Sich in Gedanken verlieren: Gedichte und Essays
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Über dieses E-Book
Die Autorin unterstützt die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. mit einem Betrag von 1,00 € pro verkauften Buches.
Michaela G. Rheinländer
Michaela Rheinländer wurde 1976 im heutigen Thüringen geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte Philosophie. Sie lebt in Hamburg, einen kleinen Spaziergang von der Elbe entfernt, an der sie sich am liebsten aufhält und wo sie ihren Lieblingsbeschäftigungen frönt: dem Lesen und dem Schreiben ihrer „kleinen Werke“.
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Sich in Gedanken verlieren - Michaela G. Rheinländer
Der Lauf des Lebens
In das Leben eingetreten,
in des Frühlings volle Pracht,
weiß der Mensch noch nichts vom Dasein,
was es ihm wohl bringen mag.
Sacht versucht er erste Schritte,
bis er sich bald sich’rer wird.
Und schon schreitet er behände
auf gesteckte Ziele hin.
Bald beginnt der Sommer sich zu melden,
der den Lenz ablösen wird:
rein mit Schwung in das Vergnügen,
das bereit das Leben hält.
Doch es ist nicht immer einfach,
seinen Mann aufrecht zu steh’n.
Ja: Das Dasein hält für jeden
manche Aufgaben bereit.
Allerdings beginnt jetzt langsam
doch ein frischer Wind zu weh’n.
Und die schönen warmen Strahlen
geh’n von dannen, geh’n dahin.
Eingebracht nun werd’n die Früchte,
die des Lebens Ernte sind.
Ganz beschaulich Rückblick halten:
war das Dasein nicht doch schön!
Endloses Treiben
Ist es nicht herrlich, nicht einfach beruhigend:
zu wissen,
ich kann mir einfach Zeit für mich nehmen,
Zeit, die ich nach meinem Belieben gestalten und ausfüllen kann,
Zeit, die nur mir allein gehört?
Doch woher nehme ich mir
diese frei gestaltbare, individuell nutzbare Kostbarkeit,
die ich greifen, ja: ergreifen möchte,
die mir jedoch quasi unter den Händen zerrinnt?
Ich muss sie mir einfach nehmen,
vielleicht sogar stehlen;
ich muss Ja zu mir,
zu meinen Bedürfnissen und Sehnsüchten sagen:
Jetzt müssen die anderen warten!
– Carpe diem! –
Und hoffnungsvoll geht es weiter!
Kürzer nun werden die Tage;
Ach, was für eine Plage:
dunkel wird es schon bald.
Grau und trüb ist der Himmel,
fad, ja krank sieht er aus.
Traurig wird mir im Gemüte,
schwer das Herz in der Brust.
Geht das Jahr nun zur Neige,
ist der Abschied auch schwer;
wartet doch jenseits des Endes
ein Neubeginn just auf uns.
Kaum hat das neue Jahr begonnen,
auf den Feldern liegt ganz versonnen
frisch gefallener Schnee.
Hell glänzet die Natur im Mondschein,
freundlicher wirkt sie mir nun.
Weiß bedeckt liegt die Landschaft
ausgebreitet vor uns.
Und die Tage werd’n länger,
die Nacht verliert ihre Macht;
die Vögel beginnen ihr Singen:
das Leben beginnt sich zu regen.
Ja: Jetzt ist es zu erkennen,
beim Namen will ich es nennen:
Die Hoffnung auf Leben ist da!
Die rosarote Wolke
Ich träumte,
die Welt sei eingetaucht in wunderbar freundliche Farben,
durch welche die Schönheit des Seins noch unterstrichen würde.
Ich besah mir die Welt von oben:
Aus der Vogelperspektive wurde mir bewusst,
wie klein und unbedeutend doch alles erscheint.
Doch dieses Unbedeutend-Erscheinen ist trügerisch:
Sind es doch allzu oft die kleinen Dinge,
die das Dasein wunderbar lebenswert machen,
die in den Menschen
die Sehnsucht nach dem Ewigen zu wecken scheinen.
Und so schwebe auch ich dahin;
und von meiner rosaroten Wolke aus
bestaune ich das Sein um mich herum.
Und ich freue mich meines Lebens.
Jedoch bleibt dieses nur ein Traum,
vermisst der Mensch die wichtigste Zutat für ein gelungenes Dasein:
die Liebe, auf die niemand verzichten mag.
Erwachendes Leben
Still! – Was höre ich da?
Es ist das lebensbekundende Zwitschern der Vögel,
das mich aus einem trägen Dämmerzustand reißt.
Lange – scheint es mir – haben sie geschwiegen,
doch jetzt endlich erfüllen sie mit ihrem Gesang
die Seelen mit einer ungeheuren Portion Glück.
Ja, die lange Nacht geht ihrem Ende entgegen;
das Licht gewinnt immer mehr an Macht.
Feierlich geschmückt blickt mir die Natur entgegen,
die ihr altes graues Kleid wegwarf.
Stattdessen tragen die Bäume Kronen
aus einer wahren Blumenpracht;
ein leises Grün schmückt die zahlreichen