Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel
Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel
Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel
Ebook248 pages3 hours

Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Dorian Hunter mag Legion besiegt haben, doch nun ist das Gefängnis des uralten Dämons ein Gefängnis für ihn geworden. Asmodi hatte angekündigt, nur denjenigen wieder hinauszulassen, der Legion dazu bringen kann, ihm seine Treue zu schwören.
Dorian und Olivaro müssen also einen anderen Weg zurück in die Freiheit finden. Auf dem Weg dorthin lauert allerdings noch ein anderes Problem: Seit der Eidesstab Dorian ausgewählt hat, wirkt der Dämonenkiller auf merkwürdige Weise verändert ...
LanguageDeutsch
Release dateJun 7, 2019
ISBN9783955720964
Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel

Read more from Christian Schwarz

Related to Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel

Titles in the series (100)

View More

Related ebooks

Horror Fiction For You

View More

Related articles

Related categories

Reviews for Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Dorian Hunter 96 - Das Ding im Spiegel - Christian Schwarz

    Das Ding im Spiegel

    Band 96

    Das Ding im Spiegel

    von Christian Schwarz und Uwe Voehl

    nach einem Exposé von Susanne Wilhelm

    © Zaubermond Verlag 2019

    © Dorian Hunter – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: Die eBook-Manufaktur

    www.Zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Inhaltsverzeichnis

    Das Ding im Spiegel

    Was bisher geschah

    Erstes Buch: Spiel mit dem Tod

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Zweites Buch: Das Ding im Spiegel

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Vorschau

    Was bisher geschah

    Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.

    Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Ihn kann Dorian schließlich töten.

    Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Rolle des Asmodi an. Niemand weiß, dass sie in Wirklichkeit hinter dem wiedererstandenen Fürsten steckt. Und letztendlich wird ihre Maskerade Wirklichkeit. Dass Lucinda sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um seine Macht zu erlangen, wird ihr zum Verhängnis. Der in ihr schlummernde Asmodi übernimmt die Kontrolle über ihren Körper und ersteht so tatsächlich wieder auf.

    Den Posten des Schiedsrichters nimmt die babylonische Vampirin Salamanda Setis an, die noch ein sehr persönliches Hühnchen mit Dorian zu rupfen hat. Gleichzeitig gelingt es Dorian mithilfe seiner Tochter Irene, ganz Großbritannien von Dämonen zu befreien. Allerdings sind Salamanda und Asmodi bereits dabei, einen Gegenschlag zu planen. Um ihn zu verhindern und Salamanda als Schiedsrichterin zu stürzen, unterstützt Dorian seinen alten Mal-Freund-mal-Feind Olivaro als Schiedsrichter-Gegenkandidaten. Die endgültige Entscheidung über das Schiedsrichteramt soll bei einem Wettstreit entschieden werden. Dieser endet mit Salamandas Tod, aber auch damit, dass Dorian und Olivaro gemeinsam in einer uralten Tropfsteinhöhle gefangen sind.

    Erstes Buch: Spiel mit dem Tod

    Spiel mit dem Tod

    von Christian Schwarz

    nach einem Exposé von Susanne Wilhelm

    Kapitel 1

    Nähe Montignac, Frankreich

    Schrille Schreie und wüstes Gejohle ließen Fred Archer hochschrecken. Für einen Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Dann kam die Orientierung zurück. Archer fühlte sich einsam und hatte große Angst. Jeder andere Platz auf der Erde wäre ihm momentan lieber gewesen als dieser hier. Denn der Privatdetektiv steckte nach wie vor in der Felsspalte innerhalb der Höhle, in der er schon seit vielen Stunden ausharrte. Sie befand sich nahe dem Eingang und bot ihm gute Sicht auf den Platz vor der Höhle. Die Dunkelheit war längst hereingebrochen, der Platz nun in ein fahlrötliches Licht getaucht, das Archer fast körperliche Schmerzen bereitete. Für einen Moment schloss er gequält die Augen. Dabei wünschte er sich, die Szenerie vor der Höhle einfach wegblinzeln zu können, wie es dieser weibliche Flaschengeist – Wie hieß sie nochmal? Bezaubernde Jenny oder so ähnlich – einst im Film gemacht hatte. Aber das konnte wohl nicht mal der Mächtigste von denen da draußen. Noch immer harrte die Dämonenbrut dort aus. Der Schwarze Sabbat, den die rund 200 Schwarzblütigen feierten, schien gerade einen neuen Höhepunkt zu erreichen.

