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Das verlorene Paradies: Sophienlust 271 – Familienroman
Das verlorene Paradies: Sophienlust 271 – Familienroman
Das verlorene Paradies: Sophienlust 271 – Familienroman
Ebook127 pages1 hour

Das verlorene Paradies: Sophienlust 271 – Familienroman

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Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Gregor Bergreuth saß in einer Loge und ließ keinen Blick von der Bühne. Es wirkte erregend auf ihn, Ilse an diesem Tag wieder als Carmen zu erleben. Ihre herrliche Stimme riß das Publikum mehrfach zu Beifallsstürmen während der Szene hin. Unbegreiflich, wie sie das schaffte. Dabei war nicht einmal Zeit für eine gründliche Probe geblieben. Trotzdem hatte sie das Wagnis auf sich genommen. Immerhin war die Carmen früher ihre Glanzrolle gewesen. Daß sie sie auch heute noch beherrschte, bewies diese Aufführung, der er so aufmerksam folgte. Wie innig liebte er sie! Fast schien es unglaubwürdig, daß diese schlanke temperamentvolle Zigeunerin, die ihr Spiel mit der Liebe trieb, seine Frau war. Gab es ein solches Glück? Der Zuschauer lächelte. Ja, Ilse trug seinen Namen und war die Mutter seines kleinen Buben! Daß sie an diesem Tag in der Oper sang, bedeutete nichts Besonderes. Ilse war eingesprungen, weil die Sängerin der Titelpartie in letzter Minute durch Krankheit ausgefallen war und auch die zweite Besetzung nicht hatte singen können. Der Intendant hatte sich an Ilse erinnert und sie angerufen. Zuerst hatte sie nicht gewollt, aber es war dem verzweifelten Chef des Opernhauses am Ende doch gelungen, sie zu überreden. Die Aufführung an diesem Tag war wichtig, weil die Teilnehmer eines Kongresses von der Stadt eingeladen worden waren. Es wäre peinlich gewesen, das Programm ein paar Stunden vor Beginn der Aufführung ändern zu müssen. Nun, Ilse fühlte sich den ehemaligen Kollegen immer noch verbunden.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateOct 7, 2018
ISBN9783740934743
Das verlorene Paradies: Sophienlust 271 – Familienroman

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    Das verlorene Paradies - Aliza Korten

    Sophienlust

    – 271 –

    Das verlorene Paradies

    Warum Stefan sogar in Sophienlust unglücklich war …

    Aliza Korten

    Gregor Bergreuth saß in einer Loge und ließ keinen Blick von der Bühne. Es wirkte erregend auf ihn, Ilse an diesem Tag wieder als Carmen zu erleben. Ihre herrliche Stimme riß das Publikum mehrfach zu Beifallsstürmen während der Szene hin. Unbegreiflich, wie sie das schaffte. Dabei war nicht einmal Zeit für eine gründliche Probe geblieben. Trotzdem hatte sie das Wagnis auf sich genommen. Immerhin war die Carmen früher ihre Glanzrolle gewesen. Daß sie sie auch heute noch beherrschte, bewies diese Aufführung, der er so aufmerksam folgte.

    Wie innig liebte er sie! Fast schien es unglaubwürdig, daß diese schlanke temperamentvolle Zigeunerin, die ihr Spiel mit der Liebe trieb, seine Frau war. Gab es ein solches Glück?

    Der Zuschauer lächelte. Ja, Ilse trug seinen Namen und war die Mutter seines kleinen Buben! Daß sie an diesem Tag in der Oper sang, bedeutete nichts Besonderes. Ilse war eingesprungen, weil die Sängerin der Titelpartie in letzter Minute durch Krankheit ausgefallen war und auch die zweite Besetzung nicht hatte singen können. Der Intendant hatte sich an Ilse erinnert und sie angerufen. Zuerst hatte sie nicht gewollt, aber es war dem verzweifelten Chef des Opernhauses am Ende doch gelungen, sie zu überreden. Die Aufführung an diesem Tag war wichtig, weil die Teilnehmer eines Kongresses von der Stadt eingeladen worden waren. Es wäre peinlich gewesen, das Programm ein paar Stunden vor Beginn der Aufführung ändern zu müssen.

    Nun, Ilse fühlte sich den ehemaligen Kollegen immer noch verbunden. Gregor hatte ihr persönlich zugeredet. Warum sollte sie nicht noch einmal die Carmen singen – gerade die Carmen!

