Das Ja zum Leben und zum Menschen, Band 17: Predigten 1975-1976
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Der christliche Glaube ist ein hilfreiches Angebot, denn es besteht in einem unerschütterlichen und liebevollen Ja zum Leben und zum Menschen. Kirche ist wichtig, der Gottesdienst ist wichtig, die Predigt ist wichtig. Diese Predigtreihe möchte einen kleinen Beitrag zu diesem großen Thema leisten.
Wolfgang Nein
Der Autor war in den siebziger Jahren Pastor in Cuxhaven. Von 1980 bis 2010 war er an der Markuskirche in Hamburg-Hoheluft tätig. Eines seiner Lebensthemen ist die Förderung interkultureller Begegnungen. In den siebziger Jahren sorgte er für die Beschulung von Gastarbeiterkindern in Cuxhaven. Dreißig Jahre lang leitete er ein von ihm gegründetes deutsch-argentinisches Jugendaustauschprogramm. Der Autor lebt als Ruheständler in Hamburg.
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Das Ja zum Leben und zum Menschen, Band 17 - Wolfgang Nein
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Er hat die Sinnfrage überflüssig gemacht
5. Januar 1975
2. Sonntag nach dem Christfest
Johannes 12,44-50
Befreiung aus inneren Gefangenschaften
9. Februar 1975
Estomihi
(Sonntag vor der Passionszeit)
2. Mose 33,12-23
Ostern: Eine andere Wirklichkeit hat sich offenbart
31. März 1975
Ostermontag
Lukas 24,36-49
Durch die Leidenszeit hindurchsehen
20. April 1975
Jubilate
(3. Sonntag nach Ostern)
Jesaja 40,26-31
Was haben wir durch Jesus Christus? Ewiges Leben?
27. April 1975
Kantate
(4. Sonntag nach Ostern)
Emmauskirche
Johannes 6,64b-69
Sehnsucht nach der verlorenen Einheit
8. Mai 1975
Himmelfahrt
Johannes 17,20-26
Heiliger Geist – der Beistand des Unverfügbaren
11. Mai 1975
Exaudi
(6. Sonntag nach Ostern)
Emmauskirche
Johannes 7,37-39
Das Alte immer wieder neu auslegen
25. Mai 1975
Trinitatis
Matthäus 28,16-20
Jesus ist vertrauenswürdig
8. Juni 1975
2. Sonntag nach Trinitatis
Matthäus 9,9-13
Josefs und Jesus’ Barmherzigkeit
22. Juni 1975
4. Sonntag nach Trinitatis
1. Mose 50,15-22a
Anerkennung ist nicht machbar
24. August 1975
13. Sonntag nach Trinitatis
Matthäus 6,1-4
Im Leid auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen
14. September 1975
16. Sonntag nach Trinitatis
Klagelieder 3,22-33.39-41
Die Gebote und die Liebe zu Gott und den Menschen
28. September 1975
18. Sonntag nach Trinitatis
3. Mose 19,1-3.13-18
Handeln, schlafen, danken
5. Oktober 1975
19. Sonntag nach Trinitatis
Erntedankfest
Gnadenkirche
Markus 4,26-29
Fremd fern der Heimat und fremd in dieser Welt
12. Oktober 1975
20. Sonntag nach Trinitatis
Tag des ausländischen Mitbürgers
1. Mose 3,23
Luthers „gnädiger Gott" kann für uns ein Segen sein
31. Oktober 1975
Reformationstag
Berufsschule / St. Petri
Matthäus 20,1-15
Gutes tun für Menschen und zur Ehre Gottes
2. November 1975
23. Sonntag nach Trinitatis
Matthäus 5,13-16
Mit Hoffnung den Schrecken der Zukunft entgegen
16. November 1975
Volkstrauertag
Emmauskirche
Lukas 21,8-19
Umkehr: Selbstkritisch sein und sich helfen lassen
19. November 1975
Buß- und Bettag
Matthäus 12,30(31-32)33-37
Hinter unsere Lebenswirklichkeiten schauen
7. Dezember 1975
2. Advent
Offenbarung 3,1-6
Das Geschenk des lieben Gottes
24. Dezember 1975
Heiligabend
Lukas 2,1-20
Die Liebe macht den Stall zur behaglichen Wohnung
26. Dezember 1975
2. Weihnachtstag
1. Johannes 1,1-4
Jesus Christus – der Ausweis Gottes
11. Januar 1976
1. Sonntag nach Epiphanias
1. Johannes 5,9-13
Lebenskraft durch menschliche Nähe
1. Februar 1976
4. Sonntag nach Epiphanias
St. Gertrud, Döse
Kolosser 2,8-15
Wann und wie und wo kommen wir zur Ruhe?
