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Ardeen – Band 8: Verfluchte Wissenschaft
Ardeen – Band 8: Verfluchte Wissenschaft
Ardeen – Band 8: Verfluchte Wissenschaft
Ebook597 pages5 hours

Ardeen – Band 8: Verfluchte Wissenschaft

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About this ebook

Bis auf die Einführungsgeschichte spielt Band 8 wieder voll und ganz in der Welt der Erwachsenen. Eryn beschließt Naganor für eine Weile zu verlassen und wird dabei in Ereignisse verstrickt, die er sich so nicht hatte träumen lassen. Währenddessen kämpft der Forscherdrache weiterhin um die Erweckung des heldenhaften Ravenor, doch auch hier schwindet die Hoffnung auf ein glückliches Ende - oder kommt es doch noch zu einem bösen Erwachen?

Die Kriegswirren zwingen Gandrikon und Rhyenna dazu, ihre Pläne zu ändern, während in Ardeen tiefster Frieden herrscht und Prinz Raiden auch neben seinen kräftezehrenden Amtsgeschäften die Zeit für ein paar Stunden der Muse findet. Selbstlos hilft er seiner liebreizenden Dame und setzt damit unvorhersehbare Dinge in Gang, die die Welt Ardeens direkt auf den Abgrund zusteuern.
LanguageDeutsch
Release dateOct 4, 2018
ISBN9783941436336
Ardeen – Band 8: Verfluchte Wissenschaft

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    Book preview

    Ardeen – Band 8 - Sigrid Kraft

    Errettung

    Die Karte des Nordens

    „Ahh, kommt nur herein Meister..., wie war doch gleich der Name, werter Kartenzeichner?" Und er hat die Karte auch gleich mitgebracht, sehr schön.

    „Meister Merkyrt, Eure Hoheit. Wo soll ich das Werk denn hinlegen? Sicherlich seid Ihr im Augenblick zu beschäftigt, um einen Blick darauf zu werfen."

    „Aber nicht doch. Und keine falsche Bescheidenheit, schließlich genießt Ihr einen ausgesprochen guten Ruf. Nur zu, lasst uns zusammen Euer Werk begutachten." Diese übertrieben respektvolle Verzagtheit meiner Untertanen ist doch wahrlich unangebracht. Ich sehe die Furcht in ihren Augen, als ob ich ein böses Monster wäre, das gleich über sie herfällt. Unverständlich.

    Meister Merkyrt entrollte etwas umständlich die Karte und beschwerte die Ecken mit drei Büchern. Dann versuchte er es bei der vierten mit dem Tintenfass, welches jedoch bedrohlich schwankte, sodass sich Prinz Raiden genötigt sah, auszuhelfen.

    „Wartet, wir nehmen das hier, bevor es ein Unglück mit der Tinte gibt und sich die blaue See schwarz färbt." Tapferer Kalendermann aus schwerem Gold, jetzt endlich kannst du deinen wahren Wert beweisen. Der Kalendermann hielt wacker seine Stellung und zitterte nicht im Angesicht der Seeschlange, die sich zu seinen Füßen im Wasser wand. Und das war auch das Erste, was Prinz Raiden ins Auge stach.

    „Oh, gleich zwei drachenähnliche Seeschlangen. Meint Ihr nicht, das wirkt etwas zu überladen, Meister Merkwyrd?" Drachen und ihnen ähnliche Wesen finden absolut nicht mein Wohlgefallen.

    „Meister Merkyrt, Eure Hoheit, die Seedrachen dienen lediglich dazu, die leeren Flächen auf der Karte zu füllen. Heutzutage werden alle Landkarten so gestaltet. Sie sind Kunst und Karte gleichermaßen."

    Bitte nicht schon wieder: Karte ist Karte und Kunst kann bleiben, wo sie hingehört. Prinz Raidens Blick wanderte zum verschnörkelten Schriftzug über der Landmasse und er las laut vor:

    „Das magische Land. Was meint Ihr damit?" Irgendwie unverständlich.

    Aber Meister Merkyrt hatte durchaus eine plausible Erklärung: „Nun, Eure Hoheit, so eine Karte braucht doch einen Titel und da erschien mir ‚Das magische Land‘ als Beschreibung für das ehemalige Nimrod und heutige Mittelland sehr treffend. Findet Ihr nicht auch?" Meister Merkyrt war sehr überzeugt von dieser durchdachten Variante und ahnte nichts Böses, wohingegen die prinzlichen Augenbrauen der Düsternis sich kurz zusammenzogen. Nein, finde ich nicht! „Guter Meister Merkwyrd, aber all die anderen Länder sind doch auch magisch. Um jedoch explizit auf das Mittelland zu verweisen ist ‚magisch‘ nicht wirklich das entscheidende Argument, Meister Merkwyrd."

    „Meister Merkyrt. Mein Prinz, Eure Logik ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ich als Unmagischer wollte mit ‚magisch‘ die urwüchsige, wilde Magie von Monstern und Drachen zum Ausdruck bringen und nicht die zivilisierte Magie, wie sie hierzulande angewandt wird."

    ‚Zivilisierte Magie‘, also das habe ich auch noch nie gehört... Aber als Unterscheidungspunkt zu primitiven Drachen hört sich diese Formulierung eigentlich sehr gut an. Das zivilisierte magische Land hebt die zwei grässlichen Seeschlangen wieder auf. „Durchaus verständlich, Meister Merkwyrd."

    „Meister Merkyrt, Eure Hoheit."

    Warum wiederholt der ständig seinen Namen? Ein merkwürdiger alter Kauz.

    Prinz Raiden beschloss einfach darüber hinwegzusehen, doch nun, da er bei der Karte ins Detail ging, da fielen ihm gleich reihenweise Fehler auf. Und wenn Seine Hoheit schon Fehler in einer Karte entdeckte, dann mochte dies etwas heißen.

    „Der Wald in Ysryn scheint mir etwas klein geraten, entsinne ich mich doch, dieses wunderbare Fleckchen Erde selbst wochenlang durchwandert zu haben. Und auch die Wälder hier unten in Ardeen scheinen mir etwas dürftig. Dabei kann ich mich an großflächige Rodungsmaßnahmen gar nicht erinnern. Oder ist dies lediglich Verkleinerung des Gehölzes durch Schwund und Abwanderung?" Den beißenden Spott ertrug Meister Merkyrt in betretenem Schweigen, während Seine Hoheit weitere Mängel aufdeckte.

    „Und die Türme sind alle mit Zinnen dargestellt. Sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man bedenkt, dass kein einziger Turm in der Realität Zinnen hat."

    „Diese Darstellung ist nur symbolisch, Eure Hoheit. Aber wenn es Euch stört, dann können nachträglich Spitzdächer eingefügt werden."

