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Augen, die sie nicht vergessen kann: Der neue Landdoktor 85 – Arztroman
Augen, die sie nicht vergessen kann: Der neue Landdoktor 85 – Arztroman
Augen, die sie nicht vergessen kann: Der neue Landdoktor 85 – Arztroman
Ebook110 pages1 hour

Augen, die sie nicht vergessen kann: Der neue Landdoktor 85 – Arztroman

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About this ebook

Dr. Brunner bewohnt mit seiner geliebten Frau Ulrike und einem Jagdhund namens Lump ein typisches Schwarzwaldhaus, in dem er auch seine Praxis betreibt. Ein Arzt für Leib und Seele.
Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt.
Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt...

Am Morgen waren graue Wolken über die Gipfel der Berge herangezogen. Sie brachten dem Tal den ersten Schnee des Jahres. Am Nachmittag gaben sie den Himmel wieder frei. Bergmoosbach, am Fuß der Allgäuer Alpen gelegen, hatte sich in eine Märchenlandschaft verwandelt. Der pulvrige Schnee auf den Straßen und Hausdächern glitzerte in der Sonne. Der vergoldete Wetterhahn auf dem Rathausturm trug ein duftiges Schneehäubchen, und von den roten Holzdächern der Weihnachtsbuden auf dem Marktplatz waren nur noch die mit Lichterketten geschmückten Ränder zu sehen. Neben den Eingängen der Geschäfte mit ihren weihnachtlich dekorierten Schaufenstern standen schneebedeckte Tannenbäume mit goldfarbenen Kerzen. Ein Räumfahrzeug der Gemeinde fuhr im Schritttempo durch die Straßen und schob den Schnee behutsam beiseite, während sich die Kinder auf den Bürgersteigen mit Schneebällen bewarfen. Auch das Dach des Seefeldhauses auf dem Hügel am Ortsrand lag unter einer Schneedecke. An den Fenstern mit den lindgrünen Holzläden standen blaue Kerzen, und in dem Weihnachtskranz an der Haustür steckten blaue Blüten. Die Wiese vor dem Haus, die Pflanzen des Steingartens auf der einen Seite und die Zweige der immergrünen Hecke auf der anderen Seite waren unter dem Schnee verschwunden. Die prächtige alte Ulme im Hof breitete ihre weiß bedeckten Äste wie ein Schneedach aus, so als müsste sie den Eingang zum Haus und den zur Praxis, die in einem Anbau untergebracht war, beschützen. Eine Amsel auf Futtersuche hüpfte von Ast zu Ast, bis sie schließlich das Vogelhäuschen fand, das am Stamm befestigt war. »Nolan, wir wollen los!«, rief das Mädchen, das in einem rosa Steppmantel aus dem Haus kam, dem Berner Sennenhund zu, der auf der Wiese im Schnee tollte. Das lange rotbraune Haar quoll unter der weißen Wollmütze hervor, und die schwarzen Stiefel, die es über seinen Jeans trug, reichten ihm bis zu den Knien. »Du kleines Schneemonster, hast du mich nicht gehört?« Emilia Seefeld schaute über die Hecke hinweg und musste laut auflachen, als Nolan seine Nase kurz in die Höhe reckte und sich danach erneut wohlig im Schnee rekelte. »Mei, es ist sein erster Winter, Kind«, stellte die rundliche kleine Frau in dem blauen Wintermantel fest, die nach Emilia aus dem Haus kam.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateDec 25, 2018
ISBN9783740940065
Augen, die sie nicht vergessen kann: Der neue Landdoktor 85 – Arztroman

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    Augen, die sie nicht vergessen kann - Tessa Hofreiter

    Der neue Landdoktor

    – 85–

    Augen, die sie nicht vergessen kann

    Und Weihnachten ist das Fest der Lieb

    Tessa Hofreiter

    Am Morgen waren graue Wolken über die Gipfel der Berge herangezogen. Sie brachten dem Tal den ersten Schnee des Jahres. Am Nachmittag gaben sie den Himmel wieder frei. Bergmoosbach, am Fuß der Allgäuer Alpen gelegen, hatte sich in eine Märchenlandschaft verwandelt.

