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Destiny! Die letzten Jäger der Truth Guardians
Destiny! Die letzten Jäger der Truth Guardians
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Destiny! Die letzten Jäger der Truth Guardians

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About this ebook

Eine Ausreißerin im Wald, nur ein Wolf leistet ihr Gesellschaft, rätselhafte Albträume, die sich als die Wahrheit entpuppen und ein unglaubliches Gerücht...

Ihr Name ist Breanna und sie dachte, sie wäre ein normaler Teenager mit normalen Problemen. Noch nie zuvor lag sie mit einer Einschätzung so daneben. Von einem Vampir vor dem sicheren Tod gerettet, wächst sie unter dessen Schutz zur jungen Frau heran.
Viele Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit kommen ans Licht und ziehen sie immer tiefer hinein in die Welt der Vampire. Eine Welt, die bedroht wird von Vampirjägern. Sie nennen sich selbst Circle of Truth Guardians und haben es sich zum Ziel gesetzt, alle Vampire um jeden Preis zu vernichten.

Breanna verliert ihr Herz ausgerechnet an den Sohn eines Vampirjägers. Gefangen zwischen zwei Welten versucht sie, eine Lösung zu finden, doch das letzte Gefecht steht unmittelbar bevor.

Für wen soll sie sich entscheiden, für den Vampir, der ihr das Leben rettete oder den Mann, den sie glaubt zu lieben? Oder gibt es doch noch eine Möglichkeit diese Schlacht zu verhindern?
LanguageDeutsch
Release dateMar 19, 2019
ISBN9783749488353
Destiny! Die letzten Jäger der Truth Guardians
Author

Ivonne K. Wimper

Ivonne K. Wimper, geboren 1975, arbeitet als Steuerfachangestellte. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Schreiben von Romanen für Kinder und Jugendliche. Mit dem kleinen Zauberer Dandelion hat sie einen Charakter erschaffen, der jung und alt gleichermaßen begeistert. Ivonne K. Wimper lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der schönen Osterräderstadt Lügde.

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    Destiny! Die letzten Jäger der Truth Guardians - Ivonne K. Wimper

    Danksagungen

    Kapitel 1

    Breanna

    Ein Mädchen allein im Wald

    Ich blieb stehen und drehte mich im Kreis. Egal in welche Richtung ich schaute, der Wald wollte einfach kein Ende nehmen.

    Durch und durch ein Stadtkind besaß ich keine Erfahrung mit der Natur. Ich hatte Angst und fühlte mich hilflos. Das machte mich wütend denn ich hasste dieses Gefühl. Bei jedem Geräusch zuckte ich zusammen. Meine Kleidung war zerrissen, ich war schmutzig, von Moskitos zerstochen und meine Knie waren aufgeschlagen, da ich ständig an Ästen hängenblieb oder über Wurzeln stolperte. Fast schien es als hätte sich die Wildnis gegen mich verschworen. Ich besaß nur noch das, was ich am Leib trug. Meinen Rucksack hatte man mir eines Nachts auf einem Rastplatz gestohlen, als ich für einige Minuten auf einer Bank eingenickt war.

    Seufzend ließ ich mich auf einem Baumstumpf am Wegrand nieder. »Wie lange laufe ich jetzt schon durch diesen verdammten Wald?«, fragte ich mich. Ich wusste es nicht genau. Es könnten drei oder aber auch schon vier Tage sein. Das letzte Haus hatte ich vor Ewigkeiten gesehen und die asphaltierte Straße war längst einem schmalen Trampelpfad gewichen.

    »Ich muss irgendwo falsch abgebogen sein«, überlegte ich. »Wenn es doch wenigstens aufhören würde zu regnen.« Ich war nass bis auf die Knochen und fror erbärmlich, aber noch schlimmer als die Kälte war der Hunger.

    Als ich den Kopf hob und mich umschaute, entdeckte ich ein paar Meter neben mir einen Brombeerstrauch. Schnell lief ich hin und begann die Beeren in mich hineinzustopfen. In meiner Gier ritzte ich mir an den Stacheln des Busches die Haut auf.

