Arsenal des Todes: Moonlight Romance 9 – Romantic Thriller
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Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
»Sie sind angestellt im Renaissance-Palazzo am Canal Grande, von diesem Signore Haberstroh?« »Ja, Commissario, seit zwei Monaten verdiene ich dort mein Geld. Gutes Geld, und ich bin es eigentlich auch zufrieden. Wenn nicht...wenn nicht...« »Wenn nicht...was?« fragte der Polizeibeamte. »Was ist geschehen?« Maria Plettista hatte offenkundig Hemmungen zu erzählen, was ihr auf den Nägeln brannte. »Es geschieht Seltsames, was sage ich, Unheimliches in dem Palazzo. Ich habe Angst, mich darin aufzuhalten. Wenn ich daran denke, dann läuft es mir kalt den Rücken hinauf und hinunter. Am liebsten würde ich nicht dort sein! Aber wie kann ich mich nicht dort aufhalten, wenn ich aufräumen und putzen soll? Gibt es eigentlich Gespenster oder Geister oder wie man das sonst noch nennt? Sie müssen mir helfen, Signore!
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Arsenal des Todes - Georgia Wingade
Moonlight Romance
– 9 –
Arsenal des Todes
Was über Jahrhunderte schlummert, wird zur Bedrohung
Georgia Wingade
»Sie sind angestellt im Renaissance-Palazzo am Canal Grande, von diesem Signore Haberstroh?« »Ja, Commissario, seit zwei Monaten verdiene ich dort mein Geld. Gutes Geld, und ich bin es eigentlich auch zufrieden. Wenn nicht...wenn nicht...« »Wenn nicht...was?« fragte der Polizeibeamte. »Was ist geschehen?« Maria Plettista hatte offenkundig Hemmungen zu erzählen, was ihr auf den Nägeln brannte. »Es geschieht Seltsames, was sage ich, Unheimliches in dem Palazzo. Ich habe Angst, mich darin aufzuhalten. Wenn ich daran denke, dann läuft es mir kalt den Rücken hinauf und hinunter. Am liebsten würde ich nicht dort sein! Aber wie kann ich mich nicht dort aufhalten, wenn ich aufräumen und putzen soll? Gibt es eigentlich Gespenster oder Geister oder wie man das sonst noch nennt? Sie müssen mir helfen, Signore!«
Es war an der Zeit.
In den ersten Jahrzehnten hatte sie sich bemüht, den Geliebten zu finden. Hatte sich gesehnt, mit ihm vereint zu sein, seine starken Arme zu spüren. In seine Augen zu blicken und zu wissen: Ich gehöre zu ihm. Oder auch: Wir gehören zusammen. Sie suchte über lange Jahre die Erfüllung, die ihr versagt geblieben war.
Doch dann hatte die Energie nachgelassen, sie hatte die Suche aufgegeben, hatte resigniert. Einige Jahrhunderte lang hatte sie still gehalten, hatte gewartet. Doch dann war etwas geschehen, wovon sie nicht wusste, um was es sich genau handelte. Jedenfalls war sie geweckt worden und mit ihr der Wunsch, ihn zu finden und wieder zu haben: Ihn, Vincenzo, den Großen, den Schönen, den Starken. Ihn, dem sie sich versprochen hatte, und der ihr Leben war. Und den man ihr genommen hatte.
So hatte sie in dem alten Gemäuer wiederum mit der Suche begonnen, hatte auf diese Weise die wenigen Besucher erschreckt, die unverhofft einem Schemen gegenüber standen. Nun aber, da sie im Palazzo nichts gefunden hatte, war es an der Zeit, ihre Suche auszudehnen. Sie konnte, sie durfte nicht nachlassen in ihrem Bemühen, ihn zu finden: ihren Vincenzo!
*
Heute Morgen hatte Antonia Weber so gar keine Lust verspürt, sich selbst ein Frühstück zuzubereiten. Kurz entschlossen hatte sie gegen neun Uhr Notizblock, Fremdenführer und Stift geschnappt und hatte sich in das gegenüber liegende Caffé Campo Santa Margherita begeben. Der Milchkaffee war hier von einzigartiger Qualität und dazu die lauwarmen Croissants vom Bäcker nebenan: Besser konnte kein Frühstück sein.
Seit gut drei Wochen lebte sie hier auf dem Campo Santa Margherita, dem Mittelpunkt des »privaten« Venedig. Hierher verirrten sich kaum einmal Touristen, selbst jetzt, Mitte Mai, waren die Venezianer quasi unter sich. Niemand vermisste den Touristenrummel um San Marco und den Canal Grande, auch wenn viele der hier auf dem Campo Ansässigen gut davon lebten.
Signora Vanessa hatte sie erblickt, kaum dass sie aus der Tür getreten war, und präsentierte ihr nach einem fröhlichen »buon giorno« das übliche Gedeck, wie die Deutsche dies liebte.
Antonia war froh, dass sie ausgerechnet hier auf dem Campo eine Wohnung gefunden hatte, die neben der vorzüglichen Lage abseits der normalen Besichtigungstouren auch den Vorteil hatte, bezahlbar zu sein. Gewiss, seitdem sie mit ihrem ersten Roman »Die Steingräber von Föhr« einen Überraschungserfolg gelandete hatte, und auch der darauf folgende Titel »Schreckensnacht auf Hooge« sich unerwarteter Weise noch besser verkauft hatte, konnte sie über einige Geldmittel verfügen.
Doch ein Aufenthalt in Venedig kostete viel Geld, die Lebenshaltung war aufwendig und das kulturelle Leben lockte. Sie musste in jedem Fall das Geld zusammenhalten, wusste sie doch nicht, wie lange sie ihren Aufenthalt in der Lagunenstadt würde ausdehnen müssen.
