Ein Frechdachs zum Verlieben: Toni der Hüttenwirt 226 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über der Berghütte. Die Morgenarbeit nach dem Frühstück war getan. Alois hatte Anna geholfen. Jetzt saßen die beiden auf der Terrasse und gönnten sich einen Kaffee. »Ich bin gespannt, was Toni zu erzählen hat. Das Gespräch mit Bürgermeister Fellbacher und dem Gemeinderat müsste ja nun zu Ende sein«, sagte Anna. »Des wird ablaufen, wie immer«, sagte Alois. »Alle werden dafür sein, nur Franz Huber ist dagegen. Dass des net seine eigene Meinung ist, des weiß in Waldkogel jeder. Nix, was der Huber im Gemeinderat sagt, ist auf seinem Mist gewachsen. Der Franz muss machen, was der Ruppert Schwarzer ihm sagt.« »Das stimmt, Alois. Trotzdem habe ich ein bisschen Mitleid mit dem Huber.« »Mei. Anna, so ist des net. Pass auf dein weiches Herz auf! Mit dem Bazi brauchst du kein Mitleid zu haben. Er ist selbst Schuld.
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Book preview
Ein Frechdachs zum Verlieben - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 226–
Ein Frechdachs zum Verlieben
Nico findet für alles eine kreative Lösung
Friederike von Buchner
Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über der Berghütte. Die Morgenarbeit nach dem Frühstück war getan. Alois hatte Anna geholfen. Jetzt saßen die beiden auf der Terrasse und gönnten sich einen Kaffee.
»Ich bin gespannt, was Toni zu erzählen hat. Das Gespräch mit Bürgermeister Fellbacher und dem Gemeinderat müsste ja nun zu Ende sein«, sagte Anna.
»Des wird ablaufen, wie immer«, sagte Alois. »Alle werden dafür sein, nur Franz Huber ist dagegen. Dass des net seine eigene Meinung ist, des weiß in Waldkogel jeder. Nix, was der Huber im Gemeinderat sagt, ist auf seinem Mist gewachsen. Der Franz muss machen, was der Ruppert Schwarzer ihm sagt.«
»Das stimmt, Alois. Trotzdem habe ich ein bisschen Mitleid mit dem Huber.«
»Mei. Anna, so ist des net. Pass auf dein weiches Herz auf! Mit dem Bazi brauchst du kein Mitleid zu haben. Er ist selbst Schuld. Niemand zwingt ihn, für den Schwarzer zu arbeiten. Er hat sich eben kaufen lassen, der Franz. ›Wessen Brot ich ess‹, dessen Lied ich sing, sagt eine alte Weisheit. Der Franz könnte anders, wenn er wollte. Aber er will net. Er müsste aus dem Haus ausziehen, das dem Schwarzer gehört, und sich eine Arbeit suchen. Aber das tut er nicht. Also musst du ihn nicht bemitleiden.«
»Du hast schon recht, Alois. Aber er ist doch sehr isoliert hier in Waldkogel. Selbst am Stammtisch will ihn niemand haben. Meta hat mir erzählt, dass er neulich ins Wirtshaus kam. Alle Plätze waren besetzt, nur am großen Stammtisch war noch ein Platz frei. Franz Huber wollte sich dazusetzen. Die Gespräche verstummten sofort. Alle sahen ihn an. Franz tat, als würde er es nicht bemerken und setzte sich. Dann riefen alle nach Xaver und wollten zahlen. Teilweise legten sie das Geld auf die Bierdeckel und verließen sofort die Wirtsstube. Sie hatten kurz zuvor eine neue Runde Bier bestellt und die Gläser waren fast noch voll. Nur Pfarrer Zandler blieb sitzen.«
»Das gehört sich auch so. Schließlich ist er Geistlicher. Ist der Franz nicht aufgestanden und gegangen, Anna?«
»Nein! Zandler lud ihn auf einen Obstler ein. Dann fragte er ihn, ob er mit ihm gehen wolle. Das konnte der Huber nicht ablehnen. Er ging dann mit Pfarrer Zandler hinaus.«
»Der Zandler ist ein feiner Kerl. Er hat dem Huber eine Eselsbrücke gebaut.«
Der alte Alois schüttelte den Kopf. »Der Franz hat die falschen Freunde, Anna. Mit Schwarzer und seinen Kumpanen will niemand freiwillig was zu tun haben. Ich verstehe nicht, dass er sich dieser Ablehnung aussetzt. Mei, des muss ihm doch peinlich gewesen sein.«
»Wie man’s nimmt, Alois. An ihm scheint die Ablehnung abzuprallen. Mal sehen, wie es nach den nächsten Gemeinderatswahlen ist. Es kann gut sein, dass Huber nimmer in den Gemeinderat gewählt wird. Das wäre wirklich gut für Waldkogel. Er blockiert alles. Ich bewundere Fritz Fellbacher. Er hat eine Engelsgeduld. Ständig diese unnötigen Verzögerungen und Einsprüche und Anträge!«
Der alte Alois grinste. »Da mach dir mal keine Gedanken. Fritz Fellbacher ist ein schlauer Fuchs und kennt das politische Geschäft in- und auswendig. Bisher hat Fellbacher den Huber und durch ihn den Schwarzer immer in die Schranken gewiesen. ›Wer anderen eine Grube gräbt, der fällt selbst hinein‹, Anna.«
Es dauerte nicht mehr lange, dann kam Toni über das Geröllfeld. Er setzte sich mit an den Tisch. Anna holte ihm einen Becher Kaffee.
