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ISLAND RED: Horrorthriller
ISLAND RED: Horrorthriller
ISLAND RED: Horrorthriller
Ebook361 pages5 hours

ISLAND RED: Horrorthriller

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About this ebook

Der Schlangenhai existiert seit 80 Millionen Jahren. Er besitzt über 300 Zähne in 25 Reihen, mit denen er Jagd auf seine Beute macht. Nur sehr selten wurde er oberhalb von fünfzig Metern Meerestiefe gesichtet, weshalb er für Menschen niemals eine echte Gefahr darstellte.
Bis heute.

Als in Crystal Key das erste Mädchen vermisst wird, denkt sich noch niemand etwas dabei. Dann verschwinden jedoch die ersten Fischer und zwei Mädchen werden im Meer attackiert. Ein Raubfisch scheint die Insel zu terrorisieren. Doch das ist nicht alles. Ein Hurrikane fegt unerwartet über die Insel hinweg und als sämtliche Kommunikationswege mit dem Festland versagen, müssen die Bewohner von Crystal Key schnell feststellen, dass sie es mit nicht nur einem Schrecken aus der Tiefe zu tun haben …
LanguageDeutsch
Release dateNov 30, 2018
ISBN9783958353718
ISLAND RED: Horrorthriller

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    Book preview

    ISLAND RED - Matt Serafini

    Autor

    Der Tod kommt von oben

    »Folge mir, okay?«

    Es war weniger eine Frage als eine Aufforderung.

    Kurt war schon schummerig zumute, doch um die Wahrheit zu sagen, wäre er Kelly überallhin gefolgt, falls er sich etwas davon erhoffen konnte.

    Als sie von der Toilette zurückkehrte, wurde gerade die letzte Runde ausgegeben, wobei … Toilette war eigentlich eine zu großzügige Bezeichnung, weil zu den Zimmern mit Meerblick des Ressorts Shifting Tides nur eine gleich hinter der Baumgrenze am Rand des Strandes versteckte Reihe von Mobilklos gehörte. Sie erweckten irgendwie den Eindruck, Überbleibsel aus der Zeit des Baus der Einrichtung zu sein, die jemand offenbar für kostengünstiger gehalten hatte, als die Installation angemessener Sanitäranlagen.

    Wer Wert auf Hygiene legte, so wie Kelly, wusch sich anschließend die Hände an einem öffentlichen Brunnen auf dem Weg vom Strand zur Bar. Zu beobachten, wie ein Teil der Gäste – Männer und Frauen gleichermaßen – achtlos daran vorbeieilten, wenn sie zu ihren Drinks zurückkehrten, war echt widerlich. Kelly blieb zum Glück reinlich, und das war auch gut so, denn er wünschte sich, dass dieser Abend ein ganz besonderer wurde.

    Das wollte er unbedingt.

    »Wohin gehen wir denn?« Kurt bemühte sich um ein schiefes Lächeln, um ihr zu zeigen, dass er sich nicht so einfach verführen ließ, doch sie wirkte eher beleidigt angesichts seines vorgegebenen Widerstandes. Nach drei Jahren auf dem College im ständigen Bestreben, ihr Herz zu gewinnen, ergaben solche Spielchen keinen Sinn mehr. Typen wie Kurt kriegten eigentlich niemals Mädchen wie Kelly. Er hatte es allerdings irgendwie geschafft.

    Als sie vorging, verhielt sie sich so, wie es alle jungen Frauen taten, die wussten, dass jemand auf ihren Hintern starrte. Sie wackelte ganz bewusst mit den Hüften. Aus dem gleichen Grund hatte sie ihren grell pinkfarbenen Badeanzug mit Absicht ein paar Zoll weit am Po hinaufrutschen lassen, damit er ihre herrlichen braunen Pobacken besser sehen konnte. Dies provozierte allerdings lüsterne Pfiffe, während sie aus der künstlichen Beleuchtung des Restaurants in die natürliche Dunkelheit des Strandes schlenderte.

    Diese Provokation machte Kurt noch ein wenig schärfer. Es brauchte ihn allerdings niemand darauf hinzuweisen, dass Kelly eine scharfe Bombe war. Er konnte nie nachvollziehen, warum Kerle am Rand drehten, wenn sie mitbekamen, dass ein anderer ihr Mädchen begaffte. War es denn besser, wenn niemand hinschaute?

