hintern herumsitzen? Als Sie den Mund aufmachen wollen, fügt er hinzu: „Sinnlos, und geht zum Aufzug. Ihre Kollegen tun so, als hätten sie nichts gehört. Sie packen Ihre Sachen zusammen und verlassen das Büro. Auf dem Heimweg treffen Sie eine Freundin. Sie sind noch so aufgeregt, dass Sie ihr das eben Erlebte erzählen.

    Ihre Freundin versucht, Ihnen auf acht verschiedene Arten zu „helfen. Lesen Sie jede Erwiderung, stellen Sie sich auf Ihre unmittelbare „Bauch-Reaktion ein, und schreiben Sie sie auf. (Es gibt keine richtige oder falsche Reaktion. Was Sie auch fühlen, es ist für Sie richtig.)

    • Leugnen der Gefühle: „Es gibt keinen Grund, sich so aufzuregen. Es ist verrückt, so zu reagieren. Wahrscheinlich bist du nur abgespannt und blähst die Sache unnötig auf. Es kann nicht so schlimm sein, wie du tust. Komm, lach einfach ... Du siehst so nett aus, wenn du lächelst."

    Ihre Reaktion:

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    • Die philosophische Reaktion: „Schau, so spielt das Leben. Die Dinge wenden sich nicht immer so, wie wir das wollen. Du musst lernen, alles gelassen hinzunehmen. In dieser Welt ist eben nichts vollkommen."

    Ihre Reaktion:

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    • Rat: „Weißt du, was du tun solltest? Morgen früh gehst du gleich in das Büro deines Chefs und sagst: ‚Sehen Sie, ich hatte Unrecht.’ Dann setzt du dich hin und machst die Arbeit fertig, die du heute vernachlässigt hast. Lass dich ja nicht von kleinen Notfällen ablenken. Und wenn du klug bist und deinen Job behalten willst, dann tu alles dafür, dass so etwas nicht wieder passiert."

    Ihre Reaktion:

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    • Fragen: „Was waren denn das für dringende Dinge, die dich dazu brachten, die Bitte deines Bosses zu vergessen? • „Konntest du dir nicht denken, dass er wütend reagieren würde, falls du die Sache nicht sofort erledigtest? • „Ist so was schon mal vorgekommen? • „Warum bist du ihm nicht gefolgt, als er das Zimmer verließ, und hast versucht, es ihm noch mal zu erklären?

    Ihre Reaktion:

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    • Verteidigung der anderen Person: „Ich kann die Reaktion deines Chefs verstehen. Auf ihm lastet wahrscheinlich schrecklicher Druck. Du hast Glück, dass er die Beherrschung nicht öfter verliert."

    Ihre Reaktion:

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    • Mitleid: „Oh du Arme. Das ist ja furchtbar! Du tust mir richtig leid, ich könnte gleich heulen."

    Ihre Reaktion:

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    • Amateur-Psychoanalyse: „Ist dir je in den Sinn gekommen, der wahre Grund für deine Aufregung könnte sein, dass dein Boss in deinem Leben eine Vaterfigur verkörpert? Als Kind hattest du wahrscheinlich Angst davor, deinem Vater nicht zu gefallen, und als dein Boss dich jetzt beschimpfte, weckte das erneut deine früheren Ängste vor Zurückweisung. Stimmt‘s?"

    Ihre Reaktion:

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    • Eine mitfühlende Reaktion (ein Versuch, sich in die Empfindungen des anderen hineinzuversetzen): „Mensch, das klingt nach schlimmer Erfahrung. Vor allen Kollegen einem solchen Angriff ausgesetzt zu sein. Und das nach dem Druck eines ganzen Arbeitstages. Das muss ganz schön hart gewesen sein!"

    Ihre Reaktion:

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    ________________________________________________________________

    Sie haben gerade Ihre eigenen Reaktionen auf typische Redensarten von Leuten erforscht. Jetzt möchte ich Ihnen gern meine persönlichen Entgegnungen mitteilen. Bin ich aufgeregt und verletzt, dann möchte ich am allerwenigsten einen guten Ratschlag, Philosophie, Psychologie oder den Standpunkt des anderen hören. Diese Art von Gerede verschlimmert alles nur noch mehr. Mitleid macht mich bemitleidenswert, und Fragen setzen mich unter Druck, verlangen Gegenwehr. Am ärgerlichsten ist es, erfahren zu müssen, dass es keinen Grund gebe für derartige Gefühle, wie ich sie empfinde. Meine Hauptreaktion auf die meisten Kommentare der Freundin: „Ach, vergiss es ... Was nützt es, weiterzusprechen?"

    Doch hört mir jemand wirklich zu, erkennt meinen inneren Schmerz und gibt mir die Möglichkeit, mehr über das zu reden, was mich bewegt, dann reagiere ich auf einmal weniger aufgeregt, weniger verwirrt und kann besser mit meinen Gefühlen und meinem Problem umgehen. Ich kann dann sogar zu mir sagen: „Mein Boss verhält sich normalerweise fair ... Ich nehme an, ich hätte mich sofort um den Bericht kümmern sollen ... Aber ich kann trotzdem nicht übersehen, was er getan hat ... Nun, morgen früh gehe ich hin und schreibe zuerst diesen Bericht ... Bringe ich ihn dann in sein Büro, dann werde ich ihm zu verstehen geben, wie sehr er mich durch die Art und den Tonfall seiner Worte verletzt hat ... Und ich werde ihn auch wissen lassen, dass ich es von nun an schätzen würde, wenn er seine Kritik mir gegenüber nur mir persönlich sagte."

