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Lost Places fotografieren: Von der Vorbereitung über das Shooting bis zur Nachbearbeitung
Lost Places fotografieren: Von der Vorbereitung über das Shooting bis zur Nachbearbeitung
Lost Places fotografieren: Von der Vorbereitung über das Shooting bis zur Nachbearbeitung
Ebook447 pages1 hour

Lost Places fotografieren: Von der Vorbereitung über das Shooting bis zur Nachbearbeitung

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Schauen Sie dem bekannten Lost Places-Fotografen Peter Untermaierhofer über die Schulter, um verlassene Orte präzise, kunstvoll und jenseits jeden Genre-Klischees zu fotografieren. Lernen Sie, die Weiten zerfallender Architekturen und die Details bröckelnder Texturen so in Szene zu setzen, dass dabei faszinierende Bilder voller Geschichten entstehen.

Peter Untermaierhofer macht Sie mit allem vertraut, was Sie zum erfolgreichen Fotografieren vor Ort und zur Nachbearbeitung Ihrer Bilder wissen müssen. Neben den Grundregeln und -techniken der Architekturfotografie und dem Arbeiten mit Belichtungsreihen lernen Sie auch, wie Sie sich optimal vorbereiten, um in Lost Places Kopf und Hände für die bestmöglichen Bilder frei zu haben.

Aus dem Inhalt:
• Die richtige Ausrüstung (für Ihre Kamera und für Sie)
• Wie Sie Lost Places-Exkursionen optimal vorbereiten und durchführen
• Lichtstimmungen authentisch wiedergeben mit Belichtungsreihen und HDR
• Kompositorische Regeln
• Aufnahmetechniken (z.B. Panorama mit Tilt-Shift- Objektiven)
• Kamerafernsteuerung mit qDslrDashboard
• Nachbearbeitung mit HDR Projects Professional und Photoshop
• u.v.a.m.
LanguageDeutsch
Publisherdpunkt.verlag
Release dateSep 21, 2016
ISBN9783864919510
Lost Places fotografieren: Von der Vorbereitung über das Shooting bis zur Nachbearbeitung

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    Book preview

    Lost Places fotografieren - Peter Untermaierhofer

    1 EINLEITUNG

    Sony A300, 18 mm, (1/640, 1/400, 1/250, 1/160, 1/100, 1/60, 1/40 s), f/5,6, ISO 100

    Warum ich Lost Places fotografiere

    Sehr oft werde ich gefragt, warum ich eigentlich Lost Places fotografiere und wie ich dazu gekommen bin. Hierzu hat sicher jeder Fotograf, der sich verlassenen Orten widmet, seine ganz eigene Geschichte. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass jeder, der einmal damit begonnen hat, von der Schönheit verlassener Orte in den Bann gezogen wird und ständig auf der Suche nach neuen spannenden, atemberaubenden Orten ist.

    Bei mir hat die Faszination für alte, morbide Gebäude bereits in der Kindheit begonnen. Meine Eltern haben mich als kleinen Jungen oft auf Burgen im Voralpenland und in den Alpen mitgenommen, und meine Begeisterung für Burgen und alte Gemäuer hat da wohl ihren Ursprung. Als Jugendlicher erkundete ich das »Weingut I«, einen Rüstungsbunker des Nazi-Regimes in der Nähe meines Heimatortes. Die Anlage war als unterirdische Fabrik zum Bau von Messer-schmidt-Flugzeugen geplant, konnte aber vor Kriegsende nicht mehr fertiggestellt werden.

    Den Alliierten gelang die Sprengung der Anlage bis auf einen Stahlbetonbogen, der heute noch mitten im Wald steht. Das ganze Gelände lädt geradezu zum Erforschen ein. Überall liegen Bogenreste, unter denen sich Hohlräume bilden, in die man hineinkriechen kann.

