Wirklich?
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In der Pension LINDA, einer der »teuersten Frühstückspensionen Bad Füssings«, geht die Post ab, als der attraktive Kurgast Marc Duvall nach seinem tödlichen Verkehrsunfall posthum seine Hotelrechnung in bar bezahlt und das leerstehende Zimmer für weitere acht Tage reserviert. Nicht nur das LKA sucht seine Leiche. Auch »Scotland Yard« verfolgt den Toten. Weil aber auch noch Professor Birkenstein vom CERN, ein Kenner der Frauen, am Inn-Damm ermordet wird, bricht die Panik aus. Birkensteins Witwe reist an und hat FruFru im Gepäck, eine kleine, übergewichtige französische Bulldogge, dem einzigen Geschenk ihres Mannes in zwanzig Jahren Ehe, das er seiner Frau aus dem Rotlichtmilieu von Paris mitgebracht hat.
Und schließlich sieht es fast so aus, als verlöre Hauptkommissar Harribald Renner nicht nur sein Herz an Eva Bauer sondern kurzzeitig auch den Verstand.
Ella W. Anders (Ps.) war viele Jahre in einer Anwaltskanzlei tätig und arbeitete als Chefsekretärin bei einem Internisten. Später leitete sie über ein Jahrzehnt ein Hotel in Bad Füssing. Nach ihrem Debüt »Austanzt« 2016, setzt sie mit »Die Zelle 4 gehört jetzt dir« die Krimireihe fort.
Vollständige eBook Ausgabe 2018
© 2018 SPIELBERG VERLAG, Neumarkt
Umschlaggestaltung: Ronja Schießl
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(e-Book) ISBN: 978-3-95452-094-7
www.spielberg-verlag.de
Für Helmut, Katja, Lea und Luca
Geschichte und Personen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen wären rein zufällig.
4. Oktober
5. Oktober
6. Oktober
9. Oktober
10. Oktober
11. Oktober
12. Oktober
13. Oktober
14. Oktober
15. Oktober
16. Oktober
17. Oktober
18. Oktober
19. Oktober
20. Oktober
21. Oktober
22. Oktober
23. Oktober
24. Oktober
25. Oktober
26. Oktober
27. Oktober
28. Oktober
29. Oktober
30. Oktober
31. Oktober
1. November
2. November
3. November
6. November
9. November
15. November
7. Juni
Ende
Die komfortable Vier-Sterne Frühstückspension LINDA befindet sich am Ortsrand von Bad Füssing und beherbergt maximal sechzig Gäste.
Das Haus fordert den vollen Einsatz der 46-jährigen Eigentümerin Linda May, die ihr schönes, architektonisch auffallendes Haus sehr professionell führt und ihm eine angenehme, persönliche Note verleiht.
In ihrer Privatwohnung, die recht zweckmäßig gleich neben der Hotel-Rezeption integriert ist, verglühten die letzten Holzreste im offenen Kamin.
Die alte Uhr aus dem Nachlass ihrer Eltern, die einen Ehrenplatz auf dem modernen Sideboard im Wohnzimmer hat, schlug mit tiefem Ton 23 Uhr und Linda schreckte auf.
Sie war in ihrem bequemen Sessel kurz eingeschlafen.
Fröstelnd zog sie den flauschigen, brombeerfarbigen Bademantel enger um die schmalen Schultern und bückte sich nach dem Buch, das ihr aus der Hand geglitten und auf den Teppich gefallen war.
Linda spürte eine innere, nicht erklärbare Unruhe, wühlte sich erneut in die Kissen des tiefen Sessels und las weiter.
Minuten später wurde sie vom Läuten des Telefons unterbrochen und sie nahm die Ruf-Weiterleitung der unbesetzten HotelRezeption entgegen.
Die ruhige, angenehme Stimme ihres Gastes Marc Duvall sagte:
»Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, Frau May. Ich wurde mit meinem Auto in einen Verkehrsunfall verwickelt und kann den Zimmerschlüssel nicht mehr finden. Vermutlich habe ich ihn im abgeschleppten Wagen zurückgelassen. Um den kann ich mich aber erst morgen kümmern. Ich stehe am Haupteingang. Würden Sie bitte öffnen und mir einen Zweitschlüssel überlassen?«
Die gut aussehende Frau tauschte rasch den Bademantel gegen Jeans und Pullover, bürstete flüchtig durch den rot getönten Pagenschnitt, der ihr blasses, schmales Gesicht recht vorteilhaft umrahmte und verließ die Wohnung.