29. Februar 1976
Estomihi
(1. Sonntag vor der Passionszeit)
Hebräer 4,9-13
Christ sein ist etwas Besonderes
7. März 1976
Invokavit
(1. Sonntag der Passionszeit)
Konfirmation
2. Korinther 6,1-10
Wort des Lebens – des so sehr ersehnten Lebens
28. März 1976
Laetare
(4. Sonntag der Passionszeit)
Philipper 2,12-18
Der göttliche Weg zum Frieden
11. April 1976
Palmsonntag
(6. Sonntag der Passionszeit)
St. Jacobi, Lüdingworth
Sacharja 9,9-10
Jesus – im göttlichen Sinne Mensch und menschlich
15. April 1976
Gründonnerstag
Hebräer 2,14-18
Hirten sollen die Herde weiden und nicht sich selbst
2. Mai 1976
Misericordias Domini
(2. Sonntag nach Ostern)
Emmauskirche
Hesekiel 34,1-16
Mission durch fürsorgliches Handeln
16. Mai 1976
Kantate
(4. Sonntag nach Ostern)
Apostelgeschichte 16,16-34
Vertrauensvoll für den christlichen Glauben werben
23. Mai 1976
Rogate
(5. Sonntag nach Ostern)
Emmauskirche
Kolosser 4,2-6
Heimat in der Unendlichkeit von Raum und Zeit
27. Mai 1976
Himmelfahrt
Kolosser 1,15-20
Gute Worte können heilen und lebendig machen
5. September 1976
12. Sonntag nach Trinitatis
Ordination
Apostelgeschichte 9,32-43
Bibelstellen
Vorwort
Predigten haben mit dem ganzen Leben zu tun. Sie haben zu tun mit dem persönlichen und dem gesellschaftlichen Leben und dem weltweiten Miteinander der Völker. Sie haben mit den Grundfragen des Lebens zu tun und mit konkreten Ereignissen im Kleinen wie im Großen. Sie stellen Fragen und sie geben Antworten, Antworten freilich im Sinne eines Angebots. Sie greifen dabei vor allem auf die biblischen Texte und ihre Auslegung in den zweitausend Jahren seit ihrer Zusammenstellung zurück.
Das Anliegen der Predigt ist die Lebenshilfe. Mit dem Leben zurechtzukommen, ist nicht einfach. Das liegt an der Komplexität und Unergründlichkeit des Daseins, an der Ambivalenz des Seins, an der endlosen Zahl unbeantwortbarer Fragen, an dem Nebeneinander und Gegeneinander und Ineinander von Schönem und Schrecklichem, von Freud und Leid, von Verfügbarem und Unverfügbarem, und an dem Wunsch, in der Weite des Alls und der Unendlichkeit von Raum und Zeit für die begrenzte Dauer unserer persönlichen Existenz ein wenig Heimat zu finden, ein Zuhause und Geborgenheit.
Wir leben in der Regel wie selbstverständlich vor uns hin. Es ist ein Segen, dass wir das – von Natur aus – können. Es gibt aber immer mal wieder Situationen, in denen uns quasi der feste Boden entzogen wird, in denen für uns alles infrage steht, wir jegliche Orientierung verlieren und wir verzweifelt nach Halt suchen, und sei es an einem „Strohhalm. Dieser „Strohhalm
kann in einem guten Wort bestehen und in menschlicher Nähe.
Die Predigt bietet gute Worte aus der Schatzkiste der biblischen Texte an. Und sie bietet menschliche Nähe an. Denn ihre Botschaft lautet: „Das gute Wort wurde Mensch." Die Geborgenheit liebevoller menschlicher Nähe gibt Halt, Orientierung, Sinn. Alle grundsätzlichen Fragen und Unsicherheiten bleiben zwar, aber sie geraten in den Hintergrund. Die Kraft zum frohen Leben kann sich entfalten.
