Wirklich komisch: Wenn Clowns Kinder im Krankenhaus besuchen
By Ulrich Fey
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About this ebook
In diesem Buch führt Ulrich Fey Erkenntnisse aus vielen Forschungszweigen mit seinem Erfahrungswissen aus knapp zwei Jahrzehnten als Klinikclown zusammen. Er versucht ein differenziertes Bild von dieser Arbeit zu geben und stellt dazu die in den Mittelpunkt, die bei den vielen verdeckten Ängsten der Beteiligten und all dem Kostendruck aus dem Blick geraten sind: die kranken Kinder.
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Book preview
Wirklich komisch - Ulrich Fey
Ulrich Fey war erst Lehrer und Redakteur ehe er Clown wurde. Er absolvierte die Vollzeitausbildung der Clownschule TuT in Hannover und besucht seit 1999 als Mitglied der Clown-Doktoren Kinderkliniken im Rhein-Main-Gebiet. Zudem ist er als Clown Albert seit 2003 in Altenheimen unterwegs. Über diese Arbeit hat er das Buch geschrieben „Clowns für Menschen mit Demenz", das im Mabuse-Verlag bereits in dritter Auflage erschienen ist. Seine Erfahrungen als Clown in Klinik und Altenheim gibt seit langem in Vorträgen und Kursen weiter: www.clownsundmehr.de
Dietmar Bertram ist zu erreichen unter: www.dietmarbertram.de, und Wonge Bergmann unter: wongebergmann@gmx.de
ULRICH FEY
WIRKLICH KOMISCH
WENN CLOWNS KINDER IM KRANKENHAUS BESUCHEN
Fachliche Begleitung:
Michael Jetter, Diplom-Psychologe, Idstein
Dr. med. Christian Walter, Kinderarzt,
Bad Homburg
Zeichnungen:
Dietmar Bertram
Fotos:
Wonge Bergmann
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Lektorat: Claudia Weingartner, Ickingen
Satz: ffj Büro für Typografie und Gestaltung, Frankfurt am Main
Umschlaggestaltung: Marion Ullrich, Frankfurt am Main
Umschlagbild: © REUTERS/Yves Herman
ISBN: 978-3-86321-387-9
eISBN EPUB: 978-3-86321-460-9
eISBN PDF: 978-3-86321-485-2
Alle Rechte vorbehalten
„Das ist eine in Vergessenheit geratene Sache", sagte
der Fuchs. „Es bedeutet: sich ‚vertraut machen‘."
Antoine de Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz
Don’t give up.
Peter Gabriel
INHALT
VORWORT
EINBLICK
KAPITEL 1
ANNÄHERUNG
KAPITEL 2
BESONDERE KOMPETENZEN
KAPITEL 3
KARRIERE IM KRANKENHAUS
KAPITEL 4
DIE KLINIK – EIN KOMPLEXES GEBILDE
KAPITEL 5
INNENANSICHTEN EINER STATION
KAPITEL 6
KINDER UND JUGENDLICHE IN DER KLINIK
KAPITEL 7
SCHMERZ BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN
KAPITEL 8
HUMOR UND CLOWNS BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN
KAPITEL 9
HUMOR UND SEINE WIRKMECHANISMEN
KAPITEL 10
WIRKUNGSVOLLE VIELFALT
KAPITEL 11
VERWIRRENDE DOPPELROLLE – MENSCH, CLOWN, MENSCH …
KAPITEL 12
IMPROVISATION ALS PROGRAMM
KAPITEL 13
DIE KOMIK DES CLOWNS UND SEIN HANDWERKSZEUG
KAPITEL 14
IMMER SAUBER, NUR NICHT ZU BUNT
KAPITEL 15
GRENZERFAHRUNGEN
KAPITEL 16
VIEL WISSEN, WENIG WISSENSCHAFT
AUSBLICK
DANK
FACHBEGRIFFE
ENDNOTEN
LITERATURVERZEICHNIS
VORWORT
Stellen Sie sich vor, Sie werden auf einer Party jemandem vorgestellt als Humortrainer. Was werden die ersten Fragen sein? Kann man davon leben? Haben Sie was Richtiges gelernt? Oder: Jetzt mal im Ernst, was machen Sie wirklich? Ich träume davon, dass es in einer Generation gelingen wird, die Humorforschung in eine anerkannte Wissenschaft überführt zu haben, mit mehreren Lehrstühlen in Deutschland, als Inhalt in allen pflegerischen, medizinischen und therapeutischen Berufen, und mit Partys wo man sich eher schämt, wenn man Jurist, Verwaltungsdirektor oder Steuerberater ist.
