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Seth: Damage Control Reihe, #3
Seth: Damage Control Reihe, #3
Seth: Damage Control Reihe, #3
Ebook384 pages5 hours

Seth: Damage Control Reihe, #3

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About this ebook

Das Leben ist ein Miststück. Es verpasst mir immer wieder einen rechten Haken, und ich stecke einen Schlag nach dem anderen ein, beiße die Zähne zusammen, zeige ihm den Mittelfinger.

Aber versteht mich nicht falsch: Ich liebe Frauen. Eine insbesondere – Madeline. Sie ist umwerfend, sie ist sexy, einfach perfekt.

Und – winziges Detail – sie hat bereits einen Freund.

Als ob sie etwas mit jemandem wie mir zu tun haben wollte. Ein Tätowierer in Ausbildung, ehemaliger Obdachloser, bedeckt mit Tattoos, ohne einen einzigen Cent in der Tasche.

Und irgendwie verflucht. Ich meine, ich müsste schon Glück haben, überhaupt irgendeinem Mädchen über den Weg zu laufen, bei all den Abstechern ins Krankenhaus, die mir das Leben entgegenschleudert.

Aber ich habe kein Glück. Das hatte ich nie. Sieht auch nicht danach aus, als würde sich das in nächster Zeit ändern.

Bis zu dem Tag, als ich auf das Mädchen meiner Träume treffe, besser gesagt auf ihr Auto.

Das Leben hasst mich, und wenn das mal kein eindeutiges Zeichen ist, dann weiß ich auch nicht.

LanguageDeutsch
PublisherJo Raven
Release dateJan 11, 2019
ISBN9781386326670
Seth: Damage Control Reihe, #3
Author

Jo Raven

Jo Raven is a New York Times and USA Today bestselling author, best known for her series Inked Brotherhood and Damage Control. She writes edgy, contemporary New Adult romance with sexy bad boys and strong-willed heroines. She writes about MMA fighters and tattoo artists, dark pasts that bleed into the present, loyalty and raw emotion. Add to that breathtaking suspense, super-hot sex scenes and a happy ending, and you have a Jo Raven original story. Meet Jo Raven online – on Facebook (https://www.facebook.com/AuthorJoRaven), chat with her on Twitter (@AuthorJoRaven) and join her readers group for sneak previews of her covers and stories (http://on.fb.me/1K2LvzO). Be the first to get your hands on Jo Raven’s new releases & offers, giveaways, previews, and more by signing up here ▶ http://bit.ly/1CTNTHM

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    Seth - Jo Raven

    SETH

    (Damage Control #3)

    Von Jo Raven

    Das Leben ist ein Miststück. Es verpasst mir immer wieder einen rechten Haken, und ich stecke einen Schlag nach dem anderen ein, beiße die Zähne zusammen, zeige ihm den Mittelfinger.

    Aber versteht mich nicht falsch: Ich liebe Frauen. Eine insbesondere – Madeline. Sie ist umwerfend, sie ist sexy, einfach perfekt.

    Und – winziges Detail – sie hat bereits einen Freund.

    Als ob sie etwas mit jemandem wie mir zu tun haben wollte. Ein Tätowierer in Ausbildung, ehemaliger Obdachloser, bedeckt mit Tattoos, ohne einen einzigen Cent in der Tasche.

    Und irgendwie verflucht. Ich meine, ich müsste schon Glück haben, überhaupt irgendeinem Mädchen über den Weg zu laufen, bei all den Abstechern ins Krankenhaus, die mir das Leben entgegenschleudert.

    Aber ich habe kein Glück. Das hatte ich nie. Sieht auch nicht danach aus, als würde sich das in nächster Zeit ändern.

    Bis zu dem Tag, als ich auf das Mädchen meiner Träume treffe, besser gesagt auf ihr Auto.

    Das Leben hasst mich, und wenn das mal kein eindeutiges Zeichen ist, dann weiß ich auch nicht.

    Trag dich in meine Mailingliste ein, um zu erfahren, wann mein nächstes Buch rauskommt!

    http://bit.ly/1CTNTHM

    SETH (Damage Control, 3)

    Jo Raven

    Copyright Jo Raven 2015

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors in irgendeiner Form reproduziert, veröffentlicht oder weitergegeben werden, weder auf elektronische noch maschinelle Weise (Fotokopien, Aufnahmen oder jegliche andere Form der Informationsspeicherung und Datenabfrage miteingeschlossen).

