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Elesztrah (Band 4): Dunst und Schimmer
Elesztrah (Band 4): Dunst und Schimmer
Elesztrah (Band 4): Dunst und Schimmer
Ebook424 pages5 hours

Elesztrah (Band 4): Dunst und Schimmer

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About this ebook

Nach dem Bruch mit Sedan scheint Fayoris ganze Welt zusammenzustürzen. Doch anstatt zu verzweifeln, hält sie an dem Einzigen fest, das noch für sie zählt: Lysannas Rettung. Immer tiefer gerät sie in den Strudel ihrer eigenen Gabe und schlägt einen Weg ein, der entweder mit der Befreiung ihrer Mutter enden wird oder mit ihrem eigenen Tod.
Gleichzeitig führt Sedan nicht nur einen Kampf gegen sich selbst, sondern auch gegen das Heer Elesztrahs. Um den Clan, der ihnen Zuflucht gewährt, vor der dunklen Fürstin zu beschützen, reift unter seiner Führung ein riskanter Plan heran, dessen Umsetzung mehr als nur ein Leben fordern wird.
LanguageDeutsch
Release dateMar 22, 2019
ISBN9783038960348

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    Book preview

    Elesztrah (Band 4) - Fanny Bechert

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte

    Prolog

    Kapitel 1 - Fayori

    Kapitel 2 - Fayori

    Kapitel 3 - Fayori

    Kapitel 4 - Sedan

    Kapitel 5 - Sedan

    Kapitel 6 - Sedan

    Kapitel 7 - Fayori

    Kapitel 8 - Fayori

    Kapitel 9 - Sedan

    Kapitel 10 - Sedan

    Kapitel 11 - Fayori

    Kapitel 12 - Fayori

    Kapitel 13 - Fayori

    Kapitel 14 - Fayori

    Kapitel 15 - Sedan

    Kapitel 16 - Fayori

    Kapitel 17 - Fayori

    Kapitel 18 - Fayori

    Kapitel 19 - Fayori

    Kapitel 20 - Sedan

    Kapitel 21 - Sedan

    Kapitel 22 - Sedan

    Kapitel 23 - Sedan

    Kapitel 24 - Sedan

    Kapitel 25 - Sedan

    Kapitel 26 - Sedan

    Kapitel 27 - Fayori

    Kapitel 28 - Fayori

    Kapitel 29 - Fayori

    Kapitel 30 - Sedan

    Kapitel 31 - Sedan

    Kapitel 32 - Fayori

    Kapitel 33 - Fayori

    Epilog

    Nachwort

    Dank

    Glossar

    Fanny Bechert

    Elesztrah

    Band 4: Dunst und Schimmer

    Fantasy Roman

    Elesztrah 4 – Dunst und Schimmer

    Nach dem Bruch mit Sedan scheint Fayoris ganze Welt zusammenzustürzen. Doch anstatt zu verzweifeln, hält sie an dem Einzigen fest, das noch für sie zählt: Lysannas Rettung. Immer tiefer gerät sie in den Strudel ihrer eigenen Gabe und schlägt einen Weg ein, der entweder mit der Befreiung ihrer Mutter enden wird oder mit ihrem eigenen Tod.

    Gleichzeitig führt Sedan nicht nur einen Kampf gegen sich selbst, sondern auch gegen das Heer Elesztrahs. Um den Clan, der ihnen Zuflucht gewährt, vor der dunklen Fürstin zu beschützen, reift unter seiner Führung ein riskanter Plan heran, dessen Umsetzung mehr als nur ein Leben fordern wird.

    Die Autorin

    Fanny Bechert wurde 1986 in Schkeuditz geboren und lebt heute mit ihrem Mann in einem ruhigen Dörfchen im Thüringer Vogtland.

    Als gelernte Physiotherapeutin griff sie erst 2012 mit dem Schreiben ein Hobby ihrer Kindheit wieder auf. Was zuerst ein Ausgleich vom Alltag war, nahm bald größere Formen an und so veröffentlichte sie im Juni 2015 ihren ersten Roman im Genre High-Fantasy, der den Beginn der mehrbändigen Reihe ›Elesztrah‹ darstellt. Seitdem widmet sie sich immer aktiver der Tätigkeit als Autorin.

    Heute schreibt sie nicht nur Romane, die sie ebenfalls selbst vertont, sondern hat das Texten im Bereich des Online-Marketings auch zu ihrem Hauptberuf gemacht.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, März 2019

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2019

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski | alexanderkopainski.de

    Karte: Corinne Spörri | Sternensand Verlag GmbH

    Bilder: shutterstock.com | fotolia.de

    Elesztrah-Wappen: Fanny Bechert

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Martina König, Jennifer Papendick

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-033-1

    ISBN (epub): 978-3-03896-034-8

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für dich

    und alle meine treuen Leser,

    denen Lysannas und Fayoris Geschichte

    genauso am Herzen liegt wie mir

    Elesztrah

    Prolog

    Erschöpft von den Erlebnissen des Tages saß Vorcus in seinem Stuhl in der Versammlungshalle des ›Avium Circulo‹. Seine Arme lagen auf den Seitenlehnen, sein Kopf war nach vorn gesunken.

