Sophienlust 210 – Familienroman: Ein Kind sucht Freundschaft
Von Ursula Hellwig
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Mit der flachen Hand schützte Andrea ihre Augen vor dem Sonnenlicht, als sie dem Flugzeug nachblickte, das von der Startbahn abhob und dem klaren blauen Himmel entgegenschwebte. Eine Woche lang war Jane Stingworth, Andreas langjährige Brieffreundin, bei der Tierarztfamilie zu Gast gewesen und flog jetzt wieder zurück nach Yorkshire zu ihrer Familie. "Was machen wir nun mit dem angebrochenen Tag?" fragte Andrea ihren Mann Hans-Joachim. "Ich finde, wenn wir schon einmal in Frankfurt sind, könnten wir die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Einkaufsbummel unternehmen." "Gute Idee", erwiderte der junge Tierarzt. "Vielleicht finden wir irgendwo eine hübsche Kleinigkeit für Peterle." Peter, der kleine Sohn des Ehepaares, war zu Hause in der Obhut des Kindermädchens zurückgeblieben und rechnete fest mit einem Mitbringsel. Hans-Joachim steuerte seinen Wagen durch die Frankfurter Innenstadt und parkte ihn schließlich in der Tiefgarage eines Kaufhauses. Als Andrea und Hans-Joachim die Spielzeugabteilung erreichten, waren sie bereits mit mehreren Einkaufstüten bepackt. Einigen Angeboten hatten sie einfach nicht widerstehen können. Die Regale der Spielzeugabteilung waren prall gefüllt, und es war nicht einfach, das richtige Mitbringsel zu finden. Andrea entschied sich schließlich für einen kleinen Seehund, der mittels einer Feder aufgezogen werden und in der Badewanne schwimmen konnte. An der Kasse hatte sich eine Schlange gebildet. Unmittelbar vor Hans-Joachim stand ein Mann, von dem der Tierarzt zunächst keine Notiz nahm. Erst als der Fremde sich zufällig umwandte und nachdenklich die Stirn in Falten zog, stutzte auch Hans-Joachim. "Entschuldigung, kennen wir uns nicht?" fragte er unsicher. "Sind Sie vielleicht Marc Leonard?"
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Buchvorschau
Sophienlust 210 – Familienroman - Ursula Hellwig
Sophienlust
– 210–
Ein Kind sucht Freundschaft
Warum lehnt Katja Randys Annäherungsversuche ab?
Ursula Hellwig
Mit der flachen Hand schützte Andrea ihre Augen vor dem Sonnenlicht, als sie dem Flugzeug nachblickte, das von der Startbahn abhob und dem klaren blauen Himmel entgegenschwebte. Eine Woche lang war Jane Stingworth, Andreas langjährige Brieffreundin, bei der Tierarztfamilie zu Gast gewesen und flog jetzt wieder zurück nach Yorkshire zu ihrer Familie.
»Was machen wir nun mit dem angebrochenen Tag?« fragte Andrea ihren Mann Hans-Joachim. »Ich finde, wenn wir schon einmal in Frankfurt sind, könnten wir die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Einkaufsbummel unternehmen.«
»Gute Idee«, erwiderte der junge Tierarzt. »Vielleicht finden wir irgendwo eine hübsche Kleinigkeit für Peterle.«
Peter, der kleine Sohn des Ehepaares, war zu Hause in der Obhut des Kindermädchens zurückgeblieben und rechnete fest mit einem Mitbringsel.
Hans-Joachim steuerte seinen Wagen durch die Frankfurter Innenstadt und parkte ihn schließlich in der Tiefgarage eines Kaufhauses. Als Andrea und Hans-Joachim die Spielzeugabteilung erreichten, waren sie bereits mit mehreren Einkaufstüten bepackt. Einigen Angeboten hatten sie einfach nicht widerstehen können. Die Regale der Spielzeugabteilung waren prall gefüllt, und es war nicht einfach, das richtige Mitbringsel zu finden. Andrea entschied sich schließlich für einen kleinen Seehund, der mittels einer Feder aufgezogen werden und in der Badewanne schwimmen konnte. An der Kasse hatte sich eine Schlange gebildet. Unmittelbar vor Hans-Joachim stand ein Mann, von dem der Tierarzt zunächst keine Notiz nahm. Erst als der Fremde sich zufällig umwandte und nachdenklich die Stirn in Falten zog, stutzte auch Hans-Joachim.
»Entschuldigung, kennen wir uns nicht?« fragte er unsicher. »Sind Sie vielleicht Marc Leonard?«
»Genau der bin ich«, erwiderte der Angesprochene. »Und du mußt Hans-Joachim sein. Ich mußte auch erst einen Augenblick überlegen, bevor ich dich erkannt hatte. Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen? Das müssen sieben, nein, acht Jahre her sein. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Was machst du denn hier in Frankfurt?«
»Wir sind rein zufällig heute hier. Darf ich dir meine Frau Andrea vorstellen?«
Marc Leonard reichte der jungen Frau die Hand. »Jetzt dürfen wir aber nicht einfach so auseinandergehen. Das Wiedersehen muß gefeiert werden. Darf ich euch einladen? Ganz in der Nähe gibt es ein gemütliches Restaurant.«
Hans-Joachim und Andrea nahmen die Einladung an. Eine halbe Stunde später saßen alle zusammen in dem kleinen Restaurant, von dem Marc gesprochen hatte. Erinnerungen aus der gemeinsamen Studienzeit wurden ausgetauscht.
