Zu Hause sein können: Ein Familie, die mich nimmt, wie ich bin
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Monika Schilling
Monika Schilling Dipl.Sozialpädagogin aus Bad Laasphe
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Book preview
Zu Hause sein können - Monika Schilling
Mit diesem Buch möchte ich interessierte Familien motivieren, ein Kind aufzunehmen und Pflegeeltern, die schon ein oder mehrere Kinder aufgenommen haben, unterstützen.
Ich möchte dazu ein paar Dinge zur Sprache bringen, die den Alltag mit Pflegekindern einfacher machen können und ein paar Situationen erklären, die Kinder erleben, die in einer ihnen zunächst fremden Familie aufwachsen sollen. Ich möchte dieses Buch auch nicht zu komplex halten. Daher kommen nicht alle möglichen Verhaltensauffälligkeiten vor, die manche Pflegekinder haben können. Ich möchte vor allem aber dafür werben, nicht alles zu pathologisieren, was Kinder an Unerwartetem tun.
Es geht um das tägliche Miteinander in einer Pflegefamilie, sowohl aus der Sicht der Pflegeeltern als auch aus der Sicht der Kinder. Im größten Teil meiner Ausführungen beziehe ich mich auf Kinder im Alter von 0 -14 Jahren.
Die eingefärbten Kästen sind Fragen oder Anregungen, noch einmal in sich hineinzuhören und sich Klarheit über sich selbst zu verschaffen.
Ein Leben mit einem Pflegekind ist eine Herausforderung. Es ist aber auch nicht so schwer, wenn man sich die Sache vorher gründlich überlegt oder im Vorfeld gut informiert ist. Vielmehr kann es sowohl für die Kinder wie auch für die Erwachsenen eine richtig gute und erfüllende Erfahrung sein.
Meine Idee zu dem Buch entstand durch den Kontakt zu anderen Pflegefamilien, durch die Fortbildungen des St. Elisabeth Vereins, Marburg, in meiner Supervision und durch den Austausch mit anderen Personen, die in das Leben von Pflegefamilien Einblick haben, z.B. Mitarbeiter von Jugendämtern, Kinderkliniken und Beratungsstellen.
Ich habe die Du-Form in diesem Buch gewählt, nicht weil ich respektlos erscheinen will, sondern weil mit dem „Du eine andere Ebene angesprochen wird. Nämlich Du selbst in Deinem Handeln und Wirken. Es ist nicht so distanziert und soll auf gar keinen Fall unhöflich sein. Es ist, wenn man so will, ein „Arbeits-Du
.
Ich habe im Vorfeld verschiedene Pflegeeltern befragt: Was ist positiv und was schwierig? Wann bist Du enttäuscht? Wie gehst Du mit Konflikten um? Was müsste schlimmstenfalls passieren, dass Du das Pflegeverhältnis als gescheitert erklärst? Was könnte besser klappen? Wo gibt es Schwierigkeiten?
Ich wollte mir einen Überblick verschaffen, wie es in anderen Familien zugeht.
Um es gleich vorweg zu sagen: Die meisten Pflegefamilien, die ich kenne, leisten eine tolle Arbeit mit den ihnen anvertrauten Kindern. Die meisten Familien sind tolle Menschen. Erwachsene und Kinder haben einen Weg miteinander gefunden, der für beide oft nicht nur gangbar ist, sondern sie glücklich macht.
Aber es gibt eben auch die Pflegefamilien, die mit der besten Absicht handeln und trotzdem scheitern. Scheitern heißt in solchen Fällen nicht, dass sie etwas Böses tun, sondern sie sind nervlich am Ende und verstricken sich in ihren Gefühlen. So entstehen Situationen, die weder dem Kind noch den Erwachsenen gut tun. Konflikte können zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Denn bevor ein Kind wieder einen Beziehungsabbruch erlebt, weil es in einer Familie nicht mehr geht, solltest du dir alle potentiellen Konfliktsituationen erst noch einmal genauer ansehen. Vielleicht aus dem Gefühl heraus: „Ja, dass etwas schiefläuft, merke ich auch und ich möchte es ändern, aber ich hatte nur noch nicht die richtige Idee dazu."
Wenn es nämlich einmal nicht mit einem Kind in einer Familie klappt, ist das eine Katastrophe für beide, Kinder und Erwachsene. Zunächst einmal für das Kind. Es fühlt sich schuldig und seine Annahme: „Mich will sowieso keiner!" wurde bestätigt.
Eine neue Leidenssituation ist für das Kind entstanden, und wenn dies eintritt, leiden auch die Pflegeeltern. Sie fühlen sich als Versager und denken: „Warum ist es schief gelaufen? Habe ich versagt? Hätte ich es anders machen können?
Erziehung ist kein leichter Job. Das haben viele schon bei ihren eigenen Kindern bemerkt. Es ist ein Job, den man 24 Stunden 7 Tage die Woche hat. Man kann sich nicht einfach mal freinehmen. Das anvertraute Kind ist immer da.
Ich nenne unsere Pflegekinder unsere uns anvertrauten Kinder. Denn das Wort „anvertraut impliziert mehr als das eher unpersönliche Wort „Pflege- oder Erziehungsstelle
. Es heißt nämlich auch, dass es Menschen gibt, die das Vertrauen in mich und meine Familie haben, dass ich das Kind gut begleite. Anvertraut heißt für mich auch, ich muss mir dieses Vertrauen verdienen und darf es nicht missbrauchen.
Ich selber mache auch oft Fehler in der Erziehung meiner mir anvertrauten Kinder, aber ich tue mein Bestes, dass es gelingt, ihre Entwicklung positiv zu begleiten. Erziehung ist oft ein Versuch-und-Irrtum-Projekt. Man merkt schnell, dass das, was man gerade tut, gar nicht wirkt, oder manchmal hat man aber eben auch das Gefühl auf einem guten Weg zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Wie kann es gelingen?
Die Entscheidung zum pflegekind
Wie lernt man ein kind anzunehmen? – Reine gefühlssache!
Ein kind kommt
Zu hause fühlen – Wie denn?
Was ist wirklich schwierig?
Kennst du deine schwachstellen?
Wir alle brauchen eine struktur in unserem leben
Konfrontationsthemen können sein
Strafen – Muss das sein? – Jeden tag neu anfangen!
Schule – Ein auf und ab!
Nachwort
WIE KANN ES GELINGEN?
Wie so manches gelingen kann, möchte ich in diesem Buch schildern. Dazu benenne ich Probleme, die oft diskutiert werden, und wie schnell sich Konflikte einschleichen,