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Elyas M´Barek für Anfänger
Elyas M´Barek für Anfänger
Elyas M´Barek für Anfänger
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Elyas M´Barek für Anfänger

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Von Türkisch für Anfänger über Die Welle bis Fack ju Göhte: Elyas M'Barek ist die heißeste Aktie auf dem deutschen Filmmarkt und längst nicht mehr nur auf den Typ prollig-sympathischer Türke abonniert. Junge Mädchen kreischen, wenn sie ihn sehen, Männer bewundern ihn für seine Coolness und sein Sixpack. M'Barek, österreichisch-tunesischer Abstammung, in München aufgewachsen und dort lebend, macht jeden Film zum Blockbuster. Und das kommt nicht von ungefähr: Hinter dem sympathischen Selfie-Lächeln, auf das Millionen Fans fliegen, steckt ein smarter Typ, der genau weiß, was er will. Hier ist endlich das Buch, das uns den Filmstar näher heranzoomt und hinter den Erfolg des deutschen Schauspielers blickt.
LanguageDeutsch
PublisherRiva
Release dateMar 23, 2015
ISBN9783864137785
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    Book preview

    Elyas M´Barek für Anfänger - Luisa Schrader

    1 – Klappe, die erste!

    A Star fades, a Star rises

    Fangen wir von vorne an. Ganz von vorne. Und ganz woanders, nämlich in Paris, und mit jemand ganz anderem, mit einer großen Schauspielerin: Am 29. Mai 1982 stirbt die bildschöne Romy Schneider. Die, die die Sissi in den »Sissi – Die junge Kaiserin«-Filmen spielt, sie ist einer der größten Stars ihrer Zeit. Erst 43 Jahre ist die Österreicherin alt, als sie in Paris abends an ihrem Schreibtisch zusammenbricht, knapp ein Jahr nach dem Tod ihres 14-jährigen Sohnes. Er war beim Versuch, über einen Zaun zu klettern, von einem Zaunpfahl aufgespießt worden. Herzversagen steht auf ­ihrem Totenschein, »Tod an gebrochenem Herzen«, so roman­tisiert es die Presse später. Auf der ganzen Welt trauern Fans um Romy Schneider. Mit den besten Schauspielern und Regisseuren ihrer Zeit hat sie gedreht, fast 30 Jahre dauerte ihre Karriere.

    Ihr Todestag ist ein Samstag im frühlingshaften Mai, der Auftakt zu einem Supersommer voller Sonnenschein in Deutschland. Und ein paar Stunden bevor Romy Schneiders Leben ein viel zu frühes Ende findet, bereitet sich eine andere Österreicherin auf die Geburt ihres Kindes vor. 685 Kilometer entfernt, im wunderschönen München. Dort liegt sie gerade in den Wehen. Die Stadt muss verdauen, dass der Hamburger SV die DFB-Meisterschale vor dem Rekordmeister FC Bayern gewinnt, und an der Spitze der Charts trällert Schlagersternchen Nicole »Ein bisschen Frieden«. Bis die werdende Mutter vom Tod der großen Schauspielerin erfährt, dauert es noch. Es gibt kein Internet, kein Mensch hat ein Handy. Und wer ein Kind bekommt, verschickt eine Karte, statt ein Bild vom Nachwuchs auf Facebook zu posten. Die Österreicherin bringt einen gesunden kleinen Jungen auf die Welt. Sie nennt ihn Elyas.

    Genauso wenig, wie sie weiß, dass die große Romy Schneider gestorben ist, weiß sie natürlich nicht, dass dieser Junge, dunkel wie sein tunesischer Papa, mit österreichischem Pass wie sie, knapp 30 Jahre später selbst ein großer Schauspieler sein wird. Noch kennt niemand den Namen dieses kleinen Bündels Mensch. Außer seiner Familie. Und den Leuten, denen seine Mama Karten schicken wird. Dass ihrem Sohn einmal tausende wildfremde Menschen zum Geburtstag gratulieren werden und dass er eines Tages als beliebtester Schauspieler einen österreichischen Award gewinnt, der im Namen von Romy Schneider vergeben wird – das kann sie sich jetzt noch nicht vorstellen. Welche Mutter malt sich so etwas schon ernsthaft aus? Und es spielt auch keine Rolle, es sind andere Dinge, die einer Frau, die ihr Neugeborenes im Arm hält, wichtig sind: Hauptsach’, der Bua is g’sund, wie man in München sagt.

    Elyas ist im Sternzeichen des Zwillings geboren. Zwillingen sagt man nach, sie seien aufgeweckte, vielseitig interessierte Menschen. Lebhaft, wissbegierig, neugierig auf ihre Umwelt. Von Sternzeichen kann man halten, was man mag – aber das Zwilling-Klischee erfüllt der Filmbeau perfekt. Immer wach, immer voll da, mit einem konzentrierten Blick, der signalisiert: Hier bin ich. Zwillingen sagt man außer­dem nach, technikbegeistert zu sein und mit Sprache umgehen zu können. Sprache, das ist Elyas’ Waffe, Elyas’ Witz. Elyas ist schlagfertig: So sehr, dass ihm sein vorlautes Mundwerk in der Schule ein ums andere Mal Ärger einbringt. Später aber, mit Millionen Followern in sozialen Netzwerken, bringen ihm seine witzigen Posts tausende von Likes und Faves ein. Seine Fähigkeit, charmant und schlagfertig auf Interviewfragen zu reagieren, macht ihn noch beliebter und interessanter. Ein Zwilling liebt Reisen, Sport und Spiele – Elyas zum Beispiel fährt gern nach Thailand. Sport? Gehört untrennbar zu seinem Leben, zumindest seit er im Licht der Öffentlichkeit steht. Spiele? Pokern ist sein liebstes Hobby, abgesehen vom Sport – also nix da mit allein vor der Playstation sitzen. »Ein Zwilling ist gern unter Leuten, will Eindruck schinden und ist ein glänzender Unterhalter«, schreibt das Portal das-sternzeichen.de, »ein Kreis potentieller bewundernder Liebhaber« sei bei diesem Sternzeichen die Regel. Wenn das mal nicht auf den erwachsenen Elyas zutrifft …

    Mit dem ist gut Kirschen essen

    »Als Kind wollte ich noch kein Schauspieler werden, und das ist auch gut so. Als Kind soll man sich doch keine Gedanken darüber machen, was später mal ist, als Kind soll man einfach Kind sein«, sagte Elyas mal in einem Interview. Und das konnte Elyas. Zwei kleine Brüderchen kommen nach ihm noch auf die Welt, einer ist zwei Jahre jünger als er. Der kleinste, vier Jahre jünger, kommt mit seinen blonden Haaren eher nach der Mama. Die Familie M’Barek lebt in Sendling. Der Papa ist Mathematiker, arbeitet erst als Lehrer, später als Software-Entwickler. Manchmal geht’s im Urlaub nach Tunesien, der Heimat des Vaters, dort hat Mini-Elyas seine erste Begegnung mit dem Meer.

    Auch Österreich, die Heimat der Mama, lernt der Kleine im Urlaub kennen. Er wächst behütet auf. Mit einer Mutter, die sich kümmert, Wert darauf legt, dass die Kinder Manieren haben, »bitte« und »danke« sagen, und die darauf achtet, was sie wann fernschauen (wenig). Die Jungs sollen lieber mal ein Buch lesen. Oder draußen toben.

    Elyas hat trotzdem schon früh ein einprägsames Fernseh-Erlebnis. Ein smartes Kind wie er weiß sich zu helfen, um den Fernsehkonsum hochzuschrauben. Klein Elyas, sieben Jahre alt, hat einen Freund, Tobias: Der darf fernschauen, wann er mag. »Baywatch« zum Beispiel. Und Filme schauen darf er auch. Also hängt Elyas gern bei Tobias ab. Und die zwei Grundschüler ziehen sich eines Tages bei Tobias daheim eine Videokassette aus dem Regal. »Misery«, was auch immer das heißt, schaut ganz cool aus, also rein in den Rekorder. Als die Bilder über den Röhrenfernseher flimmern, ist Elyas so still wie selten. Der Horrorfilm nach einem Stephen-King-Roman ist so gar nichts für Jungs, die gerade mal Lesen und Schreiben gelernt haben. Drei, vier Nächte lang hat Elyas Albträume, erzählt er später in einem Interview für Disney. Und in Gedanken sagt er zu seiner Mama: »Ich hätte auf dich hören sollen, ich geh nie wieder zu Tobias!« Aber er lernt nicht nur, dass auch die vorlautesten Jungs ab und zu besser mal auf Mama hören sollten, er lernt auch eine andere, wichtige Lektion: Filme können gewaltig beeindrucken.

    Abgesehen vom Fernsehen lebt Elyas am liebsten das wilde Bandenleben draußen: Im Sendlinger Westpark treibt er sich mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft rum, »eine richtige Rasselbande waren wir«. Kleine, dreckverschmierte Jungs, die auf Bäume klettern, Steine kicken und Fußball spielen. Elyas hat die Freiheit, sich auszutoben. Nach der Schule treffen sich die Kids in einem großen Kirschbaum, hocken in den Ästen und spucken Kerne auf die, die als letztes ankommen. Traumhafte Kindheit? Check!

    Wenn, ja wenn da nur die Sache mit der Schule nicht wäre …

    Fack ju Schuhle

    »Ich bin eigentlich gern zur Schule gegangen«, sagt Elyas. Nur eben nicht immer gleich gern. Er geht nach der Grundschule aufs Gymnasium und hat schnell keinen Bock mehr. Kommt von der Schule heim, knallt den Rucksack in die Ecke und die Zimmertür hinter sich zu. An der Wand klebt ein ­fettes ­Guns N’Roses-Plakat. Jetzt die Musik laut aufdrehen. Lauter. Und alles, bloß nicht: Lernen.

    Die Noten rutschen in den Keller. Besonders mit Mathe hat er Schwierigkeiten. Aber als lässiger Typ mit großer Klappe, die Elyas damals schon hat, gehören schlechte Noten irgendwie auch zum guten Ton und an den Ärger zu Hause gewöhnt er sich. In der Klasse ist er frech, muss immer das letzte Wort haben. Und wenn er gar keinen Bock hat auf den Unterricht, ist er großzügig mit sich selbst und spart sich die Stunde. Ein großer Schwänzer wird er aber nie, in der Schule gibts schließlich auch noch eine Menge Dinge, die tausendmal interessanter sind als Unterricht: Freunde. Große Pausen. Mädchen.

    Auch wenn Mädchen, diese geheimnisvollen Wesen, die vor ein paar Jahren noch mit auf dem Bolzplatz und im Park gespielt hatten und jetzt auf einmal mit Wimperntusche experimentieren und mit Stolz BHs ausstopfen, für ihn ein einschüchterndes Phänomen sind: Eins, bei dem Elyas, sonst immer die Klappe offen, nicht so recht weiß, wie man da am besten ran geht. Aber er reißt sich zusammen und lädt eine, die er ziemlich süß findet, ins Kino ein. Die perfekte Gelegenheit, um sich ganz lässig ein bisschen näher zu kommen. Arm um die Schulter legen und so. Und Elyas ist echt verknallt. Dann kommt der große Abend. Elyas sitzt neben dem Mädchen. Der Film läuft. Und läuft. Er denkt sich: »Jetzt, jetzt, mach einfach!« Aber er traut sich nicht. Kann seinen Arm nicht heben. Die dicke Armlehne zwischen ihnen ist eine Barriere, die einfach unüberwindbar ist. Eineinhalb Stunden sind vorbei, und er hatte es nicht einmal geschafft, ihre Hand zu nehmen. Klar, dass aus der Schwärmerei nicht mehr geworden ist … Aber er hat daraus gelernt: Heute ist er schneller als der Abspann!

    Der präpubertäre, pausbäckige Elyas trägt den typischen 90er-Jahre-Style: viel zu große Pullis, Socken in Birkenstocks, die dichten Haare stehen ihm irgendwie zu Berge. Ein Womanizer ist er nicht von Geburt an. Schulsport findet Elyas blöd. Aber das freche Grinsen, das hat er auch als Kind schon drauf. Und das Schauspielern. Der Junge hat ein Hobby: Theater spielen. Es gibt eine Theorie, die besagt, dass Menschen ihre Leidenschaft schon in der Kindheit entdecken und dass es an uns ist, was wir im späteren Leben daraus machen. Ob es ein Leben der Leidenschaft wird, oder eins des »9 to 5«-Jobs, indem wir unseren Arbeitsalltag aussitzen und fürs Wochenende leben, wo der Leidenschaft vielleicht ein kleines Plätzchen als Hobby eingeräumt wird oder sie ganz in Vergessenheit gerät. Manche zukünftige Architektin errichtet mit höchster Konzentration Lego-Gebäude, mancher Arzt verband als kleiner Bub gewissenhaft die Wehwehchen seiner Stofftiere. Natürlich wird nicht aus jedem Kind, das gern malt, später mal ein Picasso. Aber Elyas, ein temperamentvolles Kind, stürzt sich auf die Bühne, unterhält sein Publikum, genießt den Applaus und wird später mit genau dieser Leidenschaft sein Geld verdienen.

    Nur der verstaubte Frontalunterricht, der langweilt Elyas. Die alten Beamtenlehrer, die an der Tafel monoton ihren Text runterrasseln, innerlich die Monate bis zur Rente runterzählen und dabei Schüler, die nicht gleich mitkommen, ungerührt zurücklassen. Lehrer, die ihn mitreißen, inspirieren, sind nicht in Sicht. Seine Eltern finden seine immer schlimmer werdende Anti-Lern-Haltung aber gar nicht lässig. Erst recht nicht mehr, als Elyas die siebte Klasse an seinem Schwabinger Gymnasium nicht schafft. Mathe hat ihm das Zeugnis vergeigt. Und plötzlich steht der Junge mit der großen Klappe knietief in der Kacke.

    Bekehrung in letzter Minute

    Der Morgen beginnt mit einem Gebet, das Essen auch. Mönche begleiten die Buben durch die Schulzeit. Es gibt feste Studier-, Schlaf- und Mahlzeiten. Bis zur neunten Klasse teilen sich je zwei Jungs ein Zimmer, die älteren bekommen ein eigenes inklusive Nass­zelle. Die Internatsschüler übernehmen am Wochenende den Ministrantendienst. Es ist der Albtraum eines jeden Kindes: »Du kommst ins Internat!« Getoppt werden kann das nur durch: »Und zwar in ein reines Jungen­internat! Katholisch! Im tiefsten bayerischen Wald!« Besonders für ein Kind wie Elyas, mittlerweile 13 Jahre alt, ­rebellisch, vorlaut, aber fest verwurzelt in seiner Heimat, bei seinen Freunden – da erscheint ein streng ­reglemen­tiertes Leben wie das im Klosterinternat auf dem Land wie die Vorstufe zur Hölle. Aber weil das Kloster mit einem guten Miteinander und vielen gemeinsamen Aktivitäten, Modelleisenbahn, Leichtathletikanlage, Basketballfeld, Schwimmbad, Klavier- und Or­gelunterricht wirbt, stellt er sich das anfangs trotzdem ganz nett vor: Ein bisschen wie einen ausgedehnten Schullandheim-Ausflug. Aber als er schließlich dort ankommt, muss er schmerzlich feststellen: Ihm gibt das geregelte Internatsleben nichts, das romantische Bild, dass er sich gemalt hatte, stimmt mit der Realität nicht überein. Für Elyas ist es einfach nur grausam. Um halb sieben aufstehen, vor dem Unterricht noch lernen, der Drill durch die Mönche … »Wie im Knast«, formuliert er es mal drastisch. Schreibt er eine schlechtere Note als eine Drei, muss er zur Strafe stundenlang extra Hausaufgaben machen. Und Mädchenbesuche sind natürlich strengstens untersagt. Er ist unglücklich im Kloster. Nach eineinhalb Jahren hat er seine Eltern endlich weichgeklopft, mit 15 flüchtet er zurück nach Hause.

    Und hat endgültig keinen Bock mehr auf Schule. Im Unterricht setzen ihn die Lehrer allein nach vorne, weil er frech ist. Er sitzt eigentlich lieber in der Mitte. Schön unverdächtig. Dafür ist er oft Klassensprecher, weil er findet, dass nicht die Streber, die den Lehrern immer nach dem Mund reden, die Klasse vertreten sollten. Er ist das Gegenteil eines Strebers. Er lernt nicht. Macht nie Hausaufgaben. Seine Mutter hat es nicht leicht mit ihm.

    Elyas, etwa 16 Jahre alt, hat seine Teenie-Proll-Phase, lässt sich ein Ohrloch stechen und läuft mit einem goldenen Ohrring durch die Stadt. Blondiert sich die Haare. Statt zu lernen, hängt er lieber mit Freunden ab, hat die ersten Freundinnen, schaut Filme: »Pulp Fiction« zum Beispiel, Quentin Tarantinos Meisterwerk von 1995 – wer das nicht gesehen hat, ist nicht cool. Die Jungs wollen sein wie Gangster Vince Vega, der Soundtrack läuft auf jedem Chillabend. Noch einer seiner Favoriten: »La Haine« (»Hass«) ein französischer Schwarz-Weiß-Film aus dem gleichen Jahr, der das Leben drei Jugendlicher in den Banlieues Frankreichs 24 Stunden lang begleitet. Ein Alltag geprägt von Drogen, Krawallen und Gewalt. Seit »La Haine« steht Elyas auf französische Filme. Aber auch das deutsche Pendant zu den Gangsterfilmen aus der Zeit, die er so mag, macht gewaltig Eindruck bei ihm: Fatih Akins »Kurz und schmerzlos«. Deutscher Film kann was, das merkt er schon

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