    Die Charaktere und Ereignisse in diesem Buch sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit wahren Begebenheiten oder Personen, lebendig oder tot, ist rein zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.

    Übersetzung: Carolin Beck

    TEIL I

    Das Leben ist ein Spiel. Ein Glücksspiel. Und ich ziehe ständig den Kürzeren.

    Ich werde nicht jammern. Das habe ich früher. Seitdem habe ich ein oder zwei Sachen dazugelernt. Man muss lernen, sich mit dem Schwung der Schläge mitzudrehen. Es ist, wie es ist. Also versuche ich es. Nehme die Schläge hin und drehe mich so gut ich kann mit.

    Wie jetzt gerade auch.

    Kapitel 1

    Seth

    Gebrochene Beine sind echt ätzend. Sie brauchen zu lange, um zu heilen, und die Muskeln ewig, um wieder richtig zu funktionieren. Aber so ein Knochenbruch ist nichts Neues für mich.

    Ist ja auch egal. Ich habe die Krücken vor einer Woche weggeworfen, gegen den Rat des Arztes, weil ich genug vom Rumliegen auf Micahs Sofa habe – die Wohnung von ihm und Ev hat einen Aufzug, etwas, was dem Gebäude, in dem ich lebe, leider fehlt – und ich habe genug davon, herumzuhinken und meine Hände nicht benutzen zu können. Ich brauche einfach meine Selbstständigkeit wieder.

    Dazu gehört, zum nächsten Lebensmittelladen zu laufen, für das dringend benötigte Ibuprofen und eine Packung Zigaretten, wie jetzt.

    Also benutze ich einen Gehstock, und ich bin langsam. Viel zu langsam und wackelig, trotz der mörderischen Übungen, die Rafe mich jeden Abend machen lässt, seitdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich weiß, dass mein Gleichgewicht im Arsch ist, also beeile ich mich so gut ich kann, als sich der Nachmittagshimmel mit einem plötzlich aufziehenden Sturm verdunkelt und die ersten dicken Regentropfen runterklatschen. Rutschige Bürgersteige und mein Gehstock? Sicherlich keine gute Kombination.

    Besonders, da ich überhaupt erst vor die Tür gegangen bin, weil mein Bein mich umbringt. Der Schmerz wurde nicht besser, nachdem ich zwei Treppenabsätze runter und über drei Straßen gelaufen bin, so viel ist klar.

    Wie auch immer.

    Ich bin fast da. Der Laden ist gleich auf der anderen Straßenseite, und auch wenn es jetzt aus Kübeln gießt, werde ich nicht aufgeben.

    Das liegt mir nicht im Blut.

    Gegen den Vorhang aus Regen blinzelnd, halte ich nach Autos Ausschau und mache einen Schritt vom Bürgersteig runter. Durch die getrübte Sicht hindurch zwinkern mir die Ladenlichter von der anderen Seite aus zu. Die Kälte ist bei den steifen Muskeln in meinem Oberschenkel und dem kaputten Knie wenig hilfreich. Ich schleife mein Bein praktisch hinter mir her, über den nassen Asphalt.

    Ich habe es fast geschafft.

    Ein Auto kommt aus dem Nichts angerast, bricht durch den Regenvorhang, Scheinwerfer blenden mich für einen endlosen Moment.

    Ich schrecke zurück.

    Das Fahrzeug schlingert. Seine Reifen quietschen auf dem nassen Asphalt, als der Fahrer in die Bremsen steigt und versucht, mir auszuweichen.

    Mein Stock rutscht zur Seite, ich stolpere zurück und versuche wankend, mein Gleichgewicht wiederzufinden.

    Keine Chance. Ich falle wie ein nasser Sack um. Der Stock gleitet mir aus den Händen, meine Ellenbogen zucken reflexartig nach vorne, um meinen Fall abzufangen, und autsch, der Aufprall durchfährt mich wie der Schlag einer Peitsche, den ganzen Weg bis zu meiner Wirbelsäule herunter.

    Gottverdammt. Was für ein toller Start in die Woche.

    Ich hoffe, alle anderen haben auch einen schönen Montag.

    Ich liege dort, benommen und dankbar, dass ich mir nicht den Kopf gestoßen habe – das habe ich nicht, oder? Mir fehlen die letzten paar Sekunden meines Lebens – und frage mich, ob ich mir wieder das Bein gebrochen habe. Oder meine Arme.

    Verdammt, das wäre wirklich beschissen, in einem Jahr, das bereits beschissen genug war.

