Die traurige Frau am See: Der Arzt vom Tegernsee 3 – Arztroman
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Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Dr. Eric Baumann lächelte seiner Sprechstundenhilfe zu. »So, das wär's für heute! Sie können Feierabend machen, Tina.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Ein anstrengender Tag lag hinter ihm.»Danke, Herr Doktor!« Auch Tina Martens lächelte erleichtert. Sie arbeitete sehr gerne bei Dr. Baumann. Sie bewunderte ihn und wußte, daß sie noch viel von ihm lernen konnte. Jedem Patienten brachte er Verständnis entgegen und hörte sich geduldig die Krankengeschichte an. Inzwischen liebte man ihn genauso wie den verstorbenen Dr. Baumann, seinen Vater. Doch nun war sie froh, daß sie Feierabend hatte. Es war ein herrlicher Tag, und so würde es bestimmt auch ein schöner Abend werden. Sie war zu einer Grillparty eingeladen.»Einen schönen Abend, Herr Doktor! Bis morgen!« grüßte sie.
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Der Arzt vom Tegernsee
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Die traurige Frau am See - Laura Martens
Der Arzt vom Tegernsee
– 3–
Die traurige Frau am See
Laura Martens
Dr. Eric Baumann lächelte seiner Sprechstundenhilfe zu. »So, das wär’s für heute! Sie können Feierabend machen, Tina.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Ein anstrengender Tag lag hinter ihm.
»Danke, Herr Doktor!« Auch Tina Martens lächelte erleichtert. Sie arbeitete sehr gerne bei Dr. Baumann. Sie bewunderte ihn und wußte, daß sie noch viel von ihm lernen konnte. Jedem Patienten brachte er Verständnis entgegen und hörte sich geduldig die Krankengeschichte an. Inzwischen liebte man ihn genauso wie den verstorbenen Dr. Baumann, seinen Vater. Doch nun war sie froh, daß sie Feierabend hatte. Es war ein herrlicher Tag, und so würde es bestimmt auch ein schöner Abend werden. Sie war zu einer Grillparty eingeladen.
»Einen schönen Abend, Herr Doktor! Bis morgen!« grüßte sie.
»Gleichfalls!« rief Eric hinter ihr her. Er streckte sich und erhob sich langsam aus seinem Stuhl. Auch er freute sich auf einen geruhsamen Feierabend. Er wollte sich in den Garten setzen und in Fachzeitschriften blättern, vielleicht auch einen kleinen Spaziergang machen, wovon der Hund natürlich sehr begeistert wäre.
Zufrieden ging Eric durch die nun leeren Praxisräume. Auch Franziska war schon nach Hause gegangen. Seit dem Traktorunfall ihres Vaters blieb sie selten länger als nötig in der Praxis. Inzwischen war er sehr froh, daß sie auch weiterhin in der Praxis als Krankengymnastin arbeitete. Er gestand sich ein, daß er zuerst Bedenken gehabt hatte. Er hatte gedacht, es könnte von Nachteil sein, daß Franziska stumm war. Doch Katharina, seine Haushälterin, hatte ihn vom Gegenteil überzeugt, und zwischenzeitlich hatte er sich von Franziskas Fähigkeiten überzeugen können.
»Wo steckst du?« Katharina Wittenberg steckte den Kopf ins Zimmer. »Ich finde, du solltest Feierabend machen. Für heute hast du wirklich genug gearbeitet.«
Eric lächelte, das war wieder typisch Katharina! Sie konnte es einfach nicht lassen, sich um ihn zu sorgen. Immer wieder schien sie zu vergessen, daß er nicht mehr der kleine Junge war, den sie einst bemuttert hatte.
»Das habe ich bereits gemacht!« Sein Lächeln wurde breiter und verlieh ihm ein jugendliches Aussehen. Nun ging er auf die mütterliche, etwas beleibte Frau zu. »Ich bin so froh, daß ich auf deinen Rat gehört habe und die Praxis weiterführe. Heute konnte ich einigen Patienten helfen.«
»Und wie froh ich erst bin, daß du zur Vernunft gekommen bist«, brummte die Haushälterin. »Ich wußte doch, daß du deinen Beruf liebst. So, nun wollen wir aber an dein leibliches Wohl denken. Soll ich uns einen Salat mit Putenstreifen machen?«
»Gern! Das ist keine schlechte Idee.« In Gedanken setzte er hinzu: Sie ist wirklich eine Perle!
»Ich werde dir auch…« Weiter kam Katharina nicht, denn Franzl, der Mischlingshund, begann zu bellen.
»Nanu, was hat er denn?« wunderte sie sich, aber da ertönte auch schon die Haustürglocke.
»Besuch!« stellte Katharina fest.
»Oder mein ärztliches Können wird gebraucht.« Eric eilte an ihr vorbei zur Haustür. Davor stand ein junger Bursche in Tennisbekleidung, der sehr erregt zu sein schien.
»Herr Doktor«, platzte er auch sogleich heraus. »Sie müssen sofort mitkommen! Tanya kann nicht mehr aufstehen. Bitte, Sie müssen helfen!«
»Wohin soll ich kommen?« fragte Dr. Baumann sachlich.
