Sterbliche Götter – göttliche Menschen: Psalm 82 und seine frühchristlichen Deutungen
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Sterbliche Götter – göttliche Menschen
Titel in dieser Serie (9)
Protevangelium: Zur Frage der kanonischen Geltung des Alten Testaments und seiner christologischen Auslegung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Dekalog: Eine retrospektive Betrachtung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSterbliche Götter – göttliche Menschen: Psalm 82 und seine frühchristlichen Deutungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPaulus - Das Kapital eines Reisenden: Die Apostelgeschichte als sozialhistorische Quelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer immer neue Exodus: Aneignungen und Transformationen des Exodusmotivs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas eingepflanzte Wort der Wahrheit: Struktur und Grundgedanke des Jakobusbriefes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVier Porträts Jesu: Die Anfänge der Evangelien gelesen mit den Augen Plutarchs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben nach dem Tod: Josephus im Kontext antiker Geschichtsschreibung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ursprung Davids: Studien zum Buch Rut im Alten Testament und in der Hebräischen Bibel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Tröstungen: Ein Gebetsweg durch die Offenbarung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Dienste Seiner Majestät Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeisteswirken im täglichen Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanen: Zwischen Heidentum und Christentum Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Jüdische Lebensweisheiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBudjas Buddhisten - Wege und Welten des frühen Buddhismus: Über den Kult um einen großen Weisen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer spirituelle Weg: Eine christlich-interreligiöse Lebensschule Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMomentaufnahmen: 52 nicht ganz alltägliche Alltagsgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChrist sein – was ist das?: Kurzformeln des Glaubens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLetztes Glaubensbekenntnis über natürliche und christliche Religion (1792) Mit Beilagen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Gesalbte & Seine Salbung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Zerbrochenes Gefäß Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFußball, fünf Freunde und Gott: Jugendliche und ihre gemeinsamen Ziele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKöniglich herrschen: Einen Lebensstil der Erweckung kultivieren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAvatare - Die großen Lehrer der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSukuh und Ceto, zwei vergessene geheimnisvolle Heiligtümer Zentraljavas: Eine Auswahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPastoral mit wiederverheirateten Geschiedenen: Gordischer Knoten oder ungeahnte Möglichkeiten? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReligiöses, Spirituelles und Gebete Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gebet des Glaubens: Vollmächtiges Beten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Islam Innere Wirklichkeit und äußere Form Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEuropa braucht Spiritualität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verborgene Botschaft: Jesus von Nazareth und Bruno Gröning Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprung ins Leben: Antworten auf die wichtigsten Fragen des Seins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Götter mit den blauen Haaren: In göttlichen Händen / Wie es war am Anfang Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas geistliche Innenleben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlückskekse vom lieben Gott?: Religionsunterricht zwischen Lebensweltorientierung und Glaubensverantwortung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeheime Botschaften: Was Kinderzeichnungen offenbaren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Verwandte Kategorien
Rezensionen für Sterbliche Götter – göttliche Menschen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Sterbliche Götter – göttliche Menschen - Christian Gers-Uphaus
Anhang
1Einführung
Psalm 82¹ ist einer der „spektakulärsten Texte des Alten Testaments"². Diese Charakterisierung gibt treffend die Bedeutungsfülle wieder, die diesem Psalm bereits in der Hebräischen Bibel zu eigen ist, da hier – prima facie – unter anderem vom Tod von Göttern gesprochen wird und von dem Wunsch, dass ein bestimmter Gott die Erde regieren möge, so dass Gerechtigkeit (wieder)hergestellt werde. Welche Assoziationen ein biblischer Text bei seinem (sofern uns überhaupt bekannten) Primärleser oder -hörer hervorzurufen intendierte bzw. – de facto – weckte,³ ist wohl als ‚Gretchenfrage‘ historisch-kritisch arbeitender Exegese anzusehen. Deren Beantwortung wird jedoch immer mit einem gewissen Unsicherheitsmoment verbunden sein, da, wissenschaftstheoretisch gesprochen, die Bedingungen des eigenen Standpunkts sowie der eigenen Wahrnehmung nicht nur mitzubedenken sind, sondern sie auch niemals ausgeblendet werden können. So kann es nicht verwundern, dass Ps 82 erstens in seiner eigentlichen Bedeutung bislang nur unzureichend erkannt worden ist⁴ und dass er zweitens zu den umstrittensten Texten im Alten Testament gehört.⁵ Eine gewisse exegetische ‚Prominenz‘ dieses Psalms scheint somit außer Frage zu stehen.⁶
1.1Anlass der Studie: Die Debatte um den Monotheismus (I)
Darüber hinaus steht der zu untersuchende Psalm im Rahmen einer Thematik an ‚exponierter‘ Stelle, in deren Zusammenhang er heute sowohl von religions- als auch theologiegeschichtlicher Seite nicht selten bemüht wird: die Diskussion um den Monotheismus Israels, der seinerseits wiederum als Voraussetzung des christlichen Monotheismus zu gelten hat. Dabei gilt es grundsätzlich zu bedenken, dass es sich beim Monotheismus, den es von Formen des Henotheismus und der Monolatrie abzugrenzen gilt, um ein äußerst vielschichtiges Phänomen handelt, das im Kontext gesellschaftlicher Interaktionen keinesfalls mit schlichten Oppositionspaaren (wie Monotheismus ‚vs.‘ Polytheismus) hinreichend beschrieben werden kann – ein Sachverhalt, den es nicht nur für den christlichen⁷ Monotheismus in seiner Ausdifferenzierung gegenüber der paganen Umwelt⁸ zu konzedieren gilt, sondern der sich vielmehr ebenfalls auf den Monotheismus Israels⁹ übertragen lässt, der in Abschnitt 2.1 in der gebotenen Kürze Erwähnung finden soll.
Wirft man im Kontext dieses Monotheismusdiskurses, der den eigentlichen Anlass für die hier vorgenommene Beschäftigung mit Ps 82 darstellt, einen Blick auf die Verwendung dieses Psalms als Text,¹⁰ dann lässt sich konstatieren, dass er in nur sehr wenigen Fällen (vollständig) zitiert und analysiert wird.¹¹ I. d. R. wird auf ihn lediglich verwiesen, wobei der Psalm für unterschiedliche Begründungszusammenhänge innerhalb der Monotheismusthematik beansprucht wird:
a)Im Sinne eines monarchischen Monotheismus wird Ps 82 als Beleg für ein JHWH untergeordnetes Götterpantheon angesehen,¹² über das er Gericht hält.¹³ In diese Richtung lässt sich wohl auch diejenige Position einordnen, die hinsichtlich des Psalms von einer „Vorherrschaft Jahwes über andere Götter oder Gottwesen"¹⁴ spricht.
b)Sie ist wiederum deutlich von demjenigen Vorschlag zu unterscheiden, der u. a. aus Ps 82 „rein polytheistische Aussagen"¹⁵ ableiten möchte und ohnehin „das Alte Testament über weite Strecken hin [als; CGU] ein polytheistisches Buch"¹⁶ auffasst.
c)Demgegenüber heben detailliertere Untersuchungen zu Ps 82 seine „mythologisch-polytheistische Sprache"¹⁷ hervor. Der Psalm verarbeite somit Erfahrungen mit dem Polytheismus in Israel,¹⁸ habe dem polytheistischen System aber definitiv ein Ende gesetzt.¹⁹ Infolgedessen wird der Psalm nicht selten als „Dokument des exklusivistischen Gottesglaubens Israels²⁰ angesehen (gemeint ist damit die ausschließliche Bindung des Volkes Israel an den einen Gott JHWH), der gerade in nachexilischer Zeit „das ‚monotheistische‘ Proprium JHWHs im Kontext der altorientalischen Götterwelt
²¹ hervorhebe.