    Dann kniet sich jemand im Regen neben mir hin, und ich erhasche einen Blick auf große Augen in einem schmalen, blassen Gesicht.

    „Oh mein Gott, bist du okay? Ihre Hände zucken nervös, während sie mich von oben bis unten mustert. „Es tut mir so leid. Ich habe dich nicht gesehen, ich war abgelenkt, ich ... ich rufe einen Krankenwagen.

    „Nicht nötig." Meine Stimme ist kratzig, in meinem Kopf dreht sich alles. Ich setze mich mühsam auf, den Gehstock ganz vergessen, als ich in ihr hübsches Gesicht aufschaue.

    Ein vertrautes Gesicht. Ich brauche einen Moment, um es einzuordnen – meine Sicht ist irgendwie verschwommen, und verdammt, es kann einfach nicht sein ...

    Die Person, die mich beinahe über den Haufen gefahren hat, ist Manon, aka Madeline Torres. Cassies beste Freundin. Das hübscheste Mädchen der Welt.

    Das Mädchen meiner Träume. Gegenstand meiner wildesten Fantasien.

    Ja ... Bei der Art, wie übel mir das Leben in diesem Jahr bereits mitgespielt hat, war es ja klar, dass sie diejenige sein würde, die mich heute Abend erwischt.

    ***

    „Lass mich dir helfen, sagt sie, und Mist, ich sollte aufhören, ihren Mund anzustarren. „Kannst du aufstehen?

    „Ich ... Ich schüttle den Kopf, hoffe, dass dadurch meine Gedanken wieder in die richtigen Bahnen zurückgelenkt werden. Gott, sie weiß nicht einmal, wer ich bin. „Ich brauche meinen Stock.

    „Stock?"

    „Meinen Gehstock." Ich deute vage in die Richtung, wo ich glaube, dass er hingefallen ist. Die Bandage, die ich trage, drückt in mein Knie, und ich strecke vorsichtig mein Bein, bin erleichtert, als mir das gelingt.

    „Gott. Sie wischt sich die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht und sucht auf der nassen Straße nach meinem Gehstock. „Das ist ... nicht zu glauben. Es tut mir so leid. Das ist mir noch nie passiert.

    Nun ... ich glaube es. Ich habe so ein Pech, dass es auf andere Leute übergreift. Ich bringe sie in Gefahr.

    Shane, mein Cousin und Halbbruder, glaubt, dass er Unglück bringt, weshalb er es vorzieht, allein zu leben.

    Ich weiß, dass ich Unglück bringe.

    Seht ihr den Unterschied?

    Sie reicht mir den Stock. „Wir müssen dich von der Straße runterbringen."

    Macht Sinn. So, wie die Dinge heute laufen, wäre es nicht gut, mein Glück herauszufordern. Was, wenn ein weiteres Auto die Straße entlanggebrettert kommt und uns beide umbringt?

    Zwei Männer kommen auf uns zu, fragen, ob wir Hilfe brauchen, und ich nehme dankbar an. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt mein Gewicht hätte halten können – sie ist gerade mal 1,60 Meter groß, im Gegensatz zu meinen 1,80 Meter – und so, wie sich mein Bein gerade anfühlt, bezweifle ich, dass mein Stock mir groß weiterhelfen wird.

    Die zwei Männer helfen mir dabei, zum Bürgersteig zurück zu humpeln, und als wir dort ankommen, steht mein Bein geradezu in Flammen. Ganz zu schweigen von meinen brennenden Ellenbogen und Händen. Wenigstens betäubt die Kälte des Regens die Kratzer, kühlt das Feuer ab.

    Ich bedanke mich bei den Männern, und sie gehen wieder ihrer Wege, aber Manon bleibt zurück, Wasser rinnt an ihrem Gesicht hinunter. Der Regen lässt ihr Kleid auf eine sehr ablenkende Art und Weise an ihrem Körper kleben, und selbst durch den Nebel des Schmerzes hindurch kann ich mich nicht vom Hinsehen abhalten.

    Aber es ist gut, dass der Schmerz andere Körperregionen von mir in Schach hält, oder das hier könnte sehr schnell sehr peinlich werden. Noch peinlicher, sollte ich sagen.

    Ich meine, das ist das Mädchen, das ich schon seit Ewigkeiten will, aber nicht haben kann.

