Anleitung zur vergeblichen Gottessuche
Von Günter Scholz
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Über dieses E-Book
Es gibt genug Fragen dieser Art, bohrende Fragen – und es gibt Antworten darauf, Antworten, die die Wissenschaft in den letzten zweihundert Jahren gefunden hat, einleuchtende Antworten, veröffentlicht und jedermann zugänglich, nur – keiner liest das, weil es sich hinter Wissenschaft und Fachjargon versteckt.
Und – wer ist denn dieser christliche Gott, der hinter „seiner“ Religion steckt, wo finden wir ihn, was hat er für einen Charakter und was sind seine Motive? Diese Fragen sind – für Glaubende unbegreiflich – durchaus einleuchtend
und nachvollziehbar zu beantworten! – Bei Augustinus, dem Analytiker seines christlichen Glaubens schlechthin, fangen wir an, fügen Gedanken Ludwig Feuerbachs hinzu und sehen uns das Ergebnis in der Sprache Martin Heideggers an. Das Resultat: Gott ist auffindbar, zu „verorten“, Gründe und Motive seines Handelns sind erkennbar und zu analysieren. Doch dann kommt das Seltsame: Kaum haben wir Ihn gefunden und wollen ihn festhalten, da ist er, der angeblich unbegreifliche, der „ganz andere“, schon wieder weg, hat sich im Menschlichen allzu Menschlichen verloren, ist von der allzu irdischen Welt einfach verschluckt worden.
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Anleitung zur vergeblichen Gottessuche - Günter Scholz
Anleitung
zur
erfolglosen Gottessuche
Günter Scholz
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© Lehmanns Media, Berlin 2018
Helmholtzstraße 2-9 • 10587 Berlin
www.lehmanns.de
ISBN 978-3-86541-993-4
Prolog
Den Kern einer Kultur bildet ihre Religion. Dies gilt für Gläubige, Halbgläubige und Ungläubige. So ist das Zentrum des arabischen Kulturkreises der Islam; er bestimmt seit langen Jahrhunderten alle Kulturleistungen der arabischen Welt. Kern der abendländischen Kultur ist das Christentum; ihre kulturellen Leistungen sind entweder aus dieser Religion hervorgegangen - oder in Gegnerschaft zu ihr entstanden. Aber, ob so oder so, ob sie dem Glauben entstammen oder sich an ihm feindselig reiben, die Religion Christentum spielte und spielt bei den meisten Kulturäußerungen des christlichen Abendlandes eine bedeutende Rolle. Newton entwickelte seine Astrophysik aus tiefem christlichen Glauben heraus, Kant kritisierte das kirchliche Christentum als „Afterglauben"; selbst der Antichrist Nietzsches atmet den (aufbegehrenden) Geist eines preußisch-protestantischen Pfarrhauses.
Der in einem Kulturkreis Geborene, der dort Sozialisierte wird seine Religion, ob er sie nun gläubig verehrt oder verachtend ablehnt, immer von innen heraus betrachten, er wird so denken wie Paulus, auch und gerade wenn er diesen als den Teufel höchstpersönlich ablehnt, und er wird fühlen wie Petrus, den er vielleicht als esoterischen Spinner verachtet. Auch der radikalste abendländische Atheist wird bei dem Wort Peter Sloterdijks vom „vaterlosen Jesus von Nazareth, dem schrecklichsten Kind der Weltgeschichte" innerlich zusammenzucken, wird vielleicht die Krippenfiguren seiner Kindheit vor sich sehen – den chinesischen Konfuzianer wird dieser Satz völlig kalt lassen. Denn dieser Angehörige eines anderen Kulturkreises betrachtet die christliche Religion von außen.
Nehmen wir ein heute leider alltägliches Beispiel: Ein islamistischer Selbstmordattentäter hat sich und andere in die Luft gesprengt, was im Westen als scheußliches Verbrechen angesehen wird und von dem jetzt aus politischen Gründen behauptet wird, dies habe mit der Religion Islam nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das ist von außen betrachtet. Von innen heraus, also aus der Sicht eines gläubigen Menschen des arabischen Kulturkreises, kann das allerdings völlig anders aussehen. Wir wollen uns hier die farbenreiche Schilderung des (islamischen) Paradieses, das den Märtyrer erwartet, verkneifen, würde es doch zu Recht als ironischer Spott verstanden – eben als von außen betrachtet, von jemandem, der nichts, aber auch gar nichts versteht.