    Er sprang nun von seinem Platz auf, nahm die Flasche Malibu und ging mit der Anmut eines Tänzers, der zu viel Kokosnuss-Rum getrunken hatte, um die anderen Tische herum. Nach der steten Alkoholzufuhr an diesem Abend war ihm klar, dass seine Koordination reichlich zu wünschen übrig ließ. Ein ums andere Mal verlor er beinahe das Gleichgewicht, bis ihn schließlich das Glück verließ und er über den letzten Stuhl auf seinen Weg stolperte. Er taumelte auf den Strand zu, wobei ihm die Flasche aus der Hand fiel.

    Kellys Kichern übertönte sogar die Beats der jamaikanischen Reggae-Band. Ihr Körpergeruch, eine Mischung aus Kokosnuss-Sonnencreme und Salzresten aus dem Meer, brachte Kurt aber schnell wieder auf die Beine. Er riss ehrfürchtig und verzweifelt die Augen auf, als er ihre strammen Beine, die formschön in Vollendung waren, aus dem letzten Strahl Licht der Lampen verschwinden sah.

    Er war extrem aufgedreht und bestärkt vom Trinken am Nachmittag, so als habe sich der Sprit unmittelbar auf seinen Sexualtrieb niedergeschlagen. Sand spritzte hoch, als er sich aufrappelte und zu dem Mädchen aufschloss, das seit zwei Monaten mit ihm liiert war.

    Sie hörte ihn kommen, drehte sich aber nicht um, sondern zog nur ihre Schultern hoch in der Erwartung, dass er sich gegen sie warf. »Kurt, nein, nein, neiiiiin … der ganze Sand.«

    Doch es war zu spät, als dass er sich noch hätte bremsen können. Er schlang die Arme um ihre Hüften und hob sie hoch. Die Haut an ihrem Hals schmeckte genauso, wie sie duftete … nach Kokosnuss, was irgendwie zum Lecken einlud und sie noch exotischer machte.

    Ihr Lachen ging nun in ein leises melodiöses Stöhnen über, eine unverhoffte Entwicklung, die Kurt noch zusätzlich anregte. Statt ihre Glieder weiterhin zu versteifen, ließ sie sich in seine Umarmung fallen. Sie streckte die Hände nach hinten aus und ließ die Fingerspitzen an seiner Brust hinuntergleiten … eine gezielte Berührung. Sein Herz klopfte, als ob zehntausend Volt durch seinen Körper strömen würden. Er wollte mehr und legte Kelly deshalb in den Sand, wo sie ihm ihr Gesicht zuwandte.

    Das Gesindel in der Bar war jetzt weit genug weg. Die Reggae-Band hatte gerade ihr letztes Lied beendet, woraufhin sich der Sänger lallend durch das Mikrofon bedankte und allen einen angenehmen Restabend wünschte.

    Bin schon auf dem besten Weg dorthin, dachte Kurt, während er sich an seine Freundin schmiegte. Diese drückte ihm ihre Brüste entgegen, was sofort Hitze in seinem Herzen erzeugte, die sich durch die Adern in seinem gesamten Körper verteilte. Er drängte ihr nun seinen Mund auf und sie zog ihre Mundwinkel zu einem Grinsen hoch. Sie liebte es einfach, ihn hinzuhalten. Darauf stand sie total und Kurt umso mehr. Der Genuss, sie letzten Endes zu überwältigen, würde dann nämlich umso wunderbarer sein.

    »Ich will dich gleich hier«, sagte er und drückte seine Lippen auf ihre. Sie gab ihm daraufhin einen Kuss, entzog sich ihm aber wieder.

    »Nichts da«, stellte sie klar. »Da drüben sind ein Haufen Leute.«

    »Die verschwinden doch gleich auf ihre Zimmer, um weiter zu saufen.«

    So lief es jeden Abend nach der Sperrstunde. Sie tat nun aber so, als sei es endgültig vorbei, und als hätte er sich schon immer Sex in der Öffentlichkeit gewünscht. Gab es denn einen besseren Ort dafür als den Strand?

    »Willst du mir etwa weismachen, dass du prüde bist?«, fragte er lachend.