Insgesamt scheint sich Ps 82 folglich dem ohnehin „zu großkalibrige[n] Konzept ‚Monotheismus versus Polytheismus‘"²² gerade zu widersetzen,²³ da er auch auf dessen Übergänge abhebt. Dieser Textcharakter ließe sich mittels eines Neologismus als ‚amphibolisch‘ bezeichnen.²⁴ Zwar hat der kurze Überblick über die heutige Rezeption des Textes die Verortung von Ps 82 im Kontext (im weitesten Sinne) monotheistischer Debatten unterstrichen, zugleich aber hat sich gezeigt, dass es hinsichtlich der Erfassung des konkreten Verständnisses seine Verarbeitung unterschiedlicher Motive zu berücksichtigen gilt. In jedem Falle scheint es sich also nicht um einen rein monotheistischen Psalm zu handeln.²⁵
1.2Ziel der Studie: Schrifthermeneutik am Beispiel von Psalm 82
Nachdem damit der Anlass für die Beschäftigung mit Ps 82 dargelegt ist, richtet sich der Blick auf den Skopos der vorliegenden Studie: Primär wird es im Folgenden um eine inhaltlich ausgerichtete Rezeptionsanalyse des Psalmtextes gehen,²⁶ die sich zeitlich gesehen auf ‚antike‘ Wahrnehmungen beschränkt. Welche inhaltlichen Aspekte dabei fokussiert und welche hingegen eher marginal behandelt werden, sind Fragen, die nach inhaltlicher wie methodischer²⁷ Klärung der Textgrundlage (Kap. 2) unter Berücksichtigung sowohl jüdischer²⁸ (Kap. 3) als auch christlicher²⁹ Auslegungen (Kap. 4) in dieser Arbeit eine Beantwortung erfahren sollen. Dabei soll es in Kapitel 2 weniger darum gehen, eine eigene Auslegung des hebräischen Psalmtextes vorzunehmen, als vielmehr die exegetischen Probleme, die der Text aufgibt, wahrzunehmen und zu beschreiben.
Eine Art der Auseinandersetzung mit alttestamentlichen Schriften bei frühchristlichen Autoren ist die sog. typologische Schriftauslegung, deren hermeneutischer Schlüssel der Glaube an Jesus Christus ist.³⁰ Dieses Prinzip fand bei einem so zentralen Buch wie dem der Psalmen ebenfalls Anwendung. Gleichzeitig ist zu konzedieren, dass sich Schriftverwendung, Schriftgebrauch resp. Umgang mit Schrift³¹ schon in der Alten Kirche keinesfalls in der genannten Art erschöpfte.³² Inwieweit sich in diesem Zusammenhang dann ‚dominierende‘ Verständnismodelle aufzeigen lassen und ob die Auslegung, die der Psalm im Neuen Testament erfährt, Auswirkung auf die Schriftrezeption der hier ausgewählten Autoren hatte,³³ wird ja gerade im Rahmen dieser Arbeit zu untersuchen sein. Inwieweit kommen zudem explizite oder implizite ‚Verwebungen‘ mit der eingangs aufgeworfenen Monotheismusthematik vor? Eine Frage, die auch im Hinblick auf das Neue Testament – der ersten frühchristlichen Quelle, die Ps 82 zitiert³⁴ – zu stellen sein wird. Dabei sollen die angedeuteten monotheistischen Anklänge des Psalms jedoch nicht als ‚Auslegungshorizont‘ für die zu untersuchenden frühchristlichen Rezeptionen fungieren.³⁵ Es soll vielmehr nach ihrer Analyse im Rahmen der Schlussüberlegungen (Kap. 5) insgesamt danach gefragt werden, ob überhaupt (und wenn ja: auf welche Weise) ein monotheistisches Verständnis dieses Textes (bei den untersuchten Autoren) vorliegt oder ob die Rezeption des Psalms auch andere Themen in den Blick rücken konnte. Vor diesem Hintergrund ist das im vorherigen Absatz für Kapitel 2 beschriebene Vorgehen insofern gerechtfertigt, als auf diese Weise hinsichtlich der Deutemöglichkeiten und Deutungsperspektiven eine größtmögliche Vielschichtigkeit für Ps 82 in toto ermöglicht werden kann. Deren ‚Bandbreite‘ erlaubt es dann umso genauer, das Verhältnis von frühchristlicher Rezeption des Psalms und dem Bemüh