Buddha öffne dich
By Timo Schmitz
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Book preview
Buddha öffne dich - Timo Schmitz
Einführung
In einem Einführungswerk „Mein Weg zum Buddhismus habe ich die grundlegende Lehre des Buddhismus und meine persönlichen Anregungen gegeben, wie man mit dem Buddhismus oder als Buddhist den Alltag gestalten und sein Leben verändern kann. Da ein solches Werk nur begrenzt Platz für philosophische Fragen lässt, habe ich mir in diesem Buch zwei Anforderungen gestellt, die es zu beantworten gibt. Zuersteinmal stellt sich die Frage, welche Vorzüge der Buddhismus stellt. Während ich bisher den Buddhismus auf gleichwertiger Ebene mit anderen Religionen betrachtet habe, so soll dieses Werk hauptsächlich hervorbringen, warum ich als Buddhist diese Religion als Religion für mich gefunden habe. Auch dafür muss man sich ersteinmal mit anderen Religionen auseinandersetzen. Das geschieht in zwei Schritten. Da der durchschnittliche deutsche Leser vermutlich in einer christlich geprägten Gegend aufwächst, muss man sich zuerst einmal damit auseinandersetzen, warum das Christentum für einen nicht geeignet ist. Daraus resultieren dann atheistische Standpunkte. Also man lehnt die Existenz Gottes mit dem Verstand ab und stellt aufgrund eigener Überlegungen fest, dass Gott nicht existiert und der christliche Glaube einem nicht das vermittelt, wonach man als suchender Mensch nun mal sucht. Aus diesem atheistischen Standpunkten kann nun die Frage erfolgen: Gibt es überhaupt keine höhere Macht? Also das Verharren im Atheismus. Oder man kann sich fragen: Gibt es eine höhere Macht oder höhere Wesen, die jedoch nicht in Gott oder speziell in einem einzigen Gott gefunden werden kann oder können. Dann haben wir den Atheismus überwunden und sind in einer neuen Position des Suchenden. Als überzeugter Buddhist möchte ich also erst sachlich mit meinem Verstand begründen, warum es für mich keinen christlichen Gott geben kann und möchte dann darauf eingehen, warum ich dennoch von einer religiösen Kraft überzeugt bin. Ich werde also literarisch das Christentum überwinden, um dann in atheistischer Position die Vorteile des Buddhismus zu erläutern, um wiederum den Atheismus zu überwinden und Buddhist zu werden. Natürlich geschieht dies, wie bereits angedeutet nur auf literarischer Ebene. Christentum und Atheismus brauche ich ja faktisch nicht mehr zu überwinden, da ich den Buddhismus ja bereits gefunden habe und diesen im Alltag lebe. Die zweite Etappe ist es dann nachdem ich auf philosophischer Basis die Vorzüge des Buddhismus erklärt habe, in die religiöse Praxis zu gehen. Viele buddhistische Fachbegriffe werden hier allerhöchstens nur noch kurz erklärt, da diese bereits in meinem Buch „Mein Weg zum Buddhismus
ausführlichst erklärt wurden. Dennoch möchte ich meine Leserschaft nicht auf jene beschränken, die das vorhergehende Werk gelesen haben, sondern auch jene, die sich für die philosophischen Fragen überreligiös interessieren, einen Einblick zu geben, warum ich gerade von meiner Religion so überzeugt bin, und jene, die den Buddhismus bereits gefunden haben in praktische Thematiken einführen.
Dabei wird der Buddhismus selbstverständlich als anderen Religionen überlegen dargestellt. Das sollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich gegenüber anderen Religionen nicht aufgeschlossen oder tolerant bin, nur wenn ich hier über alle Religionen gleichwertig spreche, macht es überhaupt gar keinen Sinn ein Buch zu schreiben, um Sie vom Nutzen des Buddhismus zu überzeugen, einerseits weil ich dann erst gar nicht die Möglichkeit habe Sie zu überzeugen und andererseits, weil dann gerade die Argumente, die für den Buddhismus sprechen in der Masse aller Argumente untergehen. Es sollte dem Leser also von Anfang an bewusst sein, dass dieses Buch höchst subjektiv geschrieben ist. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass alle Argumente selbstverständlich fair beleuchtet werden und auch kritische Stimmen zu Wort kommen.
Teil 1: Buddhismus als kritische Antwort auf den Atheismus
Der Atheismus auf Grundlage des Christentums
Im Christentum wird ja davon ausgegangen, dass es nur einen Gott gibt. Diesem Gott ordnet man sogenannte „Gottesprädikate zu, wie z.B.: „allmächtig
, „allbarmherzig, „allwissend
, etc. Es lässt sich dabei feststellen, dass diese Gottesprädikate Steigerungen sind, von Eigenschaften, die man einem Menschen zuordnen kann. Ein Mensch kann barmherzig sein, aber diese Eigenschaft wird bei Gott ins Unendliche gesteigert. Der Mensch sucht also eine Art Übermensch, den er als Gott bezeichnet. Da stellt sich doch die Frage, warum Menschen die Existenz eines solchen Übermenschen, den sie als Gott bezeichnen, ablehnen. Der Spiegel beauftragte im Jahre 1967 das Emnid-Institut, eine Umfrage zum Thema „Was glauben die Deutschen? durchzuführen. Einen Ausschnitt aus dieser Studie wurde auch im Theologischen Forum veröffentlicht, auf die ich hier zurückgreife. Die Frage 22a „Gibt es Gott oder ein höheres Wesen?
brachte das Ergebnis, dass 68% an Gott glauben, 22% an ein höheres Wesen glauben und 10% weder an Gott noch an ein höheres Wesen glauben (siehe Emnid-Umfrage). Betrachten wir die Statistik, deren Zahlen heute nicht mehr aktuell sind, so ist es doch erstaunlich, dass vor über 50 Jahren bereits mehr Menschen, die den Glauben an Gott ablehnten, zur Einsicht der Existenz an ein höheres Wesen kamen, als wie jene die den Glauben an eine höhere Macht ganz ablehnten. Das bedeutet also, dass damals bereits 90% der Menschen in irgendeiner Form religiös waren.