    »Prüde?« Sie fasste sich an den Rücken, um ihr Bikinioberteil aufzuhaken. Es rutschte langsam von ihren Schultern, wobei ihre Brüste entblößt wurden.

    Kurt starrte sie mit offenem Mund an. Er hatte sich ihre Brüste so oft und lange ausgemalt und ihre Form angehimmelt, während sie wie zu seinem Spott nur wenig bedeckende Badeanzüge getragen hatte. Jetzt beschloss Kelly offenbar, sie ihm im Dunkeln zu präsentieren.

    Auch wenn er diese Frotzelei durchaus zu schätzen wusste, kam es ihm fast enttäuschend vor.

    Er ging schnell auf sie zu, doch sie drehte sich um, als er seine Hände an ihr Becken legte, und ging auf die brandenden Ozeanwellen zu. Jetzt zog er an ihrem Bikiniunterteil, bis er ihren Hintern im Mondlicht sehen konnte.

    Oh mein Gott …

    Er war gerade drauf und dran, sich auf sie zu stürzen, wie ein Stier auf einen Torero, während er mit einem Tunnelblick auf Kellys sonnengebräunten Po starrte.

    »Ist das deine Braut?« Ein dunkler Umriss kam nun auf ihn zu. »Ich will dir ja nicht vorschreiben, was du zu tun hast, Kumpel, aber heute Nacht solltet ihr lieber nicht allzu weit rausschwimmen.«

    Der Schemen kam jetzt nahe genug, dass Kurt eine Narbe an der linken Wange erkennen konnte. Der Schnitt musste tief gewesen sein und verlief bis unter das Auge, das nur noch ein leerer milchig weißer Apfel war. Der Mann, ein Schwarzer, warf einen kurzen Blick in Kellys Richtung, dann schlug er Kurt mit dem Handrücken gegen die Brust und lächelte wissend. »Ein solches Mädchen sollte man immer bei Laune halten, aber geht trotzdem lieber nur so weit, dass euch das Wasser bis zu den Knien reicht, verstanden? Dann verschwindet ihr von hier und legt euch in ein Bett. Dort werdet ihr garantiert mehr Spaß haben.«

    Kurt wollte nach dem Grund für diesen Rat fragen, doch der Mann machte sich bereits auf den Rückweg zur Bar. Das war vermutlich auch besser so, da Kelly keine Kleider mehr anhatte und er nicht wollte, dass ihm noch irgendjemand einen Strich durch die Rechnung machte, während er seine Fantasie wahr werden lassen wollte.

    Er hörte nun das Platschen von Schritten im Wasser, konnte seine Freundin im Dunkeln jedoch nicht mehr sehen. »Hey, Kelly, warte auf mich!«

    Kurt lief los. Als er vom trockenen Sand in den Uferschlamm trat, konnte er einen Blick auf sie erhaschen. Das Wasser reichte ihr bis an ihre Waden und sie lief noch weiter.

    Sie drehte sich jetzt frech und selbstbewusst um, wobei ihr Körper sogar noch schöner aussah, nun wo er all ihre Kurven richtig begutachten konnte, weil der Mond sie hervorhob. Ihr flacher Bauch glänzte vor Feuchtigkeit und weil sie vor Erregung schneller atmete, hoben und senkten sich ihre großen Brüste auffällig.

    »So stark interessierst du dich bestimmt gar nicht für mich, Kurt.«

    Er war geneigt, ihr zu widersprechen, denn in seiner Hose herrschte bereits Platzmangel.

    Sie streckte eine Hand nach ihm aus und hob mahnend den Zeigefinger. Das hieß: Bleib gefälligst, wo du bist.

    Das tat er auch. Seine Zehen verschwanden nun im Schlamm, während er sie anstarrte wie sein Hund, wenn dieser einem beim Verdrücken eines Hamburgers zuschaute.

    »Wenn du zu mir kommen willst, musst du erst nackt sein.«

    Kurt drehte sich kurz um, für den Fall, dass der Einäugige sie beobachtete, aber in der Bar in der Ferne waren die Lampen bereits aus, der Uferdamm links, wo laute Musik dröhnte, hingegen war hell erleuchtet. Wie auf eine Ansage hin hatte sich die Party in den Hüttenblock verlagert. In der Nähe schien sich hingegen niemand aufzuhalten.

