"Ihre Eltern dachten, dass sie ein Junge wäre.": Transsexualität und Transgender in einer zweigeschlechtlichen Welt
By Robin Bauer
()
About this ebook
Transsexuelle, die von einem Geschlecht zum anderen wechseln, Transgenders, die zwischen den Geschlechtern leben, Intersexuelle, deren biologisches Geschlecht weder eindeutig Mann noch Frau entspricht: Robin Bauer stellt die Vielfalt von Transgender Identitäten und Lebensweisen vor und kritisiert die Vorstellung einer als natürlich aufgefassten Zweigeschlechtlichkeit. Es geht um das Wechselspiel von 'Betroffenen', Medizin und Psychiatrie, um die Formierung der Transgender-Bewegung und das schwierige Verhältnis selbst zu politisch aktiven Schwulen und Lesben.
Read more from Robin Bauer
Edition Waldschlösschen
Related to "Ihre Eltern dachten, dass sie ein Junge wäre."
Titles in the series (5)
Queere Bündnisse und Antikriegspolitik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie wird man heterosexuell? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMardi Gras und Queer History Down Under: Zur Geschichte der australischen Schwulen- und Lesbenbewegung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie öffentliche Moral gemacht wird: Die Einführung des § 175 in das Strafgesetzbuch 1871 Rating: 0 out of 5 stars0 ratings"Ihre Eltern dachten, dass sie ein Junge wäre.": Transsexualität und Transgender in einer zweigeschlechtlichen Welt Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Geschlechterrecht: Aufsätze zu Recht und Geschlecht - vom Tabu der Intersexualität zur Dritten Option Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGender: Eine neue Ideologie zerstört die Familie Rating: 2 out of 5 stars2/5Das Mann-Frau-Geheimnis: Die faszinierenden Unterschiede zwischen den Wunderwerken Mann und Frau Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAbtreibung - ein Menschenrecht?: Argumentationshilfen zur Debatte um den Schwangerschaftsabbruch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsQueer as ... - Kritische Heteronormativitätsforschung aus interdisziplinärer Perspektive: (unter Mitarbeit von Caroline Schubarth) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHomossexualidade E Transexualidade Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie staatliche Regulierung von Trans: Der Transsexuellen-Erlass in Österreich (1980-2010). Eine Dispositivgeschichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeschlecht: divers: Die »Dritte Option« im Personenstandsgesetz - Perspektiven für die Soziale Arbeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMigration - Grundsätze und Handlungsoptionen: Ein Essay Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGleichheit. Das falsche Versprechen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRawls in 60 Minuten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSelbstbestimmt: Für reproduktive Rechte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNormierte Kinder: Effekte der Geschlechternormativität auf Kindheit und Adoleszenz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Fallen des Multikulturalismus: Laizität und Menschenrechte in einer vielfältigen Gesellschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEinsteins Vielfalt unter Dichtern: Ein Essay über die Gleichstellung homosexueller Paare Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHomosexualität: Auf dem Weg in eine neue christliche Ethik? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSexuelle Vielfalt und die UnOrdnung der Geschlechter: Beiträge zur Soziologie der Sexualität Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPrinzipien der allgemeinen und christlichen Ethik: Was ist ein gutes und christliches Handeln? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie öffentliche Moral gemacht wird: Die Einführung des § 175 in das Strafgesetzbuch 1871 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Naturalisierung des Geschlechts: Zur Beharrlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit Rating: 3 out of 5 stars3/5Der Gender - Betrug: oder: vom Mythos einer Quotenlösung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsStaatskinder oder Mutterrecht: Versuche zur Erlösung aus dem sexuellen und wirtschaftlichen Elend Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Transgender-Phänomen: Die dogmatische Moralität der westlichen Gesellschaft im Widerspruch zur Individualität des Menschen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIch lass dich nicht allein: Würde bis zum Schluss auch ohne assistierten Suizid Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsQueere Bündnisse und Antikriegspolitik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZart und frei: Vom Sturz des Patriarchats Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGrundriss der Philosophie XIII - Politische Philosophie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Perfekte Verfassung Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Politics For You
The Four: Die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook und Google Rating: 4 out of 5 stars4/5Alles, was Sie wissen sollten, Ihnen aber nie jemand erzählt hat Rating: 3 out of 5 stars3/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Der Krieg im Dunkeln: Die wahre Macht der Geheimdienste. Wie CIA, Mossad, MI6, BND und andere Nachrichtendienste die Welt regieren. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPsychologie der Massen: Vollständig überarbeitete Ausgabe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGenderismus: Der Masterplan für die geschlechtslose Gesellschaft Rating: 2 out of 5 stars2/5Sand Talk: Das Wissen der Aborigines und die Krisen der modernen Welt Rating: 5 out of 5 stars5/5Trump: The Art of the Deal Rating: 3 out of 5 stars3/5Antisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Diktatur der Demokraten: Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPsychologie der Massen Rating: 4 out of 5 stars4/5Trilaterale Kommission Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWir sind immer die Guten: Ansichten eines Putinverstehers oder wie der Kalte Krieg neu entfacht wird Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKognitive Kriegsführung: Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRassismuskritische politische Bildung: Theorien - Konzepte - Orientierungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNSU - Was die Öffentlichkeit nicht wissen soll...: Das "Terror-Trio": Von Versagern, fragwürdigen Spuren und Wundern im Brandschutt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung Rating: 4 out of 5 stars4/5Die Antwort Rating: 1 out of 5 stars1/5Angst und Macht: Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnglizismen und andere "Fremdwords" deutsch erklärt: Über 1000 aktuelle Begriffe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie geheimen Ängste der Deutschen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErfolgsfaktor Zufall: Wie wir Ungewissheit und unerwartete Ereignisse für uns nutzen können Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKALTES Denken, WARMES Denken: Über den Gegensatz von Macht und Empathie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCancel Culture: Demokratie in Gefahr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFeminismus für die 99%: Ein Manifest Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNaher Osten 01: Themenzusammenfassung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEuropa 2030: Wie wir in zehn Jahren leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for "Ihre Eltern dachten, dass sie ein Junge wäre."
0 ratings0 reviews
Book preview
"Ihre Eltern dachten, dass sie ein Junge wäre." - Robin Bauer
Queer Lectures
Heft 7
ROBIN BAUER
«IHRE ELTERN DACHTEN,
DASS SIE EIN JUNGE WÄRE.»
TRANSSEXUALITÄT UND TRANSGENDER IN EINER
ZWEIGESCHLECHTLICHEN WELT
Mit einem Vorwort von
Bodo Niendel
Herausgegeben von
Tatjana Eggeling
Männerschwarm Verlag
Hamburg 2009
VORWORT
Mit der Einführung des Transsexuellengesetzes (TSG) am 1.1.1981 wurden transsexuelle Menschen zum ersten Mal in Deutschland rechtlich anerkannt. Für Menschen, die ihre Geschlechtsidentität ihrem Körper angleichen wollten oder dies bereits getan hatten, war dies ein großer Fortschritt, waren sie nun doch nicht mehr nur Forschungsobjekt der Medizin oder Psychologie, sondern ein Rechtssubjekt.
Mit dem TSG wurde es möglich, einen anderen geschlechtlichen Vornamen anzunehmen und den Personenstand zu wechseln. Doch das Gesetz ist an erhebliche Hürden gebunden, wie ein kompliziertes Gutachtersystem mit Anwartszeiten, das für die Betroffenen mit erheblichen finanziellen Aufbürdungen verbunden ist.