Am Haupteingang des Hotels erkannte sie durch die Glastür ihren Kurgast und ließ ihn eintreten.
»Wie geht es Ihnen? Sind Sie verletzt, Herr Duvall?«
»Danke für die Nachfrage, Frau May. Ich hatte Glück und bin mit einer Läsion am linken Knie glimpflich davon gekommen.«
Er nahm den Reserveschlüssel für sein Zimmer 110 entgegen und Linda sah ihm nach, als der große, etwa 53-jährige, schlanke, sehr interessante Mann das Treppenhaus betrat.
Seine Kleidung war durchnässt. Er schien zu frieren und hinkte leicht.
Sie fand es sonderbar, dass er zum Unfallhergang kein Wort verlor.
Dann verschloss sie die Tür zu ihrer Wohnung und ging in das Schlafzimmer. Linda war müde und froh, ein freies Wochenende vor sich zu haben, damit sie lesen, schwimmen, Musik hören und sich erholen kann.
Am Samstag frühstückte Linda um zehn Uhr in ihrem stilvoll eingerichteten Wohnzimmer und blätterte zwischendurch in den Lokalnachrichten der Passauer Neuen Presse.
Sie hatte für den freien Tag geplant, im Kur- und später im Freizeitpark zu bummeln, im benachbarten Café die Marillenknödel zu probieren und gegen Abend im Thermalwasser des eigenen Hallenbades zu entspannen.
Aber dann las sie von dem grauenhaften Unfall, der in der vergangenen Nacht gegen 21 Uhr auf der nahen Orts-Umgehungsstraße zum Tod eines Menschen geführt hat.
Der Unfallverursacher im Jeep war nur unwesentlich verletzt. Aber Herr Duvall, der Fahrer des BMW, war ums Leben gekommen.
Linda blickte entsetzt von der Zeitung auf.
Das war doch nicht möglich. Das musste ein Irrtum der Presse sein. Marc Duvall hatte sich doch nur eine Verletzung am Knie zugezogen. Mit Sicherheit ist es umgekehrt: der Jeep-Lenker ist tot und der BMW-Fahrer wurde nur unwesentlich verletzt.
Sie schob ihre Kaffeetasse, die Erinnerung an ein schönes Weekend in London, zur Seite und läutete die Rezeption an.
»War Herr Duvall beim Frühstück, Doris? Nein? Bitte sagen Sie Frau Feldbusch, dass sie sich diskret vergewissern soll, ob er sich in seinem Zimmer aufhält.«
Linda hatte sich wieder beruhigt.
Möglicherweise war Marc Duvall schon unterwegs, um seine persönlichen Dinge und den Schlüssel des Hotels aus dem Wrack zu holen.
Bald danach unterbrach ein kurzes Klopfen Lindas Überlegung und die auffallend attraktive Marie Feldbusch trat mit besorgter Miene ein.
Die schlanke, große Frau hatte braunes, schulterlanges, glattes Haar und wurde von den Gästen und den Kollegen aufgrund ihrer Begeisterung für Englands Westküste, an der sie regelmäßig ihren Urlaub verbrachte, respektvoll »Mary« genannt.
Sie unterstützte die gleichaltrige Schulfreundin Linda in deren Hotel seit vielen Jahren und hatte die vertrauensvolle Position der Hausdame inne.
»Eigenartig,« sagte sie jetzt, »es sieht so aus, als wäre unser Gast abgereist. Bett und Badezimmer sind nicht benützt, der Schrank ist leer und seine Rechnung ist offen.
Diesen Mann hätte ich niemals für einen Zechbetrüger gehalten«.
Linda war nachdenklich geworden.
»Setz dich bitte einen Moment, Mary. Ich muss dir etwas Merkwürdiges über ihn erzählen.«
Eine halbe Stunde später überreichte Marie an der Rezeption dem neu angereisten, sehr seriös wirkenden Engländer Henry Foster, den Zimmerschlüssel.
