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Sterbliche Götter – göttliche Menschen: Psalm 82 und seine frühchristlichen Deutungen
Sterbliche Götter – göttliche Menschen: Psalm 82 und seine frühchristlichen Deutungen
Sterbliche Götter – göttliche Menschen: Psalm 82 und seine frühchristlichen Deutungen
eBook545 Seiten6 Stunden

Sterbliche Götter – göttliche Menschen: Psalm 82 und seine frühchristlichen Deutungen

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Über dieses E-Book

Psalm 82 gilt als einer der "spektakulärsten Texte des Alten Testaments" (Erich Zenger). Der konkrete Anlass für die Beschäftigung mit ihm liegt in der Debatte um den Monotheismus, in der er eine zentrale Rolle spielt, verkündet er doch nichts geringeres als den Tod der anderen Götter. Die Studie zeigt drei verschiedene Verständnismodelle auf, die der Psalm im rahmen seiner Rezeption erfährt.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Apr. 2019
ISBN9783460510715
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    Buchvorschau

    Sterbliche Götter – göttliche Menschen - Christian Gers-Uphaus

    Anhang

    1Einführung

    Psalm 82¹ ist einer der „spektakulärsten Texte des Alten Testaments"². Diese Charakterisierung gibt treffend die Bedeutungsfülle wieder, die diesem Psalm bereits in der Hebräischen Bibel zu eigen ist, da hier – prima facie – unter anderem vom Tod von Göttern gesprochen wird und von dem Wunsch, dass ein bestimmter Gott die Erde regieren möge, so dass Gerechtigkeit (wieder)hergestellt werde. Welche Assoziationen ein biblischer Text bei seinem (sofern uns überhaupt bekannten) Primärleser oder -hörer hervorzurufen intendierte bzw. – de facto – weckte,³ ist wohl als ‚Gretchenfrage‘ historisch-kritisch arbeitender Exegese anzusehen. Deren Beantwortung wird jedoch immer mit einem gewissen Unsicherheitsmoment verbunden sein, da, wissenschaftstheoretisch gesprochen, die Bedingungen des eigenen Standpunkts sowie der eigenen Wahrnehmung nicht nur mitzubedenken sind, sondern sie auch niemals ausgeblendet werden können. So kann es nicht verwundern, dass Ps 82 erstens in seiner eigentlichen Bedeutung bislang nur unzureichend erkannt worden ist⁴ und dass er zweitens zu den umstrittensten Texten im Alten Testament gehört.⁵ Eine gewisse exegetische ‚Prominenz‘ dieses Psalms scheint somit außer Frage zu stehen.⁶

    1.1Anlass der Studie: Die Debatte um den Monotheismus (I)

    Darüber hinaus steht der zu untersuchende Psalm im Rahmen einer Thematik an ‚exponierter‘ Stelle, in deren Zusammenhang er heute sowohl von religions- als auch theologiegeschichtlicher Seite nicht selten bemüht wird: die Diskussion um den Monotheismus Israels, der seinerseits wiederum als Voraussetzung des christlichen Monotheismus zu gelten hat. Dabei gilt es grundsätzlich zu bedenken, dass es sich beim Monotheismus, den es von Formen des Henotheismus und der Monolatrie abzugrenzen gilt, um ein äußerst vielschichtiges Phänomen handelt, das im Kontext gesellschaftlicher Interaktionen keinesfalls mit schlichten Oppositionspaaren (wie Monotheismus ‚vs.‘ Polytheismus) hinreichend beschrieben werden kann – ein Sachverhalt, den es nicht nur für den christlichen⁷ Monotheismus in seiner Ausdifferenzierung gegenüber der paganen Umwelt⁸ zu konzedieren gilt, sondern der sich vielmehr ebenfalls auf den Monotheismus Israels⁹ übertragen lässt, der in Abschnitt 2.1 in der gebotenen Kürze Erwähnung finden soll.

    Wirft man im Kontext dieses Monotheismusdiskurses, der den eigentlichen Anlass für die hier vorgenommene Beschäftigung mit Ps 82 darstellt, einen Blick auf die Verwendung dieses Psalms als Text,¹⁰ dann lässt sich konstatieren, dass er in nur sehr wenigen Fällen (vollständig) zitiert und analysiert wird.¹¹ I. d. R. wird auf ihn lediglich verwiesen, wobei der Psalm für unterschiedliche Begründungszusammenhänge innerhalb der Monotheismusthematik beansprucht wird:

    a)Im Sinne eines monarchischen Monotheismus wird Ps 82 als Beleg für ein JHWH untergeordnetes Götterpantheon angesehen,¹² über das er Gericht hält.¹³ In diese Richtung lässt sich wohl auch diejenige Position einordnen, die hinsichtlich des Psalms von einer „Vorherrschaft Jahwes über andere Götter oder Gottwesen"¹⁴ spricht.

    b)Sie ist wiederum deutlich von demjenigen Vorschlag zu unterscheiden, der u. a. aus Ps 82 „rein polytheistische Aussagen"¹⁵ ableiten möchte und ohnehin „das Alte Testament über weite Strecken hin [als; CGU] ein polytheistisches Buch"¹⁶ auffasst.

    c)Demgegenüber heben detailliertere Untersuchungen zu Ps 82 seine „mythologisch-polytheistische Sprache"¹⁷ hervor. Der Psalm verarbeite somit Erfahrungen mit dem Polytheismus in Israel,¹⁸ habe dem polytheistischen System aber definitiv ein Ende gesetzt.¹⁹ Infolgedessen wird der Psalm nicht selten als „Dokument des exklusivistischen Gottesglaubens Israels²⁰ angesehen (gemeint ist damit die ausschließliche Bindung des Volkes Israel an den einen Gott JHWH), der gerade in nachexilischer Zeit „das ‚monotheistische‘ Proprium JHWHs im Kontext der altorientalischen Götterwelt²¹ hervorhebe.