    Kurt musste nur noch einmal auf Kelly schauen, um sich dazu durchzuringen, seine Shorts abzustreifen, dann marschierte er auf das Unausweichliche zu. Sie starrte auf sein bestes Stück, während er sich ihr näherte, und hielt eine flache Hand darunter, sobald ihre feuchten Münder aufeinandertrafen.

    Sie ließen sich nun in das Wasser fallen, woraufhin die heranrollenden Wellen über sie schwappten. Kelly schlang ihre Beine um sein Kreuz und fuhr mit den Händen über seine kräftigen Schultern. Sie wollte ihn ganz nah an sich spüren.

    Ihre Lippen schmeckten nach frisch gepflückter Minze, doch seine Zunge schenkte ihnen genauso viel Aufmerksamkeit wie ihrem Hals, während er sanft ihre Brüste drückte und hinein zwickte. Dabei streiften seine Daumen die hart gewordenen Warzen und ihr Mienenspiel machte ihn noch erregter.

    Der Atlantik überspülte sie in einem fort und immer schwungvoller mit Wasser, was seiner zunehmenden Begierde entsprach. Jedes Mal, wenn er versuchte, in Kelly einzudringen, schob sie ihr Becken zurück, um ihn auf Abstand zu halten.

    Ihm sollte es recht sein, denn all das war noch neu für ihn … sie so zu sehen und sie dermaßen intensiv zu spüren, zumal das Ganze auch noch unter freiem Himmel geschah. Die Vorstellung, jemand könne ihnen dabei zusehen, reizte ihn irgendwie und er vermutete, dass es auch Kellys Leidenschaft befeuerte.

    Sie verlagerte nun ihr Gewicht, um Schwung zu nehmen und sich auf ihn zu rollen. Als sie sich zu ihm beugte, um ihm einen innigen Kuss zu geben, kitzelten ihre Haare – verklebt mit Sand zu wilden Strähnen – seine Brustmuskeln. Schließlich stand sie auf, sodass Kurt zwischen ihre Beine schauen konnte. Sie bemerkte, wie sein Blick dorthin wanderte und lächelte.

    »Du willst unbedingt da rein, du böser Junge, was?«

    Er wollte am liebsten wie ein Raubtier über sie herfallen, doch sie zog sich geschickt aus seiner Reichweite.

    »Das soll wohl ja heißen«, fuhr sie grinsend fort. »Dann musst du mich aber schon fangen.« Sie lief weiter in das Wasser hinein, erst bis zu den Hüften, doch kurz danach so tief, dass sie darin eintauchen konnte.

    Dieses Mal gönnte ihr Kurt keinerlei Vorsprung. Er verschwand schnell unter der Oberfläche und streckte sich nach ihr aus. Im Meer, das schwarz wie Onyx war, verschmolzen die dunklen, formlosen Schatten miteinander und trieben gemeinsam dahin wie gemalte Silhouetten.

    Die beiden tauchten gemeinsam wieder auf und stießen in einem Kuss zusammen, der ewig hätte andauern dürfen. Sie konnten einfach nicht voneinander ablassen, weshalb sich ihre Zungen weiter umspielten, selbst wenn sie zwischendurch die Mundwinkel verziehen mussten, um Luft holen zu können. Kurt flüsterte ihr jetzt ins Ohr, wie sehr er sie liebe. Sie reagierte darauf, indem sie ihre Beine um ihn schlang.

    Kein Erwidern seiner gestandenen Hingabe, sondern nur eine Einladung zur Vereinigung.

    »Lass es mich spüren.« Ihr Tonfall klang fordernd, was beinahe schon genügte, um ihn sofort zum Höhepunkt zu treiben, als er einen ihrer Oberschenkel streifte.

    Ihre Haut schmeckte salzig, aber es war Kelly und somit das Beste, was seine Geschmacksknospen je gekostet hatten.

    Er glitt jetzt langsam in sie hinein, woraufhin Kelly ihren Körper anspannte. Ihr Stöhnen durchbrach die nächtliche Stille und sie kratzte seinen Rücken so sehr, dass er zu bluten anfing.

    Aber das war ihm vollkommen egal.