Ulrich Fey hat viele ehrbare Berufe ausgeübt: Er war Lehrer, Redakteur bei der FAZ, dann wurde er Clown und besucht seit 1999 Kinder in Kliniken des Rhein-Main-Gebietes. In all diesen Berufen hat er sich Kompetenzen angeeignet, die er nun für dieses Buch bestens nutzt: Er kann recherchieren, schreiben und dies mit seiner Erfahrung als Klinikclown verbinden. Ein Glücksfall. So zeigt er hier vielen Menschen zum ersten Mal, wie viel Geschichte, wie viele Geschichten, wie viele handwerkliche und menschliche Qualitäten hinter dem scheinbar so naiven Clownsspiel stecken. Und damit weitet er den Blick und das Herz für die kostbare Arbeit der Clowns in Krankenhäusern.
Ulrich habe ich kennengelernt als Dozent auf einer HUMOR HILFT HEILEN-Akademie, wo er anderen Clowns vermittelt hat, was er unter Clownerie bei Kindern und alten Menschen versteht: Kontakt und Begegnung auf einer zutiefst mitfühlenden, in der Klinik bisweilen absurden Ebene. Davon ist viel in diesem Buch zu lesen. Ulrich leuchtet die Tiefen der besonderen Beziehung zwischen krankem Kind und Klinikclown aus: die Gefühle der Kinder im Krankenhaus, ihr Verhältnis zu Schmerz und Humor und deren Veränderung – je nach Alter. Warum können Fünfjährige es kaum abwarten, bis die Clowns auf die Station kommen und wie wird es auch für Pubertierende cool, Quatsch zu erleben? Erstmals werden hier auch die Innenwelten der Klinikclowns beschrieben, ihre Gefühle, ihre Grenzen. Denn oft, wenn man erzählt von der Arbeit mit zum Teil schwer kranken Kindern, kommt: „Boah, was die machen, das könnte ich nicht." Kann man auch nicht ohne fundierte künstlerische Ausbildung und hohes Maß an Menschlichkeit und Reflexion.
Ulrich ist ein Buch gelungen, das es bisher so nicht gab, das erlebte Praxis mit fundierter Theorie verknüpft, das Interessierten neue Einblicke und echte Argumentationshilfe bietet. Damit verfolgen wir ein gemeinsames Ziel: Gute Clowns können noch besser werden, und mehr Krankenhäuser sollen diese Ideen einsetzen und mitfinanzieren.
Da meine Wurzeln nicht im Fernsehen, sondern sowohl in der Medizin als auch in der Zauberei, dem Varieté und der Wortkomik liegen, war mir Lachen als eine Form der „Heilkunst immer sehr nahe. Ich hatte vor 25 Jahren ein Erlebnis: Im Rahmen einer Zaubershow in der Kinderpsychiatrie saß ein Kind mit „Mutismus
, das durch seelische Nöte über Wochen verstummt war – und plötzlich wieder anfing zu sprechen. Dabei wurde mir klar, wie wichtig die uralten Künste Musik, Theater und Zauberei sind, um die Magie von positiven Geschichten und Erlebnissen als Mittel der Selbstheilung zu wecken. Zuerst gründete ich in Berlin einen regionalen Verein mit, und vor zehn Jahren die bundesweit aktive Stiftung HUMOR HILFT HEILEN. Wir fördern Clowns, machen Workshops für Pflegekräfte und unterstützen Forschungsprojekte.
Einer der Pioniere der Humortherapie war der Österreicher Viktor Emil Frankl. Wegen seiner jüdischen Herkunft kam er ins KZ. Er verabredete dort mit anderen Häftlingen, sich jeden Tag einen Witz zu erzählen und sagte im Nachhinein, dass die gezielte Beschäftigung mit Humor zusammen mit der Gemeinschaft und dem Glauben an übergeordnete Werte ihn gerettet habe.
