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Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman
Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman
Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman
Ebook126 pages7 hours

Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman

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About this ebook

Professor Dr. Egidius Sonntag ist ein wahrlich ungewöhnlicher Chefarzt, überaus engagiert, aber auch mit kleinen menschlichen Fehlern behaftet. Sie machen diese schillernde Figur ganz besonders liebenswert, aber auch verletzlich. Manchmal muss man über ihn selbst den Kopf schütteln, wenn er etwa den 15. Hochzeitstag vergisst und seine an Brustkrebs erkrankte Ehefrau töricht vernachlässigt. Er tut dies nicht aus Lieblosigkeit, aber er ist auch nicht vollkommen. Dr. Sonntag ist der Arzt, der in den Wirren des Lebens versucht irgendwie den Überblick zu behalten – entwaffnend realistisch geschildert, aber nicht vollkommen.

Diese spannende Arztserie überschreitet alles bisher Dagewesene. Eine Romanserie, die süchtig macht nach mehr!

»Aaah, die Frau Chefarzt! Ja mei, Sie gangad persönlich einkaufen?« Bauer Erlacher strahlte über das ganze Gesicht. Er hatte den Artikel über die Neueröffnung der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses St. Bernhard in der Miesbacher Zeitung gelesen. Der Text war wie ein Rahmen um ein Foto dekoriert. ›Chefarzt Professor Sonntag und seine charmante Gattin‹, hatte unter dem Bild gestanden. Daher identifizierte er die schick gekleidete Dame, die sich seinem Marktstand genähert hatte, mit Leichtigkeit. Corinna Sonntag lächelte verlegen. »Mein Mann ist der Chefarzt. ›Frau Sonntag‹ reicht mir als Anrede völlig aus!« »Aber Frau Chefarzt!« Der Landwirt sah sie fast enttäuscht an. »Mia san hier zwar auf dem Land, und ich bin nur a Bauer, aber i woaß doch, was sich gehört! Ehre, wem Ehre gebührt!« Corinna lächelte. Gern hätte sie ihm erzählt, dass sie, als sie Egidius kennenlernte, Krankenschwester war und ihr ein Titel gar nicht zustand. Sie war eine selbstbewusste, schöne Frau, sehr bodenständig und ohne Dünkel. Von wegen, Krankenschwestern versuchten immer, sich einen Arzt zu ›angeln‹! Im Gegenteil.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateApr 9, 2019
ISBN9783740947781
Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman

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    Aller Anfang ist schwer - Peik Volmer

    Dr. Sonntag

    – 1 –

    Aller Anfang ist schwer

    Einer muss den Laden ja zusammenhalten

    Peik Volmer

    »Aaah, die Frau Chefarzt! Ja mei, Sie gangad persönlich einkaufen?«

    Bauer Erlacher strahlte über das ganze Gesicht. Er hatte den Artikel über die Neueröffnung der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses St. Bernhard in der Miesbacher Zeitung gelesen. Der Text war wie ein Rahmen um ein Foto dekoriert. ›Chefarzt Professor Sonntag und seine charmante Gattin‹, hatte unter dem Bild gestanden. Daher identifizierte er die schick gekleidete Dame, die sich seinem Marktstand genähert hatte, mit Leichtigkeit.

    Corinna Sonntag lächelte verlegen. »Mein Mann ist der Chefarzt. ›Frau Sonntag‹ reicht mir als Anrede völlig aus!«

    »Aber Frau Chefarzt!« Der Landwirt sah sie fast enttäuscht an. »Mia san hier zwar auf dem Land, und ich bin nur a Bauer, aber i woaß doch, was sich gehört! Ehre, wem Ehre gebührt!«

    Corinna lächelte. Gern hätte sie ihm erzählt, dass sie, als sie Egidius kennenlernte, Krankenschwester war und ihr ein Titel gar nicht zustand. Sie war eine selbstbewusste, schöne Frau, sehr bodenständig und ohne Dünkel. Von wegen, Krankenschwestern versuchten immer, sich einen Arzt zu ›angeln‹! Im Gegenteil. Egidius hatte sie umworben, ihr Komplimente gemacht. Ihre Arbeit bei der Chefvisite lobend erwähnt. Sie anderen Schwestern vorgezogen. Mein Gott, war ihr das peinlich gewesen!

    »Glauben Sie mir, Herr –?«

    »Erlacher ist meine Name, habe d'Ehre! Erlacher!«

    »Herr Erlacher, also – ich bin sehr dankbar für Ihre Freundlichkeit, aber wenn Sie ›Frau Sonntag‹ zu mir sagten, fände ich das wirklich nett!«

    Sie lächelte ihn strahlend an.