    Mir wurde schwummerig, als ich die Blutstropfen auf meiner Haut entdeckte. Auf wackligen Beinen taumelte ich zurück zum Baumstumpf und setzte mich. In diesem Augenblick fielen mir die merkwürdigen Träume der letzten Nächte ein und ich musste kichern.

    Seit ich die Zivilisation verlassen hatte, träumte ich jede Nacht denselben Traum:

    Eine körperlose Stimme ruft immer wieder: »Destiny! Destiny, komm nach Hause! Du bist auf dem richtigen Weg, meine Kleine! Komm Heim!«

    Wie ferngesteuert folge ich dieser Stimme bis ich eine Lichtung erreiche. Dort steht ein junger Mann. Sein Gesicht ist unter einer Kapuze verborgen, weswegen ich es leider nicht erkennen kann.

    »Endlich hast du nach Hause gefunden, Destiny!«, ruft er mir zu und breitet die Arme aus, um mich zu umarmen.

    »Aber mein Name ist nicht Destiny«, will ich erwidern, doch kein Laut kommt über meine Lippen.

    Der Mann achtet nicht mehr auf mich. Er schaut sich gehetzt um, dann ruft er: »Lauf! Lauf um dein Leben! Sie sind gekommen, um alle Vampire zu vernichten!« ...

    An dieser Stelle erwachte ich stets schweißgebadet. »Ich bin ein Vampir, der kein Blut sehen kann!«, kicherte ich. Das Kichern ging in einen Lachanfall über und ich konnte gar nicht wieder aufhören.

    »Die Einsamkeit macht mich langsam verrückt!«, japste ich, sobald ich mich endlich wieder unter Kontrolle hatte.

    Für einen Moment saß ich still auf meinem Baumstamm und hielt mir die vom Lachen schmerzenden Seiten. »Es ist wohl besser, ich gehe weiter. Irgendwann muss dieser Wald doch ein Ende haben.«

    »Hast du dich verlaufen?«, fragte in diesem Moment eine Stimme hinter mir.

    Mit vor Angst aufgerissenen Augen sprang ich auf, fuhr herum und erblickte ein Mädchen. Sie schien etwa in meinem Alter zu sein. Ihre blonden Locken hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und ihre wunderschönen tiefblauen Augen blickten genau in meine.

    Sie lächelte freundlich. »Entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich hab dich lachen gehört und war neugierig.«

    Ich starrte sie immer noch wortlos an. »Bist du wirklich da oder bilde ich mir das ein?«, stammelte ich schließlich, denn in ihrer grünen Kleidung verschmolz sie fast mit dem Hintergrund.

    Sie beachtete meine Frage nicht. »Was machst du hier? So ganz allein?«, wollte sie wissen.

    »Wandern?«, erklärte ich zögernd, sogar in meinen Ohren klang es eher wie eine Frage.

    »Wandern? Im Regen? Ganz allein und ohne Proviant?«, fragte sie mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen.

    »Ja, was dagegen? Du bist doch auch allein hier«, gab ich trotzig zurück und setzte meinen Weg fort.

    »Hey warte! Ich wollte dich nicht ausfragen. Es wird bald dunkel! Weißt du schon, wo du die Nacht verbringen wirst?«, rief sie mir nach.

    Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um. »Nein, ehrlich gesagt nicht.« Bei dem Gedanken eine weitere Nacht allein im Wald zu verbringen schnürte sich mir vor Angst die Kehle zu.

    »Ich weiß genau, was du meinst«, sagte sie lachend und nahm meine Hand. »Komm mit«, forderte sie mich auf.

    Ich folgte ihr verwirrt. »Ich hab doch gar nichts gesagt, oder?«, fragte ich mich unterwegs stumm.

    Wir verließen den Trampelpfad und gingen ein paar Meter in den Wald hinein. Vor einem hohen Baum blieben wir stehen.