    Denn sie ist mit jemand anderem zusammen. Ich habe nicht nur ihren Status auf Facebook gesehen – ‚in einer Beziehung‘ – ich habe sie verdammt noch mal mit ihm gesehen, wie sie mit ihm Händchen hielt, über etwas lachte, das er gesagt hat. Ich wette, er ist jemand Besseres als ich, jemand, der klüger, reicher ist und gute Zukunftsaussichten hat.

    Scheiße.

    In der Zwischenzeit prasselt der Regen immer noch auf uns hinunter, und ich fröstle – mehr von dem Schock als von der Kälte, schätze ich. Mich in diesem Zustand nach Hause zurück zu schleppen wird die Hölle sein, aber hey, ich habe schon Schlimmeres überlebt.

    „Hey, warte! Sie stellt sich mir in den Weg, als ich mich zum Gehen wende. „Du kannst nicht gehen. Ich meine, es ist meine Schuld, dass du gestürzt bist, und ich ... Sie runzelt die Stirn. „Kenne ich dich nicht von irgendwoher?"

    „Das ist ein guter Anmachspruch."

    „Was? Ihre Augenbrauen heben sich, dann runzelt sie wieder die Stirn. „Ich war nicht ... Oh, Mist. Sorry, so habe ich das nicht gemeint.

    Was zum Henker mache ich hier? Ich bin ein Arsch, obwohl sie nur versucht, nett zu sein. „Ich mach nur Spaß, murmle ich. „Ich bin ein Freund von Micah. Evangelines Freund?

    „Oh, richtig. Sie sieht wieder unsicher aus. Ich wette, sie kann sich beim besten Willen nicht an meinen Namen erinnern, oder wo sie mich gesehen hat. „Kann ich dich nach Hause fahren? Es ist das Wenigste, was ich tun kann. Oder vielleicht zum Krankenhaus? Sie schaut zu meinem Gehstock. „Nur um sicherzugehen, dass dir auch wirklich nichts fehlt?"

    „Nein, keine Krankenhäuser. Ich erschaudere. „Mir geht es gut, wirklich. Ich muss nur ein paar Schmerztabletten einwerfen und mich aufwärmen. Es ist nicht weit bis zu meiner Wohnung.

    Und verdammt, diese Stufen hochzukriechen zu müssen, wird mich wahrscheinlich umbringen. Nicht zu vergessen, dass ich nie dazu gekommen bin, die Schmerztabletten zu kaufen, und ich habe nichts zu Hause, was mir helfen könnte, durch die Nacht zu kommen, nicht einmal Alkohol.

    Wenigstens wurde ich nicht überfahren. Glück im Unglück. Ich bin wie eine Katze mit neun Leben, aber selbst ich hätte Schwierigkeiten, meinen geplätteten Körper vom Asphalt zu kratzen.

    „Bist du sicher?"

    Oh ja, so was von sicher. Sicher, dass ich nicht so nach Hause gehen kann.

    Ich hole mein Handy aus meiner Tasche, denke darüber nach, Shane oder Jesse anzurufen, sie zu fragen, ob ich heute Nacht bei ihnen übernachten kann, aber das verfluchte Handy sieht aus, als hätte es den Geist aufgegeben. „Mist!"

    „Was ist?"

    „Nichts. Ich schiebe es zurück in meine Tasche. Ich fröstle jetzt schlimmer, in meinem durchnässten T-Shirt und der Hose, und meine Finger verkrampfen sich um den Griff meines Stocks. „Kann ich vielleicht dein Handy benutzen, um jemanden anzurufen, der mich abholt?

    „Dein Bein. Sie sieht mich mit ernstem Blick an, und verflucht, sieht sie heiß aus. „Was ist passiert?

    „Ich hab es mir gebrochen."

    Was eine lange Geschichte ist, aber bei Gott, ich muss aus diesem Regen raus und mich irgendwo hinsetzen, mein Bein entlasten, bevor ich umkippe.

    „Oh Mann. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und beißt sich auf die Lippe. Das sollte mich nicht so ablenken, verdammt. „Es gibt einen Aufzug bei dir, oder?

    „Nein."

    „Du hast keinen ...? Sie starrt mich fassungslos an. „Kann ich dann deinen Mitbewohner anrufen, damit er dich abholt?

    „Ich habe keinen. Keinen Mitbewohner, meine ich. Noch nicht."

    Vielleicht nie. Der Letzte, der gekommen ist, um sich die Wohnung anzusehen, hat sich nicht mehr gemeldet. Aber trotzdem hoffe ich.

    „Ich kann dich nicht so zurücklassen", wispert sie.