    Im Wasser zu vögeln war allerdings schwieriger, als er gedacht hatte. Als er die Beine auf und nieder bewegte, hatte er das Gefühl, ein Radfahrer auf dem Weg bergauf zu sein, der einfach nicht abflachen wollte, und bei jedem Hüftschwung ihrerseits, um seinen Stößen entgegenzukommen, tauchten die beiden unter. Wieder an die Oberfläche zu gelangen, brachte sie automatisch aus dem Rhythmus. Er bedauerte es nun, sich nicht einfach mit ihr in den Schlamm gelegt zu haben, aber das hätte er ihr natürlich auf keinen Fall gesagt. Kellys Haut zu fühlen, während sie sich an ihn klammerte, begeisterte ihn, und ihr Stöhnen die ganze Nacht lang anzuhören war ihm ein pures Vergnügen.

    Als sich Kelly abermals zurück an die Luft kämpfte, die nur hier in Florida so riechen konnte, fiel ein orangerotes Licht auf ihren Körper. Kurt hatte es auch bemerkt, so wie er sie anschaute.

    Plötzlich leuchtete außer dem Mond noch etwas anderes auf sie. Das Meer ringsherum sah plötzlich aus wie beim Sonnenaufgang, aber so lange waren sie doch noch gar nicht draußen gewesen, oder doch?

    Die zwei sahen einander kurz verwirrt an, bevor Kelly schließlich zum Himmel hinaufschaute, als sei dort eine Erklärung zu finden. Die sternenklare Finsternis war zerrissen worden wie ein Schleier und ein Feuerball sauste am Firmament entlang.

    Erst jetzt wurde Kurt bewusst, wie weit sie hinausgetrieben waren. Der Uferdamm sah aus wie eine Flugzeuglandebahn aus einer Entfernung von zwanzigtausend Fuß. Ehe er vorschlagen konnte, zurückzuschwimmen, schrie Kelly panisch: »Er kommt genau auf uns zu!«

    Das stimmte tatsächlich. Die Kugel wurde immer größer, bis sie schließlich den gesamten Himmel über den beiden auszufüllen schien. Die Hitze des herabstürzenden Gesteins strahlte auf ihre Gesichter ab, als Kurt erkannte, dass der Meteor sie tatsächlich treffen würde. Er näherte schnell und zum Ausweichen blieb keine Zeit mehr. Kaum, dass er mit einem gewaltigen Rauschen auf die Oberfläche schlug, stieg eine Stoßwelle empor.

    Sie wurden haushoch aus dem Meer herausgehoben und dann wie Marionetten gegen den Stein geworfen, sodass ihre Körper wie Schinkenspeck in einer Pfanne verbrannten.

    Kelly schrie zuerst, doch ihre Schreie erstarben abrupt. Ihr Kopf fiel in den Nacken und vor lauter Qual riss sie ihre Augen weit auf. Während der Meteor sank, war sie bereits unter der Oberfläche verschwunden. Ihre gerade noch goldbraune Haut erinnerte nun eher an ein Stück verkohltes Fleisch.

    Nachdem Kurt wieder im Meer gelandet war, tat selbst das Planschen weh. Als er sich nach Kelly ausstreckte, sah er nur noch ihren fassungslosen Blick. Im Mondlicht erkannte er, dass sein Arm schlimmer verletzt worden sein könnte. Er war so schwer verbrannt wie Kelly, seine Haut schälte sich ab und das Gewebe wirkte wie geschmolzen.

    In gleicher Weise, wie der Meteor untergegangen war, drohte nun auch Kurt, in Ohnmacht zu versinken.

    Die bewegte See trug Kelly zurück in seine Richtung und sie versuchte, nach ihm zu greifen und zu schreien, doch ihre Luftröhre war verbrannt, und Blut strömte über ihre schwarz gewordenen Wangen, als weine sie bitterliche rote Tränen.

    Schließlich tauchte sie nicht mehr aus den dunklen Wassermassen auf. Fort war sie – und somit auch Kurts letzter Eindruck von ihr, bevor ihm seine schwere Verwundung ebenfalls das Bewusstsein raubte. Ihm wurde schwarz vor Augen, während das Meer ihn nach unten in ein kaltes Grab zog.

