Schieß mich frei!: Die großen Western 254
By U.H. Wilken
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About this ebook
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
»Mir ist es unbegreiflich, Bronson, wie ein Mann wie du noch so kindisch sein kann! Hör doch endlich auf mit dem Scheiß da drüben!»Warum?»Weil du dann vielleicht mal die Zeit hättest, das Merk deiner Augen auf den Hügel dort zu richten! Wir bekommen Besuch!»Wie aufregend. Das läßt der Oma doch vor Schreck das Gebiß klappern.»Mann, das sind sieben Reiter! Mindestens. Alle bis auf die Knochen bewaffnet.»Du untertreibst mal wieder, Cayuse. Zehn sind es. Mindestens!Weit draußen vor der Stadt wallt Staub auf. Viele Hufe stampfen auf dem sandigen Mesquitehügel. Radsporen rasseln. Conchas klingeln. Hölzerne Sättel knarren. Pferde prusten. Haßerfüllt klingt eine kehlige Stimme.
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Schieß mich frei! - U.H. Wilken
Die großen Western
– 254 –
Schieß mich frei!
U. H. Wilken
»Mir ist es unbegreiflich, Bronson, wie ein Mann wie du noch so kindisch sein kann! Hör doch endlich auf mit dem Scheiß da drüben!«
»Warum?«
»Weil du dann vielleicht mal die Zeit hättest, das Merk deiner Augen auf den Hügel dort zu richten! Wir bekommen Besuch!«
»Wie aufregend. Das läßt der Oma doch vor Schreck das Gebiß klappern.«
»Mann, das sind sieben Reiter! Mindestens. Alle bis auf die Knochen bewaffnet.«
»Du untertreibst mal wieder, Cayuse. Zehn sind es. Mindestens!«
Weit draußen vor der Stadt wallt Staub auf. Viele Hufe stampfen auf dem sandigen Mesquitehügel. Radsporen rasseln. Conchas klingeln. Hölzerne Sättel knarren. Pferde prusten. Haßerfüllt klingt eine kehlige Stimme.
Alle Geräusche trägt der Wind weg.
»Na also!« freut sich Bronson. »Empfangen wir unseren Besuch angemessen würdevoll.«
Gemächlich zieht El Cartucho mit seiner indianischen Mordbande durch das öde Tal.
Unter greller Sonne gleißt es silbern an zerschlissenen Jacken und schmutzigen Hosen. Im Glutwind flattern an riesigen Sombreros bunte Tücher und schwarze Rabenfedern.
Die wilde Horde will in die Stadt. Nur dort gibt es Wasser. Im einzigen Brunnen weit und breit. Aber dort warten Bronson und Cayuse.
Mittag in der Geisterstadt. Hier zeigt keine Uhr mehr die Zeit an.
Hitze nistet in leeren Räumen. Unheimliche Stille lastet über halbzerfallenen Häusern.
Die Killerhorde kommt langsam näher.
Staub treibt durch die ausgestorbene Stadt. Wind fängt sich in den verlassenen Behausungen. Türen bewegen sich leise knarrend. Fensterläden quietschen. Flugsand erstickt alles Leben, nur nicht den heimtückischen Tod. Der lauert überall am Boden. Die Klapperschlangen, Eidechsen und Skorpione sind kaum zu erkennen.
Bronson lehnt am alten Brunnen. Gleich neben der ehemaligen Stellmacherei. Zwischen Wagenwracks und zerbrochenen Rädern. Umgeben von angewehtem Abfall.
Der große stämmige Mann hantiert mit seinem Colt herum. Jetzt hält er den Lauf wieder ans Ohr. Lauscht dem wütenden Summen der dicken schwarzen Fliege, die im Lauf steckt. Sie kann nicht aus der Mündung raus. Bronson hält den linken Daumen drauf.
»Ja, gut so, Brummi. Bring dich in Form. Gleich laß ich dich raus.«
Drüben zwischen Saloon und Mietstall kauert Cayuse, beobachtet die Horde, blickt immer wieder kurz zu Bronson hinüber.
