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Die Sache mit uns
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Die Sache mit uns

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About this ebook

Jamuna ist stets auf Suche nach Intensität und Nähe. Sie heiratet Arno erst, nachdem beide die Ehegebote unterschrieben haben: Für immer ehrlich will sie mit Arno leben, ohne die Liebe zu anderen zu verleugnen. Selbstbewusst erträgt er ihre Geschichten bis sie zur Ehe-bedrohlichen Sache anwachsen. Jamuna versucht auf riskante Weise, ihn von ihrer Ansicht über die Ehe zu überzeugen. Doch Arno fordert sie mit neuen Regeln über "Die Sache mit uns" heraus!
LanguageDeutsch
Release dateJan 7, 2019
ISBN9783748194729
Die Sache mit uns
Author

Susanne Schmall

Nach sechs Jahren als Entwicklungshelferin in Amazonien Ecuadors und als Geoökologin auf Fidschi arbeitet Susanne Schmall heute als Projektplanerin und Moderatorin für Umwelt- und Naturschutzprojekte in Afrika, Asien und Südamerika. Mit ihrem Mann und drei Kindern lebt sie im Landkreis Göttingen und coacht hochsensible, normal- und hochbegabte Menschen. Mit "Die Sache mit uns" hat sie ihren ersten Roman veröffentlicht.

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    Die Sache mit uns - Susanne Schmall

    Zu diesem Buch

    Die Ehe kommt für Jamuna nur in Frage, wenn sie absolut ehrlich gelebt wird, dem Partner und sich selbst gegenüber. Sie heiratet Arno erst, nachdem er ihren Ehegeboten zugestimmt hat, die ihnen außereheliche Beziehungen erlauben. Arno sieht Jamunas polyamore Wünsche als vorübergehende Phase an, die er selbstsicher überstehen will

    Doch an ihrem fünften Hochzeitstag ändert er ihre Ehegebote: Um wenigstens die Illusion einer monogamen Liebe zu haben, soll Jamuna nicht mehr von ihren Geschichten erzählen, es sei denn, sie weiten sich zu Sachen aus, die Folgen für ihre Ehe haben. Nun gerät ihr Leben miteinander und mit ihren Freunden ins Wanken. Jamuna versucht auf ungewöhnliche Art, Arno von ihrer Ansicht über die Ehe zu überzeugen. Daraufhin überrascht Arno sie vor ihrem siebten Hochzeitstag mit neuen Regeln über »Die Sache mit uns«.

    Inhalt

    Prolog

    Am fünften Hochzeitstag

    Der Freund im Baum

    Suche nach Nähe

    Suche nach einer Aufgabe

    Schlichte Dinge

    Kontrollierte Sünde

    Insel der guten Gedanken

    Die Geschichte mit Heiner

    Zufriedenheit

    Nur Suppe

    Schweigen

    Glück

    Die Geschichte mit Ole

    Das Eigene

    Die Sache mit Ole

    Sehnsucht

    Das Kartenhaus

    Auf der Wippe

    Am sechsten Hochzeitstag

    Stillstand

    Das Geschenk

    Tanzstunden

    Die Sache mit Paula

    Neue Gebote

    Ehrlichkeit

    Am siebten Hochzeitstag

    Der Mann ihrer Mutter

    Abschied vom Baum

    Ein neuer Vertrag

    Die Sache mit uns

    Wenn du mich liebst, wenn du

    nach mir seufzt, sanfter Hirte,

    schmerzt mich dein Schmerz,

    liebe ich deine Liebe.

    Aber wenn du glaubst, dass ich

    meine Liebe nur dir erwidern muss,

    dann, Hirtenknabe, unterliegst du

    leicht einer Täuschung.

    Eine schöne, purpurfarbene Rose

    wird Silvia heute wählen;

    ihrer Dornen wegen

    wird sie sie jedoch morgen verachten.

    Aber der Männer Rat

    werde ich nicht befolgen.

    Nur weil ich die Lilie liebe,

    werde ich die anderen Blumen nicht verachten.

