Soll sich die Geschichte wiederholen?: Der neue Landdoktor 90 – Arztroman
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Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt.
Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt...
Der lange, schneereiche Winter in Bergmoosbach war einem strahlenden Frühling gewichen, in dessen Verlauf die dörfliche Gemeinschaft sich auf die neue Touristensaison und auf alle anstehenden festlichen Ereignisse vorbereitete. Eines dieser Ereignisse, das von den Kindern mit brennender Ungeduld erwartet wurde, war die Einschulung im Sommer. Dann waren sie keine kleinen Kindergartenkinder mehr, sondern gehörten endlich zu den Großen! Die Grundschule unter der Leitung des beliebten Rektors Valentin Brunner gestaltete diesen Tag mit sehr viel Liebe und Aufwand, um die neuen Kinder in ihrer Mitte zu begrüßen. In diesem Jahr wollten die älteren Schüler ein Theaterstück aufführen, in dem es um eine Reise rund um die Welt ging. Mit Feuereifer wurden im Kunstunterricht Bilder dafür gemalt, man lernte bereits die Texte auswendig, und ein Kreis engagierter Mütter nähte die Kostüme. Diese Frauen hatten sich im Garten des weißen Doktorhauses getroffen, obwohl es hier kein kleines Schulkind mehr gab. Die hübsche Tochter des Landdoktors war bereits ein Teenager. Traudel, die gute Seele des Hauses, begleitete das Geschehen in der Grundschule seit vielen Jahren ehrenamtlich, und heute hatte sie zu sich nach Hause eingeladen. Der Tisch auf der Terrasse war vergrößert worden, um genug Platz für Nähmaschinen und Stoffe zu haben, und auf kleinen Beistelltischen standen Kaffee und süße Leckereien bereit. Die fleißigen Näherinnen kannten sich untereinander; einige hatten schon Schulkinder, die anderen trafen sich täglich beim Kindergarten. Es war eine muntere Runde, in der zügig genäht und viel gelacht und erzählt wurde. »Meint ihr tatsächlich, dass unsere Kinder schon groß genug sind, um auf diesem Ausflug vom Kindergarten oben auf der Alp im Heuschober zu übernachten? So ganz allein? Unser Mäuschen hat noch nie irgendwo anders ohne uns übernachtet«, sagte Vroni, eine der jungen Mütter, mit gerunzelter Stirn. Das Mäuschen hieß Leonie, war Vronis erstes Kind und sehr behütet. »Nun, allein sind sie doch gar nicht. In der Maikäfergruppe kommen zwei Erzieherinnen auf sechzehn Kinder. Und der alte Schorsch und sein Hund Treu sind auch dort oben, um mit aufzupassen.
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Soll sich die Geschichte wiederholen? - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor
– 90–
Soll sich die Geschichte wiederholen?
Ich will dich nicht ein zweites Mal verlieren
Tessa Hofreiter
Der lange, schneereiche Winter in Bergmoosbach war einem strahlenden Frühling gewichen, in dessen Verlauf die dörfliche Gemeinschaft sich auf die neue Touristensaison und auf alle anstehenden festlichen Ereignisse vorbereitete. Eines dieser Ereignisse, das von den Kindern mit brennender Ungeduld erwartet wurde, war die Einschulung im Sommer. Dann waren sie keine kleinen Kindergartenkinder mehr, sondern gehörten endlich zu den Großen!
Die Grundschule unter der Leitung des beliebten Rektors Valentin Brunner gestaltete diesen Tag mit sehr viel Liebe und Aufwand, um die neuen Kinder in ihrer Mitte zu begrüßen. In diesem Jahr wollten die älteren Schüler ein Theaterstück aufführen, in dem es um eine Reise rund um die Welt ging. Mit Feuereifer wurden im Kunstunterricht Bilder dafür gemalt, man lernte bereits die Texte auswendig, und ein Kreis engagierter Mütter nähte die Kostüme.
Diese Frauen hatten sich im Garten des weißen Doktorhauses getroffen, obwohl es hier kein kleines Schulkind mehr gab. Die hübsche Tochter des Landdoktors war bereits ein Teenager. Traudel, die gute Seele des Hauses, begleitete das Geschehen in der Grundschule seit vielen Jahren ehrenamtlich, und heute hatte sie zu sich nach Hause eingeladen. Der Tisch auf der Terrasse war vergrößert worden, um genug Platz für Nähmaschinen und Stoffe zu haben, und auf kleinen Beistelltischen standen Kaffee und süße Leckereien bereit. Die fleißigen Näherinnen kannten sich untereinander; einige hatten schon Schulkinder, die anderen trafen sich täglich beim Kindergarten. Es war eine muntere Runde, in der zügig genäht und viel gelacht und erzählt wurde.