    Archer schaute auf sein Smartphone. Der Akku war fast leer. Weitere Hilferufe über WhatsApp ans Dämonenkillerteam ersparte er sich. Die Verbindung hier war schlecht, aber seine Nachricht war durchgekommen, da war er sich fast sicher. Es würde nur dauern, bis ihn irgendwer erreichte.

    Kreuz und quer hatten sich die Dämonen auf den kahlen Felsen zwischen den verkrüppelten Bäumen und Sträuchern verteilt. Nur die wenigsten besaßen jetzt noch ihr menschliches Aussehen. Die Brünette mit den Goldaugen, die vor einigen Stunden den Hotelbediensteten Antoine grausam zerfleischt hatte, klemmte nackt, mit weit gespreizten Schenkeln, in einer Astgabel und ließ sich von fünf Dämonen gleichzeitig befriedigen. Das lüsterne Stöhnen, Hecheln, Lachen und Kreischen der Gruppe mischte sich mit den weiterhin anhaltenden schrillen Schreien zu einer Kakophonie des Grauens. Archer hätte sich am liebsten übergeben, auch deswegen, weil der bestialische Gestank, der von draußen in die Höhle wehte, immer schlimmer wurde. Er wollte das alles nicht sehen und konnte trotzdem nicht die Augen davon wenden. Woher die Angstschreie kamen, sah er noch nicht, weil ihm das Dämonenpack die Sicht versperrte.

    Ein Stück vor ihm gerieten zwei Dämonen, die sich um die Überreste Antoines balgten, plötzlich in Streit. Ein Dämon mit Schweinekopf auf schwabbeligem männlichem Körper und überdimensionalem Gemächt fauchte eine hochgewachsene, engelartig aussehende Gestalt mit großen schwarzen Flügeln an, aus deren Maul noch Eingeweidereste des Unglücklichen hingen. Der Schweinekopf griff nach den Eingeweiden und wollte sie dem Engelartigen aus dem Maul ziehen. Während er noch daran zerrte, erfasste ihn plötzlich eine unsichtbare Kraft und warf ihn mehrere Meter nach hinten. Als der Schweinekopf taumelte und rücklings auf den Boden knallte, fielen sofort ein paar andere Dämonen über ihn her und zerrten ihn davon. In die anderen Dämonen kam ebenfalls Bewegung. Sie fächerten auseinander und bildeten eine Art Korridor. Für einen Moment verstummten die Schreie.

    Vier wüst aussehende Harpyien mit ausgemergelten Frauengesichtern auf Vogelleibern, mit Vogelfüßen und menschlichen Krallen ausgestattet, trieben drei junge Menschenfrauen vor sich her. Sie waren nackt und zitterten am ganzen Leib. Archer ballte vor Wut die Fäuste. Unwillkürlich griff er nach seiner Pyrophorpistole. Eine hilflose Geste, denn gegen die Übermacht hätte er damit keine Chance gehabt. Zu seiner Wut gesellte sich ein Ohnmachtsgefühl, das er ebenfalls nur schwer ertrug. Er konnte den Frauen nicht helfen, weil es einem Selbstmord gleichgekommen wäre. Eines immerhin konnte er tun. Aufhören zu filmen nämlich, um ihr grausames Ende nicht für die Nachwelt zu konservieren. So wahrte wenigstens er ihre Würde, denn die Dämonen würden es ganz sicher nicht tun.

    Die Brut hüpfte und kicherte. Sie schleuderte den Frauen, die durch den Korridor getrieben wurden, obszöne Beschimpfungen entgegen und berührte sie auf noch obszönere Art und Weise, riss ihre Arme weg, mit denen sie ihre Blößen zu bedecken versuchten. Jede Berührung löste einen weiteren schrillen Schrei aus, in dem Archer das namenlose Entsetzen mitschwingen spürte, das die Opfer zweifellos empfanden. Sie wagten es jedoch nicht, sich zu wehren. Nun wurde auch die kopulierende Gruppe aufmerksam, löste sich auf und wandte sich der neuen Attraktion zu.