    Aber Prinz Raidens Interesse wurde gerade von einem anderen Detail gefesselt. „Was ist das für eine Stadt schräg über Elverin? Die Schrift daneben löste das Rätsel sogleich. „Der Palast des Drachen? Also der sieht doch wirklich ganz anders aus. Und überhaupt, die Positionen von Elverin und dem Palast des Wyvernwurmes, so ganz scheinen die mir auch nicht zu stimmen. Wir kamen damals am Rande des Gebirges heraus und zogen dann nach Westen... Oder war es eher nördlich? Und von Elverin aus ging es aber mehr Richtung Nordosten, wollte man den Erhabenen in seinem Palast aufsuchen... Da bin ich mir ziemlich sicher. Prinz Raiden versuchte krampfhaft sich zu erinnern, doch sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Schließlich gab er das Grübeln mit einer wegwerfenden Handbewegung auf und fragte stattdessen: „Woher stammen Eure Informationen bezüglich des Mittellandes überhaupt? Habt Ihr es selbst bereist?"

    Meister Merkyrts Augen weiteten sich furchtsam: „Wo denkt Ihr hin, mein Prinz. Bei den vielen schrecklichen Monstern, die es dort gibt. Nein, ich habe alte Karten studiert und wagemutige Reisende befragt, die das Land durchquerten. Anhand dieser Informationen ist es mir gelungen, ein einigermaßen genaues Abbild Mittellands zu erschaffen."

    „Einigermaßen ist sehr hoch gegriffen. Allenfalls vage. Wie mir scheint, waren viele Seefahrer unter Euren Informanten, wo doch fast jede Küstenstadt verzeichnet ist. Und diese Siedlungen im ehemaligen Nimrod, Nordain, Rowelon, Kap Kylein... Gibt es die wirklich?"

    „Die Seeleute schwören Stein und Bein. Rowelon tauchte sogar in zwei unabhängigen Berichten auf. Man läuft es von Pylone aus an."

    Mit der Seefahrt scheint es der gute Meister Merkwyrd zu haben, dabei habe ich ihn damit beauftragt eine Landkarte zu fertigen und keine Seekarte. Die Leute hören einfach nicht zu. „Von den Häfen habt Ihr offensichtlich keinen einzigen vergessen, dafür fehlen ein paar der größeren Städte meines Reiches und der Weiße Turm müsste hier am Rande stehen, aber den wegzulassen ist das kleinere Übel. Und waren es auch die Seeleute, die Euch erzählten, dass der Drache ein eigenes Reich in Mittelland besitzt? Drachenland." Das klingt so falsch, dass es mich friert.

    „Äh, nein. Ich dachte nur, dass Mittelland doch das Land der Drachen sei und dabei war ich hin- und hergerissen, ob ich den Bereich nun Drachenland oder Mittelland nennen sollte. Ihr müsst wissen, dass Drachenland eine der alten Bezeichnungen ist. Letztendlich habe ich mich für einen Kompromiss entschieden und beide Begriffe verwendet. Haltet Ihr dieses Vorgehen für falsch, Eure Hoheit?"

    Mein spezieller Freund, der Drache, der sich Forscher nennt, hat nicht auch noch ein eigenes Land. Er hat einen Palast und einen Zoo und selbst das ist schon zu viel. „Werter Meister Merkwyrd, die Drachen haben kein eigenes Land wie wir Menschen unsere Königreiche. Die leben überall in Mittelland und haben allenfalls Territorien – vergleichbar mit einem Rudel Wyvern. Oder sagen wir besser Wölfe, um es für Euch anschaulicher zu gestalten. Wir haben hier in Ardeen sehr viele Wolfsrudel und dennoch würdet Ihr sicherlich nicht auf die Idee kommen, neben Ardeen auch noch Wolfland auf die Karte zu schreiben." Das hat er jetzt hoffentlich verstanden.

    Meister Merkyrts Miene war schwer zu deuten, doch dann nickte er beflissen und gab Seiner Hoheit recht. Aber der war mit seiner vernichtenden Kritik noch nicht am Ende angelangt:

    „Naganordorf, was soll das sein? Der Schwarze Turm heißt Naganor, dass es ein Dorf dieses Namens geben soll, ist mir neu. Erklärt Euch."

    Mittlerweile hatte Meister Merkyrt durchaus mitbekommen, dass die Landkarte, bei der er sich so viel Mühe gegeben hatte, Prinz Raiden nicht besonders zu gefallen schien. Dennoch kämpfte er tapfer ein Erklärungsgefecht nach dem anderen.

    „Das Dorf östlich des Turmes. Eigentlich ist es schon mehr eine Stadt als ein einfaches Dorf und mir schien es wichtig, diese Siedlung zu verzeichnen. Aber da ich den Ort nicht einfach nur ‚Das Dorf‘ nennen konnte, da habe ich es als Naganordorf bezeichnet. Nennen es die Leute doch selbst ‚Das Dorf bei Naganor‘. Das wiederum schien mir etwas zu lang geraten. Oder wollen Eure Hoheit dem Ort vielleicht selbst einen Namen geben?"

    Wahrscheinlich kann ich schon froh sein, dass er den Ort nicht Merkwyrds Weisheit genannt hat. „Ich denke darüber nach. Wenn dies das einzige Problem auf der Karte wäre, dann wäre ich durchaus zufrieden. Doch ich habe inzwischen so viele Mängel aufgedeckt und je länger ich auf dieses Machwerk blicke, umso mehr springt mir ins Auge. Warum ist die unbedeutende Burg Taegris in einer kleinen Zeichnung dargestellt, während unsere Landeshauptstadt Arvon nur durch einen simplen roten Fleck symbolisiert wird?" Solch Verhalten ist kurz vor dem Landesverrat.

    „Meister Merkwyrd, wie mir scheint, habt Ihr bei Eurer Arbeit viel zu viel Wert auf unwichtige Datails wie Seeschlangen, Boote und Schnörkel gelegt und dabei das Wesentliche aus den Augen verloren. Einzig der Nordpfeil findet meine uneingeschränkte Zustimmung, weil er zufälligerweise in die richtige Richtung zeigt.

    Darum schlage ich vor: Ihr überdenkt Eure Arbeit noch einmal, bevor ich aufgrund dieses exotischen Exemplares einer Landkarte ein sehr ungerechtes Urteil fällen müsste. Oder wie seht Ihr dies, Meister Merkwyrd?"

    „Merkyrt – genauso, Eure Hoheit. Am besten, ich nehme meinen ersten Probeentwurf gleich wieder mit. Entschuldigt, dass ich Euch damit überhaupt belästigt habe. Bitte um Vergebung, Eure Hoheit."

    „Wenn Ihr Euch jetzt gleich hinfortbegebt, so will ich diese großzügig gewähren." Dilettant!

    1. Geschenke für Rastullahn

    Prinz Raiden stand am Fenster und sah versonnen in den Hof hinunter. Dorthin, wo sich Airyn und die anderen Kinder gerade aufhielten. Der ältere Junge führte ein Pony im Kreis herum, auf dem jedes der kleineren Kinder abwechselnd reiten durfte. Natürlich gab es schon wieder lautes Geschrei, wer als Nächster dran wäre, doch Airyn sorgte umgehend wieder für eine angenehme Stille.

    „Wenn nicht gleich alle ruhig sind, dann darf gar keiner mehr", drohte er und das half sogar Asran im Zaum zu halten.

    Er macht das gar nicht schlecht, bemerkte Prinz Raiden anerkennend. Und er ist groß geworden … Oder seine Kleidung ist geschrumpft. Aber wahrscheinlich ist doch das Erstere geschehen.

    Prinz Raiden presste die Lippen aufeinander. Dabei hat er gerade seine Mutter verloren. Schlimm ist das. Zugegebenermaßen hat er sie aus freien Stücken schon früher verlassen … aber das ist nicht dasselbe. Und in seinen Gedanken spüre ich, dass er sie nicht vergessen hat. Sie bedeutet ihm immer noch viel. Dabei glaubt er, dass sie noch am Leben ist. Ich bin mir sicher, eines Tages wird er versuchen sie zu finden. Dann muss ich abwägen, was das Klügste wäre. Aber vorerst sollte die Wahrheit geheim bleiben. Von mir jedenfalls erfährt er nichts und ich hoffe, auch Eryn ist so klug, in dieser Angelegenheit keinen Fehler zu machen. Zumal er auch noch für ihren Tod verantwortlich ist. Das Schicksal kann wahrlich launisch sein.

    Prinz Raiden trat wieder zurück in den Raum und nahm auf einem der bequemen Polstersessel Platz. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich den Jungen ein bisschen ablenke, damit er gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt.

    Kurze Zeit später stand Airyn vor Prinz Raiden und verbeugte sich. „Mein Prinz, was kann ich für Euch tun?"

    In der Tat wird er langsam erwachsen. Sein Benehmen hat sich inzwischen erheblich gebessert. „Heute werde ich ausnahmsweise einmal etwas für dich tun, weil … ich mit deinen Fortschritten in letzter Zeit durchaus zufrieden bin." Eigentlich waren es mehr das schlechte Gewissen und der Plan, Aileens Tod zu verschleiern, als eine überzogene Belohnung für zu erwartende Fortschritte zu gewähren. Dennoch zauberten die Worte ein Lächeln auf Airyns Gesicht.

    „Und bevor du noch falsche Schlüsse ziehen kannst: Nein, Meister Estrian ist mit dem Ergebnis deiner Behandlung noch nicht gänzlich zufrieden." Das dämpfte Airyns Euphorie sogleich, doch er beherrschte sich wenigstens so weit, dass er sich nach außen hin nichts anmerken ließ.

    „Aber … ich denke, wir sollten deine Übungen mit dem Schwert intensivieren. Mir schwebt da ein neues Übungsprogramm vor. Nun, da du langsam weißt, an welchem Ende man so ein Schwert überhaupt festhält. Der trockene Humor des Prinzen wurde wieder einmal nicht verstanden, doch zumindest nahm Airyn die Worte gelassen, musste er solcherlei doch tagtäglich über sich ergehen lassen. Es gelang ihm inzwischen sogar ganz gut, darüber hinwegzuhören. „Danke, mein Prinz. Das ist wirklich eine schöne Überraschung. Mehr Schwertübungen bedeuten weniger dumme Arbeit …

    „Das allerdings ist eine gänzlich falsche Annahme. Mehr Übung bedeutet: Weniger freie Zeit für dich, junger Mann. Aber wie sieht es eigentlich mit deinen Reitkünsten aus? Wenn du einmal ein Ritter werden willst, musst du schließlich auch hoch zu Ross kämpfen können."

    Airyns bisherige Reiterfahrungen waren gering. Allenfalls gelegentlich hatte er auf einem Pferd gesessen. Und nur das Pony der Kinder ritt er manchmal zurück zum Stall. Doch das konnte man mit einem richtigen Pferd nicht vergleichen. Auch wenn man sich vor den Launen des Ponys durchaus in Acht nehmen musste.

    „Heißt das, Ihr erlaubt mir, dass ich Reitunterricht erhalte?", fragte Airyn vorsichtig nach.

    Prinz Raiden seufzte: „Da stelle ich eine Frage und statt einer Antwort bekomme ich eine Gegenfrage zu hören. Allerdings wusste ich ja schon zuvor, dass du nicht besonders gut reiten kannst, da wäre eine Antwort doch nur eine Bestätigung des Offensichtlichen gewesen."

    Airyn sah verlegen zu Boden, doch wenigstens wurde er nicht mehr rot. Und noch etwas hatte er in letzter Zeit gelernt: Er war schlagfertiger geworden. „Entschuldigung, mein Prinz, ich habe eben mitgedacht und wollte Euch nicht mit dem Offensichtlichen langweilen."

    Mitgedacht? Mein Junge, auf den Moment warte ich noch. Prinz Raiden konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. „Lassen wir das einmal so im Raum stehen. Kurzum, du erhältst in Zukunft Reitunterricht und vertiefende Übungen im Schwertkampf. Die Zeiten werde ich dir noch mitteilen lassen. Schließlich sollen deine anderen Pflichten nicht darunter leiden. Und eines noch … geh hinüber in die Garnison und besorge dir bei Meister Gorsch Kleidung in deiner Größe. Die Sachen hier kannst du ja bald Asran geben. Das wäre nun alles."

    Airyn bedankte sich aufrichtig, bevor er anschließend ging. Beschwingten Schrittes machte er sich auf den Weg, wobei er sein Glück noch gar nicht fassen konnte.

    Der Prinz hat endlich erkannt, dass ich eigentlich schon ein ganzer Mann bin. Und Airyn strich mit Stolz über die flaumigen Härchen, die ihm in letzter Zeit auf der Oberlippe gewachsen waren. Ich werde mich bald rasieren müssen. In der Tat war Airyn in den Monaten, seit er in Naganor weilte, ziemlich gewachsen und hatte Demon inzwischen eingeholt.

    Das Dorf hatte er bereits hinter sich gelassen und nun tauchte zu seiner Linken die Akademie auf. Zufällig kam Meister Eryn zur Tür hinaus und Airyn blieb stehen, um den Magier freundlich zu begrüßen. Schließlich war Meister Eryn neulich auch sehr nett zu ihm gewesen. An jenem Tage, da alle zur Jagd aufgebrochen waren und der Prinz ihn wieder einmal äußerst gemein abgefertigt hatte.

    „Hallo Airyn. Und, wie geht’s?" Doch trotz der freundlichen Worte wirkte Meister Eryn heute verhalten, ja sogar leicht abweisend. Das fiel Airyn zwar auf, doch den Grund dafür konnte er zweifellos nicht erahnen.

    Bei den Göttern, er hat ihre Augen. Jetzt, wo ich die Wahrheit kenne, ist es so offensichtlich. Er hätte mein Junge sein sollen und nicht der von … Wie konnte er bloß? Eryn rümpfte die Nase.

    Er kann doch immer und überall. Ob er überhaupt irgendwelche moralischen Wertvorstellungen besitzt, was den Gebrauch seines Schwanzes anbelangt? Manchmal hasse ich ihn einfach.

    Währenddessen berichtete Airyn freudestrahlend: „Ich werde jetzt richtig reiten lernen und darf auch mehr mit dem Schwert üben. Meint Ihr, dass ich vielleicht das nächste Mal auch mit auf die Jagd darf? Schließlich kennt Ihr den Prinzen schon viel länger als ich. Wird er es mir erlauben?"

    Etwas kühl entgegnete Eryn: „Mag sein." Für ihn ist der Junge doch nur ein weiteres Opfer, das er drangsalieren kann. Ob ich Airyn zu mir nehmen sollte? Das hätte Aileen sicherlich gefallen. Als Eryn an seine Jugendliebe denken musste, schnürte es ihm die Kehle zu.

    „Ihr meint also, eher nicht?", fragte Airyn inzwischen etwas enttäuscht, da ihm der unwirsche Unterton diesmal nicht entgangen war. Allerdings bezog er diesen auf sich.

    „Ich meine, es ist schwer die …", Launen, „… Stimmungen des Prinzen vorherzusehen. Aber mach dir nicht allzu große Hoffnungen, denn Prinz Raiden ist nicht sehr freigiebig und wenn er dir schon so viele andere Dinge erlaubt hat, dann ist fürs Erste sicherlich wieder Schluss damit."

    „Oh!" Sie verfielen beide in Schweigen und der Moment begann sich peinlich in die Länge zu ziehen.

    Meister Raiden wird niemals gestatten, dass ich mich um den Jungen kümmere. Außerdem habe ich auch kaum Zeit. Ich kann ja nicht einmal Gannok zu mir nehmen. Und Airyn bringt mir Aileen auch nicht mehr zurück. Es ist alles meine Schuld. Mein Pfeil hat sie getötet, nur um ihn zu retten. Ihn, der eigentlich die Schuld an all dem trägt, was geschehen ist.

    „Aber ich bin etwas in Eile und muss los. Einen schönen Tag noch, Airyn."

    „Natürlich, Meister Eryn. Entschuldigt die Störung", antwortete Airyn höflich, wie man es ihm beigebracht hatte. Doch Eryn hatte sich bereits umgedreht und eilte zurück in die Akademie. Eigentlich war er auf dem Weg ins Dorf gewesen, um dort zu essen. Doch das Zusammentreffen mit Aileens Sohn hatte ihn ziemlich aufgewühlt und all seine Gewissensbisse brachen erneut über ihn herein. Verwirrt durch seine Gefühle stand Eryn unschlüssig in der Eingangshalle der Akademie und bemühte sich um Selbstkontrolle.

    Auf dem Tisch lag das übliche Zettelchaos und Prinz Raiden sah von einem Wisch zum anderen.

    Womit beginne ich denn heute?

    Irgendwie fehlte ihm gerade die Motivation für die Arbeit, doch tapfer griff er nach einem Schreiben aus Halonhall. Ich bin der Protektor des Landes. Es ist meine Pflicht, mich um all diese Belange zu kümmern. Danian würde herzhaft lachen, wenn er mich so sehen könnte. Vielleicht tut er das ja auch von der anderen Seite aus. Prinz Raiden hob drohend die Faust. Unterstehe dich bloß. Glaube mir, läge es in meiner Macht, dann hättest du ewig leben können, um dich um diesen Mist zu kümmern. Aber die Götter haben anders entschieden und dich viel zu früh zu sich gerufen … um mich zu bestrafen.

    Prinz Raiden nahm sich zusammen und richtete seine Konzentration wieder auf das Pergament, da begann plötzlich das Kalendermännchen zu blinken. Die Figur war aus purem Gold und stellte einen Soldaten dar, der mit der einen Hand ein Schwert gen Himmel reckte und mit der anderen einen Schild hielt, in dessen Mitte ein großer Rubin eingelassen war. Dieses nützliche Schreibtischartefakt signalisierte durch das Blinken des besagten Edelsteines, dass ein Termin anstand. Inzwischen hatte Prinz Raiden so viele Termine wahrzunehmen, dass er sich diese absolut nicht mehr alle merken konnte und extra dafür hatte ihm Meister Eryn diesen freundlichen Helfer gefertigt.

    Tapferer Kalendermann, du wagst es, mich schon wieder zu stören? Wärst du nicht aus purem Gold, dann hätte ich dich sicherlich schon längst aus dem Fenster geworfen.

    „Wer ist es denn diesmal? Der Gebrauch von Magie brachte die Enthüllung. „Meister Werge. Die monatliche Besprechung in Arvon. Prinz Raiden stemmte sich mit den Armen hoch und machte sich auf den Weg zum Torraum.

    Kurz darauf befand er sich in einem der kleineren Salons im Palast in der Hauptstadt. Prinz Raiden selbst hatte dieses Besprechungszimmer ausgewählt, denn es gab dort weitaus bequemere Sitzgelegenheiten als in Meister Werges bevorzugtem Arbeitsbereich. Gnadenlos wurde der Protektor Großardeens nun mit endlosen Zahlenkolonnen traktiert. Erfreulicherweise steigenden Einnahmen folgten sogleich steigende Ausgaben auf anderen Gebieten und ein paar Verwaltungsbezirke wiesen hässlicherweise auch sinkende Einnahmen auf.

    „Vielleicht werden dort Gelder veruntreut, mutmaßte Prinz Raiden sogleich, doch Meister Werge schüttelte sein spärlich behaartes Haupt: „Wo denkt Ihr hin, Eure Hoheit. Keiner würde es wagen, Euch zu betrügen. Dafür habt Ihr in der Vergangenheit viel zu deutliche Zeichen gesetzt.

    Wer weiß? Ein paar Unbelehrbare gibt es immer, die sich für schlauer halten als ein Hochmagier. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei meist um sehr dumme Unmagische. „Und warum sinken die Einnahmen dann?"

    Der Oberverwalter tauchte in sein ureigenstes Element ein und Prinz Raiden bereute seine Frage umgehend, denn nun erklärte ihm Meister Werge lang und breit, welche Umstände zu sinkenden Einnahmen führen könnten. Nach qualvollen fünf Minuten hob Prinz Raiden die Hand:

    „Schon gut. Ich denke, den Kern dieser Angelegenheit habe ich durchaus begriffen. Ich vertraue hier auf Eure große Erfahrung, dem beizeiten Abhilfe zu schaffen. Und berichtet mir bei unserer nächsten Besprechung über die – hoffentlich – daraus resultierenden Erfolge."

    „Manche Maßnahmen brauchen einige Zeit, um Wirkung zu zeigen, mein Prinz."

    „Danke, Meister Werge, ohne diesen Hinweis wäre mir das nie in den Sinn gekommen."

    Der Oberverwalter murmelte eine Zustimmung und kramte ohne jegliche Gefühlsregung in seinen Akten, während Prinz Raiden ihn mit dem Blick eines Raubvogels musterte.

    Ob Meister Werge den Begriff Humor überhaupt kennt? Zumindest was seine Kleidung anbelangt, ist er viel weltmännischer geworden. Teure Stoffe mit reichen Verzierungen, und diese Amtskette ist äußerst exquisit gearbeitet. Hat er sich die neu anfertigen lassen, oder trug der Statthalter von Arvon die immer schon? Ich kann mich gar nicht erinnern.

    Inzwischen hatte Meister Werge den gewünschten Bericht gefunden: „Ah, hier ist er. Die Aufstellung der Festivitäten für die nächste Zeit. Wichtige Begebenheiten, die Ihr unbedingt mit Eurer Anwesenheit beehren solltet."

    Prinz Raiden bemühte nicht einmal ein magisches Auge, denn auch so konnte er mühelos erkennen, dass besagte Liste ellenlang war. „Und wie weit habt Ihr vorausgeplant?"