»Zu den Tennisplätzen!«
»Nun mal langsam, Junge«, mischte sich die Haushälterin ein. »Was ist denn passiert?«
»Sie ist plötzlich zusammengebrochen. Ich habe es selbst gesehen. Sie hat sehr starke Schmerzen.«
»Dann wirst du wohl müssen«, sagte Katharina und verschwand, um für ihren Schützling die große schwarze Tasche zu holen.
»Wer ist sie?« fragte Dr. Baumann. Er überlegte kurz, ob er seinen weißen Mantel ausziehen sollte, entschied sich dann aber dafür, ihn anzulassen.
»Sie trainiert bei uns. Tanya ist wirklich eine Wucht!« Der Junge geriet ins Schwärmen. »Sie spielt wie eine Göttin, und ich bin sicher, daß sie noch viele Turniere gewinnen wird.«
»Im Augenblick scheint sie jedenfalls verletzt zu sein«, meinte Katharina Wittenberg trocken. Sie war mit der Tasche zurück und reichte sie Eric. »Sieh zu, daß es nicht zu lange dauert.«
»Aber Kathi!« Eric schüttelte den Kopf. »Du bist doch lange genug in einem Arzthaushalt tätig, um zu wissen, daß der Arzt keinen Einfluß darauf hat, wie lange seine Hilfe benötigt wird. Wollen wir hoffen, daß das junge Mädchen nur eine Zerrung hat.«
»Schon gut!« brummte die Frau, die an dem Arzt einst Mutterstelle vertreten hatte, und zog sich zurück.
»Dann wollen wir mal!« Eric wandte sich an den jungen Mann. »Ich nehme das Auto, Sie können mit mir fahren.«
»Ich habe mein Fahrrad dabei.«Der Junge bekam einen roten Kopf. »Aber ich könnte es hier stehen lassen, natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben, Herr Doktor. Wenn ich mit Ihnen mitfahre, dann bin ich schneller. Ich möchte doch so gerne wissen, was mit Tanya los ist.«
Dr. Baumann lächelte. »Klar!« Er ging nun mit Riesenschritten auf sein Auto zu und stieg ein. »Los, komm schon!«
»Danke!« Der junge Mann – er war sicher noch Schüler – ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
»Kennst du diese Tanya schon lange?« fragte Eric.
»Seit sie hier trainiert, und das sind jetzt ungefähr drei bis vier Wochen. Wir sind uns gleich am ersten Tag begegnet.« Sein Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. »Ihr Vater ist ein ehemaliger Tennisprofi. Er ist ein richtiger Schinder und gönnt Tanya kaum eine Pause.«
»Du scheinst ja nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein«, stellte Dr. Baumann fest.
Wieder bekam der Junge einen roten Kopf. »Ich bin froh, daß er nicht mein Vater ist.«
Dr. Baumann warf dem jungen Mann einen kurzen Blick zu und beschloß, keine weiteren Fragen mehr zu stellen. Er nahm nun eine Abkürzung und hatte wenig später die Tennisanlage erreicht. Kaum hatte er geparkt, sprang der Junge auch schon aus dem Wagen.
»Ich sage Tanya, daß Sie da sind!« rief er und stürmte davon. Eric schnappte seine Tasche und folgte ihm.
Man hatte das junge Mädchen – Dr. Baumann schätzte sie auf sechzehn Jahre – auf eine Bank gelegt. Sie hatte Tränen in den Augen, versuchte aber, nicht zu weinen.
»Endlich!« sagte ein Mann, der nun einen Schritt auf den Arzt zutrat. »Ich bin Roman Berger!«Er machte keine Anstalten, dem Arzt die Hand zu reichen, sondern zeigte nur auf das Mädchen. »Das ist Tanya, meine Tochter. Was ist mit ihr los? Ich verstehe das nicht! Wir waren mitten im Training, als sie plötzlich stürzte.«
»Ich werde mich um Ihre Tochter kümmern.« Dr. Baumann ging an Herrn Berger vorbei und beugte sich über das Mädchen. »Sie sind Tanya, nicht?«
Tanya nickte und schluckte. »Es tut so schrecklich weh!«
»Das ist verständlich!« Auf den ersten Blick hatte Dr. Baumann erkannt, was passiert war. Er beugte sich über Tanyas Beine und begann, das rechte Knie vorsichtig abzutasten. Dann hob er den Kopf und sah dem Mädchen ins Gesicht. »Nun müssen Sie ganz fest die Zähne zusammenbeißen. Bisher waren Sie sehr tapfer, Tanya. Ich darf Sie doch Tanya nennen?«
»Gerne, Herr Doktor!« Tanya versuchte zu lächeln.
Dr. Baumann griff jetzt zu. Er mußte versuchen, die Kniescheibe, die aus der Pfanne gesprungen war, wieder hineinzudrücken.
Tanya stieß einen kleinen Schrei aus, aber da war es auch schon geschafft. Dr. Baumann begann, ihr Bein zu massieren, dabei lächelte er ihr