    »Warte hier, ich lass dir die Leiter hinunter«, sagte sie und begann geschmeidig wie eine Katze am Stamm hinaufzuklettern. Erst jetzt entdeckte ich ein Baumhaus weit oben in der Baumkrone.

    Sie warf mir eine Strickleiter zu und ich kletterte langsam nach oben. Ich hatte einen kargen, winzigen Raum erwartet, doch das Gegenteil war der Fall. Alles war gemütlich und liebevoll eingerichtet, so dass ich mir gleich noch schmutziger vorkam. Ich sehnte mich nach einer Dusche.

    Als hätte sie wieder meine Gedanken gelesen, sagte das Mädchen: »Ein Badezimmer haben wir hier zwar nicht, aber dort drüben, hinter dem Vorhang steht ein Eimer mit frischem Wasser aus dem Bach. Trockene Kleidung hab ich dir auch hingelegt. Wir haben ja ungefähr dieselbe Größe.«

    Mit einem skeptischen Blick auf ihre zierliche Figur dachte ich: »Im Leben passe ich nicht in diese Klamotten.«

    Ich verschwand hinter dem Vorhang, wusch mich und zog mich um. Überrascht stellte ich fest, dass mir die Kleidung tatsächlich passte.

    Als ich kurze Zeit später hinter dem Vorhang hervortrat, rief das Mädchen erfreut: »Grün steht dir. Du siehst toll aus.« Ich schnitt eine Grimasse. »Ich? Ich bin doch ein hässliches Entlein.«

    »Unsinn! Du bist wunderschön! Du siehst aus wie Schneewittchen! Hier schau selbst!« Sie nahm meine Hand und führte mich vor einen Spiegel. Ich trat näher und betrachtete mich. Lange Locken umrahmten mein blasses Gesicht und im krassen Gegensatz zu meinen dunkelbraunen Haaren standen stahlblaue Augen. Es war, als würde ich mich zum ersten Mal wirklich sehen. »Schneewittchen!«, dachte ich und musste lächeln.

    »Siehst du? Du bist schön«, flüsterte sie.

    Wir gingen gemeinsam zum Sofa. Auf dem Tisch stand ein Teller mit frischem Obst. »Komm, setz dich und iss. Leider hab ich nichts anderes hier«, meinte sie entschuldigend.

    »Danke, das ist schon in Ordnung«, murmelte ich und machte mich hungrig darüber her.

    Sie saß neben mir und schaute mir dabei zu. »Isst du nicht?«, fragte ich nach einer Weile irritiert.

    »Nein, ich hab schon gegessen«, erklärte sie.

    »Ach so! Sag mal, wie heißt du eigentlich?«

    »Mein Name ist Sonya. Und wer bist du?«

    »Ich bin Bree. Wohnst du hier?«

    Sonya lachte. »Nein, natürlich nicht. Ich wohne mit meiner Familie in der Nähe von Orick. Aber wenn ich allein sein möchte, komme ich manchmal hier her.«

    »Wie weit ist es bis Orick?«, wollte ich wissen. Ich hoffte, die Wildnis endlich hinter mir lassen zu können.

    »Von hier? Ich würde schätzen ein Dreitagesmarsch ungefähr. Wo genau willst du denn hin?«

    Ich zuckte mit den Schultern. »Mal sehen, wo es mir gefällt«, erklärte ich ausweichend und versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

    »Wenn du magst, kannst du gern ein paar Tage hierbleiben und dich ausruhen«, schlug sie vor.

    »Vielleicht mache ich das«, meinte ich gähnend.

    Sie sprang auf. »Jetzt richte ich dir erstmal einen Schlafplatz her. Möchtest du in der Hängematte schlafen oder reicht dir das Sofa?«, fragte sie und deutete bei ihren Worten nach oben.

    Ich folgte ihrem Blick. Unter der Decke des Raumes, an einem Ast, hing eine Hängematte.

    »Das Sofa ist okay«, erwiderte ich und fragte mich insgeheim, wie man in die Hängematte gelangen sollte ohne sich den Hals zu brechen.