    In Ermangelung von Dienstpersonal versorgte sich Prinz Raiden nun nebenher selbst mit einem Glas Wein. Der vollmundige rote Rebensaft hatte in einer Vitrine nur auf den Augenblick gewartet, seinem Prinzen dienlich sein zu können.

    „So ungefähr zwei Monate und dabei ist noch nicht geklärt, welchem gesellschaftlichen Ereignis Ihr zu Rastullahn beiwohnen wollt."

    Prinz Raiden verschluckte sich fast und stellte den Becher so ungehalten auf den Tisch, dass ein Teil des Inhaltes auf die furnierte Holzplatte schwappte.

    „Zwei Monate! Da finden ja täglich mehrfach irgendwelche unwichtigen Festivitäten statt." Der Kalendermann würde unentwegt blinken und dabei verfolgt mich das rote Leuchten des Rubins bereits in meinen Träumen. „Unter uns gesagt, ich finde es nicht besonders unterhaltsam, mich auf den ach so wichtigen Feiern der Unmagischen zu langweilen. Nicht, dass die Zusammenkünfte mit den magischen Herren bedeutend besser wären …" Ich will doch nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, mir langweilige Reden anhören zu müssen, um dann wohlwollend mit dem Kopf zu nicken … wie ein seniler Trottel. „Diese vielen Anlässe können doch nicht alle meine Anwesenheit erfordern? Lasst mal sehen." Und Prinz Raiden zog Meister Werge die Liste ungehalten aus der Hand, dann überflog er sie.

    „Gildentreffen, drei Hochzeiten, Maskenball in Halonhall, Bardenwettstreit in Arvon, Besuche diverser Botschafter … Also, Meister Werge, das ist doch reichlich übertrieben. Sagt mir doch bitte einmal aufrichtig, warum ich all diese unwichtigen Begebenheiten mit meiner Präsenz beehren sollte?"

    Mit der unverwechselbaren Trockenheit gewürzt, bekam Prinz Raiden die gewünschte Antwort:

    „Ihr seid der König. Das wird von Euch erwartet."

    „Ich bin nicht der König! Ich bin nur der Protektor des Landes!", brauste Prinz Raiden trotzig auf, doch Meister Werge kommentierte diese Aussage unbeirrt:

    „Ihr habt Euch lediglich entschlossen, einen etwas eigenwilligeren Titel zu führen. Die Position, die Ihr bekleidet, ist jedoch letztendlich dieselbe, Eure Hoheit."

    Prinz Raiden presste die Zähne aufeinander. Wenn ich ihn jetzt erschlage, dann kann ich seine Arbeit auch noch erledigen. „Trotzdem werde ich meine Zeit nicht zur Gänze mit derlei Unsinn ausfüllen. Entsendet einen Stellvertreter in meinem Namen." Meine Zeit möchte ich viel lieber mit der Gesellschaft der inspirierenden Lady Syrdae ausfüllen. Seit Visalla bin ich nicht mehr in den Genuss einer solch fähigen Dame gekommen, die den Kreis Violett so vortrefflich beherrscht.

    Meister Werge lenkte ein: „Nun gut, ich werde sehen, was sich da machen lässt. Doch ich weise entschieden darauf hin, dass Ihr mit Eurem Handeln so manchen Eurer Untertanen verprellen könntet."

    Der ist heute wirklich lästig: „Meine Untertanen sollten dankbar für den Frieden sein, den sie hier in Ardeen genießen dürfen, und mir den meinen lassen. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch und kein bezahlter Narr, auf dessen Auftritt die Menge ein Anrecht hat, nur weil sie ein paar Münzen in einen Hut geworfen hat." Oder in die Staatskasse. Untertanen dienen ihrem Herrscher – nicht andersherum. Tatsächlich zeigte sich gerade eine winzige Regung auf Meister Werges Gesicht und Prinz Raiden wähnte sich schon als Sieger dieser Schlacht, da hakte der Verwalter nach: „Und was ist nun mit Rastullahn? Dieses Fest wurde immer mit einer großen Feier im Palast begangen. Eines der Großereignisse am Hofe überhaupt. Soll ich Vorkehrungen treffen lassen?"

    Doch so verärgert, wie Prinz Raiden inzwischen war, traf er eine harte Entscheidung:

    „Nein. Heuer wird es kein großes Fest geben. Ohnehin nur eine Gelegenheit, damit sich der Adel auf meine Kosten den Bauch vollschlagen kann. Dabei ist Rastullahn doch eher ein Fest, das für die Kinder gedacht ist … Und darum habe ich beschlossen, diesen Tag mit den jüngsten Mitgliedern meiner Familie zu feiern. In ganz kleinem Kreise – daheim in Naganor."

    Diese Entscheidung war gerade sehr spontan gefallen, doch Prinz Raiden fühlte einfach die Notwendigkeit, dem Verwalter eine Rechtfertigung für die Absage zu geben. Und tatsächlich gab sich Meister Werge damit nun endlich zufrieden: „Wie Ihr wünscht, mein Prinz."

    „Sind wir für heute fertig, Meister Werge?"

    „Ein paar kleinere Angelegenheiten gäbe es noch, aber die sind nicht so dringend, mein Prinz."

    Ha, endlich hat es der Plagegeist begriffen. Man kann einem armen Protektor auch nicht alle Lasten aufbürden. Doch eines bräuchte ich noch … „Meister Werge, wärt Ihr bitte so freundlich, mir mit – sagen wir – 1000 Goldstücken auszuhelfen? Ich habe meine Börse vergessen und wollte noch etwas in die Stadt gehen. Schließlich kommt Rastullahn bald und da möchte ich einige Geschenke besorgen." Dabei zwinkerte der Prinz versöhnlich mit einem Auge. Geld herauszurücken hat ihn schon immer hart getroffen. Doch anstandslos machte sich Meister Werge auf den Weg, um wenig später mit der gewünschten Summe zurückzukehren. Der Beutel mit dem Gold wog ganz schön und Prinz Raiden versah ihn mit einem Leichtigkeitszauber, damit ihm das Gewicht den Gürtel nicht unansehnlich herunterzog.

    Still und heimlich verließ er dann den Palast, was ihm nicht weiter schwerfiel, da er selbst einen Großteil der Sicherheitsmaßnahmen ausgetüftelt hatte – schon vor Jahren.

    In den Mantel der Unsichtbarkeit gehüllt, schlenderte Prinz Raiden zunächst die Palaststraße entlang. In einiger Entfernung verdrückte er sich dann in eine Seitengasse, wo er sich unbeobachtet mit Hilfe eines Illusionszaubers ein neues Erscheinungsbild geben konnte. Dann kehrte er als blonder, breitschultriger Mann mit gepflegtem Vollbart zurück auf die Hauptstraße. So mochte er gut und gerne als Gildenmeister oder reicher Kaufmann durchgehen. Ohne bestimmtes Ziel schlug er zunächst den Weg zum großen Marktplatz ein. Es fühlt sich befreiend an, einmal nicht den Zwängen des Königreiches zu unterliegen.