    Der blinde Alte hatte gespürt, was auf ihn zukam, hatte geahnt, welche Kraft es ihn kosten würde, wenn er sich des Mädchens annehmen würde. Aber ihm war ebenso bewusst gewesen, dass er in ihr seine Bestimmung gefunden hatte.

    Ja, er hatte Lysannas Tochter das Tor zu ihrem Inneren, zu ihrer Gabe offenbart. Selbst für ihn war das kein Kinderspiel und er würde eine Weile brauchen, sich davon zu erholen.

    Ein vertrautes Geräusch ließ ihn aufschauen. Er musste nicht sehen, um zu wissen, dass es der Schlag von Flügeln war, und doch konnte er den Raben, der eben durchs Fenster hereingeflogen war und nun Kreise unter dem Dach zog, in aller Klarheit erkennen. Nicht seine irdische Form, sondern die Aura, die ihn umgab – die alle lebenden Wesen ausstrahlten. Die Spur des Leuchtens, das in ihrem Inneren ruhte. Das war es, was Vorcus wahrnahm und mit dessen Hilfe er sich orientierte.

    Er erhob sich, griff mit einer Hand nach seinem Stock und streckte die andere nach vorn. Keine Sekunde später landete der schwarze Vogel darauf und umschloss den dünnen Arm mit seinen Krallen, gerade so fest, dass er Halt fand.

    »Du warst nicht lange fort, mein alter Freund«, begrüßte Vorcus das Tier, als spräche er mit einem Elf. »Und dennoch bringst du mir neue Informationen …«

    Der Alte schwieg einen Moment und lauschte der Stimme des Raben, die zu vernehmen nur wenige fähig waren. Die Verbindung zwischen ihm und dem Tier verlieh seinem Geist Flügel und zeigte ihm, was der Rabe gesehen hatte.

    Minuten verstrichen, in denen Vorcus unbewegt dastand und aufnahm, was sein schwarzer Freund ihm zu berichten hatte.

    »Der Widerstand gegen die Fürstin schwindet«, murmelte er schließlich. »Der Feuervogel, gefangen in ihrem Kerker, verbrennt in seinen eigenen Flammen, während der Eisprinz, niedergestreckt durch den General, dem kalten Tod näher ist als dem Leben. Und die Mädchen … Die Fürstin weiß um ihre Macht, doch ist ihre Entscheidung über Tod oder Leben noch nicht gefallen.« Er lächelte. »Sie unterschätzt die Willenskraft, die Fayori innewohnt.«

    Dann stockte er. Das Bild vor seinem inneren Auge hatte sich gewandelt. Es zeigte nun weder Lysanna, die im Kerker des Schlosses auf eine Pritsche gebettet war, noch Aerthas, der ebenso regungslos auf dem Boden einer dreckigen Hütte in Frostwall lag.

    Er sah jetzt das Mädchen, die älteste Tochter des Feuervogels, die er für stärker hielt als sie sich selbst und in deren Hände er jederzeit die Zukunft Elesztrahs gelegt hätte. Und er merkte, dass er einen Fehler gemacht hatte.

    Ja, sie war fähig, jede Prüfung zu bestehen, die das Schicksal ihr auferlegt hatte. Ihr Wille war stark, aber ihr Herz … Ihr Herz war wankelmütig und anfällig für Kummer und Leid. Und es war abhängig, abhängig von der Liebe dieses Seelenlosen. Sedan …

    Er und ihr Herz waren ihre Schwachstelle und wenn es Lawinia gelang, sie darüber zu erreichen … Nur die Ahnen wussten, wie standhaft Fayori dann der Dunkelheit gegenüber bleiben konnte.

    »Sie wird unsere Hilfe brauchen«, raunte Vorcus dem Raben zu. »Meine, deine, die des Clans …«

    Wieder änderte sich die Vision, zeigte ihm nun weder die Vergangenheit noch die Gegenwart, sondern gab ihm einen Ausblick auf das, was kommen konnte.

    »Danke«, meinte er mit einem ironischen Schmunzeln. »Mein Weg ist mir klar. Ich weiß, dass dieser bald sein Ende findet.« Liebevoll strich er dem Tier über das Federkleid. »Du wirst bei ihr bleiben, alter Freund, bis zum bitteren Ende. Du wirst über sie wachen und ihr den Weg ins Licht weisen, sollte sie davon abkommen. Du wirst unserem Küken helfen, zu dem Vogel zu werden, der es sein soll.«

    Schwungvoll riss er den Arm nach oben. Der Rabe verstand das Zeichen, breitete seine Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte.