    Sonya reichte mir eine Decke. »Hier, mach es dir bequem und fühl dich wie Zuhause. Ich gehe nochmal raus. Gute Nacht Bree. Wir sehen uns Morgen, dann kannst du mir alles erzählen, was dich bedrückt, okay? Vielleicht kann ich dir helfen.«

    Nachdem Sonya gegangen war, kuschelte ich mich in die weiche Decke. »Sobald es hell wird, gehe ich weiter«, nahm ich mir vor und war kurz darauf auch schon eingeschlafen.

    Ich schlief wie ein Stein in dieser Nacht. Als ich erwachte, war es schon fast Mittag und von Sonya keine Spur zu sehen. Seit Tagen hatte ich das erste Mal wieder tief und fest durchgeschlafen.

    Mit einem Blick aus dem Fenster stellte ich fest, dass es noch immer regnete. »War ja klar«, seufzte ich und kletterte nach unten um mich in den Büschen zu erleichtern.

    Auf dem Weg zurück ins Baumhaus traf ich auf Sonya. »Du bist ja endlich aufgewacht! Ich dachte schon, du würdest den ganzen Tag verschlafen!«, rief sie mir lachend zu.

    »Ich hab in den letzten Nächten nicht viel Schlaf bekommen«, entschuldigte ich mich.

    »Schon okay, ich mach doch nur Spaß. Ich hab inzwischen versucht, ein Kaninchen oder Ähnliches zu jagen. Leider konnte ich keines finden. Dann ist mir eingefallen, dass ich bei dem Regen eh kein Feuer entzünden könnte und roh willst du es ja bestimmt nicht, oder?«

    »Nein! Auf keinen Fall. Ich mach mir aber auch so nicht viel aus Fleisch«, erwiderte ich und schüttelte mich bei dem Gedanken, ein rohes Kaninchen zu essen.

    »Das dachte ich mir. Darum hab ich ein paar Beeren und essbare Wurzeln mitgebracht.«

    Gemeinsam stiegen wir hinauf ins Baumhaus. Wieder machte ich mich allein über das Essen her. Als ich Sonya darauf ansprach, meinte sie nur, sie habe schon unterwegs gegessen.

    Sonya wartete, bis ich meine Mahlzeit beendet hatte. Dann schaute sie mir tief in die Augen und lächelte. »Jetzt erzähl mir, wer du bist und was dich bedrückt! Ich verspreche dir, anschließend wird es dir besser gehen.«

    Ich wollte nicht über mich sprechen, doch ihr Blick hielt mich gefangen. Ich konnte nicht anders und musste ihr die Wahrheit über mich erzählen: »Mein Name ist Breanna Meyers. Ich komme aus Camden in New Jersey. Bis zu meinem fünften Lebensjahr bin ich in einem Kinderheim aufgewachsen. Niemand weiß wer meine Mutter ist, ich war ein Findelkind.«

    »Kurz nach meinem fünften Geburtstag kam ich zu Pflegeeltern. Ihre Namen sind Peter und Molly Summer. Zuerst waren sie total lieb zu mir. Einen Sommer lang hatte ich eine wunderschöne Kindheit. Dann wurde Molly schwanger und als ihr Sohn geboren wurde, hatten sie und Peter plötzlich keine Liebe mehr für mich übrig. Von dem Moment, als Peter jun. auf der Welt war, wurde ich zum Dienstmädchen degradiert. Ich musste putzen, kochen, Unkraut jäten und das alles neben der Schule. Weigerte ich mich, wurde ich verprügelt oder im dunklen Keller eingesperrt. Es wurde immer schlimmer. Vor ein paar Wochen habe ich es nicht länger ausgehalten und bin abgehauen.«

    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte Sonya, die mir bisher schweigend zugehört hatte.

    »Weglaufen! So lange bis ich das Gefühl habe, angekommen zu sein«, murmelte ich.