    Auf dem Marktplatz herrschte reges Treiben, denn dort waren unzählige Stände aufgebaut. Die meisten davon boten Lebensmittel feil. In den Häusern, die den Marktplatz säumten, befanden sich exquisite Geschäfte, in denen man Schmuck, Kleidung, Eisenwaren und noch vielerlei mehr kaufen konnte. So erstand Prinz Raiden zunächst ein Fläschchen Parfüm, welches er Lady Syrdae bei seinem nächsten Besuch mitzubringen gedachte. Nicht ganz uneigennützig, denn der liebliche Duft aus Vanille und noch ein paar anderen seltenen Zutaten erregte ihn. Dann sah er sich die Waren in einem großen Kleidungsgeschäft an, doch fand dort nichts, was ihm zusagte. Ohnehin hielt er es für besser, gleich einen Schneider kommen zu lassen, wenn es galt, die prinzliche Garderobe zu erweitern. So stimmte dann wenigstens die Größe. Nach einer kleinen Stärkung bog Prinz Raiden in eine der zahlreichen Seitengassen ab, in denen sich weitere Geschäfte befanden. Und dann erreichte er sein Ziel. Versonnen blieb er vor der mit einem schmiedeeisernen Gitter verzierten Tür stehen. ‚Kunsthandwerk und Spielsachen‘ verkündete das Schild über dem Eingang und Prinz Raiden fühlte sich in seine eigene Kindheit zurückversetzt. Schon damals hatte es diesen Laden gegeben, der jedes Kinderherz höherschlagen ließ. „Hier finde ich sicherlich etwas für Rastullahn", murmelte Prinz Raiden vor sich hin und betrat anschließend den Laden. Eine an der Tür befestigte Glocke kündigte den neuen Besucher sogleich an. So kurz vor Rastullahn war der Laden übervoll. Eine Mutter mit drei quengelnden Kindern, von denen jedes etwas anderes wollte. Dabei schien die gute Frau nicht in der Lage, ein Machtwort zu sprechen. Zwei junge Männer suchten offensichtlich ein Geschenk für ihre Mädchen und vier weitere Passanten standen vor den Regalen. Ein freundlicher älterer Mann mit einem ziemlichen Bauch stand hinter dem Tresen und schwatzte unentwegt auf die Kunden ein:

    „Eine gute Wahl habt Ihr da getroffen, mein Herr. Wisst Ihr was, ich packe Euch die Figur auch gleich noch hübsch ein – und das kostet Euch nur ein halbes Goldstück mehr. Dann beriet er gleichzeitig eine andere Kundin. „Meine Dame, dort hinten gibt es noch mehr Stofftiere. Sicherlich werdet Ihr dort fündig. Ganz neue Modelle. Sind gestern erst hereingekommen …

    Während Prinz Raiden das Geschehen im Laden verfolgte, stand er etwas unschlüssig im Eingangsbereich, was dem umsichtigen Verkäufer sofort auffiel.

    „Mein Herr, wie kann ich Euch helfen? Wonach sucht Ihr denn? Sicherlich braucht Ihr ein passendes Geschenk für Rastullahn für Eure Lieben. Da seid Ihr hier genau richtig."

    Der Redeschwall überrumpelte Prinz Raiden und wie unter einem Bann ging er nun weiter in den Laden hinein. „Ich will mich nur etwas umsehen, guter Mann." Und Prinz Raidens Blick wurde von einem Heer kleiner Zinnfiguren angezogen, als ihm eines der unartigen Kinder gegen das Bein rannte.

    „Frido, pass gefälligst auf, wo du hinläufst. Das geht doch nicht. Entschuldigen Sie, mein Herr, aber die Kinder sind so ungestüm." Die Frau schenkte Prinz Raiden ein verlegenes Lächeln, wohingegen dieser die Gestik mit einem grimmigen Gesichtsausdruck erwiderte.

    Hier drinnen ist es einfach zu laut. So geht das nicht. Diese ungezogenen Kinder braucht gleich gar keiner. Die schreien ja lauter als Asran.

    Dann wurde rigoros für Ordnung gesorgt. Der böse kleine Frido bekam magisch eine hintendrauf, worauf er heftig zu weinen begann und die Frau mit ihren drei Bälgern sich dann doch genötigt fühlte, den Laden vorübergehend zu verlassen. Und auch die anderen Passanten hatten plötzlich irgendetwas viel Wichtigeres zu tun und so leerte sich der Laden im Handumdrehen.

    Schon besser, dachte Prinz Raiden zufrieden und sah sich nun in Ruhe die Figuren an. Da gab es Reiter zu Pferde, Bogenschützen, Fußsoldaten mit Schild und Speer und ein paar Drachen, die Prinz Raiden nicht weiter beachtete. Ein Mann, der auf einem Thron saß und eine Krone auf dem Kopf trug, erregte allerdings seine Aufmerksamkeit. Interessiert griff Prinz Raiden nach der Figur, um sie sich aus der Nähe anzusehen, als der Verkäufer neben ihm auftauchte.

    „Ihr habt einen vorzüglichen Geschmack, mein Herr. Das ist eine der am besten ausgearbeiteten Figuren."

    „Ist das König Danian?", fragte Prinz Raiden, wobei er die Figur von allen Seiten betrachtete. Sie hatte lange schwarze Haare und ein gestrenges Gesicht.

    Derweil entrüstete sich der Händler: „Aber nicht doch, dass ist der Prinz-König. Prinz Raiden, unser gerechter Herrscher. Also das grenzt doch schon fast an Verrat, dass Ihr Seine Hoheit nicht gleich erkennt. Der Händler hielt das für einen guten Witz, doch Prinz Raiden – der echte – runzelte die Stirn. „Ich finde die Gesichtszüge etwas verkniffen und außerdem ist mir neu, dass er eine Krone trägt. Also ich sehe doch wirklich viel besser aus als der da.

    „Seine Hoheit, es heißt ‚Seine Hoheit‘. Und natürlich trägt unser geliebter Prinz eine Krone, das weiß doch jeder. Aber ich durchschaue Euch, mein Herr, Ihr versucht nur den Preis herunterzuhandeln. Wenn Ihr zwei Figuren nehmt, dann gewähre ich Euch einen saftigen Rabatt. Na, was sagt Ihr dazu? Hier, seht, es gibt den Prinzen auch als Magier."

    Der Händler hielt Prinz Raiden eine Figur hin, die in eine fließende schwarze Robe gekleidet war und den linken Arm erhoben hatte, während sie mit der rechten Hand einen langen Stab schwenkte, an dessen Ende ein kristallförmig geschliffenes Glasstück befestigt war. Die Haare der Figur standen wild zu einer Seite ab, als ob der Wind daran zerren würde. „Beeindruckend, findet Ihr nicht auch?"

    „Fehlt nur noch der spitze Hut", bemerkte Prinz Raiden trocken. Die ist ja noch mehr daneben als die Königsvariante.

    „Meint Ihr? Da könntet Ihr tatsächlich recht haben."

    Trottel. „Ihr seid offensichtlich ein großer Verehrer des Prinzen?" Subtiles Aushorchen eines Untertanen kann nie schaden.