    »Flieg zu ihr, schütze sie vor sich selbst und bring sie zu mir. Ich muss mich um ihr Herz kümmern …«

    Ein lautes Krächzen ertönte. Dann flog der Rabe aus dem Fenster und verschwand aus Vorcus’ Blickfeld.

    Er ging zurück zu seinem Stuhl, ließ sich schwer darauf nieder und seufzte. »Dieser Kampf, dieses Mädchen, wird mich alle Kraft kosten, die ich noch besitze. Aber ich bin bereit, diese zu geben. Für sie, für Elesztrah, für den Frieden …«

    Kapitel 1 - Fayori

    Stunden zuvor …

    Mit einem erschrockenen Keuchen schob Fayori Vorcus beiseite. Sie hatte Loran sofort erkannt, den jungen Hauptmann mit der schwarzen Wuschelmähne, der nicht nur ein enger Freund von Aerthas, sondern auch für sie einer der wichtigsten Elfen in ihrem Leben war. Reaver hatte ihn gemeinsam mit dem jungen Seelenlosen Kenric in die Versammlungshalle gebracht, in der Vorcus und Fayori eben noch ihre mentalen Übungen durchgeführt hatten.

    Aber was tat der Elfenhauptmann hier? Warum mussten sie ihn tragen und wieso zum Henker lag er nun am Boden, als wäre er tot?

    »Wir haben einen Verletzten«, hatte Jizza, eine der Zwillingselfen, beim Eintreten gerufen. Und Reaver, der im engen Kreis des ›Avium Circulo‹ nur die Elster genannt wurde und dort eine hohe Position innehatte, hatte ergänzt: »Er war schon im Haus der Hexe kaum noch am Leben.«

    Fayori rannte die wenigen Schritte zu der Stelle, wo sie Loran abgelegt hatten, und ließ sich unsanft neben ihm auf die Knie fallen. Als sie beide Hände an sein Gesicht legte, waren seine Lider geschlossen und seine Haut kalt, wie Fayori es zuletzt bei Aerthas erlebt hatte. Nur dass Loran keineswegs durch die Macht des Eises beschützt wurde. Vielmehr war es die Bestätigung für das, was Reaver gesagt hatte. Der Elf bewegte sich an der Schwelle des Todes. Dass er noch nicht ganz hinübergetreten war, erkannte Fayori nur an dem Zucken seiner Augäpfel unter den gesenkten Lidern.

    »Nein«, keuchte sie vollkommen entsetzt. »Loran, bitte! Komm zu dir!« Mit deutlichem Druck strich sie mit den Fingern über sein Gesicht, schüttelte es ein wenig und war schon versucht, ihm eine Ohrfeige zu verpassen, wenn er dadurch nur aufwachte. Doch sie war sich bewusst, dass dies nichts nützen würde. Auch wenn sein Körper ihr so nah war, seine Seele war weiter von ihr entfernt denn je.

    Was war nur geschehen? Gestern noch hatte sie mit ihm gesprochen, in seinen Armen gelegen, ihn um Hilfe gebeten …

    Bei diesem Gedanken zog sie ihre Hände ruckartig von ihm zurück. War es ihre Schuld, dass er jetzt in diesem Zustand war? Hatten die Stadtwächter, die Kronenkrieger oder, schlimmer noch, die Fürstin selbst erfahren, dass er ihr geholfen hatte, und ihn deswegen exekutiert?

    Sie rückte ein Stück von ihm ab und ließ ihren Blick panisch über Lorans Körper gleiten, um seine Verletzungen zu begutachten. Lange brauchte sie nicht, denn als ihre Augen seine Brust erreichten, entdeckte sie den Dolch, der darin steckte.

    Es war, als würde die Welt sich mit einem Schlag umkehren. Weiß wurde zu Schwarz, Licht zu Dunkelheit, Liebe zu Hass.

    Sie kannte die Waffe, die Loran den Todesstoß versetzt hatte. Sie hatte sie schon Tausende Male gesehen – erst in der Hand von Mitzum, dann in der von Lysanna und zuletzt heute Morgen in der Scheide an Sedans Gürtel.

    Sie griff nach dem Schaft, der wie ein Mahnmal in Lorans Brust steckte, zog den Dolch jedoch nicht heraus. Sie wusste nichts über die Versorgung von Wunden und konnte nicht abschätzen, ob sie Loran damit Gutes tun oder sein Schicksal endgültig besiegeln würde, wenn sie die Klinge entfernte.

    »Wo ist er?«, fragte sie und merkte selbst, wie fremd ihre Stimme klang. Rau, zittrig und so kalt wie das Metall der Waffe in ihrer Hand.

