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Sie kämpften um ihr Glück: Die Klinik am See 49 – Arztroman
Sie kämpften um ihr Glück: Die Klinik am See 49 – Arztroman
Sie kämpften um ihr Glück: Die Klinik am See 49 – Arztroman
Ebook118 pages1 hour

Sie kämpften um ihr Glück: Die Klinik am See 49 – Arztroman

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About this ebook

Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.

Die Miene des Chefarztes der Kli­nik am See war besorgt, als er mit dem Leiter der Station für innere Krankheiten das Krankenzimmer Nr. 17 verließ. Beide Ärzte, Dr. Lindau und Dr. Reichel, begaben sich in das Stationszimmer. »Es sieht nicht gut mit Frau Mein­hardt aus«, ergriff Dr. Lindau das Wort. »Ihre unteren Gliedmaßen sind bereits zu neunzig Prozent bewe­gungsunfähig.« Dr. Reichel nickte. »Die Lähmung hat auch schon teilweise bei den Händen und Unterarmen begonnen«, sagte er. »Das ist der zweite Schub bei der Patientin, wenn ich die Krankenge­schichte richtig in Erinnerung habe«, meinte Dr. Lindau. »Stimmt«, bestätigte Dr. Reichel. »Ich habe die Anamnese selbst aufge­nommen.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateApr 9, 2019
ISBN9783740947354
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    Sie kämpften um ihr Glück - Britta Winckler

    Die Klinik am See

    – 49–

    Sie kämpften um ihr Glück

    Die Eltern hatten andere Pläne

    Britta Winckler

    Die Miene des Chefarztes der Kli­nik am See war besorgt, als er mit dem Leiter der Station für innere Krankheiten das Krankenzimmer Nr. 17 verließ. Beide Ärzte, Dr. Lindau und Dr. Reichel, begaben sich in das Stationszimmer.

    »Es sieht nicht gut mit Frau Mein­hardt aus«, ergriff Dr. Lindau das Wort. »Ihre unteren Gliedmaßen sind bereits zu neunzig Prozent bewe­gungsunfähig.«

    Dr. Reichel nickte. »Die Lähmung hat auch schon teilweise bei den Händen und Unterarmen begonnen«, sagte er.

    »Das ist der zweite Schub bei der Patientin, wenn ich die Krankenge­schichte richtig in Erinnerung habe«, meinte Dr. Lindau.

    »Stimmt«, bestätigte Dr. Reichel. »Ich habe die Anamnese selbst aufge­nommen. »Die Symptome der Krank­heit traten bei Frau Meinhardt das erste Mal vor drei Jahren auf. Bis vor einem Jahr war sie dann beschwerde­frei. Vor einem halben Jahr kam der erste Schub, und jetzt ist es der zweite. Als die Patientin vor drei Wochen bei uns eingeliefert wurde, hatte ich wegen der Taubheit in ihren Händen zuerst Nervenwurzel-Reiz­syndrome vermutet. Inzwischen aber hat die Lumbalpunktion ergeben, daß es sich unverkennbar um eine Multip­le Sklerose handelt.«

    »Schlimm«, entgegnete Dr. Lindau. »Wir spritzen auf jeden Fall weiter Kortikotropin«, fügte er hinzu.

    Dr. Reichel sah den Chefarzt skep­tisch an. »Ob das noch etwas helfen wird?« warf er die Frage auf.

    »Nein, das glaube ich nicht«, erwi­derte Dr. Lindau. »Diese Spritzen lindern nur. Sie wissen genauso gut wie ich, daß gegen diese Art der Sklerose noch kein medizinisches Kraut gewachsen ist. Mit den ACTH­Spritzen versuche ich lediglich die Adrenalinausschüttung der Nebennie­ren anzuregen und schädliche Aus­wirkungen des Krankheitsschubs zu verringern.«

    »Verstehe«, murmelte Dr. Reichel. »Endstation wird also ein Rollstuhl sein.«

    »Genau«, bestätigte Dr. Lindau.