    „Natürlich. Er hat es den Drecksäcken aus Gelderon so richtig gegeben. Die haben bekommen, was sie verdient haben. Und seit er wieder da ist, herrscht Frieden im Land. Gut, die Abgaben sind hoch, doch man kommt über die Runden und alles ist besser als so ein lausiger Krieg. Mann, die armen Schweine dort drüben in Goren können einem wirklich leidtun. Die haben nichts zu lachen. Der rote Drache verheert das Land und es tobt ein brutaler Bürgerkrieg. Drachenfreunde gegen Drachenfeinde. Viel bekommt man ja nicht mit, seit die Grenzen zu sind. Aber was man so hört, muss es dort wirklich furchtbar zugehen. Also manche sind der Meinung wir, sollten die Flüchtlinge hereinlassen, aber ich denke, der Prinz wird schon wissen, was er tut. Gäbe nur Unruhen und uns hat damals im Kampf gegen Gelderon auch keiner geholfen … oder wie seht Ihr das?"

    Ein loyaler Mann mit einer anständigen Meinung, auch wenn er ziemlich viel redet. „Ich interessiere mich nicht sonderlich für Politik." Prinz Raiden entdeckte einen stattlichen Recken, der im Wappen das Zeichen der Schwarzen Garde führte. Für einen Moment fühlte sich der Prinz durch die Darstellung geschmeichelt, doch dann kam ihm die Erkenntnis: Das bin nicht ich, sondern … „Ravenor?" Und schon hatte er die Figur aus dem Regal genommen und drehte sie versonnen zwischen den Fingern hin und her.

    „Ja, allerdings. Sir Ravenor. Mit Titeln habt Ihr es scheinbar nicht so, werter Herr, rügte der Kaufmann und riss sich dann sogleich am Riemen. Schließlich wollte er keinen Kunden verprellen: „Ähm, der junge Prinz ist so beliebt. Unser Held des Volkes. Was für eine tragische Geschichte. Meine Frau opfert für ihn immer im Tempel und betet dafür, dass er wieder gesund wird. Werter Herr, seid Ihr von hier oder kommt Ihr von weiter weg? Ich bin immer neugierig darauf, was sich draußen in der Welt so ereignet … falls Ihr etwas zu erzählen habt. Im Blick des Verkäufers lag eine unverhohlene Neugierde. Doch Prinz Raiden wehrte ab:

    „Da muss ich Sie leider enttäuschen, ich erlebe nicht sehr viel. Sitze die meiste Zeit über nur im Büro über den Akten. Verwaltung … ist nicht besonders aufregend." So muskulös ist Ravenor auch nicht und die breiten Schultern … das ist doch reichlich übertrieben. „Ich nehme die beiden hier. Den Prinzen und seinen Kommandanten. Und dann suche ich noch etwas für die kleineren Kinder … vielleicht ein paar Stofftiere."

    Durch die gute Beratung des gewieften Händlers fand Prinz Raiden noch so einiges, was ein Kinderherz erfreuen konnte und kaufte schließlich mehr, als er zunächst beabsichtigt hatte, wodurch der Inhalt seines Geldbeutels am Ende beträchtlich reduziert war. Doch er nahm es erstaunlich gelassen und wies den Händler an, die Waren an Meister Werge in den Palast zu schicken. Schließlich hatte Prinz Raiden nicht vor, wie ein Packesel durch die Straßen von Arvon zu laufen. Nur die kleinen Metallfiguren steckte er gleich zu dem teuren Parfüm in die Tasche.

    Daheim in Naganor bekamen die Spielfiguren sogleich einen Ehrenplatz. Das Königsabbild stellte Prinz Raiden neben den Kalendermann und die Ravenorfigur brachte er ins Zimmer seines schlafenden Sohnes und stellte sie dort auf die kleine Kommode neben Ravenors Bett.

    „Vielleicht bringt sie dir Glück. Prinz Raiden sah traurig hinunter auf die Liegestatt. Ravenor wirkte schwach und kränklich – kein Vergleich mehr zu dem strahlenden muskulösen Helden, der er einst gewesen war. „Ich habe zu viel Hoffnung in die Fähigkeiten des Echslings gesetzt. Außer dass er dich in deinen Träumen erreichen kann, hat sich rein gar nichts verändert. Eigentlich ist mir dieses Dummschwätzerwesen mehr als zuwider, aber für die kleine Chance, die sich dadurch eröffnet, ertrage ich sogar seine Gegenwart. Zumindest wissen wir jetzt, dass dein Geist noch in diesem Körper wohnt … soweit man den Behauptungen des Flattermanns trauen kann. Vielleicht belügt er mich ja auch und plappert nur erfundenen Unsinn daher. Rein gar nichts tun zu können, frustrierte Prinz Raiden und deshalb hackte er auf Vedi herum. Doch dann besann er sich:

    „Nein, das wagt er dann doch nicht. Und solange ein Fünkchen Hoffnung besteht, soll er ruhig probieren. Schaden tun seine Traumbesuche ja scheinbar auch nicht."

    Eine Weile stand Prinz Raiden noch schweigend an Ravenors Bett, dann ließ er seinen Sohn wieder alleine.

    Und obwohl es nur eine Feier für die Kinder sein sollte, hatte sich Prinz Raiden so einiges einfallen lassen. Nahe des Kamins war ein Puppentheater aufgebaut und gerade jagte der tapfere Ritter Rox nun im finalen Kampf dem Feuerdrachen hinterher. Schließlich gelang es dem Helden, dem Untier mächtig eine draufzugeben.

    „Jawohl, voll eine auf die Nase!", amüsierte sich Prinz Raiden köstlich.

    Kurz hing die Drachenpuppe schlaff über dem Holzrahmen, dann rappelte sie sich kläglich hoch, um schließlich gänzlich geschlagen davonzukriechen. Der heldenhafte Ritter Rox jubelte und dann fiel der Vorhang.

    „Hervorragende Darbietung." Fast wie im echten Leben. Prinz Raiden applaudierte kräftig, doch die Kinder schienen nur halb so beeindruckt. Airyn unterdrückte gelangweilt ein Gähnen. Das ist doch Kinderkram. Ich hab Hunger. Hoffentlich gibt es bald was zu essen.

    An einem normalen Tag wäre das bereits eine Kopfnuss wert gewesen, doch es war Rastullahn und Prinz Raiden ging großzügig über diese Frechheit hinweg. Außerdem waren dies nur Airyns private Gedanken, die er nicht laut geäußert hatte. Die kleineren Kinder jedoch taten ihre Meinung offen kund.

    „Ich mag die Geschichte mit der Blumenfee viel lieber, Prinz Raiden. Da hauen sie nicht andauernd aufeinander ein. Das ist doch rüde."

    Die liebliche Carmina – ganz ein Mädchen eben. Aber auch die Jungs waren nicht so beeindruckt von dem Kasperletheater, wie sich Prinz Raiden das erhofft hatte. Danian schien sich gänzlich mit den Falten in der Tischdecke zu beschäftigen und Asran schaute missmutig in die Gegend:

    „Der Drache ist nicht so doof, dass er gegen den lächerlichen Ritter verlieren würde. Schließlich kann der doch Feuer speien."

    „Och, ich denke schon, dass der Drache so doof wäre. Mich wundert nur, dass der Flattermann stets rot dargestellt wird und nicht schwarz. Das würde der Wirklichkeit noch viel mehr entsprechen."