»Es ist eine schöne Zeit gewesen«, meinte Hans-Joachim schließlich. »Was machst du heute? Hast du deine Praxis hier in Frankfurt?«
Marc schüttelte den Kopf. »Nein, vor sechs Jahren habe ich ein Landhaus in einem Frankfurter Vorort gekauft. Dort habe ich auch meine Praxis. Die ländliche Umgebung liegt mir mehr als die Großstadt. Zu unserem Haus gehört ein großer Garten. Dort habe ich ein paar moderne Boxen gebaut und nehme hin und wieder Hunde in Pflege. Damit verdiene ich natürlich keine Reichtümer. Aber es macht mir Spaß, mich neben der Praxis auch mit gesunden Tieren zu beschäftigen, deren Besitzer im Urlaub sind.«
»Dann hast du wahrscheinlich nur wenig Zeit für deine Frau«, stellte Hans-Joachim fest. »Aber das ist bei uns genauso. Wie geht es Beate und dem kleinen Randolf eigentlich? Er muß inzwischen ein großer Junge geworden sein.«
»Zehn Jahre ist er jetzt alt.« Marcs Gesicht überschattete sich. »Randy ist mein Lebensinhalt, seit Beate nicht mehr bei uns ist. Meine Frau ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es hat lange gedauert, bis ich mich damit abgefunden hatte. Sie ist eine besonders vorsichtige Fahrerin gewesen. Aber da war diese Ölspur, die sie offensichtlich nicht bemerkt hat. Ihr Wagen geriet ins Schleudern und fuhr frontal gegen einen Baum. Man hat mir gesagt, daß Beate sofort tot gewesen ist. Randy hat ebenfalls im Auto gesessen, als das Unglück geschah. Seine Verletzungen waren nicht sehr schwer und heilten bald.«
»Es tut mir sehr leid, daß du deine Frau auf diese tragische Weise verloren hast«, erklärte Hans-Joachim. »Das muß ein schwerer Schlag für dich gewesen sein. Doch vielleicht ist es ein Trost für dich, daß dein Sohn überlebt hat.«
»Das ist es auch. Trotzdem werde ich jeden Tag wieder an den Unfall erinnert. Wißt ihr, die körperlichen Verletzungen hat Randy rasch überstanden. Aber ein psychischer Schaden ist geblieben. Seit dem Unglückstag hat der Junge kein Wort mehr gesprochen. Er ist dazu einfach nicht in der Lage. Zunächst haben die Ärzte geglaubt, daß es sich um vorübergehende Nachwirkungen des Unfallschocks handeln könnte. Doch das Ereignis liegt nun zwei Jahre zurück, und es ist noch keine Besserung eingetreten. Ich habe alles versucht und viele Spezialisten zu Rate gezogen. Sogar mit Hypnose haben wir es probiert. Keine Behandlung hat geholfen. Randy leidet unter einer psychisch bedingten Blockade seiner Sprachfähigkeit, die sich einfach nicht lösen will. Einer der Ärzte hat mir geraten, ein halbes Jahr mit Randy wegzufahren. Er meinte, daß der Aufenthalt in einer völlig fremden Umgebung möglicherweise etwas bewirken könnte. Doch dahinter steht ein großes Fragezeichen. Wenn ich sicher wäre, würde ich es tun und meine Praxis für diesen Zeitraum schließen. Das ist natürlich nicht ganz einfach. Ich bin weit und breit der einzige Tierarzt und kann meine Patienten nicht im Stich lassen. Vielleicht finde ich in der nächsten Zeit eine Vertretung, die für ein halbes Jahr einspringen kann. Dann werde ich es versuchen und mit Randy wegfahren. Ich muß jede Chance nutzen, die sich meinem Sohn bietet.«
»Haben Sie schon einmal daran gedacht, daß es noch eine andere Möglichkeit gibt, Herr Leonard?« fragte Andrea.
»Ach bitte, sagen Sie doch einfach Marc zu mir. Herr Leonard klingt so förmlich. Von welcher Möglichkeit sprechen Sie?«
Die junge Frau lächelte. »Unter der Voraussetzung, daß du mich Andrea nennst, verrate ich es dir. Randy könnte für ein paar Monate in einem Kinderheim leben. Dort hätte er die fremde Umgebung und auch die Gesellschaft anderer Kinder.«
»Ein Kinderheim?« Marc riß entsetzt die Augen auf. »Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich schiebe mein Kind nicht in ein Heim ab. Dort würde Randy nie die Zuneigung finden, die er unbedingt braucht. Wir wissen doch alle, wie überlastet das Personal in den Kinderheimen ist. Es ist dort überhaupt nicht möglich, auf jedes einzelne Kind einzugehen.«
»Ich spreche nicht von irgendeinem Kinderheim, sondern von Sophienlust«, erklärte Andrea. »Dabei handelt es sich um ein altes Herrenhaus, das mitten in einem großen Park liegt. Das Anwesen gehört meinem Stiefbruder Nick, der aber noch nicht volljährig ist. Meine Stiefmutter verwaltet Sophienlust für ihn. Es ist kein Kinderheim im üblichen Sinne. Die Kinder, die dort dauerhaft leben, kann man an zwei Händen abzählen. Vielen jungen Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen ist in Sophienlust schon geholfen worden. Die Atmosphäre dort ist ausgezeichnet familiär. Alle Kinder, die vorübergehend eingezogen und nur widerwillig