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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473: Auf Reede vor Havanna
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473: Auf Reede vor Havanna
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473: Auf Reede vor Havanna
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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473: Auf Reede vor Havanna

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In dieser Nacht ankerten zwei Schiffe auf der Reede vor Havanna, eine portugiesische Handelsgaleone und die "Goldene Henne" vom Bund der Korsaren. Sie hatten Einlaufverbot - warum, das wußte kein Mensch, es sei denn, die Hafenbehörde hatte sich eine neue Schikane ausgedacht. Doch dann meldete der Ausguck der "Goldenen Henne", daß sich Boote dem portugiesischen Handelssegler näherten. Sie wurden zwar von dem Ankerwächter gesichtet und angepreit, kümmerten sich aber nicht darum. Minuten später war bei den Portugiesen der Teufel los, denn ihr Schiff wurde geentert. Schüsse krachten, Flüche und Schreie ertönten, Blankwaffen klirrten...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateDec 14, 2018
ISBN9783954398812
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473: Auf Reede vor Havanna

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473 - Roy Palmer

    8

    1.

    Ganz deutlich sah Don Antonio de Quintanilla, der Gouverneur von Kuba, die Szene vor sich. Im ehrwürdigen Escorial wurde er von Seiner Allerkatholischsten Majestät, Philipp II. von Spanien, empfangen und zum Vizekönig von Neu-Spanien und Neu-Granada befördert und gekrönt. Eine Versammlung von mehreren hundert durchlauchten und hochwohlgeborenen Herrschaften klatschte dezent Beifall. Dann wurde getafelt, und ihm, Don Antonio, fiel die Ehre zu, direkt zur Rechten seines Königs zu sitzen.

    Daß Don Antonio de Quintanilla seinen König nach Strich und Faden betrogen hatte, spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Nicht der Rede wert – Don Antonio kannte keine Skrupel, was diese Tatsache betraf. Selber essen macht fett, war seine Devise und sein Lebensgrundsatz zugleich.

    Dafür trat er den anschaulichen Beweis an. Don Antonio war rundum so fett und gewichtig, daß er sich beispielsweise nicht wie ein normal beschaffener Mensch an Bord eines Schiffes begeben konnte. Aufentern war nicht drin – man mußte ihn hochhieven. Abentern konnte er auch nicht. Man mußte ihn mit dem Ladegeschirr umständlich abfieren.

    Das „Umladen des dicken Gouverneurs von der spanischen Galeone, auf der er sich befunden hatte, an Bord der „Isabella IX. hatte sich ähnlich vollzogen: Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, hatte Don Antonio mittels des Besanfalls der Galeone hochgehievt und zu seinem Schiff hinüberbefördert. Somit war der Dicke der Gefangene des Seewolfs und hatte in der Vorpiek zu schmoren – und der große Traum von Ruhm und Reichtum zerplatzte wie eine Seifenblase.

    Don Antonio schloß die Augen und stöhnte. Er versuchte, die Gedanken an die „Galgenstricke und „Hurensöhne zu verdrängen, die dort draußen nur darauf warteten, ihn zu zerfleischen. Das Mißgeschick, diesen Teufeln in die Hände zu fallen, war nur ein Intermezzo. Irgendwann erschienen die Kriegsschiffe, die den Konvoi der Galeonen begleitet hatten, und schossen die Piraten samt ihrer Schiffe kurz und klein. Dann wurde er, Don Antonio, wieder befreit, und die Überfahrt nach Spanien konnte nach dieser unerfreulichen Unterbrechung fortgesetzt werden. In Spanien wartete Philipp II., und der König ahnte nicht, daß ihm sein Gouverneur de Quintanilla pfundweise Gold und Schmuck unterschlagen hatte.

    Don Antonio stieß einen jammernden Laut aus. Es gelang ihm nicht mehr, sich all den Prunk und die Festlichkeiten, die spiegelblanken Fußböden des Escorial und das schmale, ernste Gesicht seines Königs vorzustellen. Reine Illusionen – die Wirklichkeit sah anders aus. Die Wirklichkeit waren diese Hunde, die ihn bewachten, allen voran der schwarzhaarige Riese mit dem silbergrauen Schläfenhaar, der wilden Narbe im Gesicht und den eisblauen Augen. Sie würden ihn erschießen, aufhängen oder erstechen. Das war Don Antonios Schicksal.

    Der Katzenjammer befiel Don Antonio. Er preßte die schwammigen Hände vor das teigige Gesicht und wimmerte, als lege man ihm schon jetzt die Schlinge um den Hals. Welche Hoffnungen hatte er denn noch? Daß ein Wunder geschah? Wunder gab es nicht – und diese Bande von Schnapphähnen ließ ihn nicht mehr aus den Fingern. Der Teufel sollte den Anführer holen, der so ähnlich aussah wie Arne von Manteuffel! Und Don Juan wünschte der Dicke die Pest und die Cholera gleichzeitig an den Hals. Aber es nutzte alles nichts. Er war ihnen ausgeliefert und verloren.

    Sie wollten von ihm wissen, wo er auf Kuba sein geheimes Schatzversteck hätte. Das hatte Don Antonio zu seinen Gunsten auszuspielen versucht. Vergeblich – sie ließen sich auf keinen Kuhhandel ein. Entweder verriet er es ihnen, oder sie knüpften ihn auf. Vorher aber durfte er bei ihrem Dominikanerpater noch beichten, wie ihm der schwarzhaarige Teufel kalt verkündet hatte.