    Insgesamt scheint sich Ps 82 folglich dem ohnehin „zu großkalibrige[n] Konzept ‚Monotheismus versus Polytheismus‘"²² gerade zu widersetzen,²³ da er auch auf dessen Übergänge abhebt. Dieser Textcharakter ließe sich mittels eines Neologismus als ‚amphibolisch‘ bezeichnen.²⁴ Zwar hat der kurze Überblick über die heutige Rezeption des Textes die Verortung von Ps 82 im Kontext (im weitesten Sinne) monotheistischer Debatten unterstrichen, zugleich aber hat sich gezeigt, dass es hinsichtlich der Erfassung des konkreten Verständnisses seine Verarbeitung unterschiedlicher Motive zu berücksichtigen gilt. In jedem Falle scheint es sich also nicht um einen rein monotheistischen Psalm zu handeln.²⁵

    1.2Ziel der Studie: Schrifthermeneutik am Beispiel von Psalm 82

    Nachdem damit der Anlass für die Beschäftigung mit Ps 82 dargelegt ist, richtet sich der Blick auf den Skopos der vorliegenden Studie: Primär wird es im Folgenden um eine inhaltlich ausgerichtete Rezeptionsanalyse des Psalmtextes gehen,²⁶ die sich zeitlich gesehen auf ‚antike‘ Wahrnehmungen beschränkt. Welche inhaltlichen Aspekte dabei fokussiert und welche hingegen eher marginal behandelt werden, sind Fragen, die nach inhaltlicher wie methodischer²⁷ Klärung der Textgrundlage (Kap. 2) unter Berücksichtigung sowohl jüdischer²⁸ (Kap. 3) als auch christlicher²⁹ Auslegungen (Kap. 4) in dieser Arbeit eine Beantwortung erfahren sollen. Dabei soll es in Kapitel 2 weniger darum gehen, eine eigene Auslegung des hebräischen Psalmtextes vorzunehmen, als vielmehr die exegetischen Probleme, die der Text aufgibt, wahrzunehmen und zu beschreiben.

    Eine Art der Auseinandersetzung mit alttestamentlichen Schriften bei frühchristlichen Autoren ist die sog. typologische Schriftauslegung, deren hermeneutischer Schlüssel der Glaube an Jesus Christus ist.³⁰ Dieses Prinzip fand bei einem so zentralen Buch wie dem der Psalmen ebenfalls Anwendung. Gleichzeitig ist zu konzedieren, dass sich Schriftverwendung, Schriftgebrauch resp. Umgang mit Schrift³¹ schon in der Alten Kirche keinesfalls in der genannten Art erschöpfte.³² Inwieweit sich in diesem Zusammenhang dann ‚dominierende‘ Verständnismodelle aufzeigen lassen und ob die Auslegung, die der Psalm im Neuen Testament erfährt, Auswirkung auf die Schriftrezeption der hier ausgewählten Autoren hatte,³³ wird ja gerade im Rahmen dieser Arbeit zu untersuchen sein. Inwieweit kommen zudem explizite oder implizite ‚Verwebungen‘ mit der eingangs aufgeworfenen Monotheismusthematik vor? Eine Frage, die auch im Hinblick auf das Neue Testament – der ersten frühchristlichen Quelle, die Ps 82 zitiert³⁴ – zu stellen sein wird. Dabei sollen die angedeuteten monotheistischen Anklänge des Psalms jedoch nicht als ‚Auslegungshorizont‘ für die zu untersuchenden frühchristlichen Rezeptionen fungieren.³⁵ Es soll vielmehr nach ihrer Analyse im Rahmen der Schlussüberlegungen (Kap. 5) insgesamt danach gefragt werden, ob überhaupt (und wenn ja: auf welche Weise) ein monotheistisches Verständnis dieses Textes (bei den untersuchten Autoren) vorliegt oder ob die Rezeption des Psalms auch andere Themen in den Blick rücken konnte. Vor diesem Hintergrund ist das im vorherigen Absatz für Kapitel 2 beschriebene Vorgehen insofern gerechtfertigt, als auf diese Weise hinsichtlich der Deutemöglichkeiten und Deutungsperspektiven eine größtmögliche Vielschichtigkeit für Ps 82 in toto ermöglicht werden kann. Deren ‚Bandbreite‘ erlaubt es dann umso genauer, das Verhältnis von frühchristlicher Rezeption des Psalms und dem Bemüh