    »Es war ein Unfall«, versuchte Kenric zu erklären, der hinter sie getreten war. »Loran ist plötzlich bei Holly aufgetaucht und Sedan hat ihn für einen Feind gehalten. Er wollte ihm nichts tun, ehrlich!«

    Wie betäubt starrte Fayori noch kurz die Einstichstelle an, dann wandte sie den Kopf wieder Lorans Gesicht zu. Sie hatte immer gehört, dass Tote wie Schlafende aussehen würden, da sie das Leid des Lebens hinter sich gelassen hatten und in die erlösende Welt der Ahnen hinübertreten durften. Der Elf hingegen wirkte, als könne er den Schmerz des Sterbens noch immer spüren und führe einen Kampf gegen etwas, das nur er sehen konnte. Er war noch immer am Leben, wenngleich es nur ein Hauch sein mochte.

    Fayori spürte, wie ihr eine Träne über die Wange glitt, der eine weitere folgte und noch eine. Sie wollte nicht weinen, denn das würde Loran kaum helfen. Andererseits gab es nichts, was sie noch für ihn tun konnte, außer um ihn zu trauern.

    Doch, da gab es etwas, wie der Dolch in ihrer Hand ihr zuflüsterte. Wenn sie schon nicht imstande war, Loran zu helfen, blieb ihr immer noch, seinen Tod zu rächen.

    Ein Unfall, natürlich … Als ob Sedan ein solcher Tölpel wäre und ohne Sinn und Verstand um sich schlug! Er war der besonnenste Nahkämpfer, den sie kannte. Nein, wenn er jemanden angriff, dann aus gutem Grund – der sich in diesem Fall wohl Eifersucht nannte.

    »Ich bringe ihn um«, knurrte sie, spürte aber bei diesen Worten, wie sich etwas in ihr zusammenzog. Ihr Herz blutete vor Trauer und brannte vor Zorn, doch da war noch etwas, das sich ihrem Vorhaben entgegenstellen würde. Ihre Gefühle für Sedan, die denen für Loran so ähnlich waren. Keinen von beiden wollte sie verlieren und doch selbst dafür sorgen, dass beide auf einmal von ihr gingen?

    Ja.

    Nein.

    Doch.

    Ruckartig sprang sie auf. »Wo ist dieser Verräter, dieser Mörder?«, brüllte sie und sah die anderen, die bei der Mission in Hollys Haus ebenfalls dabei gewesen waren, der Reihe nach an. Trotz des Tränenschleiers, der ihr die Sicht vernebelte, erkannte sie die schuldbewussten Mienen von Jill und Jizza, sah Reavers höhnisches Grinsen und zuletzt Kenrics weit aufgerissene Augen, der wohl mit einer solchen Reaktion nicht gerechnet hatte.

    »Wo ist er?«, schrie Fayori noch einmal und sprach nun direkt Kenric an. »Sag es mir, wenn ich nicht auf dich statt auf ihn losgehen soll!«

    »Er … Er wollte Rawena suchen, damit sie Loran rettet«, stammelte Kenric in einem weiteren Versuch, Fayori zu beschwichtigen. »Er wollte … Er will um jeden Preis verhindern, dass der Elf stirbt.«

    »Zumindest werde ich verhindern, dass er noch mal jemanden derart verletzt«, stieß sie ihm schluchzend entgegen. Weitere Tränen flossen wie ein Bach über ihre Wangen, eine Mischung aus Wut und Verzweiflung, die sie nicht fähig war, in ihrem Inneren zu behalten.

    Energisch drehte sie sich zu Reaver, der sofort ergeben die Hände hob, ihr aber dennoch ein spöttisches Lächeln schenkte. Er ahnte wohl, warum Fayori sich ihm zuwandte, und ließ sie gewähren, als sie an seine Hüfte griff und sein Schwert zog. Bevor sie aber nur einen Schritt in Richtung Ausgang machen konnte, packte jemand sie an den Schultern.

    »Sedan hat deinen Zorn nicht verdient«, beschwor Jill sie nun und schlang ihre Arme um Fayoris Oberkörper, als sie sich losreißen wollte.

    »Er ist ein unbedachter Hitzkopf, eine Gefahr, ein Mörder!«, brüllte Fayori, hörte aber selbst die Verzweiflung in ihrer Stimme. Einen kurzen Moment kämpfte sie noch gegen den Griff der Elfe an, dann erstarb ihre Gegenwehr. »Er hat Loran umgebracht«, schluchzte sie nun hemmungslos.

    »Noch ist er nicht tot«, rief Jill ihr ins Gedächtnis. »Vielleicht solltest du diesem Hauptmann lieber Händchen halten, anstatt dich in blinder Wut auf den zu stürzen, der gerade deine Freundin sucht, um …«

    »Ich bin hier«, erklang es von der Tür, durch welche Rawena, Fayoris engste Freundin, gerade unbemerkt eingetreten war. Im Bruchteil einer Sekunde erfasste die junge Seelenlose, welche die Begabung einer Heilerin besaß, die Situation. »Bei den Ahnen«, stieß sie hervor und kam mit schnellen Schritten zu ihnen. »Was ist passiert?«

    Sie ließ sich neben Loran nieder, während Jill begann, in kurzen Worten zu erklären, was im Haus der Priesterin geschehen war.