    Der pulvrige Schnee auf den Straßen und Hausdächern glitzerte in der Sonne. Der vergoldete Wetterhahn auf dem Rathausturm trug ein duftiges Schneehäubchen, und von den roten Holzdächern der Weihnachtsbuden auf dem Marktplatz waren nur noch die mit Lichterketten geschmückten Ränder zu sehen. Neben den Eingängen der Geschäfte mit ihren weihnachtlich dekorierten Schaufenstern standen schneebedeckte Tannenbäume mit goldfarbenen Kerzen. Ein Räumfahrzeug der Gemeinde fuhr im Schritttempo durch die Straßen und schob den Schnee behutsam beiseite, während sich die Kinder auf den Bürgersteigen mit Schneebällen bewarfen.

    Auch das Dach des Seefeldhauses auf dem Hügel am Ortsrand lag unter einer Schneedecke. An den Fenstern mit den lindgrünen Holzläden standen blaue Kerzen, und in dem Weihnachtskranz an der Haustür steckten blaue Blüten. Die Wiese vor dem Haus, die Pflanzen des Steingartens auf der einen Seite und die Zweige der immergrünen Hecke auf der anderen Seite waren unter dem Schnee verschwunden.

    Die prächtige alte Ulme im Hof breitete ihre weiß bedeckten Äste wie ein Schneedach aus, so als müsste sie den Eingang zum Haus und den zur Praxis, die in einem Anbau untergebracht war, beschützen. Eine Amsel auf Futtersuche hüpfte von Ast zu Ast, bis sie schließlich das Vogelhäuschen fand, das am Stamm befestigt war.

    »Nolan, wir wollen los!«, rief das Mädchen, das in einem rosa Steppmantel aus dem Haus kam, dem Berner Sennenhund zu, der auf der Wiese im Schnee tollte. Das lange rotbraune Haar quoll unter der weißen Wollmütze hervor, und die schwarzen Stiefel, die es über seinen Jeans trug, reichten ihm bis zu den Knien. »Du kleines Schneemonster, hast du mich nicht gehört?« Emilia Seefeld schaute über die Hecke hinweg und musste laut auflachen, als Nolan seine Nase kurz in die Höhe reckte und sich danach erneut wohlig im Schnee rekelte.

    »Mei, es ist sein erster Winter, Kind«, stellte die rundliche kleine Frau in dem blauen Wintermantel fest, die nach Emilia aus dem Haus kam.

    »Wuff, wuff«, machte Nolan, der sich erhoben hatte, sein Fell schüttelte und über die Terrasse in den Hof gelaufen kam.

    »Du hast eine solch eine große Freude, Buberl.« Traudel, die gute Seele im Haus des Bergmoosbacher Landarztes, streichelte über den wuscheligen Kopf des Hundes mit dem braunweißen Fell.

    »Dann wollen wir hoffen, dass uns der Schnee noch eine Zeit lang erhalten bleibt«, sagte die junge Frau in dem weißen Mantel, die aus der Praxis kam. Sie hatte die Kapuze des weich fallenden Stoffes über ihr dunkles Haar gezogen und einen roten Wollschal locker um ihren Hals geschlungen.

    »Wuff«, machte Nolan und schmiegte sich an Anna, die ihn mit ihren strahlend grünen Augen ansah.

    »Papa und Opa wissen Bescheid, dass wir zu Gunhild gehen?«, wollte Emilia von Anna wissen.

    »Ich habe sie gerade daran erinnert. Sie wünschen uns viel Spaß.« Anna, die vor fast vier Jahren aus München nach Bergmoosbach gezogen war, um ihre eigene Hebammenpraxis zu eröffnen, war seit einigen Monaten mit Sebastian Seefeld, Emilias Vater, zusammen. Emilia und sie waren gute Freudinnen geworden, und da Anna dem Mädchen versichert hatte, dass sie nicht darauf aus war, ihm die verstorbene Mutter zu ersetzen, kamen sie wunderbar miteinander aus.

    »Also dann, meine Damen, freuen wir uns auf einen mystischen Nachmittag«, sagte Traudel und hakte sich bei Emilia und Anna unter, als sie die von Schnee und Eis geräumte Auffahrt zur Straße hinuntergingen.

    Nolan lief voraus, kugelte sich in der Einfahrt zum Grundstück der Seefelds fröhlich bellend im Schnee und sprang erst auf, als die drei bei ihm waren. Mit wachen Augen folgte er ihnen und schien seine Freude daran zu haben, wenn er mit seinen dicken Pfoten im Schnee versank.

    »Gunhild lädt wirklich jedes Jahr am 21. Dezember die Landfrauen zu sich ein?«, wollte Emilia wissen, als sie an der Bushaltestelle vorbei waren, die nur ein paar Meter vom Seefeldhaus entfernt lag.