»Meint ihr tatsächlich, dass unsere Kinder schon groß genug sind, um auf diesem Ausflug vom Kindergarten oben auf der Alp im Heuschober zu übernachten? So ganz allein? Unser Mäuschen hat noch nie irgendwo anders ohne uns übernachtet«, sagte Vroni, eine der jungen Mütter, mit gerunzelter Stirn.
Das Mäuschen hieß Leonie, war Vronis erstes Kind und sehr behütet.
»Nun, allein sind sie doch gar nicht. In der Maikäfergruppe kommen zwei Erzieherinnen auf sechzehn Kinder. Und der alte Schorsch und sein Hund Treu sind auch dort oben, um mit aufzupassen. Für mich klingt das nach einer guten Betreuung. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst«, erwiderte Carina Leutner, die Frau des Dorfpolizisten.
Vroni schien nicht ganz überzeugt zu sein. »Du hast halt die Ruhe weg, weil du schon drei Kinder hast«, antwortete sie. »Euer Hubert geht schon zur Schule, die Nora kommt jetzt auch dort hin, und dein Baby ist sicher zu Hause. Du kennst das alles schon, aber für mich ist es neu.« Sie klang ein wenig beleidigt. Vroni nahm ihre Aufgaben als Mutter sehr ernst und wollte immer genau wissen, was Leonie-Mäuschen gerade tat. Darüber machten ihre Freundinnen sich ab und zu ein wenig lustig.
»Was kann Leonie dort denn groß passieren? Sie könnte höchstens beim Blumenpflücken hinfallen und ein paar Meter die Wiese hinunterkullern. Und ich glaube, das würde ihr sogar großen Spaß machen«, erwiderte ihre Freundin Bärbel, die für ihren Sohn an einer Kosakenbluse nähte, mit gutmütigem Spott.
Vroni schauderte. »Oder in einen Abgrund fallen oder in den Brunnen oder nachts Albträume haben«, zählte sie mit bebender Stimme auf.
»Vielleicht Albträume vom Einsiedler?«, stichelte Bärbel weiter.
»Hört auf, damit treibt man keinen Unsinn!«, unterbrach eine andere Mutter energisch. »Mit dem Einsiedler ist nicht zu spaßen, das wissen wir alle. Er ist wild und unheimlich, und ich bin froh, dass ich ihm noch nie begegnet bin, weder im Traum noch in der Wirklichkeit.«
Traudel schaute von dem mohnroten Sari auf, an den sie goldene und silberne Bordüren nähte. In ihren warmen brauen Augen leuchtete der Schalk, als sie freundlich antwortete: »Wenn du ihm noch nie begegnet bist, liebe Ilsabe, woher weißt du dann, dass er so wild und unheimlich ist?«
»Mei, so ist er halt«, erwiderte Ilsabe mit funkelnden Augen. »Er treibt in den Bergwäldern sein Unwesen und nimmt sich, was er braucht. Was glaubt denn ihr, wohin das Vieh verschwunden ist, das beim Haferl-Bauern auf der Weide gefehlt hat?«
»Na, das hat doch dieser verrückt gewordene Hund gerissen, den damals alle für einen Wolf hielten. Die neue Tierärztin wurde von ihm angefallen, erinnert ihr euch?«, sagte Bärbel. »Das hatte gar nichts mit dem Einsiedler zu tun.«
»Das sagst du!«, ereiferte Vroni sich. »Da gibt es bestimmt eine ganze Menge, was wir nicht wissen. Woher kommen denn die Geschichten über den wilden Mann, der ruhelos durch die Bergwälder streift? So etwas hat doch seinen Grund.« Ihre Blicke wanderten in die Runde und blieben am Gesicht einer jungen Frau hängen, die nur zuhörte und ruhig weiternähte. »Sag du doch auch einmal etwas, Thea. Was denkst du von unserem Einsiedler?«
Die Angesprochene war eine stille junge Frau mit blauen Augen und sehr hellen, fast weißblonden Haaren. Sie und ihre kleine Tochter Lilly lebten seit einigen Jahren zurückgezogen in Bergmoosbach. Man wusste wenig über sie. Thea war alleinerziehend und arbeitete als Schneiderin für das Dirndlgeschäft Graubner. In Heimarbeit entwarf und nähte sie entzückende Trachtenmoden für Kinder, ihr Markenname war ›Sonntagskind‹. Im Dorf war sie unter dem Namen Sonntag bekannt, und alle mochten ihre ruhige, eher etwas zurückhaltende Art. Thea war sehr hübsch, und anfangs hatte man sich darüber gewundert, dass sie so zurückgezogen lebte, aber schnell gewöhnte man sich daran.
