Metamorphose Mensch und Tier: Gestalt und Evolution des Menschen und der Tiere in Goetheanismus und Anthroposophie
()
About this ebook
"... dass es ein Unterschied sei zwischen Sehen und Sehen, dass die Geistes-Augen mit den Augen des Leibes in stetem, lebendigen Bunde zu wirken haben, weil man sonst in Gefahr gerät, zu sehen und doch vorbeizusehen." (Goethe)
Christoph Hueck
Christoph J. Hueck, Dr. rer. nat., Jahrgang 1961, Studium der Biologie und Chemie, Promotion in Genetik, Forschung im Bereich Impfstoffentwicklung in Deutschland und USA. Langjährige Beschäftigung mit der Anthroposo-phie. Waldorflehrer, Dozent für Waldorfpädagogik und anthroposophische Meditation. Redakteur der Zeitschrift Die Drei sowie Mitbegründer der AKANTHOS-Akademie für anthroposophische Forschung und Entwicklung. Veröffentlichungen zu Biologie und Anthroposophie, Grundlagen der Anthroposophie und zur Waldorfpädagogik. Forschungen u.a. zur lebenslangen gesundheitlichen Wirkung der Waldorfpädagogik sowie zu Rudolf Steiners Darstellungen der Entwicklungsanthropologie.
Read more from Christoph Hueck
Intuition - das Auge der Seele: Die Darstellung des intuitiven Erkennens im schriftlichen Werk Rudolf Steiners Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Metamorphose Mensch und Tier
Related ebooks
Schönheit der Tiere: Evolution biologischer Ästhetik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGrundlegendes zur Erweiterung der Heilkunst: nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer holistische Mensch: Wir sind mehr als die Summe unserer Organe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Entwicklung der Seele im Lebenslauf: Stufen, Störungen und Erkrankungen des Seelenlebens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAbstrakt gemalt ... und makro-fotografiert: Überblick 2007-2014/ Malerei und Makroaufnahmen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZeitbindung in Natur, Kultur und Geist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHerzdenken: Herzdenken und Situationsmeditation in Anschauung des Weltenzustandes Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTerra Nova. Globale Revolution und Heilung der Liebe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kürzeste Weg zur Gotterfahrung: Einblick in die Weisheitslehren von Swami Omkarananda Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKarl Marx: Klassenkampf und Kapital – Der Mensch im Mittelpunkt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMystik im Alltag: Ein Handbuch für Erwachende Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNewtons Irrtum Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie 4 Elemente des Lebens: Feuer, Wasser, Erde, Luft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeonardo da Vinci (Historischer Roman): Historischer Roman aus der Wende des 15. Jahrhunderts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZeige deine Wunde: Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys – Eine Spurensuche von Rüdiger Sünner Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPhänomen Nahtod: Faszinierende Entdeckungen eines Psychiaters Rating: 4 out of 5 stars4/5Strom der Zukunft: Raumenergie entzaubert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeileurythmie - Quo Vadis?: Thesen und Denkansätze, Visionen und Aktionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Evolution Gottes: Was unsere Welt im Innersten zusammenhält Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHier stehe ich, doch kann ich anders: Wie Archetypen unser Handeln im Hier und Jetzt bestimmen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPhänomenologie des Geistes Rating: 4 out of 5 stars4/5Quantenphysik und Meister Eckhart - Die mystische Dimension der Wissenschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMit der Erde atmen lernen: Eine Hinführung zu Rudolf Steiners Seelenkalender Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPhilosophie des Herzens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Tore von Atlantis: Botschaften aus der geistigen Welt zum Klimawandel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsQuantenmechanik aus elementarer Sicht Buch 1 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Grenzen der Noosphäre und ihre inneren Widersprüche: Eine Rhetorik des Seins Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Anthropology For You
Der Unerlöste Eros Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWiener Wahn: Geschichten aus der Hauptstadt der Marotten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMetamorphosen: Tierstudien 04/2013 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUrquellen germanischen Heidentums Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRevolution im Denken: Rudolf Steiner: Warum Computer nicht denken können Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMode: Theorie, Geschichte und Ästhetik einer kulturellen Praxis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Zeitalter des Pegasus und der Auftstieg der Menschheit: Das dritte Feld. Eine positive Utopie für das dritte Jahrtausend. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnthropologie in pragmatischer Hinsicht: Naturlehre des Menschen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDeutsche Kultur- und Sittengeschichte (Alle 3 Bände): Vorzeit und Mittelalter + Das Zeitalter der Reformation + Die neue Zeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Emanzipation des Mannes: Zum Beziehungssozialismus des 21. Jahrhunderts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBerghain, Techno und die Körperfabrik: Ethnographie eines Stammpublikums Rating: 0 out of 5 stars0 ratings"Was ist der Fall?" und "Was steckt dahinter?": Die zwei Soziologien und die Gesellschaftstheorie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLehrbuch der Aurachirurgie: Medizin im 21. Jahrhundert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Rätsel Mensch – Antworten der Soziologie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPropaganda als Machtinstrument: Fakten, Fakes und Strategien. Eine Gebrauchsanleitung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTiere und Tod: Tierstudien 05/2014 Rating: 5 out of 5 stars5/5Vom Eigensinn der Dinge: Für eine neue Perspektive auf die Welt des Materiellen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWer ist der Beobachter?: Zitate von Niklas Luhmann Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTerra Nova. Globale Revolution und Heilung der Liebe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSexualität und Gesellschaft: Warum sexuell freizügige Gesellschaften langfristig scheitern Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJugendkriminalität: Eine Explikation kriminogener Faktoren auf der Grundlage ausgewählter Kriminalitätstheorien im Bezugsrahmen des sozialwissenschaftlichen Diskurses, in der Abgrenzung zur Erwachsenenkriminalität und diesbezüglicher polizeilicher Handlungsmöglichkeiten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie heilige Matrix: Von der Matrix der Gewalt zur Matrix des Lebens. Grundlagen einer neuen Zivilisation. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTeilen, Reparieren, Mülltauchen: Kulturelle Strategien im Umgang mit Knappheit und Überfluss Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschenZoos: Schaufenster der Unmenschlichkeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMimesis, Mimikry, Mimese: Tierstudien 11/2017 Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Metamorphose Mensch und Tier
0 ratings0 reviews
Book preview
Metamorphose Mensch und Tier - Christoph Hueck
INHALT
Einführung und Hintergrund
Methodische Grundlagen: Lesen im Buch der Natur
Metamorphose - die Formkraft des Lebendigen
Die Dreigliederung der menschlichen Gestalt
Der aufrechte Gang und der Unterschied von Mensch und Tier
Der Mensch als Urform der Tiere
Vier Betrachtungsweisen des Verhältnisses von Mensch und Tier
Entwicklung und Evolution des Menschen
Der Mensch als Ursprung, Mitte und Ziel - Rudolf Steiners Auffassung der Evolution
Ähnliche Ansichten bei anderen Denkern
Nachwort
Katalog der Ausstellung Metamorphose Mensch & Tier
Anmerkungen und Literatur
»Feierlich sollte es stimmen, ein Geistiges
mit physischen Sinnen in der physischen Welt
als Menschengestalt wahrzunehmen.«
Rudolf Steiner
»Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die organischen, so finden wir, dass nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern dass vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.«
»Alle Glieder bilden sich aus nach ew´gen Gesetzen, und die seltenste Form bewahrt im Geheimen das Urbild.«
Johann Wolfgang von Goethe
»So geht aus dem Kampfe der Natur, aus Hunger und Tod unmittelbar die Lösung des höchsten Problems hervor, das wir zu fassen vermögen, die Erzeugung immer höherer und vollkommenerer Tiere. Es ist wahrlich eine großartige Ansicht, dass der Schöpfer den Keim alles Lebens, das uns umgibt, nur wenigen oder nur einer einzigen Form eingehaucht hat, und dass, während unser Planet den strengsten Gesetzen der Schwerkraft folgend sich im Kreise schwingt, aus so einfachem Anfange sich eine endlose Reihe der schönsten und wundervollsten Formen entwickelt hat und noch immer entwickelt.«
Charles Darwin
»In demjenigen, was die darwinistische Kultur gegeben hat, liegt die Gesamttat des Menschengeistes. Darinnen hat er gewaltet, wie unser Ich in dem kindlichen Organismus waltet. Studiert hat der Darwinismus in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und bis in unsere Tage herein, ohne dass er es wusste, die Gottestaten des Menschengeistes. So ist durch den Darwinismus ein Großes, ein Gewaltiges vorbereitet, das nur missverstanden wird, das so genommen wird, als wenn es aus sich selber wirksam ist, während es der Plan ist, den der schaffende göttliche Geist auf seinem Wege zur Menschheit hin befolgt hat.«
Rudolf Steiner
EINFÜHRUNG UND HINTERGRUND
Viele Menschen suchen heute ein ganzheitliches und spirituelles Verständnis der Natur. Dazu gehört auch ein tieferes Verständnis der Evolution. Wie und warum sind der Mensch und die Tiere entstanden und so geworden, wie sie sind? Für darwinistisch denkende Naturwissenschaftler sind sie überlebenstaugliche Zufallserscheinungen, die ebenso gut auch nicht hätten entstehen können. Warum die Evolution nicht auf einer früheren Stufe stehengeblieben ist, muss für diese Auffassung ein Rätsel bleiben.