    »Se tu m’ami, se sospiri«

    Text: Paolo Antonio Rolli (1687–1765)

    Übersetzung: Bertram Kottmann (www.recmusic.org/lieder)

    Komponist: Alessandro Parisotti (1853–1913)

    Prolog

    Meine Mutter nannte mich Jamuna. In der indischen Mythologie ist Jamuna die erste Frau der Menschheit – nicht etwa aus einer männlichen Rippe geformt, sondern gleichwertig zu ihrem Zwillingsbruder.

    »Willst du meine Frau werden«, fragte mich Arno und schaute auf seine Hände, durch die unentwegt Sand rieselte. Wir kannten und liebten uns erst seit zwei Wochen! Ein Heiratsanschlag! Arno war das erste und letzte Mal in seinem Leben nervös. Und ich? Ich wusste, dass ich nicht für die Ehe taugte. Heiraten war für das ganze Leben oder überflüssig.

    Ein ganzes Leben lang Arno kennenlernen? Ja! Man stolpert immer nur nach vorne, nie zurück. Noch nie hatte ich einen Mann verlassen. Ich wusste gar nicht, wie das geht. Kam eher eine neue Liebe dazu. Ich kramte in der Badetasche nach einem Kuli, riss eine leere Seite aus meinem Roman und schrieb:

    Ibiza, 21.August 1992

    Unsere Ehegebote

    Wir sind frei und handeln jederzeit

    nach unseren Gefühlen.

    Wir sind ehrlich zueinander

    und erzählen uns alles!

    Keiner hat Anspruch auf täglich warme Küche.

    Keine Kinder vor dem 32. Geburtstag!

    Keine Muskelshirts und Netzhemden!

    Arno zog sich lachend das Netzhemd über den Kopf, schleuderte es Richtung Meer und setzte seine Unterschrift neben meine. Ich hatte tatsächlich einen Mann gefunden, der meine Vorstellungen von der Ehe teilte! Damals fühlte ich mich so frei, als ob die Gebote das Glück unserer Ehe garantieren. Und heute? Er liebt mich auf seine Art und ich ihn mehr als andere.

    Am fünften Hochzeitstag

    Jamuna geht auf einen leeren Tisch im Villa Cuba zu und hängt ihren Blazer über die Stuhllehne. Am Nachbartisch sitzt eine Frau, deren Himbeerrote Lippen nicht zu ihren müden Augen passen. Sie scheint vergeblich auf ihre Verabredung zu warten.

    Der Wirt bringt Jamuna einen Chai Latte, nimmt eine Schachtel mit langen Streichhölzern aus der Hosentasche und zündet die Kerzen eines hüfthohen Metallbaumes an. Sie lächeln sich kurz an, kennen sich. Jamuna bestellt einen Gambas-Salat in Orangen-Minze-Vinagrette für sich, Fleischbällchen in Tomatensoße für Arno und eine Flasche Sekt.

    Die Flammen der Kerzen tauchen den Raum in selbstverständliche Geborgenheit. Jamuna beobachtet, wie das Wachs auf den Boden tropft. Sie sitzt gerne alleine im Café, fühlt die Geschichten der Gäste und erholt sich dabei von ihren eigenen. Verabredet sie sich zu zweit, konzentriert sie sich ganz auf ihr Gegenüber. Wo sind Gespräche ehrlicher als im Café und bringen das Wesentliche zwischen beiden hervor? Zwischen Freundinnen, Noch-Nicht-Geliebten oder Doch-Nicht-Geliebten, zwischen Töchtern und Vätern, sogar zwischen Ehepaaren. Die öffentliche Kulisse des Cafés garantiert Respekt, ohne den Streiterei in Geschrei oder sinnliche Blicke in körperlichen Verwicklungen enden würden. Spontane Ehrlichkeit bei angemessener Selbstkontrolle. Könnte Jamuna andere Menschen nur in Cafés treffen, wäre ihr Leben einfacher.