Aufgrund seiner Erfahrungen begründete er die „Logotherapie, die Wert darauflegt, sich mit dem Sinn (gr. logos) im Leben und Leiden zu beschäftigen. Auf seinen Gedanken bauten weitere Revolutionäre der Psychotherapie auf wie Paul Watzlawick, dessen „Anleitung zum Unglücklichsein
sich immer wieder zu lesen lohnt. Frankl ist in Deutschland viel zu wenig bekannt, dabei ist er für mich einer der bedeutendsten Psychologen und der Begründer von all dem, was heute unter „Resilienz" verhandelt wird.
Der erste echte Klinikclown, wie Sie gleich bei Ulrich viel genauer lesen werden, war Michael Christensen vom New Yorker Big Apple Circus, der als „Dr. Stubs" die ersten Clownsvisiten für Kinder startete. Eine seiner Mitarbeiterinnen, Laura Fernandez, brachte diese Idee vor knapp 25 Jahren nach Deutschland. Ulrich ist ein Urgestein dieser Bewegung.
Die Arbeit trägt viele Früchte und so ist Humor längst nicht mehr so schräg angesehen wie zu den Anfangszeiten. Auch für echte Ärzte wird der gerade akademisch. Gemeinsam mit HUMOR HILFT HEILEN und dem Deutschen Institut für Humor aus Leipzig werden Medizinstudenten für die besondere Arzt-Patienten-Kommunikation sensibilisiert. Seit 2017 ist an der Uniklinik Münster das Humortraining fest ins Curriculum für alle Studenten integriert. Ein dickes Brett bekommt kleine Löcher, durch die man ein Stück Himmel sehen kann.
Die Humorarbeit wird oft mit Clowns im Krankenhaus gleichgesetzt. Das war zwar historisch der Beginn, aber es ist nur ein Teil des Potenzials. Inzwischen gibt es neben den Klinikclowns viele Humortrainer, gut ausgebildete Humor-Therapeuten und Profis, was den helfenden Einsatz von Humor angeht. Auch da ist Ulrich aktiv.
„Pflegezeit ist Lebenszeit!" Und das sollte für beide Seiten gelten, für Patienten und Pflegende. Aber wer hat noch Zeit? Wenn Zeit Geld ist, wird am grausamsten an Zuwendung gespart, denn das fällt erst einmal nicht so auf. Sich um kranke Menschen zu kümmern, war ursprünglich im christlichen Abendland ein Akt der Barmherzigkeit. Ein Patient ist kein Kunde, sondern ein leidender Mensch. Und die wichtigste Frage sollte auch nicht sein, wie mache ich mit dem Rendite, sondern: Wie kann ich dem helfen?
Clowns nenne ich gerne „die Joker der Zuwendung". Weil sie außerhalb der Hierarchie, Dokumentation und Zeitzwänge stehen wie die Freiwilligen in der Sterbebegleitung. Deshalb glaube ich auch, dass es kein Zufall ist, wenn die Gegenbewegungen zur kommerzialisierten Medizin etwa zeitgleich vor 25 Jahren entstanden sind. Sowohl die Humor- als auch die Hospizarbeit wollen das Humane in der Humanmedizin stärken. Denn überraschenderweise wird auch auf Palliativstationen und in Hospizen viel gelacht. HUMOR HILFT HEILEN finanziert ein Forschungsprojekt auf der Palliativmedizin der Universitätsklinik Bonn und in Jena. Wer möchte schon am Ende seines Lebens den Humor verlieren?
Warum zahlt das alles nicht die Kasse? Gute Frage. Bevor etwas in die Regelleistung übernommen wird, braucht es gute Studien, die Nutzen und Wirksamkeit belegen. Aber wer soll die bezahlen? Meist wird nur geforscht, wenn es etwas zu verdienen gibt. Solange Lachen aber nicht in Pillenform zu pressen ist, sind Forschungsgelder schwer aufzutreiben. Deshalb braucht es Idealisten, die für wenig Geld professionelle Arbeit leisten – und es braucht externe Spender, die den Wert dieser Arbeit erkennen. Dieses Buch trägt dazu bei.
Ich hoffe, Sie können nun leichter erkennen, dass Humor mehr ist, als ein Lächeln oder eine rote Nase aufzusetzen. Viel mehr. Möge die Kraft der heiteren Gelassenheit immer mit Ihnen sein.
Eckart v. Hirschhausen
Arzt, Komiker und Gründer der Stiftung HUMOR HILFT HEILEN
EINBLICK
Clowns und Kinder, das ist für viele eine passende Verbindung, etwas fürs Herz. Clowns und kranke Kinder, das passt noch besser, bewegt viele Menschen noch mehr. Einerseits. Andererseits: Einige erleben Clowns überdreht und albern, manche fürchten sich gar vor den Figuren mit Schminke und roter Nase im Gesicht. Doch Clowns lassen die wenigsten Menschen kalt, polarisieren häufig allein durch ihre Anwesenheit. Denn eines ist unstrittig besonders im Rahmen der klinischen Hygiene und Hierarchie: Clowns fallen auf.
Dieses Buch wirft auf diese auffälligen Figuren einen differenzierten Blick. Oft genug unterbleibt der, werden Clowns in der Klinik als Heilsbringer überhöht oder als lustige Störfaktoren diffamiert. Dabei sind sie weder das eine noch das andere. Klinik-Clowns können keine Blinddarmentzündung heilen und schon gar keine Leukämie oder Mukoviszidose. Dennoch wirken sie.
Interaktion verstehen
Die unmittelbar Beteiligten stehen im Mittelpunkt dieses Buches: Kinder und Clowns. Um die Interaktion zwischen beiden besser nachvollziehen zu können, muss man verstehen, wie Kinder und Clowns sich und ihre Situation im klinischen Rahmen erleben. Wie fühlen sich Kinder und Jugendliche bei ihrem erzwungenen Aufenthalt im Krankenhaus? Kleinkinder reagieren ganz anders als Pubertierende. Wie gehen Kinder und Jugendliche mit Schmerzen um? Was hilft, was schadet ihnen? Wie ausgeprägt ist in welchem Alter ihr Verständnis von Humor, ihre Offenheit für Clowns? Fünfjährige können sich über eine clowneske Aktion schieflachen, die bei Vierzehnjährigen nur Stirnrunzeln auslöst.
Diesen unterschiedlichen Kindern mit ihren unterschiedlichen Krankheitsbildern stehen die Clowns und damit deren Darsteller gegenüber. Auch die sind unterschiedlich – mal jung, mal alt, mal weiblich, mal männlich, mal entspannt, mal gestresst. Alle sind zudem mit unterschiedlichen Talenten, unterschiedlichem Können und Wissen ausgestattet. Um zu verstehen, wieso Clowns manchmal umwerfend komisch sind und manchmal eher nicht, wird in diesem Buch versucht, den Außenansichten eines Clowns ein paar Innenansichten hinzuzufügen. Was macht einen guten Klinik-Clown aus? Was sollte, müsste er für Kompetenzen haben? Als Künstler? Als Mensch? Wie wirken sich die offenen Arbeitsbedingungen im Krankenzimmer aus, wo Clowns fast alles dürfen, aber fast nichts müssen? Welche Grenzen erleben Clowns und ihre Darsteller?
Da wenig Literatur zu diesen Themen vorhanden ist, habe ich mich in benachbarten Fachrichtungen umgesehen, zudem viele Beispiele aus eigenen Erfahrungen herangezogen. Und ich habe versucht, dieses Erfahrungswissen mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien zu verbinden.
Selbstbewusstsein stärken
So wendet sich dieses Buch an Clowns, die in einer Kinderklinik arbeiten (oder das planen). Vielleicht verstehen sie dann besser, wieso ein vergleichbares Spiel in dem einen Zimmer gelingt, in dem anderen aber gar nicht. Vielleicht erkennen sie ihre inneren Grenzen (an). Vielleicht werden ihnen aber auch ihre Fähigkeiten bewusst, ihr clowneskes Handwerkszeug. Vielleicht wirkt sich das auf ihr künstlerisches Selbstbewusstsein aus, im besten Falle stärkend.
Dieses Buch wendet sich auch an Eltern, die den Wert von Clowns in der Kinderklinik dann vielleicht kundiger einschätzen können und sich entsprechend für oder gegen ein Krankenhaus entscheiden.