    Don Antonio spürte, wie er wieder am ganzen Leib zu zittern begann. Es schüttelte ihn – sein Dreifachkinn und sein Bauch, alles wackelte. Er kämpfte dagegen an, konnte es aber nicht unterdrücken. Es war stärker als er. Die Angst beschleunigte seinen Atem. Er keuchte. Es war eng in dem stickigen, übelriechenden Raum. Don Antonio hatte das Gefühl, er müsse ersticken. Am liebsten hätte er laut geschrien.

    Matt Davies, der zu diesem Zeitpunkt vor dem Schott der Vorpiek Wache hielt, hörte die Laute, die der Dicke ausstieß, und schüttelte immer wieder den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so haltlos sein! Dabei hatte Don Antonio in Havanna und anderswo bewiesen, daß er ein skrupelloser Geschäftemacher und ein eiskalter, harter Gegner war. Nur dann allerdings, wenn er nicht seine eigene Haut zu Markte tragen mußte. Jetzt hatte er keine Schergen und Lakaien, keine Seesoldaten und Seeleute um sich, die für ihn den Kopf hinhielten. Er war auf sich allein angewiesen.

    Statt sich wie ein Mann in sein Schicksal zu fügen, hatte er auf den Knien um Gnade gewinselt. Seit Don Antonio wußte, daß Don Juan de Alcazar mit zu der „Bande von Galgenstricken gehörte, war es um seine Fassung geschehen. Dieser Don Juan, dem der Gouverneur in Havanna einen Mord anzuhängen versucht hatte, kannte noch weniger Gnade als der schwarzhaarige „Bastard.

    So waren die Zukunftsaussichten für Don Antonio de Quintanilla grau bis düster. Der Traum vom Vizekönigreich Neu-Granada und Neu-Spanien war ausgeträumt, seine Lebenserwartung ganz erheblich geschrumpft. Und wenn er noch auf die Kriegsschiffe des Geleits hoffte, da konnte er lange warten. Der Seewolf und seine Kameraden hatten die Kriegsgaleonen eine nach der anderen versenkt. Selbst das schwer armierte Flaggschiff, ein ausgesprochener Feuerspucker, war kein Gegner für sie gewesen.

    Bei dem Dicken setzte nun das ein, was man mit dem Verfall der Persönlichkeit bezeichnet. Ohne den Prunk, das Wohlleben – samt der kandierten Früchte, die er so gern verschlang –, ohne das Auskosten seiner absoluten Macht war Don Antonio gewissermaßen nackt. Und die Vorpiek war wahrhaftig nicht dazu angetan, seine Stimmung zu heben. Don Antonio keuchte und winselte und kroch in seinem Gefängnis herum.

    „Gnade! stöhnte er. „Erbarmen!

    Zu kraß war der Wechsel von seiner bisherigen üppigen Umgebung zur Kargheit des jetzigen Raumes, wo er auf den harten Planken schlafen mußte. Und schlafen – wer konnte überhaupt noch schlafen? Es war ein Dahindämmern, wenn er müde auf das Holz sank, doch immer wieder schreckte er vor Entsetzen und Grauen hoch und glaubte, seine Henker nahen zu hören.

    Hatte Don Antonio sich zunächst geweigert, von der Bordverpflegung zu essen, so trieb ihn jetzt der Hunger, zuzulangen. Vorher hatte er an dem „Fraß" herumgemäkelt. War das überhaupt Essen? Pfui – eine Zumutung! Doch inzwischen nagte der Hunger an ihm, und verbissen schaufelte er die Nahrung mit den Händen in sich hinein.

    Der Essensnapf war leer. Nachschub gab es vorläufig nicht. Don Antonio knurrte schon wieder der Magen. Je mehr Hunger er hatte, desto mehr wuchsen seine Verzweiflung und die Panik.

    „Hallo! stieß er keuchend hervor. „Du da draußen!

    Eine Antwort erhielt er nicht. Hasard hatte ausdrücklich angeordnet, den Dicken nicht anzuhören. Matt grinste und hüllte sich in Schweigen.

    „Ich weiß, daß du da bist!" stöhnte Don Antonio de Quintanilla.

    Natürlich weißt du’s, dachte Matt verächtlich. Glaubst du vielleicht, wir lassen dich unbewacht, du Ratte?

    „Bitte – bitte, stammelte Don Antonio. „So sag doch was! Nur ein Wort!

    Matt hätte am liebsten ausgespuckt, aber er wollte die Planken hier unten nicht verunreinigen. Ja, hatte der Fettsack denn überhaupt keinen Stolz? Schmor du nur, dachte Matt. Je länger du schmorst, desto besser ist es. Und wenn der Rauch zu den Ritzen ’rausdringt, blase ich ihn höchstens ein bißchen weg.

    „Ich sterbe! wimmerte Don Antonio. „Ich kann nicht mehr! Ihr könnt mich hier doch nicht verrecken lassen! Was seid ihr denn für Menschen?

    Was bist du für ein Mensch? hätte Matt ihn am liebsten gefragt. Aber er hielt sich zurück. Wenn Hasard einen Befehl

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