»Wir haben auch schon etliche Geschichten über den Einsiedler gehört«, antwortete sie freundlich. »Es gibt abenteuerliche Berichte von ihm, aber tatsächlich gesehen hat ihn niemand, nicht wahr? Ich glaube, dass er eine Sagengestalt ist, die in den Erzählungen lebt. Lilly bekommt bei diesen Geschichten immer ganz große Ohren. Ich weiß nicht, warum, aber sie mag die Gestalt des Einsiedlers sehr. Vielleicht ist er für sie wie eine Figur aus einem Märchen, die in der Fantasie lebendig geworden ist.«
»Jesses, nein!« Entgeistert schaute Vroni die andere junge Mutter an. »Jetzt sag bloß noch, sie würde diesem Gespenst gern selbst einmal begegnen.«
Thea lachte leise auf. »Ich fürchte, genauso ist es. Aber da es diesen Einsiedler nicht gibt, hat sie wohl keine allzu großen Chancen.«
»Ich glaube auch nicht, dass es ihn gibt«, sagte die bodenständige Carina. »Denkt doch nur, wie so ein Mensch hausen müsste ohne ein richtiges Dach über dem Kopf, ohne ausgewogene Ernährung, auch im tiefsten Winter nur mit einem kleinen Lagerfeuer. Hat schon irgendjemand gehört, dass der Einsiedler zum Einkaufen gekommen ist? Brot, Seife, Streichhölzer, vielleicht mal etwas Neues zum Anziehen? Das braucht er doch und findet es nicht in der Natur. Woher sollen diese Dinge denn kommen?«
»Nun, sie werden gestohlen«, erwiderte Ilsabe grimmig. »Hat bei euch denn noch nie etwas gefehlt? Ein Seil oder Werkzeug aus dem unverschlossenen Schuppen, ein Laken von der Leine, Eingemachtes aus dem Vorratsraum?«
»Doch, natürlich. Und später hat sich dann eine ganz natürliche Erklärung dafür gefunden: bissl Unordnung, Vergesslichkeit, eine zweibeinige Naschkatze in der Familie. Das hatte rein gar nichts mit Diebereien oder einem Fremden in den Bergwäldern zu tun«, antwortete Traudel resolut. Allmählich fand sie die Spekulationen um diesen rätselhaften Einsiedler reichlich albern. »Kommt, reden wir von etwas anderem. Wie viele Kostüme haben wir denn schon fertig von den zweiundzwanzig, die wir fabrizieren müssen? Und welche Nationaltrachten aus welchen Ländern müssen wir noch nähen?«
Damit trat das Thema Einsiedler in den Hintergrund, und die Frauen widmeten sich weiter der kreativen Aufgabe, aus abgelegter Kleidung, Stoffresten und schmückendem Beiwerk landestypische Kleidung der unterschiedlichen Nationen zu schneidern.
Inzwischen war Doktor Seefelds Tochter Emilia mit an den Tisch gekommen. Höflich wartete sie, bis die Frauen ihre Unterhaltung beendet hatten, und legte dann eine schwarze Tuchhose und ein blau-weiß gestreiftes Hemd neben Traudels Nähmaschine. »Ich komme gerade von Markus«, sagte sie. »Seine kleine Schwester Senta regt sich furchtbar darüber auf, dass sie bei dem Theaterstück einen Holländerjungen spielen soll. Sie hatte sich die indische Prinzessin mit dem schönen Sari in den Kopf gesetzt, aber das Los hat ihr nun mal den Holländer beschert. Sie hat sich erst beruhigt, als Markus gesagt hat, dass sie dafür seine alten Sachen anziehen darf. Traudel, bekommst du das hin, daraus etwas für die Aufführung zu machen?«
Traudel hatte viel Verständnis