    ***

    Der Schlangenhai schraubte sich aus der Tiefe empor und bewegte sich durch das Wasser, das heller als gewohnt war. Er besaß zwar keinen Farbsinn, doch sein großer brauner Leib glitt durch eine warme blaue Umgebung, die ihm angenehmer vorkam als die pechschwarze Finsternis, in der er sonst die meiste Zeit seines Lebens herumstreifte.

    Einige Tage zuvor hatte ihn eine zufällige Begegnung in Richtung Oberfläche gelockt. Er war eine Weile um die Insel herum geschwommen, um sich auf Geräusche vom Land einzustellen, die seine Sinne gereizt hatten.

    Auf rhythmische Vibrationen von Musik sprach er besonders gut an. Die Bassfrequenzen eines Schlagzeuges hallten weit über den Atlantik und pflanzten sich als kräuselnde Wellen unter Wasser fort. Diese hatten den Hai neugierig gemacht, also war er hinaufgeschwommen, um die Ursache zu finden, hatte sie aber enttäuschenderweise nicht finden können. Brummende Bootsmotoren, die das Meer aufwühlten, hatten ihn schließlich verärgert, nicht zuletzt deshalb, weil er die enervierenden Rümpfe nicht ohne Weiteres aufbrechen konnte.

    Davon einmal abgesehen, erinnerte ihn dies aber wieder daran, warum er tiefere Gewässer vorzog. Der Lebensraum dort war seines Empfindens nach von jeher stimmig gewesen. Beute zu finden stellte kein Problem dar. Am häufigsten tötete er Kalmare, weil diese wehrlos und oftmals verletzt waren. Manchmal brauchte er nur abzuwarten, bis sie sich ausgezehrt hatten und einfach nur noch dahintrieben. Im Gegensatz zu den meisten Haien besaß er die Fähigkeit, sich im Dunkeln zurechtzufinden, selbst in Tiefen zwischen hundertfünfzig und sechshundert Fuß. Wenn er sich anpirschte, blieben die anderen Meerestiere immer vollkommen ahnungslos und ruhig, bis es zu spät für sie war.

    Er konnte sein biegsames Maul so weit aufsperren, dass er seine Beute in einem Stück verschlingen konnte. Er kaute mit dreispitzigen Zähnen, die in fünfundzwanzig Reihen angeordnet waren, um ihr Fleisch zu zerteilen, und trieb sie nicht selten in die Enge, sodass eine Flucht unmöglich wurde. Dies gereichte ihm zum Vorteil, weil er nicht so kraftvoll zubeißen konnte, wie andere Spezies, obwohl er der Größte seiner Art war. Eine zwanzig Fuß lange und fast zweitausendfünfhundert Pfund schwere Laune der Natur.

    Er hatte jetzt die Spur eines größeren Tintenfisches aufgenommen, aber dann plötzlich das Interesse an dieser potenziellen Beute verloren, weil er von Erschütterungen des Wassers abgelenkt wurde, die durch die Finsternis bis in seine vertieften Hörkanäle gedrungen waren.

    Nicht, dass er zum ersten Mal einen Menschen gesehen hätte, doch geschmeckt hatte er bis dahin noch keinen. Naturgemäß war er ihnen gegenüber misstrauisch und mied sie, wenn er auf sie stieß, was allerdings auch nur selten vorkam. Dieses Mal jedoch zog ihn irgendetwas zu dem Beinpaar hin, das über ihm hektisch um sich trat, um nicht unterzugehen.

    Sein Instinkt sagte ihm, lieber das Weite zu suchen, doch er war momentan nicht geneigt, darauf zu hören.

    Als wie aus dem Nichts ein breites Wellenband herunterströmte, schwamm er dem Ursprung entgegen. Wasser rauschte durch seine Nasenlöcher und damit auch der Geruch von Menschenblut.

    Er neigte sich zur Seite und drehte seinen Kopf in Richtung Oberfläche, wobei er ein anhaltendes Platschen in der Ferne wahrnahm, während sich das Blut noch weiter ausbreitete. Schnell bewegte er sich auf die unregelmäßigen Wirbel zu. Die Meeresräuber aus der Umgebung spürten das Gleiche. Möglicherweise erwogen auch sie vorübergehend, der Ursache auf den Grund zu gehen, doch sobald sie erkannten, dass er bereits darauf zustrebte, stellten sie ihre Bestrebungen sofort ein.