    »Wir haben gegen einige Kronenkrieger kämpfen müssen. Als alles vorbei war, ist dieser Soldat aufgetaucht. In der Annahme, es würde sich bei ihm um Verstärkung handeln, wollte Sedan ihn sofort eliminieren, bevor er andere auf uns aufmerksam macht. Warum er ihm dann helfen wollte, haben wir erst verstanden, als Kenric uns unterwegs erklärte, um wen es sich bei diesem Hauptmann handelt.«

    »Der Dolch hat genau das Herz getroffen«, beschrieb Jizza den Hergang, als Rawena sich die Verletzung besah. »Sedan hat ihn herausgezogen und dann versucht, die Blutung zu stillen. Das gelang ihm aber erst, als er den Dolch erneut hineingestoßen hat, mit etwas Stoff an dessen Spitze.«

    Ein Klirren ließ alle zu Fayori sehen, die noch immer von Jill festgehalten wurde. Reavers Schwert war ihr aus den Händen geglitten, während unterdrücktes Schluchzen ihren Körper zum Beben brachte.

    »Sein Leuchten ist noch da, wenn auch nur schwach. Ich kann versuchen, es zu erreichen, und so verhindern, dass er stirbt«, erklärte Rawena ihrer Freundin. »Leicht wird das nicht. Es ist so schwach, dass ich es nur schwer zu fassen bekommen werde.«

    Ein wahrer Sturm tobte in Fayoris Brust. Der Anflug von Hass, den sie für Sedan, für seine Tat empfand, rang ohnehin mit ihren sonstigen Gefühlen für den Seelenlosen. Und nun mischte sich auch noch die Hoffnung darunter, dass der Elfenhauptmann doch nicht ganz verloren war.

    »Kann ich … etwas für Loran tun?«, fragte sie Rawena schließlich und gab damit die Entscheidung, bei Loran zu bleiben oder sich Sedan vorzuknöpfen, in die Hände ihrer Freundin.

    Diese nickte. »Ich weiß, wie nah ihr euch steht. Wenn er deine Wärme spürt, könnte es sein Leuchten so weit verstärken, dass ich meines damit verbinden kann.«

    Jill, die sehr wohl spürte, dass Fayori nun nicht mehr gewillt war, sich in blinder Wut auf die Suche nach Sedan zu machen, lockerte ihren Griff, sodass Fayori sich daraus lösen und wieder zu Loran gehen konnte. Sie hockte sich hinter ihn und bettete seinen Kopf auf ihrem Schoß.

    »Du musst versuchen, dich zu beruhigen«, bat Rawena. »Er spürt deine Aufregung, deinen Schmerz fast mehr als seinen eigenen. Das ängstigt ihn und treibt ihn nur weiter fort.«

    Fayori atmete tief ein und aus, wobei ihr ganzer Körper zitterte. Erst beim dritten Mal hörte ihr Brustkorb auf zu beben. Sie strich sanft mit dem Finger über Lorans Stirn, während ihre Tränen, die unablässig weiterflossen, auf seine Wangen tropften. »Ich bleibe bei dir«, sagte sie leise. »Bis zum Ende.«

    »Gut so«, ermutigte Rawena sie sanft. Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem Dolch. »Egal, was gleich geschieht, du musst ihm zeigen, dass alles in Ordnung ist. Kannst du das?«

    Fayori presste die Lippen aufeinander und nickte kurz. Sie zwinkerte ein paar Mal, in der Hoffnung, die Tränen damit endlich zum Versiegen zu bringen. Doch es war zwecklos. Also konzentrierte sie sich ganz auf Lorans Gesicht, in dem mittlerweile keine einzige Regung mehr zu erkennen war.

    Als Rawena den Dolch aus der Brust des Elfen zog, begann sein Blut sofort daraus hervorzuquellen. Daran änderte sich auch nichts, als die Seelenlose mit ihrem gesamten Körpergewicht ihre Hände darauf presste.

    Fayori merkte, wie sich ihre Kehle erneut zuschnürte. Ein Ton entfuhr ihr, ähnlich dem ängstlichen Fiepen eines verwundeten Tieres. Schnell senkte sie den Kopf, um nicht mit ansehen zu müssen, wie auch noch das letzte bisschen Lebenssaft aus Loran entwich. Sie legte ihre Wange an die seine, die so eiskalt war, und sprach beruhigend auf ihn ein, ohne zu wissen, ob er auch nur eines ihrer Worte verstehen konnte.

    Minuten vergingen. Sie hörte, wie Rawena keuchte und ächzte vor Anstrengung, die sie das Heilen kostete. Irgendwann zuckte Loran auf, erst nur mit einem Muskel, dann aber so stark, dass er Rawena von sich stieß.