    Etwas leiser setzte er hinzu: »Wenn die Patientin das noch erlebt.«

    »Sie spielen auf die Herzinsuffizienz an?«

    Dr. Lindau nickte. »Auch auf ihren Bluthochdruck.«

    »Das kann sehr riskant werden«, meinte Dr. Reichel.

    »Sie sagen es«, pflichtete Dr. Lindau dem Internisten bei. »Sorge bereitet mir aber auch die Depression der Patientin«, meinte er.

    »Weiß sie es schon?« fragte Dr. Reichel.

    »Was?« Fragend blickte Dr. Lindau den Kollegen an.

    »Nun, das mit dem Rollstuhl«, antwortete der.

    »Nein«, gab Dr. Lindau zurück, »noch nicht, und ich halte es nicht für angebracht, ihr das jetzt schon zu sagen. Ich habe allerdings die Absicht, ihren Sohn darüber zu informieren.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muß jetzt hinüber zur Chirurgie«, sagte er. »Der Kollege Hoff wird schon warten.«

    Mit einem Kopfnicken verabschiedete er sich vom Leiter der Station, verließ das Stationszimmer und lenkte seine Schritte der Chirurgie zu.

    »Sie haben es gehört«, wandte sich Dr. Reichel an die im Raum anwesende Stationsschwester. »Kein Wort von einem Rollstuhl gegenüber Frau Meinhardt. Sagen Sie das bitte auch den übrigen Schwestern!«

    »Ist schon recht, Herr Doktor«, erwiderte Schwester Marianne. »Arme Frau«, setzte sie hinzu. »Gerade erst siebenundvierzig geworden und schon so ein furchtbares Schicksal vor sich. Sie tut mir richtig leid.«

    »Mir auch, Schwester Marianne, aber gegen dieses Leiden sind wir eben noch immer ziemlich machtlos«, entgegnete Dr. Reichel. »Besonders in diesem schon schwer zu nennenden Fall.«

    *

    Windstille lag über dem Tegernsee, über den sich ein wolkenloser Himmel wölbte. Die Sonne konnte also ungehindert ihre wärmenden Strahlen auf die Erde herabsenden. Sie erreichten natürlich auch die Anlagen des Tennis-Clubs »Blau-Weiß«, der sich auf der Süd-Ost-Seite des Sees, dicht hinter der Ortsgrenze von Tegernsee, etabliert hatte.

    Um diese Zeit – es war die Mittagsstunde – war nicht viel Betrieb auf den drei Plätzen. Im Augenblick war nur einer von ihnen besetzt. In ein paar Stunden, am späten Nachmittag, sah es schon anders aus. Da war dann mehr los.

    Thomas Meinhardt hatte eben die Netze der beiden unbesetzten Plätze nachgespannt. Wenn er auch nicht gerade begeistert von diesem Job war, so war er dennoch froh, ihn vor 3 Monaten bekommen zu haben. Natürlich hätte er viel lieber in seinem erlernten Beruf als Werbegrafiker gearbeitet. Die Werbeagentur, für die er bis vor vier Monaten tätig gewesen war, hatte aufgehört zu existieren. Trotz eifriger Bemühungen war es ihm nicht gelungen, in seiner Berufssparte eine neue Stellung zu finden. Sein bis auf wenige Mark zusammengeschrumpftes Bankkonto gestattete ihm nicht, wählerisch bei der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit zu sein. Das kleine Haus am Rande von Auefelden, das er zusammen mit seiner Mutter bewohnte, kostete schließlich auch einiges. So war er also das geworden, was er jetzt war – eine Art Allround-Mann im Tennis-Club »Blau-Weiß« in Tegernsee.

    In diesen drei Monaten, in denen er nun hier tätig war, hatte er es geschafft, eine gewisse Beliebtheit bei den Club-Mitgliedern zu erreichen. Besonders bei den Damen, die ihn öfter und gern zu einem kurzen Match inspirierten.

    Dr. Feller, Rechtsanwalt in Tegernsee und Clubpräsident, hatte nicht die geringsten Einwände, wenn Tom – so wurde Thomas allgemein angesprochen – sich zu einem Spielchen mit den vorwiegend jüngeren weiblichen Mitgliedern zur Verfügung stellte. Ihm war inzwischen auch schon aufgefallen, daß einige der Tennisdamen es geradezu darauf anlegten, mit Tom zusammen dem weißen Sport zu huldigen. Man konnte beinahe sagen, daß sie nur seinetwegen kamen.