    Warmes Wasser war nicht ungewöhnlich, aber es wurde immer heißer, je näher er kam. Statt geradewegs in die unangenehme Hitze zu schwimmen, machte er einen Bogen darum und trieb dann an jener Linie auf der Stelle, wo die Atlantikströmung saisonal bedingt an dem Hochtemperaturherd vorbeiführte.

    Vor ihm sank gerade ein gewaltiger Stein in die Dunkelheit hinab, darüber sah er die beiden um sich tretenden Beine. Die lauten Schreie erregten ihn. Er öffnete sein Maul und drang rasch durch die Hitze vorwärts.

    In dem Moment als er sich auf dem Weg nach oben befand, bebte wie im Wettstreit um seine Aufmerksamkeit der Meeresboden unter ihm. Der herabgestürzte Stein war auf einem Ozeankliff aufgeprallt, riss inwendig auf und zerbrach. Mehrere leichtere Vibrationen brachten das Detektionssystem des Hais in Alarmbereitschaft.

    Er taxierte aber weiterhin die Körper. Beide schwebten unter dem schwachen Licht dahin, zwei verkohlte, bewegungslose Leichen. Ihn beschäftigte jetzt nur noch eine Frage, nämlich, welche er zuerst fressen sollte.

    Nun bemerkte er, dass der Stein geborsten war. Ein schmaler, langer Kopf schnellte daraus hervor, als er daran vorbeikam. Ein glatter Fortsatz wickelte sich um seinen Rumpf und zog ihn zu dem Stein, während der Kopf an seinem Körper entlangglitt, bis er es schaffte, in eine seiner Kiemen zu schlüpfen.

    Der Hai biss zu, konnte den Eindringling aber nicht aufhalten. Immer wieder schlug er die Zähne aufeinander, während sich das wurmartige Ding zur Gänze in seinen Leib schlängelte.

    Als er sich zu den Toten umdrehte, heftete sich der invasive Organismus an seine Eingeweide. Er spürte, wie sich das Wesen in ihm ausdehnte, wand und anpasste, sodass er irgendwann das Gefühl hatte, es sei schon immer da gewesen. Dies verstörte ihn zwar, aber er nahm die veränderten Umstände hin, denn anscheinend waren seine Körperfunktionen davon unbeeinträchtigt. Dann belegte etwas Kühles seine Basihyale – das Organ des Hais, das am ehesten einer Zunge entsprach – und bohrte winzige Zangen in das Fleisch hinein.

    Er sträubte sich zwar dagegen, verlor jedoch im Zuge des Aufruhrs seinen Instinkt. Als er die beiden Leichen erreicht hatte, war sein Fressdrang plötzlich verschwunden. Die krampfhaft verdrehten Körper erregten in ihm etwa so viel Appetit wie ein Haufen Gummireifen, weshalb er sich mit geschlossenem Maul zwischen ihnen hindurchzwängte.

    Die Leichen stiegen jetzt langsam wieder an die Oberfläche und er ließ die Mahlzeit bewusst entwischen. Der Hunger war ihm gründlich vergangen. Er glitt wieder hinunter in die Tiefe. Nahezu von einer Sekunde auf die nächste wurde sein Verstand gegen jenen des Parasiten ausgewechselt. Denn dieser kontrollierte ihn ab jetzt.

    Frühlingsgefühle

    Manuel sah sich gerade noch so im Spiegel und dachte: Scheiße!, kurz bevor er mit dem Gesicht dagegen knallte.

    Er trug Schrammen rings um seine Augen herum davon und das eine schwoll ganz zu. Glassplitter stachen ihm überall ins Gesicht wie wütende Hornissen, als sei er mit dem Kopf mitten in ein Nest gefallen. Der Schläger, der ihn festhielt wie einen Rammbock, nutzte die Gelegenheit, um ihm mehrmals hintereinander in die Rippen zu boxen, was Manuel komplett die Luft raubte.