    »Festhalten!«, wies diese die Umstehenden an und sofort packten mehrere Hände Lorans Körper, der sich anscheinend dagegen wehrte, weiterhin in dieser Welt zu weilen.

    Fayori sah nicht ein einziges Mal auf. Sie hatte die Augen fest geschlossen, kämpfte gegen ihre Tränen und klammerte sich an die Hoffnung, Lorans Auflehnung wäre ein gutes Zeichen.

    Schlagartig ebbten die Bewegungen des Elfen ab, bis sein Körper wieder gänzlich erschlaffte. Gleichzeitig jedoch spürte Fayori, wie seine Haut sich langsam erwärmte und ein tiefer Atemzug seine Lippen verließ, gefolgt von einem weiteren, noch einem und noch einem.

    Zögerlich richtete sie sich auf. Zuerst besah sie Lorans Gesicht, auf dessen Wangen sich eine leichte Röte zeigte – ein gutes Zeichen! Dann blickte sie zu Rawena. Die Hände der Seelenlosen lagen noch immer auf Lorans Brust und Fayori sah das sanfte Leuchten, das von ihnen ausging. Der Heilprozess war noch nicht abgeschlossen, wie sie erkannte, und doch war sie sicher, dass ihre Freundin es geschafft hatte.

    Rawenas Atem ging schnell und stoßweise. Ihre Haltung aber hatte sich ein wenig entspannt. Einen kurzen Augenblick ließ sie ihre Hände noch über der Wunde. Erst als Loran leise stöhnte, unterbrach sie die Verbindung und lehnte sich zurück.

    Sofort war Kenric hinter ihr und bot ihr Halt, sonst wäre sie wohl nach hinten umgefallen. »Du bist großartig«, flüsterte er ihr voller Ehrfurcht zu.

    Fayori blickte noch einmal auf Loran hinab. Seine Kiefermuskeln waren angespannt und verrieten, dass er noch immer Schmerzen hatte. Aber es zeigte auch, dass er fühlte, was mit ihm geschah, und das war gut.

    »Ich danke dir«, sagte sie an Rawena gewandt. Mehr brachte sie nicht hervor, eh ein erneutes Schluchzen ihr die Stimme raubte.

    Vorcus hatte veranlasst, dass Loran in ebenjene Kammer gebracht wurde, in welcher der ›Avium Circulo‹ seine eigenen Mitglieder pflegte, waren sie krank oder verletzt. Es gab hier drei bequeme Betten. Außerdem ein Lager verschiedenster Heilkräuter und Verbände, eine Feuerstelle mit Kochtopf und ein Rohr, aus dem jederzeit frisches Wasser entnommen werden konnte.

    Der Elfenhauptmann lag auf dem hintersten Bett im Raum, welches zusätzlich mit einer Art Vorhang abgeschirmt werden konnte. Er schlief, zumindest hatte Rawena seinen Zustand so bezeichnet.

    Fayori hingegen, die an seiner Seite auf einem Schemel saß, war sich dessen nicht sicher. Sie vertraute ihrer Freundin und das schwere Atmen, das Lorans Brustkorb verließ, bestätigte deren Worte. Doch ihr kam es eher so vor, als würde er noch immer mit dem nahenden Tod ringen.

    Bevor Rawena gegangen war, hatte sie ihr erklärt, dass es wohl einige Tage dauern mochte, bis er sich vollständig erholt hatte. Sie hatte seine Wunden zwar verschlossen und verhindert, dass sein Leuchten erlosch. Die Regeneration des verlorenen Blutes würde dem Elf jedoch noch einiges abverlangen.

    Auch die Seelenlose hatte es viel Kraft gekostet, das war ihr anzusehen gewesen. Nur deswegen hatte Fayori sie nicht gebeten, Loran weiter zu betreuen. Nachdem sie sich ausgeruht hatte, würde sie wiederkommen, waren ihre Worte gewesen, als sie gegangen war.

    Fayori erhob sich von dem Schemel und ging zu der Kochstelle. Mit einer verbeulten Kelle schöpfte sie etwas Kräutersud aus dem Topf in eine Tonschüssel, den sie selbst angesetzt hatte und der Loran ein wenig Energie bringen sollte. Es würde noch dauern, eh er selbstständig essen konnte. Solange würde sie dafür sorgen, dass sein Körper ausreichend Flüssigkeit bekam.

    Da die Suppe noch heiß war, stellte sie die Schüssel auf dem kleinen Tischchen neben Lorans Bett ab, setzte sich wieder und ergriff seine Hand, die sie auch zuvor schon gehalten hatte.

    Ihre Gedanken hingegen glitten zu dem Mann, der Schuld an Lorans Zustand trug. Sedans Dolch in dessen Brust zu sehen, hatte sich beinahe so angefühlt, als hätte der Seelenlose sie selbst angegriffen.