Die Predigt kann auch Sachinformationen vermitteln und wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen. Sie kann Bibeltexte historisch-kritisch auslegen. Sie kann Bezüge zur weltlichen Literatur herstellen. Dies alles soll aber dem Zweck der Lebenshilfe dienen.
Die Predigt ist Teil eines Gottesdienstes. Sie ist ein leibhaftiges Wortereignis. Es muss zwar nicht so sein – und kann auch nicht so sein –, dass der Prediger mit seiner ganzen Person das abdeckt, was er predigt. Denn was er zu predigen hat, ist weit größer als er selbst. Aber im Sinne des Wortes Jesu an seine Jünger: „Wer euch hört, der hört mich", befindet sich hinter dem Vordergründigen der Predigt und ihres Predigers das Hintergründige. Es wäre unsachgemäß, mit dem begrenzten Maßstab des (allzu) Menschlichen das Göttliche messen zu wollen.
Die Predigt wird ergänzt durch die anderen Teile des Gottesdienstes, die auf ihre je eigene Art – durch weitere Texte, durch Gesten und Rituale und auf musikalische Weise – das letztlich Unbegreifliche und Unsagbare des Daseins und die biblische Überlieferung erlebbar machen.
Die Predigt richtet sich an Gottesdienstbesucher, die Speise für ihr Herz und Hirn erhoffen, mit der sie gestärkt in den Alltag hinausgehen können. Dass sich die Hoffnung erfüllt, bleibt letztlich unverfügbar. Es ist wichtig, dass das Angebot bestehen bleibt.
Der christliche Glaube ist ein hilfreiches Angebot, denn es besteht in einem unerschütterlichen und liebevollen „Ja zum Leben und zum Menschen". Kirche ist wichtig, der Gottesdienst ist wichtig, die Predigt ist wichtig. Diese Predigtreihe möchte einen kleinen Beitrag zu diesem großen Thema leisten.
Viel Freude beim Lesen!
Wolfgang Nein, Juli 2019
Er hat die Sinnfrage überflüssig gemacht
5. Januar 1975
2. Sonntag nach dem Christfest
Johannes 12,44-50
Weihnachten ist wieder schnell vergangen. Das ist jedenfalls das Gefühl, das sich bei mir einstellt, sobald wir neue Jahr hinter uns gebracht haben. Vielleicht geht Ihnen das genauso. Hier steht zwar noch der Tannenbaum, aber wir nehmen ihn kaum noch zur Kenntnis. Mit den Weihnachtsliedern ist es vorbei. Sie sehen aus dem Gesangbuch, dass wir bereits Lieder aus der Epiphaniaszeit singen.
Epiphanias ist das Fest der Erscheinung des Herrn. Das hat zwar noch mit der Geburt Jesu zu tun. Aber es ist schon stärker geprägt von den Auswirkungen dieser Geburt auf die Menschen, von der Verbreitung der Nachricht, dass der Sohn Gottes zu den Menschen gekommen ist. Das Evangelium, das wir vorhin gehört haben, berichtet von den Weisen aus dem Morgenland, die von weither angereist kommen, um dem kleinen Kind ihre Geschenke darzubringen. Sie kehren zurück in ihr Land und nehmen die Kunde von der Geburt des Königs der Juden mit sich.
Von der Ausbreitung der guten Nachricht ist auch das Lied bestimmt, das wir eben gesungen haben: „O König aller Ehren, Herr Jesu, Davids Sohn, hilf, dass allhier auf Erden den Menschen weit und breit dein Reich bekannt mög werden zur Seelen Seligkeit." Diese Grundstimmung von Epiphanias hat schon von alters her einen missionarischen Charakter.
Wohl aus diesem Grund wird in Hamburg zum Beispiel Anfang Februar die Hamburger Missionswoche abgehalten. In der Zeit nach Weihnachten stellt sich die Frage: Wie kommt die gute Botschaft unter die Leute? Wie kommt das, was da in der Verborgenheit geschehen ist, an das Licht der Öffentlichkeit?