    Für unsere Kinder läuft der Prozess nicht anders ab. Auch sie können sich selbst helfen, wenn ihnen jemand zuhört und mitfühlend reagiert. Doch die mitempfindende Sprache kommt nicht von selbst zu uns. Sie ist nicht automatisch Bestandteil unserer „Muttersprache". Meistens leugnet man unsere Gefühle, während wir erwachsen werden. Um in dieser neuen Sprache des Akzeptierens heimisch zu werden, müssen wir ihre Methoden lernen und üben.

    Mit Gefühlen richtig umgehen

    Hier sind ein paar Möglichkeiten, wie Sie Ihrem Kind helfen können, mit seinen Gefühlen umzugehen:

    1) Hören Sie mit voller Aufmerksamkeit zu.

    2) Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle Ihres Kindes: „Oh, „Mmm, „Ich verstehe".

    3) Geben Sie den Gefühlen Ihres Kindes einen Namen.

    4) Geben Sie den Wünschen Ihres Kindes in der Phantasie nach.

    Im Folgenden können Sie den Unterschied zwischen diesen Methoden und jenen Arten feststellen, wie Menschen normalerweise auf ein Kind reagieren, das unglücklich ist.

    Bei den vier Varianten, einem unglücklichen Kind „Erste Hilfe zu leisten, ist unsere Haltung noch wichtiger als die Wahl unserer Worte. Signalisiert unsere Haltung kein Mitgefühl, dann wird das Kind alles, was wir sagen, als manipulierend oder falsch empfinden. Zeigen unsere Worte aber tatsächlich echte Gefühle des Mitleidens, dann erreichen sie auch direkt das Herz unseres Kindes. Von den vier Fähigkeiten erscheint vielleicht die, einem kindlichen emotionalen Gefühlsausbruch zuzuhören und dann „dem Gefühl einen Namen geben zu müssen, am schwierigsten. Man braucht Übung und Konzentration, um in das hinein- und über das hinauszuschauen, was ein Kind denkt, um identifizieren zu können, was es vielleicht fühlt. Doch es ist ganz wichtig, dass wir unseren Kindern ein Vokabular für ihre innere Wirklichkeit geben. Sobald ihnen Worte für ihre Erfahrungen zur Verfügung stehen, können sie anfangen, sich selbst zu helfen.

    1) HÖREN SIE MIT VOLLER AUFMERKAMKEIT ZU

    Anstatt nur halb zuzuhören …

    Es kann entmutigend sein, bei jemandem durchdringen zu wollen, der nur so tut, als höre er zu.

    ... hören Sie aktiv zu

    Es ist viel einfacher, seine Sorgen jemandem zu erzählen, der wirklich zuhört. Der Zuhörer muss nicht einmal etwas sagen. Oft braucht ein Kind nur mitfühlendes Schweigen.

    2) ZEIGEN SIE VERSTÄNDNIS FÜR DIE GEFÜHLE IHRES KINDES

    Statt mit Ratschlägen und Fragen zu reagieren ...

    Es ist schwer für ein Kind, klar und konstruktiv zu denken, wenn man es ausfragt, tadelt oder ihm Ratschläge erteilt.

    ... zeigen Sie Verständnis durch Ihre Äußerungen

    Ein einfaches „Oh ..., „Mmm ... oder „Ich verstehe" kann viel helfen. Solche Worte, im Zusammenhang mit einer einfühlenden Haltung, sind Aufforderungen an das Kind, eigene Gedanken und Gefühle zu erforschen und möglicherweise selbständig zu finden.

    3) GEBEN SIE DEN GEFÜHLEN IHRES KINDES EINEN NAMEN

    Statt das Gefühl abzuleugnen ...

    Es ist kaum verwunderlich. Drängen wir ein Kind, ein schlimmes Gefühl beiseite zu schieben – egal wie freundlich –, dann wird das Kind nur noch aufgeregter reagieren.

    ... geben Sie dem Gefühl einen Namen

    Eltern reagieren normalerweise nicht so, weil sie befürchten, die Sache nur noch schlimmer zu machen, wenn sie mitfühlen und sie beim Namen nennen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Das Kind, das die Worte für seine schmerzliche Situation vernimmt, fühlt sich tief getröstet. Jemand hat seine innere Erfahrung anerkannt und verstanden.

    4) GEBEN SIE DEN WÜNSCHEN IHRES KINDES IN DER PHANTASIE NACH

    Statt mit Erklärungen und Logik zu argumentieren ...

    Wollen Kinder etwas haben, was sie nicht bekommen können, reagieren Erwachsene normalerweise mit logischen Warum-Erklärungen darauf: warum sie es nicht haben können. Je klarer wir die Sache begründen, desto stärker wird oft der Protest sein.

    ... geben Sie den Wünschen in der Phantasie nach

    Manchmal fällt es einem Kind leichter, die Wirklichkeit zu ertragen, wenn die Eltern sein dringendes Verlangen zu verstehen versuchen.

    Elternaufgabe

    Die nächste Übung enthält eine Liste von sechs Feststellungen, die ein Kind seinen Eltern gegenüber äußern kann. Bitte lesen Sie jede Äußerung des Kindes – und denken Sie sich dazu Folgendes aus:

    1) Ein Wort oder zwei, das beschreiben könnte, was das Kind fühlt.

    2) Eine Stellungnahme, die Sie dem Kind gegenüber abgeben

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