    Während sie vor der Kammer darauf gewartet hatte, dass Rawena mit der Säuberung und endgültigen Versorgung von Lorans Verletzung fertig wurde, hatte Jill ihr noch einmal haarklein die Situation in Hollys Haus geschildert. Sedan war zunächst allein hineingegangen und in einen Hinterhalt geraten, dem er wohl kaum lebend hätte entkommen können, wären sie ihm nicht zu Hilfe geeilt. Er hatte einiges einstecken müssen und war ziemlich kopflos gewesen, als sie zu ihm stießen. Das war wohl auch der Grund dafür, dass er, ohne zu zögern, auf alles, was Soldatenkleidung trug, losgegangen war. So auch auf Loran, der vollkommen überraschend aufgetaucht war. Als Sedan bewusst wurde, wen er da angegriffen hatte, war er in regelrechte Panik verfallen und mit nichts zu bewegen gewesen, den Sterbenden zurückzulassen. So zumindest hatte Jill es geschildert.

    Für Fayori klang das irgendwie abwegig. Sedan reagierte nie kopflos, er analysierte jede Situation, bevor er handelte. Und dennoch wusste sie, dass Jill die Wahrheit sagte. Ihr Herz wusste es.

    Nun machte sie sich nicht nur Sorgen um Loran, sondern mehr noch um Sedan. Er war nicht bei der Gruppe gewesen, die mit Loran zurückgekehrt war. Wenn es aber stimmte, dass auch er nicht unverletzt davongekommen war, so wie Jill es beschrieben hatte, benötigte er vielleicht ebenfalls den Beistand einer Heilerin.

    Fayori drückte noch einmal sanft Lorans Hand, legte sie dann neben ihm auf dem Bett ab und stand auf. Leise, doch unruhig, begann sie, in der kleinen Kammer auf und ab zu gehen.

    Was war das nur für ein Tag! Vor Stunden war sie neben Sedan aufgewacht und hatte sich das erste Mal seit Tagen annähernd glücklich und sicher gefühlt. Dann hatte Vorcus ihr offenbart, wie ihre wahre Abstammung war, und sie einem Feind ausgeliefert, den sie niemals fähig sein würde, zu besiegen: sich selbst. Und als ob das noch nicht reichte, hatte das Schicksal ihr einen sterbenden Freund vor die Füße geworfen.

    Loran sterben zu sehen, hatte unsagbar wehgetan, sodass sie in ihrem Schmerz bereit gewesen wäre, den Mann zu töten, der ihr am Morgen noch die Welt bedeutet hatte.

    Sie schämte sich für das, was sie gedacht und empfunden hatte, und fragte sich, ob sie es wirklich über sich gebracht hätte, Vergeltung zu üben, wenn sie Sedan leibhaftig gegenübergestanden hätte.

    Bevor sie sich diese Frage selbst beantworten konnte, öffnete sich die Tür und Kenric und Rawena kamen herein. Der junge Mann hatte einen Arm um die Taille der Seelenlosen gelegt, die noch schlechter aussah als vorhin.

    »Du sollst dich doch ausruhen«, tadelte Fayori ihre Freundin. Sie ging zu ihr, nahm ihre Hand und führte sie zu einem der leeren Betten, auf dem sie sich dankbar niederließ. »Leg dich ein wenig hin«, wies sie Rawena an. »Die Strohmatratzen sind sicher angenehmer als die harten Lager in unseren Kammern.«

    »Das werde ich auch«, bestätigte Rawena, wobei ihre Stimme matt und nach völliger Erschöpfung klang. »Und Kenric wird sich weiter um Loran kümmern, während du zu Sedan gehst.«

    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Fayori irritiert. Sie hätte sich schon gern vergewissert, wie es dem Seelenlosen ging. Doch sie hatte Angst davor, ihm gegenüberzutreten. Angst vor dem, was sie vielleicht dabei empfinden würde. Noch konnte sie nicht abschätzen, was dieser Vorfall zwischen ihnen verändert hatte.

    Rawena ergriff Fayoris Hand und zog so ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Ich komme gerade von ihm. Ihn zu heilen war mindestens genauso schwer wie Loran.«

    Entsetzt riss Fayori die Augen auf. »War es so schlimm?«

    Rawena machte ein ernstes Gesicht. »Eigentlich hatte er nur eine kleine Schusswunde. Doch der dumme Kerl hat sich nicht darum gekümmert und am Ende wohl mehr Blut verloren als der Elf, den er gerettet hat.«

    »Du hast Loran gerettet«, korrigierte Fayori und wollte die Seelenlose umarmen, um ihr noch einmal zu zeigen, wie viel ihr das bedeutete.