    Sie lächelte. »Das klingt doch nach einem Plan. Wenn du möchtest, kannst du gern hierbleiben. Das sagte ich ja schon.«

    Den Rest des Tages redeten wir nicht mehr von mir. Wir verbrachten die Zeit im Baumhaus, alberten herum und unterhielten uns stundenlang über alles Mögliche. Es fühlte sich für mich an als seien Sonya und ich schon ein Leben lang befreundet.

    Am späten Nachmittag hörte es endlich auf zu regnen. »Lass uns noch ein wenig rausgehen«, schlug Sonya vor.

    »Ja, gerne! Vom vielen Rumsitzen tut mir schon der Hintern weh!«

    Wir liefen eine Weile schweigend durch den Wald. Wie angewurzelt blieb Sonya stehen und hob das Gesicht in den Wind. Es wirkte fast so, als würde sie etwas wittern. »Warte hier!«, sagte sie plötzlich und rannte los.

    Einige Minuten später kam sie zurück. Sie sah wütend aus.

    »Ist alles okay?«, fragte ich.

    »Nein, nichts ist okay! Irgendein Idiot hat eine Wölfin erschossen. Sie liegt da hinten. Wie es aussieht, ist sie schon länger als vierundzwanzig Stunden tot. Wir müssen ihre Welpen finden, vielleicht können wir sie retten.«

    Sie rannte so schnell los, dass ich ihr kaum folgen konnte. Als ich sie endlich einholte, kniete sie vor einer kleinen Höhle.

    »Drei sind noch am Leben. Ich schätze, sie sind ungefähr zehn oder elf Wochen alt. Vielleicht kann ich sie durchbringen! Hilf mir, wir tragen sie zum Baumhaus!«

    Die ganze Nacht und den nächsten Tag umsorgten wir die Welpen. Der Schwächste von ihnen schaffte es nicht, aber die anderen waren schließlich über den Berg.

    Kapitel 2

    Breanna

    Zwei Wölfe

    Über zwei Wochen lebten die beiden mit uns im Baumhaus. Tagsüber streifte Sonya mit ihnen durch den Wald und lehrte sie das Jagen, nachts brachte sie die Wölfe jedoch immer mit zurück.

    Ich freundete mich besonders mit der jungen Wölfin an. Heimlich gab ich ihr den Namen Tala. Die indianische Bezeichnung für Wolf.

    »Heute Nacht lasse ich die kleinen Wölfe im Wald. Ich denke sie sind nun stark genug, um allein klar zu kommen. Für alle Fälle werde ich sie aber weiter beobachten«, erklärte Sonya mir eines Abends.

    »Du hast bestimmt Recht«, murmelte ich traurig.

    »Es sind Wildtiere, Bree. Sie gehören in den Wald. Sie werden überleben, da bin ich mir sicher. Hier gibt es ein großes Wolfsrudel. Ich werde sie dort in der Nähe aussetzen. Vielleicht haben wir Glück und sie werden dort aufgenommen.«

    Schweren Herzens verabschiedete ich mich von Tala und ihrem Bruder.

    »Morgen bin ich zurück und erzähle dir, ob es geklappt hat«, versprach Sonya und verschwand mit den Wölfen im Wald.

    Ich hatte mich hier im Wald wohlgefühlt. Trotz allem spürte ich, dass meine Reise noch nicht beendet war.

    Als ich mich am Abend schlafen legte, fasste ich den Entschluss, Sonya noch in dieser Nacht zu verlassen und weiterzugehen.

    Diesmal setzte ich meinen Plan in die Tat um. Noch vor Morgengrauen kletterte ich aus dem Baumhaus und ging fort, ohne mich zu verabschieden.

    Den ganzen Tag lief ich und gönnte mir keine Rast. Das Wetter passte sich meiner miesen Stimmung an, es begann wieder zu regnen und hörte nicht auf.

    Ich vermisste Sonya und das Baumhaus. Ein paar Mal war ich kurz davor umzudrehen und zu ihr zurückzugehen. Doch irgendetwas trieb mich immer weiter vorwärts.