Dem Wunsch nach rechtlicher Anerkennung steht der Wunsch der Angleichung des anatomischen Geschlechts an die gewünschte Geschlechtsidentität zuvor. Dieser Wunsch mag weit geschichtlich zurück reichen, doch er wurde erst mit dem Fortschritt der Medizin und den Möglichkeiten der Chirurgie von einem Wunsch zu einem Möglichkeitsrahmen. Ein Mitarbeiter Magnus Hirschfelds am Institut für Sexualwissenschaften, Felix Abraham, führte zu Beginn der 1930er Jahre die erste Geschlechtsangleichung von einem Mann zu einer Frau durch. Hiermit begann zugleich eine Diskussion, ob und wie Menschen sich diesem schweren körperlichen – in der Regel irreversiblen – Eingriff unterziehen dürfen.
Darüber hinaus entstand eine Irritation: Handelt es sich hier um Menschen die nicht homosexuell sein wollen, handelt es sich um Menschen, die außerhalb der Kategorie männlich und weiblich stehen, oder bestätigen diese Menschen mit ihrem eindeutigen Wunsch ein Geschlecht anzunehmen, dass es in der Gesellschaft eben nur zwei Geschlechter geben dürfe? Als der deutsche Bundestag 1980 über das TSG debattierte und das Gesetz schließlich verabschiedete, war dies nicht nur vom Wunsch getragen, diese Menschen rechtlich anzuerkennen, sondern die Zweigschlechtlichkeit sollte zugleich bestätigt werden. Denn ein Mensch, der sein Geschlecht angleicht, würde dann nicht in die Gefahr geraten, homosexuell zu werden. Hieran erkennt man, wie die gesellschaftliche Kategorie der zwei Geschlechter, die zugleich sexuell aufeinander bezogen seien (Hetrosexualität), normativ prägend bzw. wie konstituierend die «heterosexuelle Matrix» (Judith Butler) der Gesellschaft ist. Doch nicht wenige Transsexuelle gehen homosexuelle Beziehung ein.
Das TSG ist restriktiv, so mussten sich Menschen scheiden lassen, wenn sie eine Geschlechtsangleichung vollzogen und ihren neuen Personenstand rechtlich dokumentieren wollten. Dies hob das Bundesverfassungsgericht (BVG) am 27. Mai 2008 auf, nicht ohne auf das besondere Interesse des Staates am Fortbestand der Ehe (Art. 6 Abs. 1 des Grundgesetzes) zu verweisen. Pikanterweise ermöglichte es damit zum ersten Mal die Ehe zwischen zwei Menschen des gleichen Geschlechts – etwas, das homosexuellen Menschen in der Bundesrepublik verwehrt bleibt. Zuvor urteilte das BVG in fünf weiteren Punkten und stellte verfassungswidrige Elemente des TSG fest. Doch mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgericht vom Mai 2008 entstand Handlungsdruck, das Gericht setzte dem Gesetzgeber eine Frist bis zum 1.8. 2008, während der dieser die Verfassungskonformität herzustellen habe.
Während dieser Beitrag von Robin Bauer erscheint, wird der Bundestag voraussichtlich ein verändertes TSG beschließen. Unter Ausschluss der Betroffenen erarbeiteten Mitarbeiter im Bundesfamilienministerium ein neues TSG, welches lediglich die bisher angemahnten Verfassungsmängel berücksichtigt. Doch die von Transsexuellen immer wieder geäußerte Kritik an der unwürdigen Begutachtung, der Pflicht zur Unfruchtbarkeit beim Personenstandswechsel und der erheblichen Probleme bei der Finanzierung durch die Krankenkassen bleibt hiervon unberührt. Insbesondere die Pflicht zur Unfruchtbarkeit scheint den Gesetzgeber nicht zum Handeln anzuregen, obwohl auch hier ein verfassungsrechtlich problematischer Einschnitt in die Würde des Menschen und eine geschichtliche Vorbelastung vorliegt.
Dennoch wird der deutsche Bundestag das neue TSG voraussichtlich noch im Juni 2009 beschließen – gegen den ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen