Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt: Das weltbeste Buch zur Stufenleiter der Emotionen von Rolf Ulrich Kramer
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About this ebook
Wenn Sie Emotionen beim richtigen Namen nennen, begreifen Sie sich selbst und Ihre Mitmenschen tiefer und gründlicher. Anteilnahme und Verständnis fallen auf einmal leicht. Im Familien- und Geschäftsleben sowie im Freundeskreis zahlt sich das unmittelbar aus. Alles wird friedlicher.
• Sie erfahren, wie Emotionen zustande kommen und wie sie sich voneinander unterscheiden.
• Empfindungen und Erlebnisse stehen im Vordergrund, keine Theorien.
• Sie erleben am Beispiel einer kleinen Kurzgeschichte mit, wie der emotionale Absturz von „himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ vonstatten geht.
• Meditationsübungen für den emotionalen Ausgleich werden Ihnen vorgestellt.
Emotionen verstehen lohnt sich!
Rolf Ulrich Kramer
ROLF ULRICH KRAMER ist Dipl.-Psychologe mit internationalem Kundenkreis. Er ist in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung und Unternehmensberatung tätig. Unter dem Warenzeichen MINDWALKING hat Kramer hat seine eigene Vorgehensweise entwickelt. MindWalking ist eine rein praktische, lösungsorientierte Methode der Bewusstseinsentwicklung. Unterstützt von einem Trainer, beantwortet sich jeder Klient seine Fragen nach Herkunft, Zukunft, Berufung und Sinn des Lebens selbst, und zwar ausschließlich durch persönliches Erleben und Erkennen.
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Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt - Rolf Ulrich Kramer
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1. Auflage Februar 2019
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Umschlaggestaltung, Satz und Layout: Luna Design KG
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019
ISBN: 978-3-947397-11-2
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OSIRIS-Verlag
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INHALT
Cover
Titel
Impressum
Ohne Emotion kein Leben
Ohne Aufmerksamkeit geht es nicht
Alle lieben emotionales Verständnis
Emotion: „Was aus uns heraus strömt"
Emotionen auch ohne Hormone?
Mut und Gemütlichkeit
Ohne Streben keine Emotionen
Gefühle, Stimmungen, Launen - der Unterschied
Die Zutaten: Stimme, Atmung, Vitalkraft
Die Stufenleiter der Emotionen
Begeisterung
Freude
Interesse
Wohlwollen, Zufriedenheit
Desinteresse
Langeweile, Genervtheit
Trotz, Widerspenstigkeit
Empörung
Zorn
Wut
Grimm
Ärger
Hass
Hinterhältigkeit
Groll
Angst und Furcht
Panik
Entsetzen
Verzweiflung
Unterwürfigkeit
Traurigkeit
Apathie
Paranoia (Scheinwelt)
Die Logik der Emotionen
Liebe, Mitgefühl, Bedauern
Die Emotionsleiter auf einen Blick
Emotionale Wendepunkte
Emotionen schnell erkennen
Frustration ist keine Emotion
Emotionen „ohne vernünftigen Grund"
Die emotionale Brille
Echte und aufgesetzte Emotionen
Gefährliche und harmlose Emotionen
Das emotionale Jojo
Emotionslos? Undenkbar!
Wieso sind die Leute so ekelhaft zu mir?
Souveräner Umgang mit Emotionen
Synergie: Mitgehen, nicht dagegen gehen
Stufe um Stufe hinauf in heitere Zonen
Unentbehrlich: Die sieben Kommunikationsfaktoren
Für Feinschmecker: Der Emotions-Burger
Verständnis und Einverständnis sind zweierlei
Wieso lächelt Buddha?
Vier Übungen zum emotionalen Ausgleich
Übung 1: Sammlung
Übung 2: Achtsamkeit
Übung 3: Gelassenheit
Übung 4: Beziehungsklärung
Ausklang: Lob des Müssiggangs
Anhang: Emotion im Auge der Wissenschaft
Wie Forschung funktioniert
Reduktionismus: Gedanken kommen aus dem Gehirn
MindWalking: Das Geistige Wesen ist die Quelle
Im Überblick: Gängige Theorien zum Thema Emotionen
Ein Lob der Wissenschaft
Weitere Bücher
Ein Wort zum Gendering:
Nach Auffassung des Autors erschweren Kombinationsformen wie „liebe*r Leser*in, „liebe/r Leser/in
, „liebe LeserInnen" oder Ähnliches den Lesefluss. Deswegen hält sich dieses Buch an die maskuline Form - nicht etwa aus einer geheiligten Tradition heraus, sondern weil der Autor, ein Mann mit weit zurück liegendem Geburtsdatum, die maskuline Form nun mal gewohnt ist. Im Gegenzug wäre es wunderbar, würden Autorinnen ihre Bücher in der femininen Form schreiben; so käme jede(r) zu seinem/ihrem Recht.
Zu diesem Buch
Jeder Mensch kennt das Erlebnis von „himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt" samt allen dazwischen liegenden Stufen, aber nicht jeder könnte immer in Worten ausdrücken, wie ihm zumute ist. Mancher sagt, er sei ärgerlich, wenn er in Wirklichkeit zornig ist; viele verwechseln Furcht mit Panik; nicht jeder kennt den Unterschied zwischen Hass und Wut. Um dem abzuhelfen, wollen wir jeder Emotion den richtigen Namen geben, oder besser, die bestehenden Namen - etwa Wut, Hass, Groll, Freude, Ärger - den dazu gehörigen Empfindungen so zuordnen, dass es keine Verwechslungen mehr gibt.
Kurz, in diesem Buch werden ur-menschliche psychische Regungen nachvollziehbar beschrieben und klar voneinander abgegrenzt. Unsere Empfindungen werden im Vordergrund stehen, unsere Erlebnisse, nicht jedoch deren theoretische Ausleuchtung im naturwissenschaftlichen Sinn. Wer sich damit vertraut machen möchte, darf gerne mit dem letzten Kapitel, „Emotionen, wissenschaftlich betrachtet", beginnen. Dort wird ein kleiner Einblick in die Welt der Neurologie, Psychiatrie und Psychologie gegeben.
Ein kurzes Wort zum Autor: nach seinem Psychologie-Studium und im Verlauf von 40 Jahren privater Praxis im Bereich Persönlichkeitsaufbau, Bewusstseinsentwicklung und Fähigkeitssteigerung kam er zu der Überzeugung, dass sich die Gültigkeit psychischer Gesetzmäßigkeiten letztlich nur durch eigenes Erleben überprüfen lässt. Das Zitieren von Literatur und Fachstudien hilft wenig, wenn man jemandem menschlich weiterhelfen möchte, denn was die Psyche angeht, weiß nicht „die Wissenschaft am besten Bescheid, sondern wir Menschen selbst. „Nur in dir selbst liegt die Wahrheit
- diese große Lehre fernöstlicher Meditationsmethoden hat sich in der MindWalking-Praxis zweifelsfrei bestätigt.
Zum Aufbau dieses Buches: Zu Beginn erfahren Sie, was Emotionen sind, wie sie zustande kommen und wie sie sich voneinander unterscheiden. Anschließend erleben Sie am Beispiel einer tragisch verlaufenden Urlaubsreise, wie der emotionale Absturz von „himmelhoch jauchzend bis „zu Tode betrübt
vonstatten geht. Danach folgt ein Theoriekapitel zur Logik und Systematik von Emotionen. Am Schluss werden Ihnen einige Übungen für Geist und Seele vorgestellt, mit deren Hilfe Sie für emotionalen Ausgleich bei sich und anderen sorgen können.
R. U. K., im Juni 2018
• OHNE EMOTION KEIN LEBEN •
Wer Emotionen zeigt, gilt häufig als irrational oder gefühlsduselig. Emotionalität wird gern mit aggressivem Herumfuchteln gleichgesetzt, mit Streit, Geschrei, Tränen. „Stell dich nicht so an!, heißt es dann, oder: „Mach nicht so ein Theater!
Wieso haben Emotionen einen so schlechten Ruf? Denn schließlich gibt es im Gefühlsleben auch schöne Empfindungen, zum Beispiel die Freude oder das liebevolle Interesse. Beides sind Emotionen, und niemand würde sie irrational nennen. Doch daran denken die wenigsten, wenn das Gespräch auf Emotionen kommt.
Tatsächlich gibt es im menschlichen Leben keinen Augenblick, der nicht von Emotionen begleitet wäre, seien es hohe oder tiefe. Ohne Emotionen geht es nirgends. Sie sind uns so allgegenwärtig und selbstverständlich wie die Atmung. Genauso wenig, wie wir ohne Atmung zu leben vermögen, könnten wir es ohne Emotionen. Es wäre somit ein Unding, sie in Bausch und Bogen als irrational abzustempeln.
Wer Emotionen begreift und intelligent mit ihnen umzugehen weiß, den schätzen und lieben Freunde, Familienmitglieder und Kollegen. Emotionales Verständnis schafft ausgeglichene Beziehungen und öffnet das Tor zu einem freudvollen und erfolgreichen gesellschaftlichen Leben.
OHNE AUFMERKSAMKEIT GEHT ES NICHT
Jeder hat schon einmal etwas angestarrt, ohne es zu sehen, weil er mit den Gedanken woanders war. Nur weil unsere Augen etwas sehen, ist das Angeschaute noch lange nicht wahrgenommen. Bei der Wahrnehmung ist die Aufmerksamkeit das Entscheidende, nicht die Blickrichtung der Augen. Ohne Aufmerksamkeit auf das Gesehene sind wir wie blind, ohne Aufmerksamkeit auf das Gehörte wie taub. So verhält es sich mit allen Sinnen. Nur indem man Aufmerksamkeit auf etwas richtet, ob auf Personen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände oder Tätigkeit, nimmt man es wahr. Richtete man nur seinen Blick auf etwas, ohne gleichzeitig auch aufmerksam zu sein, würde man es nicht registrieren. Gleiches gilt selbstverständlich für Riechen, Schmecken, Hören und Tasten.
Jeder hat sich schon einmal dabei ertappt, wie seine Gedanken beim Lesen eines Lehrbuchs abschweifen, der Blick geistesabwesend über die Seiten gleitet und man umblättert, ohne das Geringste begriffen zu haben. Es entstand keine Beziehung, weder zu dem Buch noch zu dessen Inhalt.
Ohne bewusste Wahrnehmung tritt man nicht in Beziehung mit etwas oder jemand ein. Es bleibt eine Distanz. Nimmt man hingegen bewusst etwas wahr, so baut man gleichzeitig eine Beziehung dazu auf, sei sie gut oder schlecht. Man fühlt sich angezogen oder abgestoßen, will näher dran oder lieber weiter weg, bewertet es als gut oder schlecht, hübsch oder hässlich, gemütlich oder ungemütlich, lustvoll oder ekelhaft. Entsprechend reagiert man mit Hinstreben oder Wegstreben. Schmeckt es gut, bekommen wir Lust auf mehr. Riecht es schlecht, empfinden wir Ekel und lehnen es ab. Klingt es schrill, gehen wir auf Abstand. Fühlt es sich kuschelig an, schmiegen wir uns hinein. Da wird nicht lang überlegt; blitzartig und spontan geht das vor sich. Solche Reaktionen sind unvermeidbar (bei Heiligen sei das anders, heißt es, aber das sind die meisten nun mal nicht).
Nicht nur in der äußeren Welt erlebt man spontanes Hin- oder Wegstreben, sondern auch in der geistigen Welt, will sagen in der Welt der Erinnerungen und Vorstellungen. Auch dort fühlen wir Sehnsucht oder Abscheu, Freude oder Kränkung, Zuneigung oder Hass. Sobald einem eine Situation aus Vergangenheit oder Zukunft in den Sinn kommt, wünscht man sich entweder sehnsuchtsvoll dorthin oder denkt mit Abscheu: „Bloß nicht!" Erwünschtes malen wir uns aus, Unerwünschtes suchen wir wegzuschieben.
Gelegentlich gibt es auch mal Gleichgültigkeit, ein „Ist mir egal". Das ist der Fall, wenn man auf eine Beziehung absolut keinen Wert legt. Werden hingegen persönliche Werte berührt, so entstehen unvermeidbar Emotionen. Freude entsteht, wenn uns etwas Wertvolles zufällt, Trauer, wenn uns etwas Wertvolles abhanden kommt. Verbindet jemand keinerlei Wert mit einem Bezugspunkt, so fühlt er weder Interesse noch Bindung an ihn. Damit würde er entweder weit oberhalb jeglicher Wertung stehen oder weit unterhalb. Ersteres wäre der emotionale Zustand der heiteren Gelassenheit, letzteres jener der Apathie.
Wir erschaffen unseren Wahrnehmungsraum
Was wir bewusst wahrnehmen, ist Teil unseres Wahrnehmungsraums. Bei einem spannenden Fußballspiel sitzt man ohne Kissen stundenlang auf einer harten Holztribüne, ohne dass einem das Hinterteil weh täte. Das Fußballspiel ist Teil des Wahrnehmungsraums, die Holztribüne hingegen nicht. Die ungepolsterte Wartebank in einer Behörde hingegen nimmt man deswegen mit schmerzhafter Deutlichkeit wahr, weil man sonst nichts zu tun hat. Deswegen rutscht man schon nach wenigen Minuten vor Ungeduld und Langeweile hin und her.
Von Moment zu Moment erschafft jeder seinen persönlichen Wahrnehmungsraum. Der kann groß oder klein sein, je nachdem, wie weit und wie kraftvoll einer seine Aufmerksamkeit verteilt, sei es auf die Außenwelt oder die geistig-seelische Innenwelt. Der bewusste Wahrnehmungsraum entsteht, indem man registriert, wohin man seine Aufmerksamkeit lenkt oder wovon sie gerade angezogen wird. Auch einen halb-bewussten Wahrnehmungsraum gibt es. Er entsteht, wenn man vor sich hinträumt, sich Wonnen, Ängsten oder Trieben hingibt und das nicht reflektiert. Und dann gibt es natürlich den Traum; er wäre als unbewusster Wahrnehmungsraum zu bezeichnen (jedenfalls bei den meisten Menschen).
Richtet man seine Aufmerksamkeit auf die Sinne, auf Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten, dann verhilft einem das zur Wahrnehmung von Umgebung und Körper. Das ist die Außenwelt. Richtet man sie auf die Gefühlswelt, auf Gemütsregungen und innere Bilder, so entsteht eine Beziehung zur Innenwelt. Dann schwelgen wir in Erinnerungen, hängen Lieblingsvorstellungen nach oder machen Zukunftspläne.
Die innere Schau kann so kraftvoll sein, dass man seine äußere Umgebung vorübergehend kaum noch wahrnimmt. Obwohl Augen und Ohren offen sind, die Nervenbahnen alles registrieren und dem Gehirn zuleiten, bekommt man letztlich nichts von dem mit, was um einen herum vor sich geht. Im Zustand starker Konzentration etwa, wenn im Fernsehen ein guter Krimi läuft, hört man nicht, wenn das Telefon klingelt. Oder man fährt Auto, hat sich in einen Tagtraum verloren, sieht die rote Ampel nicht und verursacht einen Unfall. Hier war die innere Wirklichkeit, der Tagtraum, stärker als die äußere und die Ampel „war einfach nicht da". Bei diesem Unfall nun erleidet man einen Schock. Der wiederum bewirkt, dass man blicklos vor sich hin starrt und die Welt für eine Weile wie ausgeblendet ist. Die Außenwahrnehmung reduziert sich auf null.
Offensichtlich dreht sich alles um Stärke und Richtung von Aufmerksamkeit. Volle Aufmerksamkeit heißt bewusste Wahrnehmung und korrektes Erkennen, schwache Aufmerksamkeit heißt schwache Wahrnehmung und reduziertes Erkennen. Beim vollen Erkennen sagen wir „Ahaaa! Sooo ist das also!" Damit ist ein Wahrnehmungsvorgang abgeschlossen. Die Erkenntnis beendet ihn.