Da bemerkte sie, dass sich der Hauptschlüssel und der Zweitschlüssel von Duvalls Zimmer 110 am dafür vorgesehenen Platz befanden. Er musste also beide zurückgegeben haben. Aber wann und wem?
Dem Zeitungsbericht zufolge soll er während des Unwetters in der letzten Nacht aufgrund eines Verkehrsunfalls kurz nach 21 Uhr verstorben sein.
Aber wer hatte denn dann gegen Mitternacht bei Linda um Einlass in das Hotel gebeten und ausgesehen wie er?
Es kann sich nur um einen Irrtum der Presse handeln. Oder hatte die zart gebaute Linda aus Übermüdung eine Halluzination? Wundern bräuchte man sich nicht. Sie hatte in letzter Zeit mehrfach einen Schwächeanfall erlitten. Die jahrelange Führung eines Hotels ohne ausreichenden Urlaub ist schließlich kein Pappenstiel.
Am späten Samstag-Nachmittag traten zwei grauhaarige Gentlemen an die Rezeption.
Sie trugen maßgeschneiderte dunkelgraue Anzüge, hellgraue Hemden, schwarze Krawatten, schwarze Schuhe und Marie war sich sicher, die Repräsentanten eines extravaganten Beerdigungsinstituts vor sich zu haben. Holen sie Duvalls Leiche?
Sie musterte die mittelgroßen, schlanken Männer unauffällig, bewundere ihren exakten Kurzhaarschnitt und dachte spöttisch:
»Es fehlen ihnen nur noch die grauen Hüte aus den Zwanzigern, die schwarzen RayBan Sonnenbrillen mit dunklen, verspiegelten Gläsern und ein paar Nebelschwaden vom nahen Inn. Dann würden sie grau in grau und unsichtbar sein.«
»Scotland Yard«, sagte einer der beiden knapp und bedeutungsvoll.
Marie schluckte.
Der andere forderte barsch und akzentfrei: »Wir müssen Frau May sprechen. Ist sie da?«
Marie war beeindruckt. Das Yard in Bad Füssing? Und so schräge Typen? Die hatte sie sich anders vorgestellt. Eher gegenteilig. Und ein bisschen sexy. So wie 007.
Aber was wollen diese Gestalten von Linda? Zurückhaltend antwortete sie: »Frau May ist unterwegs.«
»Wann kommt sie wieder?«
»Das ist ungewiss. Sie hat ihr freies Wochenende.«
»Das endet wann?«
»Montag früh, acht Uhr«
Die Blicke der Grauen kreuzten sich kurz und dann sagte der mit den asiatisch geprägten Gesichtszügen:
»Wir geben ihr eine Stunde. Dann wollen wir uns in dringender Angelegenheit mit ihr unterhalten. Bis dahin warten wir hier im Foyer«.
Beide nahmen auf der breiten Couch mit dem schokobraunen Textilbezug Platz und schienen die Absicht zu haben, hier mit Sicht auf die Rezeption und den Hoteleingang auszuharren.
Marie war beunruhigt, telefonierte kurz und danach stieg Linda unfreiwillig aus dem Thermalwasser in ihrer Badehalle, saß wenig später den beiden Männern im Büro gegenüber und starrte auf ein Foto im Smartphone der Fremden, das den toten Marc Duvall an der Unfallstelle, auf einer Bahre liegend, zeigen sollte.
»Ist das der Mann, der bei Ihnen logierte?«
Linda war erschrocken und irritiert. Die Leiche sah entstellt aus. Das soll ihr Gast sein? Leise antwortete sie:
»Er sieht ihm ähnlich.«
Die beiden Männer wurden ungeduldig: »Präziser bitte. Wenig, sehr oder eher gar nicht?«
»Ich kann weder das eine noch das andere bestätigen«, wich Linda aus.