Ganz kluge Leute könnten sagen: Weihnachten, die Geburt Jesu Christi, reicht noch nicht aus für die Mission. Zu der Geburt müssen noch das Leiden Christi, seine Kreuzigung und schließlich seine Auferstehung hinzukommen. Nur so wird das Erscheinen Gottes auf Erden zu einem Ereignis, das es wert ist, unter alle Menschen verbreitet zu werden. Das ist ganz richtig. Erst nach der Auferstehung ist die Verkündigung komplett, ist der Inhalt des Pakets vollständig, das nun in alle Welt verschickt werden kann.
Aber das alles bedenken wir ja Weihnachten schon mit oder sollten es wenigstens tun. Die Geburt dieses Kindes ist ja nur deshalb von so großer Bedeutung, weil wir schon das Ganze seines Lebens kennen, weil wir schon von seinem Wirken auf Erden, seinem Leidensweg, seiner Kreuzigung und Auferstehung wissen. Die Weihnachtsfreude ist nur im Zusammenhang des ganzen Geschehens verständlich und nur in diesem Zusammenhang kann Jesus Christus verkündigt werden.
Es ist also durchaus angebracht, in der Nachweihnachtszeit ein besonderes Augenmerk auf die Mission zu werfen, wenn wir das Ereignis Weihnachten in seiner vollen Bedeutung bedenken. Denn rückblickend betrachtet ist eben die Geburt Jesu Christi der Augenblick, in dem das ganz Neue eingetreten ist, indem nämlich Gott in einem Menschen unter die Menschen gegangen ist. Von da ab ist unser Verhältnis zu Gott neu geworden. Es ist seitdem unlösbar mit der Person Jesus Christus verbunden. Johannes bringt das deutlich zum Ausdruck. Er lässt dieses in seinem Evangelium im zwölften Kapitel sagen.
Unser Verhältnis zu Gott ist ein ganz persönliches geworden. Es führt über die Person Jesus Christus. Das ist es zunächst einmal, was in diesem Text zum Ausdruck kommt: „Wer an mich glaubt, sagt Jesus, „der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.
Es ist kein Verhältnis, das durch eine theoretische Erkenntnis bestimmt ist, etwa in dem Sinne, dass wir meinen: Gott muss es geben, weil da irgendjemand die Welt erschaffen haben muss. Irgendjemand muss den Stein ins Rollen gebracht haben. Irgendjemand muss die letzte Ursache für das Leben sein.
Das ist eine theoretische Erkenntnis, etwas, was uns unser Verstand sagt, unsere Logik. Das ist etwas ganz Unpersönliches. Wir dürfen einmal an dieser Stelle fragen, wozu uns eine solche Erkenntnis in unserem Leben nützlich sein könnte. Ich sehe da einen großen Nutzen nicht. Ob ich sage: „Weil es eine letzte Ursache für das Leben auf Erden geben muss, gibt es Gott", oder ob ich das nicht sage, das ist für mein Leben von ziemlich geringer Bedeutung. Daraus ergibt sich keine Antwort auf die wirklich ernsten Fragen meines Lebens.
Ob wir dagegen Jesus Christus als den Sohn Gottes annehmen oder nicht, das ist von unendlich großer Bedeutung; damit steht und fällt unser Leben. Das jedenfalls sagt Jesus in dem Evangelium des Johannes, das wir eben gehört haben: „Wer Jesus Christus nicht annimmt, der richtet sich selbst zugrunde. Es heißt in unserem Text: „Wer mich verachtet und nimmt mein Wort nicht auf, der hat schon seinen Richter: Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage.
Ist der Glaube an Jesus Christus so entscheidend, dass davon Leben und Tod abhängen? In unserem Text bekommen wir nur eine Antwort in Bildern, in Bildern, die Johannes oft wiederholt hat und die uns darum sehr vertraut sind: „Ich bin gekommen in die Welt, ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe, sagt Jesus. Und weiter: „Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.
Jesus ist gekommen, uns aus der Finsternis zu retten, heißt es in dem Bild. Können wir einmal einen Augenblick stehen bleiben und uns fragen: Welches ist eigentlich die bedeutungsvollste Frage unseres Lebens? Welches ist das schwierigste Problem, dem wir mit unserem Leben gegenüberstehen?
Ich meine, es ist die Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Wir werden geboren und wir müssen leben. Was soll das? Wo uns diese Frage plagt – und wen von uns hat sie noch nicht geplagt? –, da stecken wir mit beiden Beinen in der Finsternis. Denn auf diese Frage können wir uns keine Antwort geben. Wir können uns selbst keinen Grund nennen, warum wir leben sollten, warum es gut sein sollte zu leben.