    Er schmolz dahin. »Wenn Sie auf Kohlrabi bestehen, Frau Sonntag, aber nehmen Sie lieber den Blumenkohl. Ganz frisch! Und schneeweiß! Wirklich! Ist besser als der Kohlrabi!«

    Corinna dankte, zahlte und verabschiedete sich mit einem zuversichtlichen: »Bis zum nächsten Mal!«

    Bauer Erlacher sah ihr versonnen nach. »Vergelt’s Gott, Frau Chefarzt!«, rief er hinter der schlanken, dunkelblonden Frau her. Ein fesches Weib, das war sie!

    *

    Professor Sonntag drückte genervt die rote Taste seines Mobiltelefons. Früher hätte man einen Hörer auf die Gabel werfen können, dachte er. Schade, dass diese Zeiten vorbei sind. Irgendwie war das befreiender als der Druck mit dem Finger. Archaischer. Man warf den Anrufer von sich weg, im wahrsten Sinne des Wortes. Genau das hätte er auch gern mit Herrn Somnitz getan, dem klebrigen Verwaltungsleiter. Was, bitte, hatte er mit der Bettenbelegung der Gynäkologischen Abteilung zu tun? Sollte er sich etwa mit einem Lasso auf die Straße stellen und Patientinnen einfangen? Warum hatte er bloß zugestimmt, neben der Chefarzt-Position gleichzeitig die des Ärztlichen Direktors zu bekleiden?

    Sein Kollege, Chefarzt Ross, stand im Verdacht, einen Kunstfehler begangen zu haben. Jedenfalls wurde dies von seinem Oberarzt Kühne so dargestellt. Hinter vorgehaltener Hand zwar und im Flüsterton, aber wiederholt, und jedem gegenüber, der für den Tratsch und Klatsch, wie er nun mal in einer Klinik entstand, offen war. Er hätte ein Karzinom übersehen, hieß es, was dem Ruf der Abteilung nicht gut getan hätte. Seine eigene Station, die Chirurgie, brummte, seit er sie kürzlich übernommen hatte.

    »Herein!«

    Schüchtern öffnete sich die Tür auf seine missgelaunte Einladung hin, und der erste Oberarzt, Dr. Ferdinand Niedermaier, stand vor ihm. »Wenn’s jetzt nicht passt, kann ich auch später …«

    Professor Sonntag lachte auf und zupfte seine Fliege gerade. Das Lachen klang allerdings nicht heiter. »Nu' sind Se schon mal da, nu' komm' Se rin, haben wir in Berlin immer gesagt! Was gibt es denn, Herr Niedermaier?«

    Der Oberarzt hatte den OP-Plan für den kommenden Tag und den Dienstplan für den folgenden Monat im Gepäck. »Außerdem hätte ich gern noch mit Ihnen über das Vorgehen bei dem Neuzugang gesprochen, Herr Professor.«

    Der Chefarzt stöhnte auf. »O Gott! Der Mann, der sich heute früh in der Ambulanz vorgestellt hat? Der Tag geht so besch…eiden weiter, wie er begonnen hat! Ich würde mich für die Chemotherapie aussprechen. Operieren können wir dann immer noch, wenn sich die Notwendigkeit herausstellt!«

    »Von der Operation ohne Chemotherapie halten Sie nichts? Die Blutwerte des Patienten sind so schlecht … Ich bin nicht sicher, ob wir ihm mit den Medikamenten mehr Schaden zufügen als nützen!«

    Professor Sonntag sah besorgt drein. »Denken Sie an die Tumorgröße! Wenn wir primär operieren, wird der Blutverlust erheblich sein, und bei dem Allgemeinzustand … Lassen Sie uns morgen den Herrn noch einmal gemeinsam visitieren!«

    *

    Die Vorbereitungen waren alle getroffen, die Laser-Sonde eingelegt. Dem Patienten hatte die erfahrene Narkoseärztin, die die Rückenmarkskanal-Narkose bereits eingeleitet hatte, einen Kopfhörer mit dessen Lieblingsmusik übergestülpt. »Damit Sie nicht alles mit anhören müssen, Herr Schütte«, lachte sie vergnügt. »Der Chef hat manchmal einen sehr speziellen Humor!«

    Zu Schwester Katrin gewandt, erklärte sie mit hochgezogenen Augenbrauen: »So, es wäre gut, wenn der Alte langsam erscheinen würde. Wir wollen doch nicht, dass die Wirkung der örtlichen Betäubung nachlässt, bevor die Operation zu Ende ist, nicht wahr?«