    „Sicher kannst du das. Ich pflastere mir mein bestes Lächeln aufs Gesicht. „Ich komm schon klar.

    „Nein, es ist mein Ernst. Das tut mir alles so leid. Sie reibt mit ihren Händen über ihre bloßen Arme. „Warum kommst du nicht mit zu mir?

    Ich blinzle sie an, das Regenwasser sticht in meinen Augen. „Was?"

    Brillante Antwort. Das bin ich, das brillante Sprachgenie. Und wahrscheinlich brauche ich auch noch ein Hörgerät, denn sie kann nicht gesagt haben ...

    „Komm mit zu mir. Es ist ganz in der Nähe, und der Aufzug funktioniert. Du kannst dich abtrocken, ich werde dir etwas zu essen machen, und wir können nach deinem Bein sehen und deine Hände verarzten. Du blutest."

    Tue ich das? Ich öffne die Finger meiner Hand, wende sie nach oben, starre sie an. Oh, tatsächlich. Ich blute. Habe mir die Handflächen aufgeschrammt und wahrscheinlich auch meine Schienbeine.

    Oh Freude.

    „Bist du sicher? Das ist ein verlockendes Angebot – aus so vielen Gründen. Meine Zähne klappern, mein Magen knurrt vor Hunger, und die Treppen zu vermeiden klingt wie ein feuchter Traum. Nicht zu vergessen – ihre Wohnung. Manons Wohnung. Sie wird dort sein. „Ich werde alles dreckig machen.

    Sie schnalzt mit der Zunge und deutet zu ihrem Auto, das am Straßenrand parkt. „Erwarte nichts Großartiges oder Aufgeräumtes. Ich will dich nur vorwarnen. Ehrlich gesagt ähnelt es fast schon einer Kriegszone."

    Das fällt mir schwer zu glauben. Es kann nicht schlimmer sein als meine Wohnung.

    Und es wäre mir auch egal. Ich würde sogar ein Kriegsgebiet betreten, wenn es bedeuten würde, dass ich nur für eine Weile länger mit ihr reden kann.

    Was völlig bekloppt ist. Das weiß ich, okay? Ich bin der größte Idiot auf der Welt. Sie hat sich nicht einmal an mich erinnert, weiß gar nichts über mich – und wenn sie jemals von meiner Vergangenheit erfahren sollte ... Ich werde sie nie wiedersehen.

    Also, ja. Lacht, so viel ihr wollt. Es ist mir scheißegal.

    ***

    Mit zusammengebissenen Zähnen, da bei jedem einzelnen Schritt der Schmerz in mein Bein hochschießt und mein Kopf dröhnt, nähere ich mich ihrem Auto. Und ich dachte, die Dinge könnten nicht mehr schlimmer werden ...

    Aber das ist Schwachsinn. Die Dinge nehmen immer eine Wendung zum Schlechten, gerade dann, wenn man glaubt, es ginge bergauf.

    Es ist ein guter Trick, das muss ich dem Leben lassen. Es hat den Dreh raus. Lässt dich etwas entspannen, nur um dich eiskalt zu erwischen, wenn du es am wenigsten erwartest. Gott weiß, das ist mir so oft passiert, dass ich mittlerweile in der Lage sein sollte, das Muster zu erkennen.

    Außerdem, Kopf hoch. Und Schluss mit dem Jammern. Wie schwer kann das sein? Ich bin nicht tot, und da ist ein heißes Mädchen – das heißeste Mädchen überhaupt – das mich mit zu sich nach Hause nehmen will. Ihrem Zuhause, mit Versprechungen von Wärme, und Essen, und ...

    Und nichts. Das ist alles. Was mehr ist, als ich gerade habe. Mehr als ich jemals wagen könnte, mir von ihr zu erhoffen.

    Ergreif die Chance.

    Ein Stöhnen hinter meinen Zähnen zurückhaltend, falte ich meine große Gestalt in ihr kleines Auto und verstaue meinen Gehstock zwischen meinen Beinen. Ich zittere vor Kälte, und verdammt, vor dem Drang, meine Beine ausstrecken zu wollen, es aber nicht zu können.

    Reiß dich zusammen, Seffers.

    Um meine Gedanken von dem Schmerz abzulenken, schaue ich zu ihr, während sie hinter das Lenkrad gleitet und die Heizung aufdreht. Selbst tropfend nass, mit ihrem langen dunklen Haar an ihrem Gesicht und Hals klebend, ist sie wunderschön.