Ein Beispiel: Auf einem Spaziergang schweift Ihr Blick über eine Wiese und bleibt kurz an etwas Dunklem hängen. Hinterher fragen Sie sich, was dieses Dunkle wohl gewesen sein mochte. Ein Baumstumpf? Ein Vogel? Ein Hase? Die Aufmerksamkeit war gering gewesen, die Wahrnehmung entsprechend schwach, das Erkennen daher nur schwammig. Nun eine Variante desselben Beispiels: Ihr Blick schweift über eine Wiese und erfasst etwas Dunkles. Diesmal richten Sie Ihre volle Aufmerksamkeit darauf, machen sich genau bewusst, was Ihre Augen sehen. Sie erkennen: ein Hase, hurra! Vorsichtig gehen Sie darauf zu – nein, ein Vogel ist es! Und am Ende ist es doch bloß ein Baumstumpf. Aha, so so. Nicht berauschend - aber immerhin die Wahrheit. Indem Sie unmissverständlich erkannt haben, was es ist, haben Sie es im buchstäblichen Sinn „für wahr genommen".
Die Moral dieser Geschichte: Die Annäherung an eine letzte Wahrheit vollzieht sich Schritt für Schritt. Auf dem Weg dorthin kann man sich allerdings auch irren, indem man nämlich seine Lieblingsvorstellungen, Erwartungen oder voreiligen Schlussfolgerungen über das Wahrgenommene stülpt. Wahrnehmung und Erkennen sind somit ein Näherungsprozess. Erkennen bedeutet: etwas korrekt wahrnehmen und korrekt in bekannte Kategorien einordnen - eine Weisheit, die schon der Yogalehrer Patanjali vor einigen Tausend Jahren notierte: Understanding is correct knowledge based on direct perception, inference, or the reliable testimony of others (Sutren, I/7, nach Alistair Shearer).
Stärke und Richtung der Aufmerksamkeitsströme lassen eine Dynamik ähnlich der des Wassers entstehen. Im Bachbett strömt das Wasser munter voran, im Springbrunnen sprüht es in alle Richtungen, vor einer Mauer staut es sich auf. Mit der Dynamik der Aufmerksamkeit verhält es sich ähnlich. Bei starkem Interesse fließt die Aufmerksamkeit kraftvoll in eine einzige Richtung; bei Freude umstrudelt sie das Objekt der Freude, um es von allen Seiten zu genießen; im Zorn staut sie sich auf; im Ärger explodiert sie in alle Richtungen (wenn wir später die Emotionsstufen untersuchen, sehen wir das ganz genau).
Telepathie ist ganz normal
Von der Aufmerksamkeit ist es nicht weit zur Telepathie, zu Deutsch „Fernspüren oder „Fernleiden
(abgeleitet vom Griechischen tele, fern, und pathos, fühlen oder leiden). Telepathie ereignet sich weit öfter, als man glaubt. Sie denken an einen lieben Menschen irgendwo auf der Welt – der mag im Urlaub sein, auf Geschäftsreise, auf Montage, im Kriegseinsatz – und schon spüren Sie, ob es demjenigen gut geht oder nicht oder ob er vielleicht in Gefahr schwebt. Häufig bekommt die Bezugsperson dort draußen das sogar mit - und kurz darauf klingelt Ihr Telefon und er oder sie ist dran und sagt: „Ich hab grad an dich gedacht." (Wer als erster an den anderen gedacht hat, ist nicht immer leicht herauszufinden.)
Indem man seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bezugspunkt richtet, ist die Auswirkung nicht bloß einseitig, sondern zweiseitig. Eine Interaktion vollzieht sich. Starrt einen jemand von hinten an, so blickt man sich um; kaum hat man „zufällig" an eine Freundin gedacht, da klingelt schon das Telefon und sie ist am Apparat; man vermeidet einen Unfall, indem man ein Auto nicht überholt, weil man spürt - noch bevor der Vordermann den Blinker gesetzt hat - er wird gleich nach links ausscheren, und vieles mehr.
Interaktion verläuft zweiseitig. Wir nehmen am jenseitigen Ende der Kommunikationslinie nicht bloß jemanden wahr, sondern teilen demjenigen auch etwas mit (wenn auch häufig unbemerkt). Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf einen Hund richten, dann nehmen Sie den Hund wahr; doch auch der Hund seinerseits bemerkt, dass