    Die Gedanken des Mannes wanderten zurück. Wie rasch die Zeit verstrichen war! Er erinnerte sich noch genau an den zauberhaften Sommer, in dem er Ilse kennen- und liebengelernt hatte. Alle Welt war von ihrer Stimme hingerissen gewesen. Trotz ihrer Jugend war sie bereits zu Gastspielen verpflichtet worden. Fachleute hatten ihr eine ungewöhnliche Karriere vorausgesagt.

    Die Liebe hatte Ilses Stimme dann zu neuer Reife und Süße aufblühen lassen. Doch mit der Liebe waren auch die Probleme gekommen. Ja, damals hatte es so manche erregte Diskussion zwischen ihm und Ilse gegeben. Ilse hatte alles haben wollen. Sie war fest überzeugt gewesen, daß zwischen Liebe und Kunst kein Gegensatz bestehe. Keinesfalls war sie bereits gewesen, auf ihre Karriere zu verzichten. Der Beifall des Publikums, die knisternde Spannung vor Beginn einer Aufführung, die jubelnde Harmonie der Töne – sie hatte dies alles wie die Luft zum Atmen gebraucht.

    Gregor hatte Angst bekommen. Was sollte für ihn übrigbleiben, wenn Ilse weiterhin der ganzen Welt gehören wollte? Seine Vorstellung von einer Ehe war anders. Er hoffte auf ein Kind und eine häusliche Frau.

    Ilse hatte zuversichtlich geglaubt, alles vereinigen zu können. Gregor hatte begonnen, jede Hoffnung zu begraben. Er war älter als Ilse und kannte das Leben besser als sie. Weil er sie aufrichtig liebte, hatte er sie davor bewahren wollen, zwischen ihrer Leidenschaft für die Kunst und ihrer Zuneigung zu ihm zerrissen zu werden. So hatte er sich zu einem Verzicht durchgerungen, obgleich er sich eine Zukunft ohne Ilse nicht hatte ausdenken können.

    Genau eine Woche hatte die schmerzliche Trennung gedauert. Dann hatten sie es beide nicht mehr ertragen. Ilse hatte den Verzicht auf jedes weitere Auftreten angeboten, aber Gregor hatte dieses Opfer nun nicht mehr von ihr verlangen wollen. Ach, geliebte, leidenschaftliche Ilse! Sie hatte ihre Verträge gekündigt, um ihm zu beweisen, daß ihr nur die Liebe wichtig war. Der Abschied von der Bühne war ihr nicht einmal schwergefallen. Es war die Hochzeit gefolgt, über die in den meisten Zeitungen berichtet worden war. Das Opernorchester hatte in der Kirche gespielt. Ilse hatte Glückwünsche von mehr als tausend Menschen erhalten.

    Fünf Jahre war das nun her. Noch nie hatte Ilse ein Wort darüber geäußert, daß sie ihren Entschluß bereut habe. Es waren fünf Jahre gewesen, in denen immer die Sonne geschienen hatte. Stefan war geboren worden. Jetzt war er schon vier Jahre alt. Ilse hing mit zärtlicher Liebe an dem blonden Jungen.

    Alles, was Gregor in die Hand genommen hatte, war gelungen. Er war inzwischen zum leitenden Ingenieur in seiner Firma aufgestiegen. Sie hatten sich ein Haus gebaut, und es

    schien, als sei ihnen das Schicksal nichts schuldig geblieben.

    Natürlich war Ilse in ihrer Ehe nicht verstummt. Ihr großer Flügel stand in einem besonderen Raum. Sie sang zur Freude von Gregor, und sie gab sogar gelegentlich kleine Hauskonzerte. Am liebsten aber ließ sie ihre Stimme für Stefan erklingen. Offenbar hatte der Bub ihre Musikalität geerbt. Er kannte bereits zahlreiche Melodien auswendig. Auch hielt er tapfer den Ton, wenn Ilse in die zweite Stimme wechselte, um ein gemeinsames Lied noch schöner klingen zu lassen.

    Und doch – welch ein Unterschied zu der großen Partie, die sie heute zu singen hatte! Vielleicht war ihm bis zu diesem Abend nicht wirklich klargeworden, wie hoch Ilses Verzicht eigentlich bewertet werden mußte. Er nahm sich vor, seiner Frau dafür ganz besonders zu danken. Sie sollte fühlen, was er während der Aufführung empfunden hatte.

    Nach dem Schlußakt gab es einundzwanzig Vorhänge. Ilse wurde vom Publikum herausgerufen und mit Blumen überschüttet. Ihr schönes Gesicht glühte. Ihr Blick suchte den ihres Mannes.