Dieses Buch wendet sich außerdem an alle Pflegekräfte und Ärztinnen, Therapeutinnen und Reinigungskräfte, die den Clowns mal begeistert, mal entgeistert gegenüberstehen. Es wird dargestellt wie auch sie ganz unmittelbar von den Clowns profitieren können. Im besten Fall sehen sich alle als Mitglieder eines Teams, das insbesondere eins im Blick hat: Die Kinder und ihre Gesundheit.
Das vielleicht fünfjährige Kind hatte gerade die Clown-Doktoren zu Besuch und schaut noch ganz beglückt. Auf dem Flur begegnet es einem Assistenzarzt. „Bist du auch Clown-Doktor?, fragt es interessiert den jungen Mann. „Nein
, entgegnet der leicht entschuldigend, „ich bin nur ein normaler Doktor."
Ausflüge in die Geschichte
Vielleicht sind hier kleine Ausflüge in die Geschichte aufschlussreich. Denn Clowns, so wie wir sie heute in Krankenhäusern erleben, sind nicht vom Himmel gefallen, sie haben uralte Wurzeln, die ihre Rolle, ihr Selbstverständnis bis heute prägen. Ähnliches gilt für die Struktur in den Kliniken, deren hierarchische Prägung. Auch die hat ihre Geschichte, auch die wirkt bis heute.
In diesem Buch werden viele Beispiele dargestellt, und immer wird vom Clown in der dritten Person gesprochen, obwohl ich viele dieser Szenen selbst so oder ähnlich erlebt habe. Denn ich schildere diese als Autor, nicht als Clown. Manche Beispiele haben mir Kolleginnen beschrieben, manche sind der Literatur entnommen. Immer sind die Namen aller Beteiligten verändert und frei erfunden.
Da Clowns in den Kliniken meist zu zweit arbeiten, schreibe ich meist in der Mehrzahl. Inhaltlich gilt alles Beschriebene natürlich ebenso für die Clowns, die alleine unterwegs sind. In Einzelfällen weise ich auf einen alternativen Umgang hin. Noch weniger erheblich ist die Frage, ob Clowns nun als Clown-Doktoren oder Klinik-Clowns kommen sollen. Die Entscheidung für das eine oder gegen das andere hat fast immer pragmatische Gründe. Und die Kinder unterscheiden allein, ob ihnen der Clownsbesuch gefallen hat.
„Nein und „Ja
Vorbeugend sollen die zwei FAQs, die Frequently Asked Questions, also meistgestellte Fragen, gleich zu Beginn geklärt werden. Die Antworten lauten: „Nein und „Ja
.
„Nein – die Clown-Doktoren sind keine verkleideten Ärzte, sondern als Ärzte verkleidete Clowns. Und „Ja
– sie werden bezahlt (die meisten jedenfalls) und können davon leben. Je nach Ansprüchen unterschiedlich gut.
Die Zeichnungen stammen von Dietmar Bertram, der nicht nur ein prima Kollege bei den Clown-Doktoren ist, sondern auch ein großartiger Zeichner. Außerdem ist er Vater. Insofern stellt er die Idealbesetzung dar für die Aufgabe, dieses Buch mit Zeichnungen zu bereichern. Wonge Bergmann habe ich gebeten, die Fotos zu machen, weil ich ihn schätze für seinen besonderen Blick und für seine besondere Zurückhaltung bei der Arbeit.
Ich habe also versucht, ein Buch zu schreiben, das informiert, differenziert, das die Theorie mit der Praxis verschränkt, neue Bezüge herstellt, schön ist – und nicht zuletzt Spaß macht zu lesen. Ich hoffe, es ist gelungen.
KAPITEL 1
ANNÄHERUNG
Der Clown ist schon eine komische Figur. Wo er auftaucht, ist er sehr präsent – und dennoch schwer greifbar. Clownerie zählt zu den darstellenden Künsten, nur: Was stellt ein Clown dar? Bei nahezu allen anderen darstellenden Künsten weiß jeder auf Anhieb, was jemand dieser Profession kann. Ein Jongleur jongliert – wahlweise mit Bällen, Keulen, Kettensägen oder anderem, je mehr und ungewöhnlicher, desto besser. Akrobaten machen Handstände, Salti oder Flickflacks – am besten mit- und übereinander. Ein Zauberer lässt Dinge oder Menschen verschwinden, auftauchen oder sich verändern