So ist es auch für die meisten Christen völlig unbegreiflich, dass auch ihre Religion von außen her betrachtet werden kann. Wie ist es möglich, Gott – der christliche Gott ist doch automatisch der Gott schlechthin –, den man glaubend verehrt oder auch seine Existenz als Atheist bestreitet, mit seiner höchstpersönlichen Religion zusammen von außen her zu betrachten – das geht doch nicht! Wo ist denn dieses Außen? Gibt es einen solchen Punkt, von dem aus man auf Gott sehen kann, ihn in seinem Verhalten beobachten, ihn sogar beurteilen kann? Dem Christen erscheint dies weder theoretisch denkbar und schon gar nicht praktisch machbar. Auch unser schon mehrfach bemühter Atheist wird nur den Kopf schütteln, denn wie kann ich etwas betrachten, das es überhaupt nicht gibt? Doch langsam: Wir werden sehen, dass wir als Menschen einen Gott beobachten und beurteilen (!) können, den es als extramenschliches, als extraterrestrisches, als extrakosmisches Wesen überhaupt nicht gibt, der aber trotzdem als Gott die einzelnen Menschen, Stämme, Völker und Staaten nicht nur beeinflusst, auch (ins Unglück) führt, die Geschicke der Weltgeschichte (mit)lenkt.
Ein bisschen muss man allerdings schon mit- und nachdenken, vor allem muss man wenigstens versuchen, sich aus Denkschemata zu lösen, die anscheinend uns schon in den Genen vererbt, die fest im kulturellen Gedächtnis des christlichen Abendlandes verankert sind. Doch wenn diese Befreiung nur anfängt zu gelingen – das kann hier garantiert werden –, wird sie als großes Glück empfunden, als das was sie ist: als Befreiung, als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit" (Kant).
Es gibt Menschen, die sich aus der psychischen Versklavung in ihrer eigenen Religion durch ein intensives Studium eben dieser Religion befreien konnten. Dies sind naturgemäß Theologen, also Fachgelehrte, denen die verwirrenden Widersprüche des göttlich geforderten Glaubens bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit irgendwann einfach zu viel wurden und bei denen das, was man gemeinhin intellektuelle Redlichkeit nennt, so stark wurde, dass sie die göttlichen Fesseln sprengten und freie Menschen wurden. Es seien hier, stellvertretend für viele, nur zwei Namen genannt, einer aus der Geschichte und einer aus der lebendigen Gegenwart: David Friedrich Strauß wagte es vor zweihundert Jahren als junger Theologieprofessor Kritik an der Theologie des Christentums zu äußern; er tat das als gläubiger Christ und in der Annahme, dass seine verehrte Religion dies nicht nur aushalten, sondern auch stärken würde. Nun, der Scheiterhaufen war von den aufgeklärten Staaten zwar abgeschafft worden, aber der materiellen Vernichtung durch die evangelische Kirche entging er nur, weil er über genügend ererbtes Vermögen verfügte, das eine staatliche Gesetzgebung schützte. Durch das Verhalten der Kirche wurde er sogar reicher, reicher an Erkenntnis über christlich-kirchliche Nächsten- und Feindesliebe: Fluchtartig verließ er seinen Glauben und den dazugehörigen Nächstenliebeverein. Als Beispiel eines gegenwärtigen „Befreiungs"-Theologen sei Gerd Lüdemann genannt, den heute seine Universität vor der Ketzerverfolgung schützt.
Doch zurück zur Betrachtung einer Religion von außen. Der Muslim wird unsere Betrachtung seiner Religion von außen aus seiner Innenperspektive nicht verstehen können, genauso wie einem gläubigen Christen die Außenbetrachtung seiner religiösen Wahrheiten unmöglich erscheint. Aber genau darum wollen wir uns hier bemühen, nämlich die Religion Christentum soweit wie möglich von außen zu betrachten, und seien Sie versichert: Es ist möglich. Wir wollen das an drei Kernbegriffen dieser Religion fest machen: Gott, Seele, Ewigkeit. Aber wir wollen uns auch klarmachen, dass dies nur eine kurze Studie ist, nichts anderes als eine Aufforderung zum eigenen (Nach)Denken.