»Sag mal, mit wem redest du da eigentlich? Hast du sie nicht mehr alle? Schieb wenigstens dein Pferd in Deckung!«
»Das bleibt hier stehen, Cayuse. Fummel mir nicht in meinen Kram rein. Siehst du denn nicht, daß ich meine Marlin quer auf dem Sattel liegen hab? Locker angebunden, versteht sich. Du bleibst mit deinem Pferd schön von der Straße weg. El Cartucho darf nur mich sehen. Mit dem Pferd. Würde ich hier ohne Gaul rumstehen, wär er sofort von Kopf bis Fuß auf Mord eingestellt.«
»Und wenn er dir das Pferd abknallt?«
»Mein Gott! Mach nicht gleich in die Pelzhose, Cayuse! Fusselt später nur. Zieh die Gamaschen hoch und verdrück dich.«
»Tu ich auch. Mit dir kann man keine Kriege mehr gewinnen. Du wirst langsam senil, mein Lieber. Hast bestimmt schon zuviel Leerraum da oben. Zuviel Ozon in der Rübe. Macht sich auch an deinen Henkelohren bemerkbar. Andere sterben jung. Wie die Schweine. Aber du lebst immer noch. Ich glaub, ich geb El Cartucho mal ’nen Wink. So alt wie du wird kein Schwein. Vielleicht liegt es daran, daß du ’ne Mütze trägst.«
»Laß doch endlich diese Sprüche, Cayuse. Ich find das gar nicht lustig. Hau ab. Brummi und ich machen das schon. Cartucho – das heißt doch Patrone? Wir machen daraus ’ne Hülse.«
Abwinkend erhebt Cayuse sich, gleitet geschmeidig wie eine Raubkatze in den tiefen Schatten zurück, hält die Winchester bereit.
Die Horde ist am Stadtrand. Hufgetrappel und Rasseln unterbrechen die Stille.
Drei Reiter bilden die Spitze. Wer von ihnen El Cartucho ist, können Bronson und Cayuse nicht feststellen.
Die Kerle sehen alle gleich aus. Schon bei Mexikanern ist es schwer, sie zu unterscheiden. Diese Hombres sind Indianer. Mit starren Gesichtszügen, fast schwarzen Augen, langen strähnigen Haaren.
Sie entdecken Bronson am Brunnen. Einen Herzschlag lang weiten sich die Augen. Blicke schnellen umher.
»Adelante«, murmelt einer im Rudel. Sicherlich die ›Patrone‹. Aber wo ist er? Keiner der braunhäutigen Galgenvögel verzieht die Miene.
Sie beobachten Bronson. Halten genau auf ihn zu. Lassen ihn nicht aus den Augen. Zu keiner Sekunde. Sie sind mißtrauisch.
In ihren Augen ist er schon ein toter Mann.
Sie lassen keinen Gringo leben.
Bronsons Pferd steht im Schatten, den das runde Brunnendach wirft. Das Gewehr scheint jeden Moment vom Sattel zu rutschen.
Keiner der Killer weiß, daß es ein Präzisionsgewehr ist. Mit schneller Feuerkraft. Sagenhaft genau durch den enggezogenen Drall. Eine Marlin. Davon gibt es nur zwei. Die andere hat der Konstrukteur. Bronson erprobt die Waffe. Jetzt läßt er sie erst einmal schön beiseite.
Er gibt sich arglos. Lächelnd verzieht er das sonnengebeizte Gesicht, nickt den Reitern zu.
Sie halten im Halbkreis vor ihm.
Ihn stört es offensichtlich nicht, daß einige Waffen auf ihn gerichtet sind. Auf Kopf und Herz.
Sie schätzen ihn ab. Stufen ihn ein. Er ist groß. Nicht zu hager, nicht zu dick Schön durchwachsen. Von strahlender Gesundheit. Mit so einem Typ gehen schöne Frauen besonders gern ins Bett.
