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Mein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman
Mein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman
Mein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman
Ebook136 pages1 hour

Mein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman

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Große Schriftstellerinnen wie Patricia Vandenberg, Gisela Reutling, Isabell Rohde, Susanne Svanberg und viele mehr erzählen in ergreifenden Romanen von rührenden Kinderschicksalen, von Mutterliebe und der Sehnsucht nach unbeschwertem Kinderglück, von sinnvollen Werten, die das Verhältnis zwischen den Generationen, den Charakter der Familie prägen und gefühlvoll gestalten.
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!

»Ich brauch' noch einen Schnaps«, verkündete Vinzenz Aberl und schob das Glas über den Holztisch auf Viktoria zu, die ihn mit großen blauen Augen und stummem Staunen ansah. Vinzenz hatte sich nämlich seine brennende Zigarre hinters Ohr geklemmt. Das sah nicht nur komisch, sondern auch gefährlich aus. Aber dem Kunstmaler waren ja immer so ulkige Scherze eingefallen. Dieses Bravourstückchen sollte nun aber der Abschluß einer Reihe von Possen sein. Denn die Aberls zogen aus München fort und würden ihr Sommerhaus am Tegernsee bewohnen. Viktoria seufzte. Sie reckte ihren Arm, ergriff die Schnapsflasche und versuchte, das Glas ihres alten Freundes zu füllen. Weil sie sich dabei sehr anstrengen mußte, fuhr ihre Zunge über die Lippen und kreiste in der Luft, bis sie fast die Nasenspitze erreicht hatte. Vinzenz Aberl lachte. Und seine Frau, die einige Meter entfernt auf der Terrasse stand und immer wieder auf das Nachbargrundstück zu schauen versuchte, wurde aufmerksam. »Das wievielte Glas Schnaps ist das, Vinzenz?« fragte sie streng. Der Kunstmaler zwinkerte Viktoria zu, sein weißer Schnurrbart zuckte auf und ab. »Das weiß ich nicht«, erwiderte er mit der Unschuldsmiene eines Engels. »Du weißt es nicht?« Maria Aberl blickte Viktoria fragend an. »Es ist das zweite, Tante Maria.«
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateNov 6, 2018
ISBN9783740936907
Mein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman

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    Mein Schicksal heißt Nicole - Ingrid Raden

    Mami Bestseller

    – 20–

    Mein Schicksal heißt Nicole

    So viele Tränen habe ich um dich geweint

    Ingrid Raden

    »Ich brauch’ noch einen Schnaps«, verkündete Vinzenz Aberl und schob das Glas über den Holztisch auf Viktoria zu, die ihn mit großen blauen Augen und stummem Staunen ansah. Vinzenz hatte sich nämlich seine brennende Zigarre hinters Ohr geklemmt. Das sah nicht nur komisch, sondern auch gefährlich aus.

    Aber dem Kunstmaler waren ja immer so ulkige Scherze eingefallen. Dieses Bravourstückchen sollte nun aber der Abschluß einer Reihe von Possen sein. Denn die Aberls zogen aus München fort und würden ihr Sommerhaus am Tegernsee bewohnen.

    Viktoria seufzte. Sie reckte ihren Arm, ergriff die Schnapsflasche und versuchte, das Glas ihres alten Freundes zu füllen. Weil sie sich dabei sehr anstrengen mußte, fuhr ihre Zunge über die Lippen und kreiste in der Luft, bis sie fast die Nasenspitze erreicht hatte.

    Vinzenz Aberl lachte. Und seine Frau, die einige Meter entfernt auf der Terrasse stand und immer wieder auf das Nachbargrundstück zu schauen versuchte, wurde aufmerksam.

    »Das wievielte Glas Schnaps ist das, Vinzenz?« fragte sie streng.

    Der Kunstmaler zwinkerte Viktoria zu, sein weißer Schnurrbart zuckte auf und ab. »Das weiß ich nicht«, erwiderte er mit der Unschuldsmiene eines Engels.

    »Du weißt es nicht?« Maria Aberl blickte Viktoria fragend an.

    »Es ist das zweite, Tante Maria.« Viktoria log nie.

    Maria Aberl lachte. Sie ging um den Tisch herum und legte den Arm um Viktoria. »Wer wird denn jetzt darauf aufpassen, wieviel unser guter Vinzenz trinkt? Ach, Viktoria, wir werden dich sehr vermissen. Du warst doch unser Sonnenschein. Und wie gern habe ich mit deiner Mutter geplaudert. Aber ihr besucht uns recht oft, nicht wahr?«

    Viktoria war sieben und für ihr Alter sehr zart. Ihre verträumten Augen waren wie leuchtende Sterne. Das blonde Haar hing ihr bis zum Nacken herab. »Ich komme nicht, Tante Maria. Ich will, daß ihr hierbleibt – bei uns. Und die neuen Nachbarn kann ich gar nicht leiden.«

    Sie blickte scheu zu Vinzenz und griff unwillkürlich zur Schnapsflasche, als wollte sie den alten Herrn noch zu einem dritten Glas verleiten. Aber er schüttelte den Kopf.