    Ein wenig später wollte Gregor sie abholen. Doch die Kollegen hatten anderes beschlossen. Ein Saal in einem großen Restaurant war schon reserviert. Der beispiellose Erfolg sollte gefeiert werden. Natürlich wurde auch Gregor eingeladen.

    »Ich darf die Leute nicht enttäuschen«, raunte Ilse ihm zu. »Der Intendant möchte sich auf diese Weise bei mir bedanken. Weißt du, daß ich entsetzliches Lampenfieber hatte? Ich dachte, ich würde tot umfallen.«

    Gregor küßte sie. »Du warst einmalig. Aber das brauche ich dir nicht zu sagen. Ich bewundere dich, nein, ich bete dich an.«

    »Ich bin wahnsinnig glücklich, Gregor«, erwiderte sie.

    Schon kam jemand, um ihm Ilse zu entführen.

    Sie gehörte ihm nicht allein an diesem späten Abend. Das war befremdlich, aber zugleich erfüllte es ihn mit einem gewissen Stolz. Ein klein wenig begann er die Faszination des Ruhms zu begreifen.

    Der Morgen graute bereits, als sie heimkehrten. Stefan schlief fest in

    seinem Bettchen. Ilse war so erschöpft, daß sie es Gregor überließ, nach dem Kind zu sehen. Sie warf ihr Abendkleid achtlos auf den Fußboden und sank ins Bett. Gregors sanften Kuß spürte sie nicht mehr, denn sie befand sich bereits im Reich der Träume.

    *

    Es gab überwältigende Kritiken in den Zeitungen. Ilse bekam Post und viele Anrufe. Auch wurden ihr in den ersten Tagen nach der glanzvollen Aufführung Unmengen von Blumen zugeschickt.

    »Wie kommst du dir vor als Diva?« scherzte Gregor nach Ablauf einer Woche. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und genoß nun das Beisammensein mit Ilse und dem Jungen ganz besonders.

    »Es ist ganz hübsch«, erwiderte Ilse. »Frau Brand guckt mich mit völlig anderen Augen an. Aber sie schimpft auch ein bißchen, weil sie sich um die Blumen kümmern muß.«

    Frau Brand betreute den Haushalt. Sie kam morgens und ging am Nachmittag. Wurden Gäste erwartet, blieb sie auch am Abend. Als Ilse in der Oper aufgetreten war, hatte sie im Hause übernachtet, damit Stefan nicht allein gewesen war. Ohne Frau Brand war das Leben nicht zu meistern. Darüber bestand volle Einigkeit zwischen Ilse und Gregor. Übrigens teilte die gute Frau Brand diese Ansicht durchaus. Sie war unentbehrlich, und sie wußte das sehr genau.

    »Ich habe dir noch nicht gesagt, wie dankbar ich dir bin, daß du auf deine Laufbahn verzichtet hast, Ilse. Während ich dir zuhörte, wurde mir klar, daß du unserer Liebe und damit mir ein großes Opfer gebracht hast.« Gregor stand aus seinem Sessel auf und beugte sich über seine Frau, um sie zu küssen. Da streckte auch Stefan die Ärmchen sehnsüchtig nach ihm aus. Gregor hob seinen Jungen hoch und drückte ihn an sich. Nie war er sich reicher vorgekommen.

    »Ich muß Stefan ins Bett bringen. Es wird höchste Zeit«, erklärte Ilse leise.

    »Jetzt schon?« schmollte der Junge.

    »Gehen wir gemeinsam ins Bad«, schlug der Vater vor. »Ich werde dir eine Geschichte vorlesen. Später singt Mutti, damit du einschlafen kannst.«

    Stefan bestand darauf, daß Gregor ihn Huckepack auf den Rücken nahm. Die Zeremonie des Schlafengehens wurde zu einem einzigen Vergnügen für den Jungen. Endresultat war eine Überschwemmung im Bad, die der Hausherr unter heimlichem Seufzen mit einem Lappen beseitigte, während Ilse den geliebten kleinen Tyrannen in den Schlummer sang.

    Endlich konnte das Paar die Treppen wieder hinabsteigen.

    »Singst du jetzt etwas für mich?« bat Gregor.

    Ilse nickte. Arm in Arm betraten die beiden das Musikzimmer. Ilse setzte sich an den Flügel. Mit geschlossenen Augen lauschte Gregor. Welch ein Geschenk war diese Stimme! Es tat ihm leid, als Ilse die Hände von den Tasten hob.

    »Genug für heute,

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