    »Ah, sieh einer an!«, rief die Goldäugige, deren schlaffer Körper vor Schweiß troff. »Ein bisschen neues Spektakel zur Ablenkung! Eine gute Idee, wenn Asmodi es uns schon verwehrt, den Kampf der Schiedsrichter verfolgen zu können.«

    »Ja, du hast recht!«, antwortete eine Stimme, die wie ein rostiges Sägeblatt klang. »Es ist enttäuschend. Diese Ersatzbefriedigungen machen auf Dauer keine Laune. Aber besser als nichts.«

    Johlen klang auf. Ein riesiger Werwolf stürzte sich geifernd auf die hintere der Frauen und riss sie zu Boden. Sofort griffen ihn zwei Harpyien an, die wohl ebenfalls ein Auge auf die Frau geworden hatten. Kreischend schlugen sie ihre Krallen in seinen Rücken, hoben ihn flatternd gut fünf Meter in die Luft und ließen ihn dann fallen.

    Ein greller Blitz spaltete die Nacht. Wie aus dem Nichts stand Asmodi zwischen seinen Dämonen. In schwarzem Frack und Zylinder wirkte der Fürst der Finsternis seltsam altmodisch, ein wenig wie aus der Zeit gefallen, aber diese bei Asmodi beliebte Erscheinungsform kannte Archer zur Genüge. Dazu gehörte das flächige, konturlose Gesicht, in dem lediglich zwei grellrote, geschlitzte Augen funkelten. »Du wagst es, mich zu kritisieren, du elendes Gezücht!«, schrie er die goldäugige Hexe an.

    Die sank zu Boden und neigte den Kopf. »Gnade, mein Fürst«, wimmerte sie. »Meine Worte waren keine Kritik an Euch, sondern nur Ausdruck unseres Empfindens. Ich …«

    »Halt deinen Mund!«, brüllte Asmodi sie weiter zusammen. »Du bist zu weit gegangen. Dafür kann es nur eine Strafe geben. Ich verwandle dich in einen Freak!«

    Nun johlte die Dämonenmeute erst recht. Aus Asmodis Fingerspitzen zuckten Blitze und schlugen in ihren Körper. Sie schrie wie am Spieß und zuckte konvulsivisch auf dem Boden.

    Ungerührt schaute Archer die schreckliche Verwandlung mit an. Es knirschte, als sich ihre Knochen verformten. Das Gesicht der Goldäugigen verzog sich zu einem unförmigen Etwas, in dem das linke Auge plötzlich auf Kinnhöhe saß. Ihr rechter Arm schrumpfte auf Fingergröße, während sich der linke auf eine Länge von gut drei Metern streckte und tentakelartig dünn wurde. Auch ihre Beine wurden unterschiedlich lang, bildeten Eiterpusteln und Geschwüre aus, die sofort platzten und ihren unappetitlichen Inhalt in die nähere Umgebung verspritzten. Einige Dämonen leckten die Spritzer gierig auf.

    Unter dem Jubel der Anwesenden und üblen Tritten kroch der Freak schluchzend weg.

    Archer hatte längst begriffen, dass der Fürst der Finsternis wohl eine Zeitlang abwesend gewesen war. Denn in seiner Anwesenheit hätte die Goldäugige diese Kritik niemals gewagt. Pech für sie, dass Asmodi sie dennoch mitbekommen hatte. Der Gedanke, was wohl passiert wäre, wenn alle anwesenden Dämonen in die Kritik der Goldäugigen eingestimmt hätten, entlockte ihm ein kurzes, freudloses Grinsen.

    Mit einem Schlag 200 Dämonen weniger. Das wär doch mal eine Ansage …

    Asmodi hob die Arme. Sofort war es totenstill. Archer begann wieder mit dem Smartphone zu filmen. Lange würde der Akku nicht mehr reichen, aber bis dahin musste er so viele Informationen wie möglich sammeln. »Ich gebe zu, dass die Lage für euch nicht befriedigend ist, genauso wenig wie für mich. Auch ich hätte den Kampf der Schiedsrichter gerne in jeder Einzelheit mitverfolgt, aber gewisse Umstände zwangen mich, so zu handeln, wie ich es getan habe. Vergnügt euch also immerhin mit weiteren Opfern, bis ein Ergebnis endlich feststeht.«

    Ein zweiter Blitz spaltete die Nacht. Daraufhin bildeten Hunderte von brennenden schwarzen Kerzen ein Viereck direkt vor Asmodi. Dazwischen wuchs langsam ein langgezogener, viereckiger Klotz in die Höhe, der in einem tiefen Schwarz schimmerte. Die Dämonen schrien vor Begeisterung.