    Thomas wußte das, doch zu seiner Ehre mußte man sagen, daß er das nicht zu seinem Vorteil ausnutzte. Er freute sich zwar darüber, daß man ihn mochte, aber in seinem Innern gab es kein Echo dazu.

    Das heißt doch ein wenig, und zwar immer dann, wenn Gabriele Rombach erschien, um ein oder zwei Stunden lang Tennis zu spielen. Mit ihm natürlich. Am Anfang war sie oft mit wechselnden Partnern gekommen. Das hatte aber vor zwei Monaten schlagartig aufgehört. Seither erschien sie stets allein.

    »Haben Sie Lust und Zeit zu einem Spiel mit mir?« war stets ihre erste Frage, wenn sie das Clubgelände betrat und sich direkt an ihn wandte, wo immer sie ihn auch gerade antraf – ob im Clubhaus oder draußen bei den Plätzen.

    Es war Zufall, daß er dann tatsächlich gerade Zeit hatte und auch nicht nein sagen konnte. Daß er dann nach einem etwa halbstündigen Spiel mit der hübschen Gabriele, die erst vor kurzem ihren 19. Geburtstag gefeiert hatte, noch einen Drink genoß, war nichts Ungewöhnliches. Es störte ihn allerdings etwas, daß diese Drinks immer von ihr bezahlt wurden. Einige Male hatte er zwar versucht, trotz seiner etwas schmalen Brieftasche zu bezahlen, war aber bei Gabriele auf Widerstand gestoßen.

    »Seien Sie nicht kindisch, Tom!« hatte sie lächelnd gesagt. »Sie opfern Ihre Zeit, um mit mir zu spielen, und da ist es doch wohl recht und billig, daß ich Sie dafür zumindest zu einem Drink einlade. Ich weiß doch, daß Sie nicht gerade fürstlich für Ihre Arbeit hier bezahlt werden. Ich, das heißt, mein verehrter Papa, der hat genug Geld.« Diese letzten Worte waren nicht etwa hochmütig oder überheblich über ihre Lippen gekommen, nein, sie waren lediglich eine einfache Feststellung einer sehr hübschen jungen Frau, der Tochter eines reichen Vaters, die es genoß, mit dessen Geld sich und anderen viel Freude zu machen.

    Ja, und so war es bis jetzt geblieben – er, Thomas, spielte ein kurzes Match mit Gabriele, die trotz ihres Vaters Reichtums nicht etwa die verwöhnte junge Dame hervorkehrte, und plauderte anschließend bei einem Drink noch ein halbes Stündchen mit ihr.

    Zwei Tage hatte er sie nun schon nicht mehr gesehen. Ernsthaft fragte er sich, ob er vielleicht verliebt in sie war. Eine klare Antwort darauf fand er aber nicht. Es machte ihn nur nachdenklich. So nachdenklich, daß er sogar etwas an Konzentration verlor, wenn er sich als Spielpartner für eine der anderen Damen zur Verfügung stellte. So wie am Vortage.

    Die fast vierzigjährige Frau des Club-Präsidenten hatte ihn um ein Spiel gebeten, das er aber nach drei Sätzen abgebrochen hatte, nachdem ihm etliche Fehler unterlaufen waren.

    »Sie spielen aber sehr unkonzentriert, Tom«, hatte sich Margot Feller nicht verbeißen können, ihm tadelnd zuzurufen. »Was ist los mit Ihnen? Haben Sie Kummer?«

    »Tut mir leid, gnädige Frau, aber ich mache mir ein wenig Sorgen um meine Mutter, die schon seit einiger Zeit in der Klinik liegt.« Etwas anderes war Thomas als Erklärung für sein unkonzentriertes Spiel nicht eingefallen. So ganz hatte er damit auch nicht unrecht. Er sorgte sich wirklich um seine Mutter, die er mehr liebte als alles andere. Doch er wußte auch, daß seine mangelnde Konzentration nicht allein darauf

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