Wir leben nun einmal, das ist eine Tatsache, eine Tatsache, für die wir nichts können, mit der wir uns aber abfinden müssen im Guten oder im Bösen. Wo wir über unser Leben nicht mehr sagen können als dies, da leben wir in der Finsternis. Denn da ist unser Leben im Grunde gleichgültig, eine Last, die im Regelfall nicht schwer genug ist, als dass wir sie mutwillig abwerfen würden, und nicht leicht genug, um sie mit Freuden tragen zu können. So leben, ist, wie einem widerspenstigen Pferd aufsitzen, das eigenwillig vorangaloppiert, an das wir uns festklammern, um nicht herunterzufallen, und von dem wir nicht wissen, wie wir absteigen können.
Wenn wir uns von dem Leben nur so vorwärtsstoßen lassen oder wenn wir uns an der Frage nach dem Sinn des Lebens zermürben, dann leben wir im Grunde am Leben vorbei, sind wir schon halb gestorben. Die Gleichgültigkeit und die Angst sind Schatten, die unser Leben verfinstern.
Was bedeutet nun Jesus Christus für unser Leben, für unsere Frage nach dem Sinn des Lebens?
In Jesus Christus ist uns ein Weg gegeben, das Leben ganz zu leben. Er hat uns von der Frage nach dem Sinn des Lebens, von der Angst befreit. Er hat nicht eine Antwort auf diese Frage gegeben. Nein, er hat sie überflüssig gemacht.
Und wie hat er das getan?
Nun, in Jesus Christus ergeht an uns ein Angebot der Liebe. Und dieses Angebot besagt: In unserem Leben gibt es nur eines, was wichtig ist – nämlich diese Liebe anzunehmen.
Wie sollen wir das verstehen? Es ist ganz einfach und zugleich ganz schwierig. Vielleicht hilft uns ein Bild weiter von einer Mutter. Die Mutter hat ihr weinendes Kind im Arm und beruhigt es mit den Worten: „Nicht weinen, mein Kind, es ist alles in Ordnung."
„Es ist alles in Ordnung", das kann nicht heißen: Die Welt ist in Ordnung. Nein, in Ordnung ist die Welt nicht. Das weiß auch die Mutter und daraus könnte dem Kind kein Trost erwachsen. Nein, aber die Mutter ist da und hat das Kind liebevoll im Arm. Und das ist für das Kind das Wichtigste. Und so ist für das Kind doch alles in Ordnung. Das Kind ist ganz getröstet, weil es im Arm der Mutter geborgen ist und der liebevollen Geste vertraut.
„Nicht weinen, mein Kind, es ist alles in Ordnung, das heißt für uns: „Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch!
In Jesus Christus nimmt Gott die Menschen liebevoll in seine Arme. Die Welt ist nicht besser geworden. Alle Probleme sind noch da. Aber, wir sind geborgen. Nur aus dieser Geborgenheit heraus können wir ein volles Leben führen.
„Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch!" Damit sind wir zum Vertrauen aufgerufen, sind wir aufgerufen, alle Sorgen, Fragen, Zweifel von uns zu werfen.
Wir wissen, wie schwer es uns fällt, im Vertrauen zu leben, im Zutrauen, wie schwer es uns fällt, uns annehmen zu lassen. Wir wollen uns unsere Sorgen nicht einfach abnehmen lassen, wollen gern unsere Probleme lösen, und können es doch nicht. Wir machen immer wieder die schmerzliche Erfahrung, dass wir da scheitern, wo uns das Vertrauen in die bergende Kraft Gottes fehlt.
Gott ist in Jesus Christus zum Menschen geworden und hat mit uns die Not des Lebens durchlitten. Er hat sich uns ganz persönlich zugewandt. Er will bei uns sein und uns trösten. Darin ist unsere Freude über das Kommen Christi begründet, und dafür danken wir Gott von Herzen.
Befreiung aus inneren Gefangenschaften
9. Februar 1975
Estomihi
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Sonntag vor der Passionszeit)
2. Mose 33,12-23
Wir kennen alle die Geschichten von der Führung des Volkes Israel aus Ägypten in das gelobte Land Kanaan. Ob es diese Wanderung der Israeliten tatsächlich gegeben