Dabei ist er kein schöner Mann. Eher etwas häßlich. Aber er wirkt auf Frauen herausfordernd. Sie lassen sich mit ihm ein, nur um es mal genau zu wissen, wie das ist. Dummerweise ist El Cartucho keine Frau. Auch nicht ein menschlicher Mensch. Er ist eine Bestie. Und die anderen sind das auch.
»Zu dumm, nicht wahr?« Bronson grinst, hält noch immer den Daumen auf die Mündung seines Colts. »Da ist ’ne Fliege drin. Die will raus. Aber ich will mit ihr spielen, versteht ihr? Langweilig ist das hier! Zuerst hab ich gedacht, die haben alle Angst vor mir. Weil keiner angeschissen kam. Da hab ich mir eben den Brummer geschnappt. Wollt ihr mal hören? Sonst glaubt mir keiner! Ist doch immer derselbe Scheiß. He, was starrt ihr mich so an? Meine Hose ist doch zu, oder? Was…«
»Halt’s Maul.«
Einer der indianischen Bandoleros spuckt Bronson vor die Füße. Die anderen zeigen keine Regung.
Es sind vierzehn Reiter!
Eigentlich ein bißchen zuviel.
Bronson recherchiert, wie er das nennt. In seinem Ballermann hat er fünf Schuß. In der Marlin stecken satte zwölf Knaller vom Kaliber 44 Magnum. Cayuse hat Winchester und Colt– damit fast ebenso viele Patronen. Und dann hat er noch die Sharps. Kaliber 56. Macht zusammen – aber was soll das eigentlich? Wenn jeder dieser zweibeinigen Bestien auch nur einen Colt entleert, bleibt von ihm und Cayuse nur noch der Nachruf übrig. Dennoch lächelt er.
Einer von diesen vierzehn Hombres ist El Cartucho, ›die Patrone‹. Der Bursche ist verdammt gerissen. Hält sich zurück. Das ist seine List. Erst Sekunden vor dem Kampf bricht es aus ihm hervor. Haß. Die grauenvolle Lust am Töten.
Aber vielleicht kann Bronson ihn diesmal dazu bewegen, sich vor Ausbruch des Kampfes zu verraten. Darum macht er dieses Theater. Wenn sie El Cartucho erledigt haben, löst sich der Rest der Bande auf. Der Giftschlange wächst kein Kopf nach.
»Halt’s Maul«, hat der eine gesagt. Und ausgespuckt. Jetzt werden die Pferde unruhig. Sie wollen ans Wasser. Zum Brunnen. Davor steht Bronson. Lauscht am Coltlauf.
»Ziemlich böse ist sie da drinnen«, verrät er. »Wer will denn mal hören? So was hört man nicht alle Tage, mein ich. Hier gibt es keine Misthaufen mehr. Na, wie ist’s?«
Nicht ein einziger sitzt ab.
Alles sieht recht harmlos aus. Dabei ist es höllisch gefährlich für Bronson.
Heißer Staub zieht über die Reiter hinweg. Silberstücke funkeln in der Mittagssonne. Irgendwo stößt der Wind eine Tür zu. Mehrere schmutzige Hände zucken mit schweren Colts herum. Quietschend schlägt an rostenden Haken das Schild vor dem Barber’s Shop hin und her. Drinnen ist niemand. Da hat sich auf dem Rasiersessel der Staub niedergelassen.
»He, seid ihr aber unruhig, Amigos!« stellt Bronson grinsend fest. »Das war nur ’ne Tür. Der Wind geht ein und aus. Hier ist kein Aas. Der Barbier hat auch seinen Pinsel weggesteckt. Tote Hose, sag ich.«
Jetzt reitet einer der finsteren Hombres ein wenig näher. Vielleicht ist das El Cartucho.
Er beugt sich im Holzsattel vor, stützt sich auf den Bügel. Zwischen rechtem Bein und Pferdeleib steckt eingeklemmt eine Winchester. Der Lauf zeigt auf Bronson. In den Händen hat dieser indianische Killer nichts. Der Hombre ist heimtückisch. Wie auch