    Sony A300, 18 mm, (1/1000, 1/640, 1/400, 1/250, 1/160, 1/100, 1/60 s), f/5, ISO 100

    Hier machte ich meine ersten Lost Places-Fotos mit meiner ersten Kamera, einer Sony A300, und im »klassischen« HDR-Stil: mit Halos, Unschärfen, Verwacklungen, Überschärfung, überdrehten Farben und voll aufgezogenem Kontrastregler. Aber so hat fast jeder Lost Places-Fotograf mal angefangen. Heute, Anfang 2016 – sieben Jahre später und nach unzähligen Fotoexkursionen zu Lost Places in halb Europa, zwei Buchveröffentlichungen, einigen Ausstellungen und meinem ersten Galerie-Engagement – kann ich sagen, dass ich meinen Stil deutlich weiterentwickelt habe (und auch noch weiterentwickle).

    Was macht für mich ein gutes Lost Places-Foto aus?

    Was ist ein gutes Lost Places-Foto? Diese Frage lässt sich wohl wie alles, was dem persönlichen Geschmack untergeordnet ist, nicht pauschal beantworten. Für mich ist es sehr wichtig, dass das Bild eine Stimmung erzeugt. Ich versuche, bei meinen Bildern dem Betrachter dasselbe Gefühl zu vermitteln, das ich bei der Aufnahme des Motivs vor Ort hatte. Dazu gehört es, die Lichtstimmung so exakt wie möglich wieder ins Bild zu bringen. Der Betrachter soll zum Nachdenken angeregt werden. Ich biete ihm hierfür das Szenario und den Schauplatz – er macht sich darin seine eigenen Gedanken und spielt sein eigenes Kopfkino ab.

    Nikon D800, 18 mm, (1/15, 1/5, 0,6, 2, 6 s), f/7.1, ISO 100

    Nikon D800, 24 mm, (1/40, 1/13, 1/4, 0,8, 2,5, 8, 25 s), f/3.5, ISO 200

    Es gibt eine Vielzahl von Punkten, die für mich ein gutes Lost Places-Bild ausmachen, ohne dass ich damit gleich einen pauschal anwendbaren Kriterienkatalog aufstellen möchte:

    1 Ich vermeide stürzende Linien (außer bei bewusstem kreativen Einsatz, um z.B. extreme Größe zu übermitteln).

    Nikon D800, 14 mm, (1/60, 1/50, 1/13, 0,3, 1,3 s), f/8, ISO 100

    2 Ich belichte und entwickle meine Bilder so, dass in den hellsten und dunkelsten Stellen des Bildes immer noch ein wenig Zeichnung zu sehen ist. Ich vermeide also das »Ausbrennen« bzw. »Absaufen« von Details (es sei denn, ich setze dies bewusst als Stilmittel ein). Oft kommt dazu eine HDR genannte Technik zum Einsatz, die ich später noch erläutere.

    Nikon D800, 14 mm, (1/25, 1/6, 0,6, 2,5, 10 s), f/4, ISO 500

    3 Die Lichtstimmung allgemein ist mir sehr wichtig, also achte ich bereits beim Fotografieren darauf. Ich versuche, die Stimmung vor Ort in mich aufzusaugen, damit ich mich später daran erinnern kann. Ich muss diese Stimmung bei der Nachbearbeitung aus dem Gedächtnis heraus zurück ins Bild bringen.

    Nikon D800, 18 mm, 30 s, f/3.2, ISO 500

    Nikon D800, 18 mm, 13 s, f/3.2, ISO 500

    4 Ich fotografiere ein Motiv – siehe die beiden folgenden Bilder – aus der Perspektive, die es am besten zur Geltung bringt.

    Nikon D800, 24 mm, (1/80, 1/25, 1/8, 0,4, 1,3, 4 s), f/8, ISO 100

    Nikon D800, 19 mm, (1/25, 1/8, 0,4, 1,3, 4 s), f/8, ISO 100

    5 Ich vermeide bereits beim Fotografieren einen schiefen Horizont. Er lässt sich in Photoshop zwar zu 100 % ausgleichen, jedoch verliere ich durch den nötigen Beschnitt Teile der Bildränder sowie etwas Qualität.

    Nikon D700, 24 mm, 0,6 s, f/8, ISO 1000

    Nikon D700, 24 mm, 0,6 s, f/8, ISO 1000

    6 Gibt es in der Architektur vor Ort besondere Formen, setze ich sie abstrakt in Szene. Zum Beispiel ergibt der Blick nach oben oft völlig neue Blickwinkel und Eindrücke.