»Was genau erkennen Sie denn, Frau May?«
Sie ließ sich nicht festlegen: »Seine schlanke Figur und die dunkle Haarfarbe.«
Ihr Gegenüber war enttäuscht. »Das ist alles?«
»Ja. Das ist alles.«
Die Besucher erhoben sich verärgert. »Dann wollen wir hier nicht länger unsere Zeit vergeuden.«
Linda blickte ihnen nach, als sie grußlos und hastig das Haus verließen.
Die beiden waren ihr nicht geheuer und darum hatte sie absichtlich verschwiegen, dass ihr der Tote gestern Abend um 23 Uhr noch sehr lebendig gegenüber gestanden ist.
Sie wandte sich an Marie:
»Mary, haben die beiden bei dir an der Rezeption eine Legitimation vorgelegt? Es könnte doch jeder von sich behaupten, dass er dem Yard angehört.«
»Bei mir nicht.«
»Bei mir auch nicht«, murmelte Linda und lehnte sich an die Bücherwand.
»Irgendwie ist mir schon wieder nicht gut. Ich lege mich hin. Kannst du bitte später nach mir sehen?«
Nach einer Stunde hatte sie immer noch Kreislaufprobleme.
Aber nun war Maries Geduld zu Ende. Linda hätte längst einen Gesundheitscheck machen müssen. Ihr ständiges Hinausschieben und die permanenten Ausreden, warum für einen Arztbesuch noch immer keine Zeit war, machten Marie seit Tagen nervös.
Nun rief sie den Notarzt und eine Stunde später wurde Linda mit der Diagnose »Unspezifische Kreislaufbeschwerden und möglicher Burn-out« mit dem Krankenwagen in das Klinikum Passau gebracht.
Marie hielt zum Abschied ihre Hand und versprach, ab sofort auch noch Lindas Aufgaben mit zu übernehmen und für die Dauer des Krankenhausaufenthalts ihre Privatwohnung im Hotel zu beziehen, um immer für die Gäste präsent zu sein.
Wie das genau funktionieren wird, wusste sie nicht.
Sehr besorgt sortierte Marie gegen 20 Uhr an der Rezeption das Werbematerial und die Prospekte des Hauses.
Wie sollte sie diese doppelte Aufgabe künftig allein bewältigen? Das Haus war seit Anfang Februar vollständig ausgebucht. Das Personal arbeitete am Limit und an qualifizierte Aushilfen war nicht zu denken.
Marie fühlte sich verlassen und dachte nach.
Da fiel ihr Evelyn Bauer ein, ihre einzige Cousine, die ebenfalls aus dem Hotelfach kommt, die aber seit einer größeren Erbschaft vor drei Jahren privatisiert und die im vergangenen Jahr – so munkelt man in Bad Füssing – einen ganz wesentlichen Anteil an der Aufklärung des Mordes im Nobelhotel BAYERN-Inn hatte.
Spontan schrieb Marie eine SMS:
»Ich muss soeben an Dich denken, Eva. Wir haben hier den mysteriösen tödlichen Unfall eines Kurgastes. Dann hatten wir seinetwegen Besuch von Scotland Yard und nun liegt Linda mit Kreislaufproblemen und blanken Nerven im Krankenhaus.
Ich könnte dringend Deine Hilfe gebrauchen. Kannst Du kommen?«
»Natürlich!«, mailte die Cousine umgehend zurück, »Du darfst auf mich zählen.«
»Was heißt das konkret, liebe Eva?« tippte Marie erfreut in ihr Smartphone.
»Dass Du mit mir rechnen musst, Mary. Also dann bis morgen!« Damit wurde die Kommunikation durch Evelyn Bauer, die seit jeher »Eva« genannt wird, beendet und Marie sackte erleichtert auf den ergonomisch ausgerichteten Bürostuhl.
Sie nahm gedankenlos den weißen Briefumschlag zur Hand, der vor ihr auf der Schreibunterlage der Rezeption lag, öffnete ihn und las:
»Barzahlung der Hotelrechnung für Marc Duvall, Zimmer 110.« Marie griff fassungslos an ihre Stirn.
Das war eine vollständige, völlig korrekte Abrechnung bis einschließlich 14. Oktober, zuzüglich der Kurtaxe. Sogar an das Trinkgeld für das Personal hatte der angeblich Verstorbene gedacht.