    Was soll das werden?, dachte Archer und beantwortete sich die Frage umgehend selbst. Ein Blutaltar …

    Die Harpyien schleppten die Frauen an den schwarzen Altar, dem der Name Schlachtbank sicher gerechter wurde. Nur noch die Schwarzhaarige schien leise zu schluchzen. Archer glaubte es am Zittern ihres Körpers zu erkennen, denn Tränen hatten alle drei keine mehr. Die Blonde und die Rothaarige starrten lediglich apathisch vor sich hin.

    Ein Wink Asmodis mit der rechten Hand genügte. Die Harpyien hoben ihre Opfer hoch und drückten sie gegen den langen Steintisch. Die Frauen schrien und kreischten nun doch wieder, weil sie zu begreifen schienen, was gleich mit ihnen passieren würde. Sie wanden sich im Griff der Harpyien, hatten aber keine Chance. Auf dem Rücken liegend, wurden sie mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Tisch fixiert, eine hinter der anderen. Nur die Köpfe konnten sie noch heben. Da Archer keine Fesseln sah, handelte es sich wohl um eine magische Fixierung.

    »Was … was habt ihr … mit uns vor?« Die Worte aus dem Mund der Blonden waren nicht mehr als eine Aneinanderreihung kläglicher Gutturallaute, die Archer aber dennoch verstand, weil Asmodis Magie sie für alle hörbar machte. Die Frau zitterte nun so stark, dass ihre Zähne laut aufeinanderklapperten.

    »Was wir mit euch vorhaben?« Eine der Harpyien lachte schrill. »Na, was glaubt ihr wohl? Nach was sieht es denn aus? Fressen werden wir euch natürlich.«

    Die Frauen wanden sich verzweifelt, weinten, jammerten, brüllten, kreischten und baten, erhofften sich Mitleid und wussten doch genau, dass sie keines bekommen würden.

    »Beginnt nun!«, rief Asmodi.

    Und die Dämonen begannen mit ihrem erneut grausigen Tun. Die schrillen Panikschreie, die die Frauen anfangs ausstießen, ihr Winden in den unsichtbaren Fesseln, der Geruch des nahenden Todes, den die Leiber verströmten, machten die Dämonen geradezu verrückt. Als Traube hingen sie über dem Altar und stießen sich dabei gegenseitig weg, um den besten Platz und die besten Stücke zu bekommen. Die Schreie verstummten endgültig, wurden durch Reißen, Schmatzen, Kichern und Stöhnen ersetzt. Eine übermannsgroße, siebenköpfige Schlange, deren Häupter in verschiedenen Farben schillerten, löste sich aus dem Haufen und kroch weg. In drei Mäulern trug sie Körperteile, deren ehemalige Funktion Archer gar nicht erkunden wollte. Er hörte auf zu filmen, schloss die Augen und versuchte, die Übelkeit, die ihm den Magen umzudrehen drohte, in den Griff zu bekommen. Es gelang ihm tatsächlich.

    Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er zu seinem Entsetzen einen hochgewachsenen blonden Hexer, der mit einem blutenden Organ in der Hand direkt auf die Höhle zustürmte, verfolgt von zwei geifernden Vampiren. Der Magen des Privatdetektivs zog sich schlagartig zu einem Klumpen zusammen.

    Der wird doch nicht …

    Erneut griff er nach der Pyrophorpistole. Wenn der Hexer versuchte, seine Beute hier in der Höhle in Sicherheit zu bringen, wurde die Gefahr einer Entdeckung riesengroß. Zum Glück drehte er vorher ab und rannte seitlich weg. Archer atmete auf. Hatte Asmodi den Dämonen das Betreten der Höhle verboten? Bisher hatte sich noch kein einziger hereingewagt. Aber Archer war weit davon entfernt, das als Dauerzustand zu betrachten.