»Und wie war es?«, fragte der alte Alois.
Toni trank einen Schluck Kaffee. »Der Gemeinderat ist dafür. Alle wollen helfen, ein Heimatmuseum ins Leben zu rufen. Die Idee wurde mit großer Begeisterung aufgenommen, hat mir Fellbacher erzählt. Zu zeigen, wie in Waldkogel vor hundert Jahren gelebt, gewohnt und gearbeitet wurde, hat die Fantasie aller Gemeinderatsmitglieder beflügelt.«
»Auch die von Huber-Franz?«, fragte der alte Alois.
»Das habe ich Fellbacher auch gefragt«, sagte Toni grinsend. »Huber habe nix gesagt, nur eifrig Notizen gemacht. Leut, ich sage euch, ein geeignetes Gehöft zu finden, wird nicht einfach werden. Fellbacher und der Gemeinderat sind sich einig geworden, einen großen Hof zu erwerben, komplett mit Wohnhaus, Stallungen, Scheune und Garten. Es stehen einige alte Höfe in Waldkogel zum Verkauf. Aber ich gehe jede Wette ein, dass Schwarzer alles versuchten wird, dabei querzuschießen. Die Immobilien sind bisher nicht öffentlich angeboten worden. Fellbacher weiß aber von seinem Freund Zandler, welche Erben sich mit dem Gedanken tragen, zu verkaufen. Nun ja, Fellbacher erzählte, dass es nicht zu vermeiden war, dass konkret über die Objekte gesprochen wurde. Die Gemeinderatsitzung war gestern Abend. Ich denke, bereits heute Morgen haben alle Erben ein Kaufangebot vom Schwarzer auf dem Tisch. Darauf könnte ich wetten.«
»Toni, du findest niemanden, der dagegen wetten wird. Wir alle kennen Schwarzer und seine Machenschaften«, grinste der alte Alois. »Seit Jahren versucht er, mit allen Tricks, sich hier breitzumachen.«
Toni nickte und grinste. Er warf Anna einen liebevollen Blick zu. »Ja, das versucht er, sogar die Berghütte wollte er an sich reißen. Das gelang ihm nicht. Und ich denke, niemand wird an ihn verkaufen. Da mache ich mir keine Sorgen.«
»›Geld regiert die Welt‹, Toni«, sagte der alte Alois. »Vielleicht wird irgendjemand irgendwann doch schwach und verkauft an ihn. Dann haben wir eine Laus im Pelz und des mitten in unserem schönen Waldkogel.«
»Das kann ich mir net vorstellen. Wenn wir alle zusammenhalten, dann wird es bleiben, wie bisher. Schwarzer wird keinen weiteren Fuß nach Waldkogel setzen können. Wenn bekannt gewesen wäre, was für ein Bazi er ist, dann wäre schon damals verhindert worden, dass er hier ein Haus kauft«, sagte Toni. »Die Waldkogeler wissen, dass Geld wirklich nicht alles ist. Ein gutes Nachbarschaftsverhältnis, also Freundlichkeit und Zusammenhalt, kann man nicht mit Geld kaufen. In Waldkogel haben Werte und Traditionen einen hohen Stellenwert. Gebe der Herrgott, dass des noch lange so bleibt und wir hier zusammenleben wie in einer richtigen Dorfgemeinschaft, in der man zusammenhält.«
Toni trank einen Schluck Kaffee. Er schaute kurz hinauf zum Gipfelkreuz auf dem ›Engelssteig‹.
»Die Engel auf dem ›Engelssteig‹, die wachen und schützen die Waldkogeler auf eine besondere Weise«, sagte Toni.
Er erinnerte sich daran, wie es damals war. Der alte Alois hatte der Gemeinde die sanierungsbedürftige Berghütte verkauft, da seine Söhne sie nicht übernehmen wollten, sah er keine Möglichkeit, sie zu halten. Die Gemeinde Waldkogel hatte das Dach der Berghütte neu decken lassen, da es nach vielen Jahrzehnten undicht war. Weil keine Straße auf die Berghütte hinaufführte, musste alles Baumaterial hinaufgeflogen werden. Das hatte die Sanierung sehr teuer gemacht. Währenddessen hatte Schwarzer über Huber Druck ausgeübt, dass die Gemeinde die Hütte ihm verkauft. Aber auch Toni hätte die Berghütte gern gekauft. Tonis Familie hatte zusammengelegt. Doch die Summe, die zusammenkam, deckte nicht die Unkosten der Gemeinde. Einen Kredit auf ihr Haus und die Gastwirtschaft bekamen Tonis Eltern nicht. Sie vermuteten, dass dahinter auch Schwarzer steckte, der als Immobilienhai, Bauunternehmer und Großinvestor über die besten Verbindungen verfügte. Doch dann begegnete Toni seiner großen Liebe. Er kämpfte um Anna. Und die gab für ihn ihr bisheriges Leben auf und überraschte ihn mit der Berghütte. Sie hatte den Kauf heimlich – mit Hilfe von Pfarrer Zandler und dem alten Alois – eingefädelt.
Toni lächelte vor sich hin.
»Also, um noch einmal zum Heimatmuseum zurückzukommen: Ich habe Fellbacher versprochen, mit dir zu reden, Alois. Du kannst eine Liste machen, wie das damals so war und was wichtig ist, um das Leben von vor hundert Jahren darzustellen.«
»Mei, Toni, ich bin noch keine hundert! Doch ich mache die Liste. Als ich ein kleiner Bub war, lebten meine Großeltern noch. Meine Eltern wohnten bei ihnen.