War das ein Alptraum, in welchem ein Toter gegen Mitternacht bei Linda um Einlass in das Hotel gebeten und dann am nächsten Tag bei Marie seine Rechnung für den bisherigen Kuraufenthalt – und sogar für mehrere Tage darüber hinaus – in bar beglichen hat?
Wäre es da nicht angebracht, selbst auch eine Klinik aufzusuchen und wegen des sich aufdrängenden Verdachts einer geistigen Verwirrung den Psychiater zu konsultieren?
Tags darauf hatte sich Marie wieder im Griff.
Sie war stellvertretend für Linda im edlen grauen Rock, nachtblauem, leichten Seidenblazer und auf hohen Absätzen stehend, mit der Verabschiedung der abreisenden und der Begrüßung der neuen Gäste beschäftigt.
Zwischendurch erledigte sie ihre eigenen Aufgaben, wie die Aufsicht im Frühstücksraum und die Kontrolle der neu zu belegenden Gästezimmer.
Außerdem hatte sie bereits sehr früh am Morgen einen überfüllten Koffer aus ihrer Wohnung in Pocking geholt und in Lindas Räumlichkeiten geschleppt.
Die dortige Aufenthaltsdauer steht allerdings in den Sternen.
Beim Telefonat mit der depressiv klingenden Linda gegen zehn Uhr hielt es Marie für ratsam, über alle beruflichen Dinge und damit auch über Duvalls ungewöhnliche, posthume Bezahlung seiner Hotelrechnung, vorläufig zu schweigen.
Aber die Ankündigung der zu erwartenden Unterstützung durch Evelyn Bauer ließ Linda erfreut aufatmen.
Auch sie kannte Eva seit Kindertagen und war erleichtert.
Nun konnte sie sich erlauben, mit ruhigem Gewissen im Klinikum zu bleiben und sich durchchecken zu lassen.
Die 48jährige, sportliche Eva, war wie angekündigt angereist. Sie ist sehr schlank, ein wenig blass und gut aussehend.
Seit Jahren verwendet sie dieselbe dunkelbraun glänzende Haartönung, wechselt aber häufig in die verschiedensten und manchmal auch abstrakten Möglichkeiten des glatten Kurzhaarschnittes.
Sie ist spontan, hilfsbereit, wenn nötig energisch und gelegentlich auch ziemlich exzentrisch.
Um elf Uhr stand sie mit zwei großen, auf Rollen fahrenden Reisetaschen, im Foyer der Kur-Pension und wartete auf ihre Cousine.
Eva trat an die geöffnete Terrassentür, blickte in den sonnigen Garten mit den bunten Liegestühlen hinaus und freute sich.
Der Kurort erlebte trotz einiger kalter und regnerischer Abende erneut einen wunderschönen Herbst.
Die an das Grundstück angrenzenden Wanderund Radwege waren sichtbar gut frequentiert und die an Eva vorbeischlendernden Hausgäste wirkten freundlich, aufgeschlossen und zufrieden.
Dann wandte sich ihr Insider-Blick der durchdachten, geschmackvoll dekorierten, wertvollen Innenausstattung der Eingangshalle zu.
Sie bewunderte die großen, pastellfarbigen, bauchigen Vasen aus den Fünfzigern, mit den frischen, farblich aufeinander abgestimmten und aus dem Hotelgarten stammenden Schnittblumen.
Währenddessen lehnte Marie an der Brüstung von Lindas Privatbalkon, schaute auf den Parkplatz hinaus und grübelte immer noch der Frage nach, wo sie Eva unterbringen könnte.
Das Hotel war ausgebucht. Somit würde als vorläufige Notlösung nur Duvalls Gästezimmer 110 in Frage kommen.
Aufgrund der korrekt beglichenen Hotelrechnung über den Tag seines plötzlichen Verschwindens hinaus, blieb das Zimmer bis einschließlich 14. Oktober für ihn reserviert.
Und damit trotz der unklaren Situation um seine Person von einer Weitervermietung ausgeschlossen.
Man musste damit rechnen, dass er zurückkommt. Tot oder lebendig, wie auch immer.
Er würde wie üblich seinen Schlüssel aus dem Fach an der Rezeption nehmen, in
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