Das Christentum sieht im Menschen ein Abbild Gottes und gibt der menschlichen Gestalt damit eine hohe Würde, doch kann es ihre Entwicklung nicht genauer erklären. Warum hat der Schöpfer allmähliche Übergänge, z.B. zwischen Fischen und Landtieren, Reptilien und Säugern, Dinosauriern und Vögeln geschaffen? Warum sind die meisten jemals existierenden Arten wieder ausgestorben? Warum lief der Mensch schon auf zwei Beinen, lange bevor er ein menschliches Antlitz und Gehirn hatte? Die christliche Antwort kann immer nur heißen: Weil es dem Herrn so gefiel. Das hat aber ungefähr denselben Erklärungswert wie der darwinistische Zufall.
Der Gläubige hat einen Grund für sein Dasein, aber er weiß nicht wie er entstanden ist; der Darwinist weiß wie, aber er weiß nicht warum er existiert. Der Darwinismus ist wissenschaftlicher, der Glaube gesünder, aber letztlich kann weder die eine noch die andere Ansicht vollständig befriedigen.
Fragen nach der konkreten Gestaltung der Lebewesen können weder vom Darwinismus noch vom christlichen Glauben beantwortet werden. Warum hat der Mensch fünf Finger und nicht vier oder sechs? Warum nicht hinten am Kopf noch ein drittes Auge? Warum haben wir keinen Schwanz wie die meisten Affen und anderen Wirbeltiere? Ist das alles bloß zufällig so und hätte auch ganz anders werden können?
Ist denn nicht der Mensch die herrlichste Form, die die Natur hervorgebracht hat, der höchste Tempel, in dem der selbstbewusste Geist wohnen kann? Wäre es daher nicht wert, tiefer nachzuforschen, um zu verstehen, warum wir so sind, wie wir sind?
Kann man aber heute überhaupt noch von einer besonderen Würde des Menschen sprechen, die ihn gegenüber den Tieren auszeichnet? Verhält er sich nicht wie der große Ausbeuter und Zerstörer der Natur, eine katastrophale Fehlkonstruktion der Evolution? Müssen wir nicht vor allem unsere Selbstverherrlichung als ›Krone der Schöpfung‹ überwinden und ein demütiges Mitgefühl für die Fähigkeiten und das Leiden der Tiere entwickeln? Viele Menschen finden heute im Buddhismus eine entsprechende spirituelle und zugleich ökologisch orientierte Weltanschauung. Doch auch für den Buddhismus spielt die Frage nach der Gestalt und Evolution des Menschen und der Tiere keine wesentliche Rolle.
Schon vor Darwin entstand eine Auffassung, die die naturwissenschaftlichen Fakten ernst nimmt und dennoch zu einem tieferen Verständnis der Evolution vorzudringen vermag. Es ist die von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) entwickelte Metamorphosenlehre und die von Goethes Freund Johann Gottfried Herder (1744-1803) vertretene Auffassung über den Menschen als eines Mittelgeschöpfes oder Urbildes der Tiere, die später von Rudolf Steiner (1861-1925) erläutert und maßgeblich erweitert wurden. Diese Anschauungen führen zu einem alternativen Verständnis der Evolution, das auch bei anderen Forschern zu finden ist. In ihrer Perspektive erweist sich der Mensch als das Ur-Wesen, das von Anfang an geistig vorhanden gewesen und nach der langen Evolution der Tiere schließlich in physischer Gestalt erschienen ist. Die Tiere erscheinen für diese Auffassung einerseits als spezialisierte Absonderungen aus dem universell veranlagten Menschenwesen, andererseits aber auch als seine biologischen Vorfahren. Gerade weil der Mensch einfacher und urbildlicher als die Tiere gestaltet ist, weil er weniger spezialisiert ist, ist er weniger eng mit der Natur verwoben, und diese Trennung gibt ihm die Möglichkeit, sehr viel bewusster als die Tiere zu werden. Im Verlauf seiner Evolution hat er