    Und alleine der Gedanke an ein Vedi-Abbild in der Geschichte ließ Prinz Raiden schmunzeln. Doch Asran gab nicht so leicht auf und er fand etwas anderes, was er schlechtmachen konnte:

    „Außerdem ist das nicht einmal eine detaillige Illusion. Nur so ein Spiel mit Holzpuppen. Einfach dilletisch, findet Ihr nicht auch, mein Prinz?" Dass er die schwierigen Worte noch nicht richtig zusammenbekam, tat der harschen Kritik einen gewissen Abbruch.

    „Das, jung Asran, ist Kunst. Es erfordert einiges Geschick, die Geschichte so außerordentlich gut darzustellen. Aber um das wirklich beurteilen zu können, benötigt man etwas mehr Lebenserfahrung als die eines Dreikäsehochs. Dann wandte er sich zu den zwei Spielleuten, die inzwischen hinter der Bühne hervorgetreten waren. „Meinen Dank, werte Spielleute, ihr habt die Kinder mit eurer Darbietung wahrlich sehr erfreut.

    Und ein großzügig gefüllter Beutel wanderte hinüber zu den Gauklern, welche sich unglaublich tief verbeugten und dann mit ihrem Puppentheater von dannen zogen.

    Vielleicht hätte ich doch lieber ein Fest für den gierigen Adel ausrichten sollen, die hätten wenigstens Begeisterung geheuchelt. „Nun denn, soll erst einmal das Mahl serviert werden, bevor wir anschließend zur großen Überraschung schreiten. Ihr wisst ja, Rastullahn ist das Fest des Schenkens."

    Verschiedenste Leckereien wurden aufgetischt, für die sich die Kinder wahrlich begeistern konnten. Und selbst Airyn, der sich schon so erwachsen fühlte, stopfte sich den Mund mit Kuchen dermaßen voll, dass es ihm die Backen aufblähte. Ein missbilligender Blick Seiner Hoheit jedoch brachte Airyn schnell dazu, sich wieder auf bessere Manieren zu besinnen. So waren die Kinder mit den Speisen beschäftigt und es wurden keine tiefgründigen Unterhaltungen geführt, was Prinz Raiden wiederum das Gefühl gab, irgendwie fehl am Platze zu sein. Und da er nicht gedachte den intellektuellen Kampf gegen ein paar Honigkuchen zu verlieren, begann er ein Gespräch:

    „Na, was wollt ihr eigentlich später einmal machen, wenn ihr groß seid? Dabei frage ich die kleineren Kinder hier am Tisch. Airyns Berufswunsch ist mir schon hinlänglich bekannt. Schließlich höre ich davon nahezu täglich."

    Airyn war inzwischen gegen solche Seitenhiebe durchaus immun und er antwortete nur mit einem obligatorischen „Mein Prinz ", bevor er sich über den nächsten Kuchen hermachte.

    Das Interesse der anderen Kinder war allerdings geweckt. Carmina grübelte und legte dabei einen Finger vor den Mund. „Also ich weiß nicht so recht. Vielleicht werde ich Magierin. Zaubern macht wirklich Spaß. Oder ich werde Kindermädchen, so wie Ani."

    Gannok, der sich bisher noch nicht groß hervorgetan hatte, rief nun: „Also ich werde Magier, so wie mein Papa. Ein ganz großer."

    Ja, gute Magier kann man immer gebrauchen und die Ader Gold hast du auch …

    „Pah, alle wollen Magier werden", bemerkte Asran abfällig und Prinz Raiden musterte ihn prüfend:

    „Und was willst du werden, wenn nicht Magier?"

    „Na König natürlich", verkündete Asran voller Überzeugung.

    „Oh, und von welchem Land, wenn ich fragen darf?" sagte Prinz Raiden spitz und Asran bemerkte die Falle, die sich da gerade auftat, nicht.

    „Na von dem hier. Wo denn sonst?"

    Carmina sog hörbar die Luft ein und tadelte schockiert: „Wie kannst du überhaupt daran denken, König von Ardeen werden zu wollen, wo doch Prinz Raiden schon hier regiert."

    Nun merkte auch Asran, dass er etwas Falsches gesagt hatte und korrigierte sich: „Natürlich erst, wenn Ihr abgelebt habt, mein Prinz. Solange Ihr hier König seid, kann ich natürlich nicht auch noch König werden." Eigentlich dachte Asran, dass er die Situation so sehr höflich und gut geklärt hätte, doch das augenblickliche Schweigen, welches nun folgte, belehrte ihn eines Besseren. Dann ereiferte sich Carmina:

    „Wie kannst du von so etwas Hässlichem auch nur sprechen! Als ob Prinz Raiden gleich sterben würde!"

    Ungläubig starrte Prinz Raiden seine Brut an. Sie diskutieren meinen Tod?!

    „Ich habe doch nur gesagt, wenn …"

    „Prinz Raiden stirbt nicht, weil … er mein Papa ist."

    Carmina war kurz davor loszuheulen, Prinz Raiden sah inzwischen sehr finster drein und Asran fand wieder einmal, dass er gar nichts verbrochen hatte.

    „Er ist auch mein Papa, nicht nur deiner. Und dann besann er sich auf eine diplomatische Lösung: „Dann werde ich halt auch so ein langweiliger Magier wie alle anderen.

    „Halt doch einfach den Rand, Kröte", mischte sich nun Airyn ein, der gewiss kein Magier werden würde und der sich deshalb durch Asrans Äußerung beleidigt und abgewertet fühlte. Die Anwesenheit des Prinzen vergaß er hierbei kurzerhand.

    Wie werden die erst sein, wenn sie erwachsen sind? Ob man überhaupt zulassen sollte, dass die alle erwachsen werden? – Raiden, es sind Kinder und heute ist Rastullahn. Ich stehe da drüber. „Kinder, jetzt ist Schluss mit dem Gestreite und … ich sterbe auch nicht so schnell." Das gilt es schon deutlich zu betonen. König möchte ich allerdings auch nicht mein Leben lang sein. Doch Asran wird mit Sicherheit nicht König werden. Der ist schon jetzt ein kleiner Tyrann. Solchen darf man einfach keine Macht geben. „Und überhaupt lassen wir das Thema jetzt auf sich beruhen … Was macht ihr denn morgen? Na, Danian, habt ihr Kinder schon etwas geplant?"

    Da sich Danian bisher sehr ruhig verhalten hatte, wollte Prinz Raiden ihn somit auch in die Konversation einbeziehen. Und vielleicht hatte das jüngste Mitglied am Tisch ja etwas Vernünftigeres zu sagen als seine älteren Genossen.

    Danian sah von seinen karamellisierten Nussstückchen auf, die er kunstvoll aufeinandergeschichtet hatte. Mit großen Augen verkündete er: „Wir gehen morgen zusehen, wie sie den bösen Mann totmachen."

    Für einen Moment war Prinz Raiden tatsächlich sehr erstaunt: „Was?!"

    Asran hielt das tatsächlich für eine Frage und erklärte: „Na, der böse Mann wird doch morgen in der Stadt hingerichtet und da gehen wir hin, um uns das anzusehen, mein Prinz. Wenn sie ihn mit Feuer brennen und so."

    Diese Erklärung zerstreute auch die letzten Zweifel und Prinz

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