    »Der erste, mein Kind, war zum Aufwärmen auf eurer Terrasse, der zweite ist zum Abschiednehmen vom Haus.«

    »Ihr sollt bleiben«, wiederholte Viktoria.

    Da ergriff der Maler ihre kleinen Hände und zog sie zu sich.

    »Wir haben lange genug hier gelebt, Viktoria. Es war schön in eurer Nachbarschaft. Besonders in den letzten fünf Jahren, als Lisa und Kurt dich bekamen.«

    »Ich bin schon sieben«, stellte Viktoria richtig.

    »Ja, das weiß ich. Aber als du hierher kamst, warst du schon zwei Jahre alt.«

    »Ja«, sann die Kleine vor sich hin, »weil die Leute so viel Papier an Mama und Papa geschickt haben und beide immer wieder alles vollschreiben mußten, bis ich endlich zu ihnen konnte, nicht, Vinzenz, so war es?«

    Er lachte. »Ja, das war ein Kampf, bis die Adoption endlich über die Bühne ging. Aber jetzt bist du ja da und allen ein Sonnenschein.«

    »Wenn ich dein Sonnenschein bin, Vinzenz, warum geht ihr dann fort?«

    Sie trug ein kariertes Kleidchen mit einer roten Jacke darüber. Der Ausschnitt der Jacke wurde mit einer Kordel zusammengehalten. Und an der Art, wie Viktoria an dem Ende der Kordel zog, war zu erkennen, wie sehr sie die Trennung von dem befreundeten Ehepaar beschäftigte. Maria Aberl liebte Viktoria wie eine Enkelin. Ihr zog ein Schmerz durch das Herz.

    »Sieh mal«, begann der Kunstmaler zu erklären und griff nun doch zur Flasche. »Vor vier Jahren habe ich das Haus am Tegernsee gekauft, aber wir waren immer nur in den Ferien da, weil ich nebenan mein Atelier besaß und dort gern arbeitete und auch oft zu den Ausstellungen und Galerien in der Stadt gehen konnte. Nun ist damit Schluß. Wenn ich wieder zu euch will, muß ich mit der Bahn fahren, aber das ist auch schön. Wir sind jetzt schon älter und werden die Ruhe am See genießen.«

    »Außerdem sind wir gekündigt worden«, sagte Maria verärgert.

    »Was ist das?« fragte Viktoria. »Was Krankes?«

    »Nein. Die Villa nebenan gehört einem Herrn Troostmann, Viktoria. Er hat sie aber nie bewohnt, weil er sich außerhalb der Stadt einen Bungalow für seine Familie gebaut hat.«

    »Dann braucht er das Haus auch nicht«, stellte Viktoria fest. »In zwei Häusern kann man nicht wohnen.«

    Vinzenz lachte. »Du hast ganz recht, Viktoria. Aber wir haben auch zwei Häuser gehabt und in dem einen nur in den Ferien gewohnt. Und dieser Herr Troostmann hat nun eine andere Frau gefunden.«

    »Die hat bestimmt auch ein Haus«, wollte Viktoria sich trösten. »Dann kann er da wohnen und braucht das Nachbarhaus gar nicht! So!«

    Maria wechselte einen Blick mit ihrem Mann. Ob Viktoria überhaupt begriff, was er dem Kind erklären wollte? Sie lebte doch in einer friedvollen, heilen Welt. Lisa und Kurt Raben, ihre Adoptiveltern, waren einander in Liebe verbunden. Was konnte in einem Kind wie Viktoria für Furcht ausgelöst werden, wenn es von Scheidung und Trennung hörte?

    Aber wie so oft in ihrer langjährigen Ehe dachte Vinzenz gar nicht daran, auf die Bedenken seiner Frau Rücksicht zu nehmen.

    Während er Viktorias Händchen umschloß und mit der rechten Hand leise und rhythmisch auf ihre Finger klatschte, fuhr er mit seiner Erklärung fort:

    »Ich weiß nicht, was die neue Frau von Herrn Troostmann hat, Viktoria. Ich habe nur erfahren, daß seine geschiedene Frau mit ihren beiden Kindern dieses Haus als Abfindung bekommt und gern darin wohnen möchte.«

    »Was ist denn Abfindung?« fragte Viktoria und riß ihre kullerrunden Augen noch mehr auf. »Etwas Gutes?«

    »Ja, vielleicht. Das kommt auf den Fall an.«

    »Und wo ist die Frau hingefallen?«

    Vinzenz seufzte. Sein Blick wanderte hilfesuchend zu seiner Frau. Jetzt war er in der Klemme. Wie kam er da wieder heraus? Maria mußte ihm helfen. Aber Maria dachte gar nicht daran. Sie hatte ja schon geahnt, daß Viktoria alles in den falschen Hals kriegen würde.