    Mit langen Schritten kommt Arno auf sie zu. Jamuna bestaunt seinen Anzug. Zu Hause bekommt sie ihren Mann nur in alten T-Shirts zu sehen, die ihm gestanden hatten, als sie noch locker über seine Hüfte fielen. Ihr Blick bleibt an seinen dunklen Stoppelhaaren hängen. Noch mit achtzig würden sie ihm einen Hauch von Verwegenheit andichten.

    Jamuna hört Arno genau zu, was er ihr von der Umstrukturierung seiner Bank erzählt, bis die Bedienung das Essen und den Sekt bringt. Sie stoßen auf ihr gemeinsames Wohl an, beginnen zu essen und dann erst hält Jamuna den Moment für passend.

    »Zu unserem fünften Hochzeitstag möchte ich die Ehegebote ändern«.

    »Ich wusste nicht, dass du sie noch ernst nimmst. Wir waren ziemlich knülle damals.«

    »Wegen der Gebote habe ich dir von Jannis und Kurt erzählt«.

    »Und von Hajo. Ach ja, Ehrlichkeit ist dir besonders wichtig.«

    »Uns, Arno«.

    »Dafür brauche ich keinen Vertrag«.

    Jamuna zieht die Gebote aus der Handtasche, die ohne die Klarsichtfolie nicht aussehen, als seien sie es wert, abgeheftet zu werden. Es kommt nicht auf die Form an, sondern auf den Inhalt, hatte Jamuna ihr Gekrakel auf der abgerissenen Buchseite damals entschuldigt. Doch Arno hatte ihr widersprochen und seinen Finger langsam von den Schulterblättern abwärts über ihre Kurven gezogen und sie eine nach der anderen gelobt, bevor er Jamuna unter sein übergroßes Badehandtuch zog.

    Sie lächelt. »Eigentlich sollte man seinen Hochzeitstag vollständig im Bett verbringen.«

    »Oder am Strand. Weißt du noch, wie der Wind diesen Wisch vor sich hertrieb? Schade, dass du ihn wieder einfangen musstest«, seufzt er, nimmt die Gebote und liest laut: »Erstens: Wir sind frei und handeln jederzeit nach unseren Gefühlen. Zweitens: Wir sind ehrlich zueinander und erzählen uns alles … Du hast Glück, dass ich zu selbstbewusst bin für die Eifersucht!« unterbricht er sich. Arno schiebt sich ein in rote Soße getränktes Fleischbällchen in den Mund, bemüht, gute Laune zu behalten. »Alleine die Überschrift! Gebote für eine ehrliche Ehe! Wie der Titel eines dieser Bestseller-Ratgeber.«

    »Lass uns im siebten Jahr einen schreiben. Wir empfehlen das Aufstellen von Ehegeboten und werden reich«, schlägt Jamuna vor.

    »Interessierst Du Dich dann immer noch für andere Männer?«

    »Das Besondere ist, dass wir ehrlich sind und es uns daher nicht schadet«, belehrt Jamuna.

    »Das Besonders ist, dass du es als dein Recht ansiehst, dich in andere Männer zu verlieben!«

    »Das ist auch dein Recht«, entgegnet Jamuna, doch sie weiß, dass sie vor allem ihr Bedürfnis, sich für andere Menschen zu begeistern, schützen will. Mit den Geboten versichert sie Arno auf ehrliche und faire Weise, dass Liebesgeschichten niemals ihre Ehe in Frage stellen können.

    »Ich frühstücke lieber jeden Tag Gouda, auch noch in zwanzig Jahren«, erklärt Arno.

    »Das kannst du nie wissen …«

    »Aber wollen«, belehrt auch Arno und fährt fort »Drittens: Keiner hat Anspruch auf täglich warme Küche… Ein Punkt, den wir überarbeiten könnten«.