Es ist allgemein bekannt, dass jeder Mensch irgendwie religiös veranlasst ist, also danach strebt eine Antwort auf die Frage „Gibt es Religion? zu finden. Einige Menschen antworten mit „Ja
, diese sind dann „religiös, der Rest ist nicht religiös, was aber nicht bedeutet, dass sich diese Menschen nicht religiösen Fragen gewidmet haben. Gerade große Persönlichkeiten wie Karl Marx haben sich sehr intensiv mit der Frage nach Religion auseinandergesetzt. Er lehnte zwar Religion ab, hatte jedoch einen „religiösen Antrieb
sich den großen philosophischen Fragen zu widmen und gerade damit zu seiner Erkenntnis, dass es Religion nicht gibt zu kommen.
Zurück zur Umfrage. Die Frage 22c unter der Überschrift: „Warum glauben Sie heute nicht mehr daran? (gemeint ist der christliche Gott) ist sehr interessant. 37% der Befragten gaben an, dass sie „vernünftiger
geworden sind. Sie geben von sich an, dass sie als Kind von ihren Eltern beeinflusst worden sind und jetzt infolge der Entwicklung eines eigenen Urteilsvermögens zur Erkenntnis gekommen sind, dass es Gott nicht gibt. Einige gaben an, dass sie an Gott nicht glauben, weil sie ihn noch nie gesehen haben und jetzt der Meinung sind, sie seien aufgeklärter. Andere wiederum gaben an, mit dem Alter ins grübeln gekommen zu sein. Immerhin 24% gaben an, dass sie an ein höheres Wesen, aber nichtmehr an Gott glauben. Zwei Gründe liegen darin, dass die Befragten Gott in der Natur sehen (Pantheismus), während andere angaben, dass es egal ist, wie dieses höhere Wesen heißt, der Name spiele keine Rolle. Andere wiederum sagten, sie glauben an Gott, aber wissen nicht, ob das jener Gott ist, den die Kirche meint, und wiederum andere stellen sich Gott anders vor oder glauben nicht an ihn in der kirchlichen Form. Nur 9% lehnen Gott aufgrund von Schicksalsschlägen ab, 7% begründen die Nicht-Existenz Gottes mit den Kriegen dieser Welt. Weitere Argumente gegen die Kirche sind u.a. „Die Welt hat sich geändert/ Die Kirche ist rückständig geworden, „Es wird zuviel Unfug getrieben
, „Die Kirche selbst ist gottlos, „weil (…) Christen auch nicht besser als andere Menschen sind
oder „Nur eine Geldfrage" (Emnid-Umfrage).
Auch wenn diese Umfrage bereits sehr alt ist, kann man feststellen, dass bereits in den 1960er Jahren viele Menschen sich gefragt haben, ob der lokal verbreitete christliche Glaube wirklich der „wahre Glaube ist. Dass die religiöse Vielfalt 1967 noch nicht so stark ausgeprägt war wie heute und das daher die Frage nach anderen Konfessionen unter den Tisch fiel versteht sich von selbst. Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Menschen sich nicht mehr von Haus aus zu einem Glauben erziehen haben lassen, sondern sich frei nach Immanuel Kant dem eigenen Verstand bedient und sich kritische Fragen zu Religion und Religiösität gestellt haben. Freilich ist dieses Thema angesichts neuerer Affären, wie zum Beispiel die des Limburger Bischofs aktueller wie nie. Es stellt sich die Frage, ob eine der reichsten Kirchen der Welt sich genug für arme Menschen einsetzt, Glaubensinhalte an die moderne aufgeklärte Gesellschaft anpasst und Toleranz zeigen kann. Fragen wie die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und das Sexualwesen stehen im Vordergrund ebenso wie das kirchliche Eherecht. Viele Menschen stellen sich immer öfter die Frage, ob die Kirche überhaupt selbst noch „an den da oben glaubt
oder nur auf Profit ausgelegt ist, denn mit der Kirchensteuer werden gewaltige Summen in die sowieso schon reiche Kirche gespült und das, obwohl der Staat sich an kirchlichen Einrichtungen finanziell beteiligt. Immer mehr Menschen können Gott mit sich nicht mehr vereinen und treten aus der Kirche aus. Das Phänomen des Atheismus ist kein Phänomen der Neuzeit. Bereits Von Holbach vertrat 1789 zur Zeit der französischen Revolution atheistische Leitsätze. Holbach ist 1723 in der Pfalz geboren worden. Seine Villa war ein begehrter Treffpunkt für Gelehrte. Holbachs Werk durfte in Frankreich nicht veröffentlicht werden, weswegen es in den Niederlanden erschien (vgl. Trutwin S.49). In seinem