    Am frühen Abend des dritten Tages verließen mich meine Kräfte. Mit jedem Schritt wurde ich mutloser. Der starke Dauerregen war einem leichten Nieselregen gewichen und noch immer hatte ich kein Haus gesehen.

    »Das hier muss das Ende der Welt sein. Hier lebt keine Menschenseele«, sagte ich und erschrak, als ich meine eigene Stimme hörte. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich laut sprach.

    Als ich in einiger Entfernung eine Bewegung erspähte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich konzentrierte mich darauf und glaubte, zwei Männer in irrsinnigem Tempo rennen zu sehen. So schnell wie es eigentlich nicht möglich war. Ich schüttelte den Kopf und schaute noch einmal hin. Es war niemand da.

    »Jetzt ist es amtlich, du bist verrückt«, sagte ich und plötzlich kamen mir die Tränen.

    Jeder Knochen schmerzte und ich war müde. Ich konnte einfach nicht weiterlaufen. Abseits des Weges entdeckte ich einen Felsvorsprung, in dem sich eine Höhle befand.

    »Ob es hier Bären gibt?«, fragte ich mich. »Und wenn schon, du stirbst so oder so«, dachte ich dann.

    Mit letzter Kraft schleppte ich mich die Böschung hinauf zu der Höhle und schlüpfte hinein. Endlich war ich dem Regen entkommen.

    »Wenn ich doch nur etwas hätte, um ein Feuer zu machen«, seufzte ich. So gut es ging, rollte ich mich auf dem Boden der Höhle zusammen und fiel bald in einen leichten Dämmerschlaf.

    Plötzlich hörte ich ein Schnüffeln, gefolgt von einem Rascheln. Irgendetwas kroch in die Felsspalte. Ich wollte aufschreien, als ich etwas Pelziges an meinem Bein spürte. Im nächsten Augenblick sprang Tala an mir hoch und leckte mein Gesicht.

    »Tala! Was machst du denn hier?«, fragte ich und kraulte die junge Wölfin. Sie war ein wenig abgemagert und sah zerzaust aus. Sie musste mir die ganze Zeit gefolgt sein.

    Dankbar drückte ich mein Gesicht an ihr Fell. »Schön das du hier bist meine Hübsche«, murmelte ich.

    Nach einer Weile rollte sich die Wölfin neben mir zusammen, um zu schlafen. Meine Angst war jetzt verflogen. Ich kuschelte mich an sie und war fast augenblicklich eingeschlafen.

    Kapitel 3

    Dorian

    Ein Vampir in Nöten

    Weit nach Mitternacht rannte ich mit meinem Zwillingsbruder James durch den Wald nach Hause. Plötzlich erstarrte ich in meiner Bewegung. »Stopp mal, James. Hörst du das auch?«

    »Ist sicher nur ein verwundetes Tier«, meinte er achselzuckend und lief weiter.

    Ich ging dem Stöhnen nach. In einer Felsspalte erblickte ich ein schlafendes Mädchen sowie eine junge Wölfin. Vorsichtig kroch ich in die Höhle um nach dem Kind zu sehen. Die zuvor neben ihr ruhende Wölfin stellte sich mir in den Weg und fletschte die Zähne.

    »Schön ruhig! Ich werde ihr nichts tun«, sagte ich mit fester Stimme und schob das Tier bestimmt zur Seite. Knurrend zog der Wolf sich zurück, ließ mich aber nicht aus den Augen. Angespannt beobachtete sie jede meiner Bewegungen, bereit sich sofort auf mich zu stürzen, sollte ich dem Mädchen etwas antun.

    Vorsichtig untersuchte ich das schlafende Kind. Fieber wütete durch ihren Körper. Ohne darüber nachzudenken, hob ich sie auf und rannte zurück in die Stadt, aus der ich gekommen war.

    Einige Tage später versammelte Laura die Familie um den großen Konferenztisch im Arbeitszimmer. Ich hatte sie um dieses

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