    Nein, das stimmt nicht, das macht sie so sogar noch verführerischer als sie es ohnehin schon ist. Ihr Kleid liegt so eng an ihr wie eine zweite Haut, das helle Grau ist fast durchsichtig. Ich kann den Umriss ihres schwarzen BHs klar erkennen, die Wölbung ihrer Brüste, und verdammt, warum bemitleide ich mich selbst?

    Das hier ist allen Schmerz wert.

    „Halte durch, sagt sie, und ohne den lauten Regen klingt ihre Stimme sanft und exotisch. Musikalisch. Ich kann ihren Akzent nicht einordnen. „Wir werden in zwei Minuten da sein.

    Ich löse meine am Gaumen klebende Zunge und nicke. Die Heizung wärmt die Luft schnell auf, endlich, und ich muss mir nicht mehr meinen Hintern abfrieren. Ich arbeite daran, meine Augen stur nach vorne gerichtet zu halten, als sie losfährt, auf die Scheibenwischer, die das Wasser von der Windschutzscheibe wegfegen, auf die Straße, auf die Lichtkegel von den Laternen und Ladenfronten.

    Sie parkt draußen vor einem weißen Gebäude, drei Etagen hoch, mit großen erleuchteten Fenstern und Bäumen auf dem Bürgersteig davor. Rote Ahornbäume, deren Blätter sich bereits in ihrer herbstlichen Pracht färben. Wir hatten solche Bäume auch vor unserem Haus stehen, als ich noch ein Kind war.

    Kommt mir vor, als wäre das Jahrhunderte her.

    Sie wendet sich zu mir, schenkt mir ein kurzes Lächeln. „Home sweet home. Ich hoffe, ähm ... Sie stellt den Motor ab und streckt ihre Zunge zur Seite raus. Ich würde am liebsten lachen. Oder vielleicht bin ich nur nervös. „Ich hoffe, das ist okay. Ich habe dich vielleicht etwas zu sehr unter Druck gesetzt herzukommen. Es hat sich einfach falsch angefühlt, dich dort zurückzulassen, weißt du? Aber wenn du es dir anders überlegt hast, kann ich dich immer noch zurück zu dir fahren, oder dir ein Taxi rufen.

    Ich blinzle sie an. Sie ist ... wirklich nett. Ich weiß nicht, warum mich das so überrascht.

    „Es ist okay, murmle ich. „Ehrlich.

    Der Gedanke, wieder in meine kalte, leere Wohnung zurückzugehen, ist gerade verdammt deprimierend.

    Sie lächelt wieder – und ihre kleinen, weißen Zähne kommen zum Vorschein. Ihre Eckzähne sind leicht schief.

    Wie Charmant. Süß.

    Heiß.

    Ich lecke mir über die Lippen. Gott, ich will sie küssen. Das ist so was von grausam. Also stoße ich stattdessen die Tür auf und beginne den langsamen Prozess, mich aus ihrem Auto rauszumühen.

    „Lass mich dir helfen." Sie kommt um den Wagen herum und greift nach meinem Arm, stützt mich, während ich versuche, mein Gleichgewicht zu finden. Ihr Griff ist überraschend stark für so ein zierliches Mädchen.

    Sie drückt mir den Gehstock in die Hand und schließt die Autotür, während ich einige zögerliche Schritte mache. Ich muss mich zischend auf den Stock stützen, da von meinem Knie feuriger Schmerz an meinem Bein hochschießt.

    Autsch, verdammt.

    Als sie einen schlanken Arm um meinen Rücken legt, atme ich scharf ein – diesmal nicht vor Schmerzen. Ihre Berührung entzündet ein ganz anderes Feuer in meinem Blut. Ich war während der Fahrt semi-hart, aber jetzt wechsle ich innerhalb von zwei Sekunden zu steinhart.

    Nichtsahnend hilft sie mir zum Eingang des Gebäudes und tippt einen Code in das Tastenfeld neben der Tür. Es macht Klick, und wir betreten eine dunkle, aber trockene Eingangshalle. Scheiße, ist das kalt hier drinnen. Ihr Arm ist eine nackte Flamme, die sich um mich schlingt.

    Die Aufzugskabine ist unten, und wir fahren mit ihr hoch, dicht aneinandergepresst, Seite an Seite. Mir sollte das nicht so sehr gefallen. Meinem Schwanz sollte es auch nicht so sehr gefallen. Ich sollte mich nicht daran gewöhnen.