    »Nicht, solange du selbst nie am Herd stehst«, droht Jamuna. »Über das Zunehmen hätten wir übrigens ein Verbot schreiben sollen.« Jamuna liebt Arnos breite Schultern und kräftigen Beine, doch seinen Bauch verzeiht sie ihm nicht. Üppige Formen schätzt sie nur bei Frauen, die ihre Rundungen anmutig tragen. Sie selbst bekämpft kleinste Wölbungen der Bauchdecke mit strikter Änderung ihrer Essgewohnheiten. Seit ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag führt sie heimlich Buch über verzehrte Kuchen, Süßes und die Anzahl der Brotscheiben.

    »Warmes Essen hat nicht mehr Kalorien als kaltes.«

    »Davon isst du aber mehr. Lieber ab und zu ein tolles Menü und dazwischen fasten!«

    »Solange du das nicht bei allem so siehst«, lenkt Arno ab. Er weigert sich, weiter über so Triviales wie sein Gewicht nachzudenken.

    »Keine Sorge, Sex ist gut für die Figur.« Sie schaut auf die Uhr. »Du musst gleich los und wir haben noch nicht über das Wesentliche gesprochen!«

    »Noch wesentlicher? Also weiter: Viertens: Keine Kinder vor dem zweiunddreißigsten Geburtstag. Das hätten wir geschafft …«

    »Na hör mal! Ich bin gerade erst dreißig geworden!«

    »Ach ja, mein Alter zählt nicht. Fünftens: Nie wieder Muskelshirts und Netzhemden. Wenn du diesen Punkt ändern willst, besorge ich mir sofort neue!«

    »Dann hänge ich Bilder mit Sonnenuntergängen ins Wohnzimmer!«, droht Jamuna. »Arno, weißt du wirklich nicht, was ich meine? Ich möchte ein Kind von dir!«

    »Aber Punkt Vier kam doch von dir! Von mir aus hätten wir nie verhüten müssen. Wie schön, dass dir deine Freiheit nicht mehr über alles geht!«

    »Dann Pille ade!«, fasst Jamuna zusammen, küsst ihn und steht auf. Sie bringt die Sektflasche zurück an die Theke und bittet den Wirt, das letzte Glas der Frau zu bringen, die alleine am Tisch sitzt und Taschentücher zerknüllt.

    Der Freund im Baum

    Jamuna geht durch das Villenviertel hinauf zu den Schillerwiesen, die sich bis zum Fuß des Hainbergs erstrecken. Sie steuert auf eine grüne Blätterwand am Ostrand der Wiese zu. Undurchdringlich wie ein Vorhang fällt sie zur Erde herab, als würde sie eine ganze Bühne hinter sich verbergen.

    Jamuna bedauert, dass sich ihr Park bei der ersten Hitze mit Leuten füllt. Sie kommt täglich her, nicht nur, wenn die Sonne einen schönen Teint verspricht oder der schattige Bachlauf lockt. Vor zehn Jahren schon hatte sie hier ganze Nachmittage mit Gila über das erste Semester und die neue Stadt gesprochen. Doch zwischen medizinischen Vorlesungen, Labor und Bibliothek war ihrer Schulfreundin bald die nötige Muße verloren gegangen und Jamuna blieb alleine zurück im Park. Persönliche Gespräche gehörten für Jamuna zum Tag sowie Milch zum Kaffee, während ihre Kommilitonen aus dem Betriebswirtschaftsstudium sie nicht brauchten. Jamuna bemühte sich vergeblich, den Eifer zu teilen, mit dem Gila studierte oder andere Studenten sich in großen Gruppen tummelten.

    Um die wesentlichen Fragen nicht zu vergessen, versorgt sich Jamuna seit damals regelmäßig mit Romanen. Sie erzählen in hundertfachen Variationen über Liebe, Leidenschaft, Sinn und Suche. Kein Ort erscheint ihr für diese Lektüre geeigneter als die Bank vor dem schützenden Laubvorhang in der Anonymität des Parks. Selbst als sie ihren ersten Job antrat und vom Büro zur Wohnung einen Umweg in Kauf nehmen musste, kam sie täglich nach der Arbeit hierher. Ihre Lesestunde verbringt sie nur bei schlechtem Wetter in der nahen Hainberg-Schenke. Gewohnheiten strukturieren das Leben, daher hält Jamuna an

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