    Nikon D800, 14 mm, (1/1250, 1/400, 1/125, 1/40, 1/13 s), f/8, ISO 100

    Nikon D800, 14 mm, (1/6, 0,6, 2,5, 10, 40 s), f/8, ISO 100

    7 Ich vermeide ungewollte Flares. Flares – auch Lensflares oder Blendenflecken genannt – entstehen, wenn starkes Licht durch gering vergütete oder oft auch nur dreckige Linsen fällt. Sie sollten sie nach Möglichkeit schon bei der Aufnahme vermeiden. Wollen Sie Lensflares bewusst als Stilmittel einsetzen, ist dagegen natürlich nichts einzuwenden.

    Nikon D700, 24 mm, 1/320 s, f/13, ISO 200

    NIKON D800, 14 mm, 1/4 s, f/8, ISO 100

    8 Ich nutze in der Nachbearbeitung nicht zu viel und nicht zu wenig HDR. Was dies genau heißt, erkläre ich Ihnen im nächsten Abschnitt.

    Sony A300, 20 mm, 1/320 s, f/8, ISO 100

    Nikon D800, 17 mm, 8 s, f/8, ISO 250

    Fotografisch anspruchsvolle Bilder statt effektgetränkter Mainstream

    HDR ist die Abkürzung für High Dynamic Range. »Dynamik« bedeutet in diesem Zusammenhang die Spanne zwischen dem dunkelsten und dem hellsten Punkt eines Bildes. Unser Auge ist in der Lage, einen hohen Dynamikumfang zu erfassen – viel höher, als dies aktuelle Kamerasensoren können.

    HDR bezeichnet also ein Verfahren (bei Aufnahme und Bearbeitung des Fotos), mit dessen Hilfe Fotos erstellt werden können, die einen sehr breiten Dynamikumfang haben, der dem menschlichen Auge nachempfunden ist.

    Das folgende Bild zeigt ein Beispiel: Die Lichtsituation vor Ort hatte eine hohe Dynamik – für ein Nicht-HDR-Foto hätte ich mich bei der Belichtung zwischen den Details im Halbdunkel des Esssaals oder den Details der weißen Fenstergardinen entscheiden müssen. Das HDR-Verfahren erlaubt mir, beides zu zeigen, und kommt damit meiner Wahrnehmung der Szenerie vor Ort viel näher. (Künstliches Licht war hier übrigens keine Option – Sie erinnern sich, wie wichtig mir die natürliche Wiedergabe der Lichtstimmung vor Ort ist?)

    Nikon D800, 15 mm, (1/125, 1/40, 1/13, 1/4, 0,8 s), f/8, ISO 100 (siehe auch Seite 23)

    Mit »HDR« wird aber auch ein bestimmter, meist über Filter oder Vorgaben in Bildbearbeitungsprogrammen zugewiesener Look bezeichnet, der sich so oft in der Lost Places-Fotografie findet, dass er das Genre tief geprägt hat. Dabei ist die Bedeutung von HDR immer noch dieselbe wie oben beschrieben, der Unterschied ist aber: HDR wird hier nur simuliert und verkommt so zum bloßen Effekt.

    Das führt sehr oft zu sehr merkwürdigen Ergebnissen, sodass HDR inzwischen ein Synonym für schlecht bearbeitete, bunte Fotos mit unrealistischen Kontrasten geworden ist. Auch wenn dieser falsch verstandene und effekthascherische Einsatz von HDR inzwischen etwas aus der Mode gekommen ist, so ist er doch nach wie vor sehr verbreitet. Sie haben diese Bilder sicher schon oft gesehen, und sie mögen bei Ihnen im ersten Moment sogar einen Wow-Effekt ausgelöst haben.

    Sony A300, 10 mm, 1/30 s, f/11, ISO 100

    Meine Fotos von Lost Places definieren sich nicht über den HDR-Look, aber ich wende HDR als Technik an – wie oben gesagt, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ich fotografiere ja auch, was ebenfalls typisch für das Genre ist, sehr gern weitwinklig, um den Raum als Ganzes einzufangen. Trotzdem haben für mich auch Detailaufnahmen ihren ganz besonderen Reiz. Und aufgrund der geringeren Dynamik im Bild brauche ich hierfür nicht mal HDR.