    Sie ist nett zu mir. Aber sie hat einen Freund. Und das ist nicht das einzige Problem.

    Verdammt.

    Wir treten auf den Flur hinaus, und sie schließt ihre Wohnungstür auf, drückt sie auf und schaltet das Licht an. Ich humple hinein, nehme den Anblick ihres Wohnzimmers in mich auf – warm und gemütlich, mit einem roten Sofa und einem Sessel, große schwarzweiße Poster von Häusern, Pferden, und ... einer Tänzerin?

    Sie geht im Zimmer umher, macht eine weitere Lampe in einer Ecke an und öffnet das Fenster einen Spalt breit. Ihre Bewegungen sind anmutig, ihre Beine schlank und ihr Hintern perfekt herzförmig, voll genug, um meine Hände auszufüllen.

    Mein Mund ist trocken. Ich lecke mir verzweifelt über die Lippen und manövriere meinen unkooperativen Körper zur Seite, um den Ständer vorne an meiner durchnässten Jeans zu verstecken. In allerletzter Sekunde erinnere ich mich daran, dass ich vielleicht meinen nassen Hintern nicht auf ihre Möbel pflanzen sollte und zögere, halb vornüber gebeugt, auf meinen Stock gelehnt.

    „Sollte ich ...? Ich schaue mich um, versuche einen sicheren Ort für meine Landung zu finden, aber mein Bein bringt mich um und wird mich nicht mehr für viel länger tragen. „Manon?

    Sie dreht sich um, Überraschung legt sich über ihre Gesichtszüge. „Was? Oh, es tut mir leid! Nur meine Mutter und Cassie nennen mich so. Sie beißt sich auf die Lippen. „Gib mir eine Sekunde, ich bin sofort wieder da.

    Auf der positiven Seite, je länger ich stehe, je größer der Schmerz ist, desto tiefer senkt sich meine Erektion. Bis Manon schließlich mit einer Plastikfolie zurückkommt, muss ich meinen Schoß nicht länger verstecken. Meine ganze Konzentration ist nötig, um mich auf den Beinen zu halten.

    Sie setzt sich und breitet die Folie neben sich aus. Dann klopft sie in einer einladenden Geste darauf.

    Oh, endlich. Ich humple zu ihr und lasse mich mit einem Stöhnen nach unten sinken. Die Zimmerdecke dreht sich etwas, und ich kann nicht anders, muss mich zurücklehnen und die Augen zusammendrücken, bis ich mir sicher bin, dass ich nicht meinen Mageninhalt über ihrem Sofa ausbreiten werde.

    „Mist, du siehst nicht gut aus, wispert sie. „Ich werde dir etwas Wasser bringen ...

    Ich strecke blind die Hand nach ihr aus, erwische ihren Arm und halte sie fest. „Gib mir eine Sekunde. Es wird schon wieder."

    „Es tut mir so schrecklich leid, sagt sie mit erstickter Stimme. „Das alles. Wenn ich nur vorsichtiger gewesen wäre ...

    „Es ist nicht deine Schuld. Ich öffne vorsichtig ein Auge. Alles gut. Die Decke hat aufgehört, sich zu drehen. „Ich hatte ein paar beschissene Monate, das ist alles.

    „Wieso?" Sie schüttelt meine Hand nicht ab, stattdessen beugt sie sich nach vorne und hebt mit ihrer anderen Hand etwas vom Boden auf.

    Einen Erste-Hilfe-Kasten.

    Ich lasse sie dennoch los – denn was zur Hölle tust du hier, Seffers? Sei kein Arschloch, das die Situation ausnutzt – und bemerke, dass ich Blut auf ihren Arm geschmiert habe.

    „Verflucht."

    Sie schaut zu mir auf, ihre dunklen Augenbrauen fragend hochgezogen, und ich gestikuliere vage zu ihrem blutbefleckten Arm. Sie lächelt. „Schon okay."

    Ein Scheiß ist okay.

    „Also wie soll ich dich nennen, wenn nicht Manon?" Himmel, ihre Augen sind von dem schönsten Waldgrün mit goldenen Farbtupfern und langen Wimpern, und ... verflucht, ich sollte nicht so in sie hineinstarren.

    „Oh, das macht mir nichts aus. Du kannst mich so nennen, wenn du magst."

    Ich liebe ihren Namen. Natürlich würde ich das nicht zugeben, selbst wenn sie mich mit einem Disney-Film quälen sollte.