    Doch Rawena schob sie sanft von sich. »Dass mir das gelungen ist, haben wir nur Sedan zu verdanken. Er war es, der verhindert hat, dass Lorans Leuchten erlischt, sodass ich es für dessen Heilung nutzen konnte. Sedan hat verhindert, dass er in die Welt der Ahnen übergeht, wobei er beinahe selbst gegangen wäre.«

    »Er hat … Er wäre … Wie?«, stammelte Fayori.

    »Als ich vorhin allein mit Loran war, ist er kurz aufgewacht und hat mir von einer Art Vision erzählt, die er im Sterbebett hatte«, erklärte Rawena. »Er war in der Zwischensphäre und kurz davor, in die Ewigkeit überzugehen, als Sedan aufgetaucht ist und ihn so lange davon abgehalten hat, bis ich seine Wunde versorgt und ihm damit die Rückkehr ermöglicht hatte.«

    »Die Zwischensphäre?«, unterbrach die Elfe sie. »Ist das nicht der Ort, den Sedan besucht, wenn er diese Somnitation durchführt?«

    Rawena nickte bestätigend. »Es ist eine Art Übergang vom Diesseits ins Jenseits, von der Welt der Sterblichen in die Welt der Ahnen. Normalerweise fällt Sedan der Wechsel dorthin sehr leicht. Dennoch wollte ich sehen, wie er die Sache mit Loran verkraftet hat, bevor ich mich ein wenig ausruhe. Was gut war, denn ich weiß nicht, ob er aus eigener Kraft fähig gewesen wäre, wieder in unsere Welt zurückzukehren.« Sie sah Fayori eindringlich an. »Er war bereit, sein Leben zu geben, nur um Loran zu retten. Das hat er für dich getan. Ich hoffe, du weißt das. Er hat es aus Liebe getan.«

    Der Kloß in Fayoris Hals wurde immer dicker. War sie schon vorher irritiert gewesen, war sie nun schlichtweg emotional überfordert. Sedan hatte sein Leben für Loran riskiert, für einen Elf, den er nicht ansatzweise leiden konnte. Und das für sie?

    Geräuschvoll räusperte sie sich. »Ich muss Loran etwas Suppe geben«, sagte sie, wandte sich von Rawena ab und ging zurück zu dem Elf.

    »Du solltest endlich aufhören, zu tun, was du musst, und das tun, was du willst«, hörte sie die Seelenlose in ihrem Rücken.

    Gerade hatte sie nach der Schüssel auf dem Nachttisch greifen wollen, hielt nun aber in der Bewegung inne.

    »Fay, wir wissen doch beide, was du für Sedan empfindest.«

    »Nun, ich weiß es nicht«, gestand Fayori und drehte sich wieder zu ihr um. »Seit dem Überfall auf Frostwall, seit er wieder aufgetaucht ist, weiß ich gar nichts mehr!«

    Das milde Lächeln in Rawenas Gesicht sorgte keineswegs dafür, dass sie sich besser fühlte, sondern trieb ihr nur erneut Tränen ins Gesicht – zum wievielten Mal an diesem Tag, konnte sie schon gar nicht mehr sagen.

    »Sei doch ehrlich zu dir selbst: Wie oft hast du mir in den letzten Monaten in den Ohren gelegen, dass du dich zwischen Semei und Loran nicht entscheiden könntest, mit der Begründung, deine Gefühle wären nicht eindeutig? Denkst du, ich als deine beste Freundin wüsste nicht, wer sie gestört hat?«

    »Das … Das bedeutet aber nicht …«, suchte Fayori nach Worten, zu erklären, was in ihr vorging, schaffte es aber nicht.

    »Seit Sedan wieder da ist«, wiederholte Rawena ihre Worte, »ist eine Sache ganz eindeutig: dass dein Platz bei ihm ist. Und das sagt dir nicht dein Verstand, der sich nur um Lysannas Rettung dreht. Das sagt dir dein Herz.«

    Fayoris Hand glitt an ihre Brust, dorthin, wo sich dieses dumme schlagende Ding verbarg, das gerade wie wild pochte. Rawena hatte erkannt, was Fayori sich nicht hatte eingestehen wollen. Was sie für Sedan empfand, war mehr als die schüchterne Verliebtheit Loran gegenüber oder die abenteuerliche Anziehung, die Semei auf sie hatte. Und bei Weitem mehr als die Freundschaft, für die sie es immer gehalten hatte. Es war Liebe.

    Kenric, der bisher betreten geschwiegen hatte, trat nun neben sie und griff ihrerstatt nach der Schüssel mit Kräutersud. »Ich werde mich ein wenig um Loran kümmern. Ich bleibe ohnehin hier, während Rawena schläft. Vielleicht könntest du Sedan dafür etwas zu essen bringen, was eigentlich meine Aufgabe war?«

    Rawena erhob sich schwerfällig, die Müdigkeit steckte ihr tief in den Knochen. Sie nahm Fayori bei der Hand und führte sie Richtung Tür.

    »Ich

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