    »Heute beginnen die sogenannten Raunächte. Für Gunhild sind die kommenden zwölf Nächte voller Geheimisse. Wer die Zeichen richtig deuten kann, wird erkennen, was das nächste Jahr für ihn bereithält. Zumindest ist Gunhild davon überzeugt«, klärte Traudel das Mädchen auf.

    »Und diese Überzeugung sollen alle mit ihr teilen?«

    »Geh, Gunhild will niemanden überzeugen. Sie teilt einfach nur ihre Geschichten mit uns. Es bleibt jedem selbst überlassen, daran zu glauben oder eben auch nicht.«

    »Für die meisten ist es nur ein gemütliches Zusammensein bei heißer Schokolade und Keksen«, sagte Anna und deutete auf den Korb, in den sie die Nuss- und Schokoladenkekse gepackt hatte, die sie und Traudel für dieses Treffen gebacken hatten.

    »Ich lasse mich überraschen. Die Orakelstunde damals in ihrer Scheune, nachdem die Rathausuhr stehen geblieben war, war schon spannend«, gab Emilia zu.

    »Zumal uns das Hochwasser, das Gunhild prophezeit hatte, tatsächlich heimsuchte«, erinnerte Traudel sie und Anna an das Ereignis im letzten Sommer.

    »Aber nur, weil eine eifersüchtige Frau das halbe Sägewerk in den Bach gekippt hatte und es dem Mann, den sie nicht haben konnte, anhängen wollte«, entgegnete Emilia lachend.

    »Das halbe Sägewerk ist wohl ein bissel übertrieben, Spatzl. Es waren nur einige Baumstämme, die am Bachufer lagerten, die sie ins Wasser befördert hat.«

    »Wie auch immer, auf jeden Fall ist der Bach über die Ufer getreten. Somit hat sich die Prophezeiung, dass ein Unglück passiert, sobald die Rathausuhr stehen bleibt, erfüllt.«

    »Ich denke, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es war nur ein Zufall«, sagte Anna.

    »Wer weiß«, flüsterte Traudel.

    »Ja, wer weiß«, wiederholte Emilia Traudels Worte, während sie in sich hineinlächelte, weil sie nicht wirklich an derartige Prophezeiungen glaubte.

    »Wunderschön hier draußen, nicht wahr?«, sagte Anna und ließ ihren Blick über die verschneiten Felder und Wiesen schweifen, die sich bis zu den Bergen hin ausbreiteten.

    »Stellt euch vor, über Nacht würde die Menschheit aussterben, nur Bergmoosbach wäre noch da, die letzte menschliche Ansiedlung auf diesem Planeten. Hätte niemand in den darauffolgenden Tagen etwas außerhalb des Dorfes zu tun, dann würden wir hier in unserem Tal erst einmal gar nicht bemerken, dass wir ganz allein wären.«

    »Mei, Spatzl, was du dir schon wieder so vorstellst«, seufzte Traudel und sah Emilia liebevoll an.

    »Mal angenommen, es wäre so. Wir könnten uns doch sicher selbst versorgen. Ich meine, wir haben den Wald, den Bach, Felder und mehrere Brunnen. Das müsste doch funktionieren oder?«, fragte Emilia und sah zuerst Anna und danach Traudel an.

    »Solange der Strom nicht ausfällt, würde es gehen. Danach wäre es sicher eine große Herausforderung. Die Wasserpumpen würden ausfallen, es gäbe keine Maschinen mehr, die uns den Alltag erleichtern, wir hätten kein Licht mehr«, sagte Anna.

    »Dann sollten wir schnellstens dafür sorgen, dass wir uns mit Sonnenkollektoren ausstatten.«

    »Geh, Spatzl, uns steht doch keine Katastrophe bevor«, entgegnete Traudel.

    »Es kommt darauf an, was Gunhild uns gleich prophezeit.«

    »Jetzt ist es aber gut«, sagte Traudel und schüttelte lachend den Kopf.

    Den Rest des Weges liefen sie gut gelaunt nebeneinander her und atmeten die kühle frische Luft, während der Schnee unter ihren Schuhen knirschte.

    *

    Der Blissinghof mit seinen Stallungen und der Scheune stand im Osten des Tales am Ende eines Feldweges vor einer kahlen Felswand. Die Sonne, die bereits hinter den Gipfeln im

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