    Sie nimmt meine Hand, und ich zucke etwas zusammen. Bin mir nicht einmal sicher, warum. Sie ist sanft, als sie Salbe auf meine Kratzer tupft. „Wie geht es deinem Bein?"

    Ich grunze.

    „Wir sollten es mit Eis kühlen, nachdem ich mit deinen Händen fertig bin. Und du solltest dich ausziehen."

    „Was?" Hier bin ich wieder. Ganz der Neandertaler. Nicht dass ich etwas dagegen hätte, wenn wir uns beide von unseren Klamotten befreien würden.

    „Du bist nass, du wirst dich noch erkälten. Ich werde dir etwas Trockenes zum Anziehen geben."

    Ah ... richtig. „Die Klamotten von deinem Freund?"

    Sie sieht mich aus verengten Augen an. „Okay, du kennst meinen Namen, und du weißt, dass ich einen Freund habe. Woher?"

    „Du bist Cassies Freundin."

    „Ja, das bin ich. Ihr Mund verzieht sich. „Und du bist?

    „Du erinnerst dich nicht an mich? Du brichst mir das Herz. Ich halte mir melodramatisch eine Hand an die Brust. „Ich bin Seth. Wie gesagt, ich bin ein Freund von Jesse und Micah. Jesse ist ...

    „Der Kerl, den Cassie gegen seinen Willen auf Ashers Hochzeit geküsst hat. Was beinahe für die Trennung von Jesse und seiner Freundin gesorgt hätte."

    „Ja." Ich schaue nach unten, während sie meine andere Handfläche säubert. Ihre Hände sind schlank und feingliedrig, ihre Haut so viel blasser als meine und makellos. Glatt wie Seide.

    Sie legt alles zurück in den Erste-Hilfe-Kasten und stellt ihn auf den Teppich runter, ihre Wimpern werfen lange Schatten auf ihren Wangen. Sie riecht nach Regen und Vanille.

    „Ich werde mich umziehen. Sie steht auf. „Ich werde dir ein Handtuch und die Klamotten bringen.

    Ich nicke und wische mir mit einer Hand über den Mund, als sie geht. Verdammt, der Gedanke, wie sie sich im Zimmer nebenan auszieht, treibt mich in den Wahnsinn. Ich bin mir ziemlich sicher, wovon ich heute Nacht träumen werde. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mit einer Hand an meinem Schwanz und mit Bildern ihres nackten Körpers vor meinen Augen aufwache.

    Aber jetzt habe ich ihren Geruch, das Gefühl ihrer weichen Haut, die Farbe ihrer Augen, die sich in mein Gedächtnis gebrannt haben. Es wird eine Megaporno-Produktion werden.

    Gottverdammt.

    Kapitel 2

    Manon

    ––––––––

    Ich weiß wirklich nicht, was ich hier tue. Ich stehe immer noch unter Schock. Ich hätte beinahe jemanden überfahren. Sicher, die Sichtverhältnisse waren schlecht, und meine Gedanken waren mit anderen Dingen beschäftigt.

    Wie mein Treffen mit meinem Studienberater. Was ich mit meinem Leben anfangen will, jetzt, wo mein Traum endgültig zerplatzt ist. Das, was ich schon immer tun wollte, sein wollte ... dazu wird es nie kommen.

    Außerdem hatte ich eine Textnachricht von Fred bekommen, in der er geschrieben hatte, dass er es heute Abend nicht schaffen wird, weil er Musikproben hat.

    Es hat mich fast umgebracht, aus so vielen Gründen. Ich meine, ich sollte auch Proben haben ... Tanzproben, wozu es nicht kommen wird, oh Gott ... Und als ich zu ihm gemeint hatte, dass ich mit ihm sprechen müsste, sollte er zumindest nach dem Grund fragen, oder nicht?

    Wenn er wirklich an mir interessiert ist. Wie er es behauptet.

    So, wie ich an ihm interessiert bin.

    Ich stolpere in mein Schlafzimmer, trete die Schuhe ab und streife mir meine nassen Klamotten mit wütenden Bewegungen ab. Ich musste heute Abend einfach mit ihm reden, ihn nach seiner Meinung fragen. Von ihm getröstet werden.

    Irrational, ich weiß. Er muss arbeiten. Und wir sind nicht zusammen. Nicht wirklich. Noch nicht. Ich meine, er hat mich gefragt, aber wir haben gerade erst begonnen miteinander auszugehen. Also bin ich stattdessen hier, mit ...

    Seth.

    Ich ziehe eine

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