    Da hallten Schritte durch den Wohnraum, und Lisa Raben erschien gleich danach auf der Terrasse. Sie war eine Frau, die durch ihr südländisches Aussehen bestach und deren melancholische Augen von Herzenswärme und Gefühlsreichtum zeugten. Sie trug ein schlichtes Dirndl, die dunklen Haare waren in der Mitte gescheitelt und fielen in einer leichten Welle bis zu den Ohrläppchen herab. Sie sah Vinzenz und Maria an.

    »Es ist soweit. Die Wagen sind beladen. Ich bin noch einmal durch alle Räume und auch durch das Atelier gegangen. Kein Gegenstand lag herum. Ihr könnt beruhigt fahren. Und wenn nicht der Wagen des Herrn Troostmann schon wartete, würde ich euch trotz allem bitten, noch bis zum Abendessen zu bleiben.«

    Ihr Blick hing an Maria, und ihr Lächeln war schmerzlich. Lisa war ohne Mutter aufgewachsen und hatte in der bedeutend älteren Nachbarin Maria Aberl eine kluge und liebenswerte Freundin gefunden.

    Die Trennung von den Aberls fiel ihr schwer.

    Frau Aberl legte die Hand an Lisas Wange. »Du kommst immer, wenn dir danach zumute ist, Lisa. Du bist uns wie eine Tochter ans Herz gewachsen. Wir haben immer einen Platz für dich.«

    »Danke!« flüsterte Lisa.

    Vinzenz hatte die Zigarre längst wieder vom Ohr genommen und sog fest daran herum. Er erhob sich.

    »Mein liebes Kind«, sagte er zu Lisa, »du weißt, daß ich über viele Dinge anders denke als du. Trotzdem schließe ich mich von Herzen Marias Bitte an. Nur bitte ich dich um einen Gefallen! Denke an deinen Mann, Lisa. Er braucht dich. Du lebst nicht nur für Viktoria allein.«

    »Sie hat heute mittag wieder kaum etwas gegessen.«

    »Aber, Lisa! Das war die Aufregung über den bevorstehenden Abschied. Und da die Möbelpacker noch eifrig bei der Arbeit waren, hatte Viktoria nicht viel Zeit. Sie mußte hinüber und zuschauen. Heute abend wird sie besser essen.«

    »Ich will es hoffen«, erwiderte Lisa ernst. »Den größten Appetit hat sie ja immer entwickelt, wenn sie bei euch in der Küche schmausen durfte.«

    »Nun wird sie bei dir schmausen, Lisa.« Maria Aberl sah die junge Freundin besorgt an. In Lisas Augen stand ein Leid, das sie schon öfter bemerkt, das ihr jedoch nie so deutlich und klar offenbar geworden war. Sie wußte, daß Lisa sich immer viel zu sehr um Viktoria sorgte. Viktoria, das Adoptivkind war ihr ein und alles, ihr Lebensinhalt, ihr steter Anlaß zur Besorgnis.

    Heiterkeit und Lebensfreude, die Zärtlichkeit für ihren Ehemann kamen dabei zu kurz. Und sie hatte es Lisa schon oft zu sagen versucht.

    »Viktoria macht mir Sorgen«, gestand Lisa. »Die Schule strengt sie an. Sie macht ihre Hausaufgaben ohne Freude.«

    »Dann mußt du ihr den Spaß daran beibringen, Lisa.«

    Vinzenz wandte sich ab. Sein Stockende schlug leicht auf die Terrassenfliesen. Er wollte den Abschied nicht länger hinauszögern. Die Zeit mit den Rabens war wundervoll gewesen, aber nun begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt, der des Alters und der Einkehr. Und die Rabens mußten ihr junges Leben auskosten. Nicht, indem sie Viktoria vor lauter Fürsorge einengten, sondern indem sie sie an den Freuden des Alltags teilnehmen ließen.

    Dr. Kurt Raben hatte sich schon in aller Herrgottsfrühe von dem Ehepaar Aberl verabschiedet und war zu einem Prozeß nach Augsburg gefahren. So kam es, daß Lisa Viktoria an der Hand nahm und die Freunde zu dem Wagen von Lorenz Troostmann geleitete.

    Der reiche Autohändler und Hausbesitzer hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Kunstmaler und seiner Frau das Auto mit Chauffeur zur Verfügung zu stellen. Maria Aberl hatte darüber gelächelt, aber ihr Mann hatte gemeint, wenn sich dieser Lorenz Troostmann aus schlechtem Gewissen zu dieser Großzügigkeit verleiten ließ, solle man das Angebot auch

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