    Nachdem er trotz der gefährlichen Situation kurzzeitig vor Müdigkeit eingenickt war, war er nun wieder hellwach. Dass er hier alleine, in Sichtweite des Dämonenpacks, ausharren und hoffen musste, nicht entdeckt zu werden, hatte er Dorian Hunter zu verdanken. Sollte ich das hier tatsächlich überleben, werde ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden. So geht’s einfach nicht …

    Für dieses Gespräch musste allerdings auch der Dämonenkiller erstmal überleben. Ob Hunter das schaffte, konnte Archer im Moment nicht einschätzen.

    Begonnen hatte das Ganze damit, dass Olivaro Anspruch auf das Amt des Schiedsrichters der Schwarzen Familie erhob. Ein von ihm selbst geschaffener Eidesstab diente ihm dabei als Legitimation, das Dämonenkillerteam unterstützte dieses Vorhaben. Weil sich die aktuelle Schiedsrichterin Salamanda Setis durch ihr Verhalten angreifbar machte und Olivaro so in die Karten spielte, hatte Asmodi die Forderung nicht einfach vom Tisch wischen können und schließlich einen Kampf der Schiedsrichter ausgerufen. Der fand in diesem Höhlenkomplex hier in Südfrankreich statt. Hinter einem Bannsiegel, nicht weit von Archer entfernt, lauerte ein unglaublich mächtiger Dämon. Asmodi war nun auf den irrwitzigen Gedanken verfallen, denjenigen als wahren Schiedsrichter anzuerkennen, der es schaffte, den unbekannten Dämon auf den eigenen Eidesstab die Treue zu Asmodi schwören zu lassen. Um den Dämon nicht freizusetzen, weil höchstwahrscheinlich auch Asmodi die Folgen nicht abschätzen konnte, hatte der Fürst der Finsternis ein Tor am Siegel vorbei geschaffen, um den beiden Kontrahenten den Zugang in die zweite Höhle zu ermöglichen. Oder was immer dort hinter dem Siegel war. Allerdings handelte es sich bei diesem Tor zunächst um eine Einbahnstraße. Olivaro und die Rabisu waren zwar hineingekommen, aber nur der, der die Aufgabe erledigte, durfte auch wieder heraus.

    Weil irgendjemand die ebenfalls seit Jahrtausenden geschlossene Vorhöhle, in der Archer gerade saß, geöffnet und die darin kompensierten magischen Kräfte freigesetzt hatte, waren Archer und Morales schon eine ganze Weile zuvor auf die Höhle aufmerksam geworden. Der Dämonenkiller hatte sie deswegen sofort als Szenerie für den Kampf der Schiedsrichter zuordnen können, nachdem Asmodi diesen offiziell ausgerufen und »eine Höhle in der Nähe von Lascaux« als Kampfort benannt hatte. Hunter hatte darauf gedrängt, sofort aufzubrechen, um sich die Höhle noch vor dem Kampf anzusehen. Er war sicher, dass Asmodi irgendeine Sauerei plante, womöglich, den gefährlichen Dämon freizulassen, und wollte das unbedingt verhindern. »Das Zünglein an der Waage spielen«, wie er sich ausgedrückt hatte.

    Über Lascaux II, die Nachbildung der berühmten Steinzeithöhle mit ihren atemberaubenden Zeichnungen, waren Archer und der Dämonenkiller in die Höhle hier vorgedrungen und tatsächlich noch vor den Dämonen angekommen. Allerdings nur knapp, denn kurze Zeit später hatte der Kampf der Schiedsrichter bereits begonnen. Als die beiden Schiedsrichterkontrahenten durch das von Asmodi geschaffene Tor verschwunden waren, war Hunter ihnen – selbstverständlich ohne Absprache mit Archer – einfach hinterher gerannt und ebenfalls hinter dem Siegel verschwunden.

    Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde, dachte Archer sarkastisch und immer noch sauer auf Hunters Alleingang. Denn er schaffte es nicht alleine, den schweren Felsbrocken, der das Höhlensystem gegen Lascaux II abschottete, beiseitezuschieben. Daran hätte Dorian vielleicht auch mal denken können, bevor er einfach losgerannt ist …

    Deswegen musste Archer hier nun alleine ausharren und hoffen, dass alles zu einem guten Ende kam. Und das möglichst rasch. Wie lange halte ich das hier ohne Essen und Trinken aus? Drei Tage? Maximal vier? Keine Ahnung. Vielleicht macht es sich jetzt ja endlich mal bezahlt, dass ich zu viel Speck auf den

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1