Denn die 27-jährige Antonia Weber war zu Recherchen nach Venedig gekommen; Regionalkrimis gab es inzwischen zuhauf, doch Absatzmärkte waren lediglich die deutschsprachigen Länder. Und davon gab es eben nicht so viele. Was sie wollte, war der internationale Erfolg. Und dazu musste ein Roman her, der auch außerhalb Deutschland, auch außerhalb Europas, reüssieren konnte.
»Darf ich?« Signora Vanessa wusste genau, dass sich die zierliche blonde Deutsche immer freute, wenn sie sich für einen Augenblick (oder auch länger) zu ihr setzte, denn sie war eine unerschöpfliche Auskunftei, was die Geschichte und die Bewohner des Campo Santa Margherita und natürlich auch ganz Venedigs betraf.
»Aber, ich bitte Sie! Prego, prego!« Antonia mochte diese immer adrett angezogene, im Wesen etwas burschikose Frau, die mit ihren etwa 45 Jahren top aussah und anscheinend verwitwet oder geschieden war. Antonia fühlte sich noch nicht so vertraut mit ihr, dass sie sich eine diesbezügliche Frage erlaubt hätte.
Signora Vanessa wiederum liebte es, über ihre Heimatstadt zu erzählen, insbesondere über den Stadtteil Dorsoduro, in dem sich der Campo Santa Margherita befand.
»Sind Sie mit Ihren Recherchen weitergekommen?«, fragte sie die Deutsche, von der sie wusste, dass sie einen neuen Roman plante. »Oder haben Sie eine Frage?«
»Fragen habe ich immer, das wissen Sie. Ich möchte eigentlich so viel mehr wissen …Was können Sie mir zum Beispiel über die Kirche sagen, nach der dieser Platz hier seinen Namen erhalten hat?«
»Diese Kirche gibt es eigentlich nicht mehr. Das heißt, das Gebäude ist wohl noch vorhanden, aber als Kirche hat Santa Margherita aufgehört zu existieren. Sie wurde anno 1810 geschlossen, die Gründe dafür kenne ich nicht, aber das Stadtteilarchiv wird da sicherlich Auskunft geben können. Beherrschend ist aber an diesem Gebäude immer noch jener wundervolle Drache, der jedem auffällt, der sich dem Gemäuer nähert. Die heilige Margherita soll ja von einem Drachen verschlungen worden sein, daran erinnert die Darstellung.«
»Warum hat man das Gebäude nicht einfach abgerissen?«
»In Venedig? Das ist ganz und gar unmöglich. Eine Kirche ist ein heiliges Kulturgut, und selbst wenn man die Kirche nicht mehr als Andachtsstätte benutzt, hat man anderswie Verwendung dafür. So war zeitweilig ein Kino darin untergebracht; jetzt dient der frühere Kirchenraum als Hörsaal für unsere Universität, denn die leidet unter Raumnot. Und die Zahl der Studenten wächst stetig. Wir haben aber …«
Aus dem Inneren des Cafés ertönte ein lauter, schriller Schrei, so dass die beiden Frauen, die alleine draußen saßen, zusammenfuhren. Das hörte sich gefährlich an!
»Ich glaube, ich muss … Hoffentlich ist nichts …«. Signora Vanessa war aufgesprungen und hastete ins Innere des Lokals, wo weitere Gäste ihre Frühmahlzeit einnahmen, nun aber neugierig aufschauten. Neugierig folgte ihr Antonia, wenn auch etwas langsamer.
*
Commissario Mario d’Amato hatte sich an diesem Morgen unplanmäßig verspätet. Unterwegs von seiner Wohnung zur Dienststelle hatte ihn Dottore Fermato, ein pensionierter Lehrer seiner alten Schule, angesprochen und sich beklagt, dass immer mehr Restaurants und Imbissstände Tische und Stühle draußen auf Straßen und Gassen platzierten, um das touristische Publikum zum Bleiben zu bewegen. Der Dottore beklagte sich darüber, dass es wohl bald unmöglich würde, sich ungehindert durch die Altstadt zu bewegen, wo die Straßen und Gassen bekanntermaßen sehr eng waren. Er forderte energische Abhilfe durch die Polizei.
Es dauerte einen Augenblick, bis d’Amato dem ehemaligen Lehrer klar machen konnte, dass nicht die Polizei, sondern die Verwaltung der Stadt, genauer: Das Ordnungsamt, zuständig war. Fermato war im Alter etwas schwerhörig geworden und der Commissario musste seine Erläuterungen mehrfach wiederholen, ehe der pensionierte Lehrer alles verstanden hatte.
Nachdem d‘Amato ihm zusätzlich die Adresse der verantwortlichen Behörde auf ein herausgerissenes Blatt seines Notizbuches vermerkt hatte, bedankte er sich ausdrücklich für die Besorgnis dieses alteingesessenen Bürgers um seine Geburtsstadt. Dann endlich hatte er weitereilen können.
Manchmal empfand der Commissario solche Kontaktpflege zur Bevölkerung als lästig, doch das musste unbedingt stattfinden, das wusste der vor 32 Jahren geborene Venezianer sehr genau. Die Polizei als selbstverständlicher Helfer der Menschen auf den Straßen – so lautete die Werbung, mit der man Nachwuchs anlocken wollte. Darauf vertrauten die Leute. Da er unverhältnismäßig groß gewachsen war, im Viertel bekannt als erfolgreicher Polizist, war d’Amato auch