    In diesem Buch geht es also darum, wie Sie besonders gute, stimmungsvolle Bilder von Lost Places machen. Dazu sind teilweise Techniken wie HDR notwendig, aber nicht zwingend. Ihr Ziel sollte nicht sein, HDR als Effekt einzusetzen (also einen Look zu kopieren), sondern Ihr Motiv bestmöglich wiederzugeben. Um dieses Ergebnis zu erreichen, werden Sie immer wieder das HDR-Verfahren nutzen.

    Doch bevor ich hierzu weiter ins Detail gehe, erkläre ich Ihnen, was es mit dieser High-Dynamic-Range-Technologie auf sich hat, da Sie vielleicht noch nie damit in Berührung gekommen sind.

    Nikon D800, 70 mm, 0,6 s, f/2.8, ISO 100

    Warum sich HDR für Lost Places-Fotos so gut eignet

    Die heutigen Bildsensoren digitaler Kameras können nicht mit dem Dynamikumfang des menschlichen Auges mithalten. Das macht es unmöglich, ein Motiv mit sehr großem Helligkeitsumfang als natürlich wirkendes Foto wiederzugeben. (Der Einfachheit halber klammere ich den Dynamikumfang Ihres Monitors, Druckers oder des verwendeten Papiers hier aus.)

    Der maximal messbare Dynamikumfang in unserer Umwelt beträgt 23 Blendenstufen. In Zahlen: Der hellste Wert ist 2²³-mal, also über 8 Millionen Mal heller als der dunkelste Wert. Unser Auge kann einen Dynamikumfang von etwa 20 Blendenstufen abbilden – nur noch ein 1/8 davon (und das auch nur, weil es sich dynamisch an verschiedene Helligkeiten anpassen kann).

    Eine hochwertige Spiegelreflexkamera schafft im RAW-Format je nach Qualität des Sensors maximal 15 Blendenstufen; das entspricht nur noch einem 1/32 dessen, was unser Auge vermag. Bei JPG-Bildern sinkt die Dynamik weiter auf 1/64 davon – 8,6 Blendenstufen, die in einer Aufnahme eingefangen werden können. Das bedeutet, der hellste Punkt ist gerade noch 512-mal heller als der dunkelste Punkt.

    Hier setzt die High-Dynamic-Range-Fotografie an. HDR-Bilder bestehen im Grunde aus mehreren unterschiedlichen Belichtungen desselben Motivs, einer sogenannten Belichtungsreihe, die in ihrer Gesamtheit die Dynamik des Motivs abbildet (theoretisch bis zu 32 Blendenstufen, d. h., der hellste Punkt wäre bis zu über vier Milliarden Mal heller als der dunkelste). Nehmen wir das Foto des Esssaals auf Seite 20 als Beispiel: In jedem Foto der zugrundeliegenden Belichtungsreihe habe ich anhand einer entsprechenden Belichtung ein Detail herausgearbeitet (siehe Seite 23) – von der Struktur der weißen Gardinen in der dunkelsten bis zu Details im Halbdunkel in der hellsten Belichtung. Die einzelnen Bilder habe ich anschließend miteinander verrechnet, wodurch ein HDR-Bild entstand. Dieses HDR-Bild weist durch die angewandte Technik eine höhere Dynamik auf und entspricht dadurch mehr der realen Wahrnehmung.

    Nikon D800, 15 mm, 1/40 s, f/8, ISO 100

    Nikon D800, 15 mm, 1/13 s, f/8, ISO 100

    Nikon D800, 15 mm, 1/4 s, f/8, ISO 100

    Nikon D800, 15 mm, 0,8 s, f/8, ISO 100

    Diese Verrechnung kann mit verschiedenen Techniken von Hand oder mit speziellen HDR-Programmen automatisiert geschehen. Eine HDR-Software zieht sich aus jeder Aufnahme die für sie optimal belichteten Bildbereiche und rechnet diese in einem Bild zusammen. Allerdings muss das Programm hier nicht immer richtig liegen – hochwertige Software zeichnet sich dadurch aus, dass Sie von Hand nachbessern können. Es hängt also auch von Ihrem Geschick bei der Anwendung der Software ab, ob das Ergebnis sehr realistisch wirkt oder vollkommen fehlerhaft ist.

    Ich zeige Ihnen das einmal en detail am Beispiel von Photoshop.

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