    Kaum hatte sie ihren Satz vollendet, ertönte das Rauschen, mit dem die Schiebetür der Schleuse zur Seite glitt, und Professor Sonntag betrat den Raum. »Sind wir schon so weit?«, fragte er hektisch. »Liegt er schon auf?«

    Frau Dr. Elenore Pahlhaus, von allen liebevoll Elli genannt, lachte mit einem Anflug von Sarkasmus. »Wie lange kennen wir uns, Herr Kollege Sonntag? War ich jemals unpünktlich?«

    Professor Sonntag hob die seifigen Hände, in der Linken die Bürste haltend. »Vergeben Sie mir, liebe Frau Pahlhaus! Ich bin gerade etwas angespannt. Diese Diskussionen mit Somnitz um die Bettenbelegung …«

    Schwester Katrin reichte den sterilen Kittel so an, dass er direkt hineinschlüpfen konnte. Es folgten die sterilen Handschuhe. Der Eingriff nahm seinen Verlauf.

    »Wer sich in Ihre Hände begibt, Herr Professor, hat wirklich Glück gehabt!« Sie hatte, aus purer Effekthascherei, eine Terz tiefer gesprochen und das eingeübte Manöver mit dem langsamen Heben des Blicks durchgeführt. Sie ließ ihren Blick strahlend auf dem chefärztlichen Antlitz ruhen.

    »So geht das aber nicht, Schwester«, zwinkerte der Professor mit scherzhaft-tadelndem Unterton. »Wenn Sie mich nervös machen, schnibbele ich daneben. Und dann haben wir den Salat!«

    »Was?«, rief der Patient, der vor Schreck zusammengezuckt war. »Sie haben daneben geschnitten?«

    Frau Dr. Pahlhaus rückte den verrutschten Kopfhörer zurecht. »Sehen Sie«, bemerkte sie, das Objekt des allgemeinen Bemühens freundlich durch ihre bunte Brille musternd. »Das habe ich gemeint mit dem sehr speziellen Humor unseres Herrn und Meisters. Nur keine Angst. Alles wird gut!«

    Nach exakt 60 Minuten war der Eingriff beendet. »Ich denke, dass wir uns einen schönen, starken, heißen Kaffee verdient haben, gell, Schwester Katrin?«

    »Bitte, Herr Professor, sagen Sie doch Kati zu mir, wie alle. ›Schwester Katrin‹ hört sich so bieder an! Und ich bin alles andere als bieder!«

    Sie lächelte fröhlich und zwinkerte ihm neckisch zu.

    Auch das hatte sie, nebenbei bemerkt, ihrem Badezimmerspiegel zu verdanken.

    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort, Schwester Kati. Aber ich denke, dass Ihr Freund beziehungsweise Ihr Ehemann eifersüchtig werden könnte.«

    Katrin, die sich inzwischen ihres Mundschutzes entledigt hatte, riss die Augen weit auf. Ihre Lippen waren etwas geöffnet und zitterten, als sie hervorstieß: »Ich bin Single, Herr Professor. Ich kann mit jungen Männern einfach nichts anfangen. Ich mag nur die Reiferen mit den grauen Schläfen. Aber die sind ja alle schon vergeben!« Sie sah ihn mit nachdenklichem Lächeln, fast traurig, an. »Ich glaube, das liegt daran, dass mein Vater so früh verstorben ist. Klischee, oder? Krankenschwester mit Vaterkomplex?«

    Er lachte freundlich. »Sehr Klischee! Sagen Sie, haben Sie nicht Lust, als meine private OP-Schwester zu arbeiten? Voraussetzung dafür ist, dass Sie im Voraus wissen, welche Instrumente ich brauche. Ich bin da sehr eigenwillig, und es wäre schön, jemanden an meiner Seite zu haben, der meine Marotten kennt!«

    Kati errötete.

    Sie saß plötzlich kerzengrade und klammerte sich an ihrem Kaffeebecher fest.

    »Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Herr Professor. Diese Auszeichnung … Ja, gerne! Wirklich! Ich bedanke mich!«

    »Ich habe eine Operationslehre, in die ich die von mir verwendeten Instrumente notiert habe. Ich muss jetzt direkt zur Visite. Kommen Sie morgen Vormittag bitte zu mir und holen das Buch heraus, dann können Sie sich schon mal einstimmen auf das, was Sie erwartet!«

    *

    Corinna Sonntag wartete. Na gut, das kam

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