    Als sein Schädel auf die Scherben im Waschbecken krachte, knirschte es laut. Er wollte durchatmen, doch sein Körper spielte einfach nicht mit. Die Schmerzen waren überall zugleich, und als es ihm endlich gelang, einmal flach Luft zu holen, beschlich ihn der Verdacht, dass diese Typen womöglich darauf gewartet hatten, dies zu tun, seit sie ihn am Vorabend in Miami vom Gehsteig aufgelesen hatten.

    In gewisser Weise erleichterte ihn diese Feststellung, denn das hieß, dass das Warten nun vorbei war.

    »Das reicht«, sagte Garcia, während er das Rauchen seiner Cohiba-Zigarre kurz unterbrach. »Lasst diesen cabrón los.«

    Einer der Schläger – entweder Tavo oder Quino, packte Manuel an einem Büschel Haare und hob den Kopf so weit an, dass der Geprügelte die Blutlache vermischt mit den Scherben sah, in der er gelegen hatte. Er wurde noch höher gezogen und festgehalten, als er zu sprechen versuchte. Dies war offenbar das Zeichen dafür, seinen Schädel wieder so fest auf das Porzellan zu schlagen, dass es zerbrach wie Sperrholz. Er prallte von den Beckenteilen ab und fiel auf den Boden.

    Urin spritzte aus einer Pfütze auf Tavo. Von unten konnte Manuel Garcia nicht sehen, aber als er seinen Kopf zur Seite sacken ließ, konnte er mit dem noch offenen Auge eine Wolke Zigarrenqualm erkennen, die zur Decke aufstieg. Garcia lachte mit einer tiefen Stimme aus dem Bauch heraus.

    Eine Sekunde lang glaubte Manuel, das Schlimmste überstanden zu haben, doch dann begannen Tavo und Quino, ihm in den Brustkorb zu treten.

    »Okay, okay«, lenkte Garcia ein und winkte seine Schergen mit einer Bewegung seiner Hand, in der er die Zigarre hielt, weg. Keiner der beiden – sie trugen Lederwesten über ihren gestählten, flächendeckend tätowierten Oberkörpern – sah sonderlich froh darüber aus, zurückgepfiffen zu werden. »Ihr brecht ihm sonst ja noch jeden verdammten Knochen in seiner Brust. Und was dann? Soll ich etwa für seinen Krankenhausaufenthalt blechen?«

    Manuel schmeckte Blut in seinem Mund. Er schluckte es herunter und fasste sich dann vorsichtig in das Gesicht … allerdings nur mit den Fingerspitzen. Selbst die leichteste Berührung verursachte grauenvolle Schmerzen. Zähes Blut haftete an seinen Fingern, als er sie zurückzog, wobei er sich fragte, ob er Garcia tatsächlich dazu bringen konnte, für diesen Aufenthalt zu zahlen.

    Er entschied sich, lieber nicht zu fragen.

    Der Mann kniete jetzt neben ihm nieder. Seine Knie knackten arthritisch. Er biss auf seine Zigarre und grinste, dann blies er Manuel einen Schwall Rauch in das Gesicht. »Mit einem wunden Tier kann man auf zweierlei Art umgehen.« Er schob die andere Hand in die Tasche seines Jacketts, das aus weißem Leinen bestand, und nahm noch eine Cohiba heraus. Diese bot er ihm an.

    Manuel nickte, woraufhin Garcia so höflich war, die Spitze abzuschneiden und sie ihm in den Mund zu stecken.

    »Würde ich auf Tavo und Quino hören, müsste ich einen verletzten Köter von seinem Elend erlösen. Das ergibt doch auch irgendwie Sinn, qué? Ich meine, der Hund wird sowieso nie mehr derselbe sein, sondern humpeln, wenn er laufen sollte, also ja, Einschläfern wäre vernünftig. Mit meinen zwei Pappenheimern verhält es sich aber so, dass ich sie dafür entlohne, brutal zu sein, damit mir das Ganze erspart bleibt. Du kannst das bestimmt nachvollziehen, weil du auch einmal so warst wie sie. Du weißt, dass ich das Gefühl ziemlich unangenehm finde.«

    Nun war es so still in dem Raum, dass sich Manuel einbildete, das Blut tröpfchenweise aus seinem Gesicht auf den Boden rieseln zu hören. Die Zigarre war hart, als er darauf biss, und Tabakbrösel verteilten

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