Gott
„…und alle Toten riefen: ‚Christus, ist kein Gott?‘ Er (‚eine hohe edle Gestalt mit einem unvergänglichen Schmerz‘) antwortete: ‚Es ist keiner‘. In Jean Pauls Alptraum „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei
, eingefügt in seinen Roman „Der Siebenkäs (1797), fährt der tote Christus fort: „Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft und schauete in den Abgrund und rief: ‚Vater, wo bist du?‘ Aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Westen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermesslichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren, bodenlosen Augenhöhle an, und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäute sich.
Entsetzt stellt der nicht wiedererstandene, der immer noch tote Christus fest: „Wir sind alle Waisen, ich und ihr, wir sind ohne Vater. Umsonst hat er den schrecklichen Tod am Kreuz durchlitten, umsonst warten die Elenden, die Verzweifelten – die Menschen auf die göttliche Erlösung, denn: „Starres, stummes Nichts! Kalte, ewige Notwendigkeit! Wahnsinniger Zufall! …Wie ist jeder so allein in der weiten Leichengruft des Alls! Ich bin nur neben mir. – O Vater, o Vater! Wo ist deine unendliche Brust, dass ich an ihr ruhe?– Ach, wenn jedes Ich sein eigener Vater und Schöpfer ist, warum kann es nicht auch sein eigener Würgengel sein?
Doch es gibt ein glückliches Erwachen aus dem grässlichsten aller Träume, aus dem Alptraum ohne Wiederkehr, aus dem Tod nach dem Sterben, und überglücklich fährt der Dichter fort: „Meine Seele weinte vor Freude, dass sie wieder Gott anbeten konnte. Und da ist es wieder, dies Glaube, Liebe, Hoffnung: „Auch mich kennst du, Unendlicher, und alle meine Wunden, und nach dem Tode empfängst du mich und schließest sie alle.
Nur eine Generation nach Jean Pauls Alptraum, der doch nur als schauerlicher Kontrast zum befreienden (Wieder)Finden des erlösenden Glaubens in Szene gesetzt wird, kommt ein junger Theologe zu einem ganz anderen Ergebnis, wenn er das Thema Auferstehung Jesu zwar noch glaubend, aber schon wissenschaftlich betrachtet. 1835 veröffentlicht der erst siebenundzwanzig Jahre alte David Friedrich Strauß eine der revolutionärsten Arbeiten der Geschichte des deutschen Protestantismus: „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Da nun aber der Scheiterhaufen, die Ultima Ratio des Bekenntnisses zur (Nächsten)Liebe und das überzeugendste Argument für diese Form von Religion, von Staats wegen abgeschafft worden war, überlebte der durchaus fromm glaubende Autor die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Arbeit, die Albert Schweitzer für die bedeutendste des gesamten Jahrhunderts hielt. (Dass er – jedenfalls damals noch, bis ihn das Verhalten seiner Kirchenoberen eines Besseren belehrte – ein fest im Glauben stehender Christ war, teilte er mit all jenen Kritikern der „ewigen Wahrheiten
der Kirche, die ebenfalls mehr intellektuelle Redlichkeit wagten und dies im allzu irdischen Höllenfeuer büßten.) Die Auferstehungsgeschichten des Neuen Testamentes werden von Strauß auf eine erstaunlich simple aber überzeugende Weise „kritisch bearbeitet": Hier wird nicht z.B. medizinisch argumentiert, dass dies aus dem oder jenem Grunde gar nicht möglich sei, dass es allen bekannten Gesetzen der Wissenschaften widerspreche, nein, hier wird überhaupt nicht argumentiert, sondern es werden nur alle Textstellen des Neuen Testaments, die die Auferstehung Jesu betreffen, nebeneinander gehalten. Der Leser ist erst einmal