Du bist die Welt für mich: Karin Bucha Classic 7 – Liebesroman
By Karin Bucha
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Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.
Immer wieder liest Marina das Telegramm. Ja, so ist Annemarie. Ein feiner Kerl, impulsiv, aber durch und durch gerecht und ehrlich und unbestechlich in ihrem Urteil. Daß sie fünf Jahre älter ist als Marina, stört ihre Freundschaft nicht. Sie ist Innenarchitektin und hat sich von dem Vermögen, das ihr ihre Eltern hinterlassen hatten, selbständig gemacht. Drei Jahre hatten sie sich nicht gesehen, nur geschrieben. Marina Braun läßt sich in dem Sessel am Fenster nieder und träumt vor sich hin. Es wird ein gutes Leben mit Annemarie werden. Sie haben sich immer glänzend verstanden. Selbst wenn sie die Stelle bei der Firma Illermann, bei der sie sich beworben hat, nicht bekommt, ist ihr nicht bange. Annemarie wird Rat wissen. Sie weiß in jeder Situation Rat. Merkwürdig ist Marina zumute. Sie geht einer unbekannten Zukunft entgegen, da sie noch nicht einmal weiß, ob sie die Stellung im Illermann-Konzern erhält. Aber Annemarie wird schon Rat wissen, macht sie sich selbst Mut. Auch Neugier ist in ihr. Ja, es ist ihr, als würde gerade diese Zukunft, die für sie in Dunkel gehüllt ist, ganz bestimmte Überraschungen für sie aufbewahren. Annemarie Kolber läuft aufgeregt in ihrer entzückenden Zweizimmerwohnung umher. Es sind zwei geräumige, ineinandergehende Wohnzimmer, geschmackvoll und originell eingerichtet, wie sie es als Innenarchitektin für richtig hielt. Als es Zeit ist, Marina vom Bahnhof abzuholen, hat sie alles für ein festliches Mahl vorbereitet.
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Du bist die Welt für mich - Karin Bucha
Karin Bucha Classic
– 7 –
Du bist die Welt für mich
Karin Bucha
Komme sofort stop bin verrückt vor Freude
Annemarie
Immer wieder liest Marina das Telegramm. Ja, so ist Annemarie. Ein feiner Kerl, impulsiv, aber durch und durch gerecht und ehrlich und unbestechlich in ihrem Urteil. Daß sie fünf Jahre älter ist als Marina, stört ihre Freundschaft nicht. Sie ist Innenarchitektin und hat sich von dem Vermögen, das ihr ihre Eltern hinterlassen hatten, selbständig gemacht.
Drei Jahre hatten sie sich nicht gesehen, nur geschrieben.
Marina Braun läßt sich in dem Sessel am Fenster nieder und träumt vor sich hin. Es wird ein gutes Leben mit Annemarie werden. Sie haben sich immer glänzend verstanden. Selbst wenn sie die Stelle bei der Firma Illermann, bei der sie sich beworben hat, nicht bekommt, ist ihr nicht bange. Annemarie wird Rat wissen. Sie weiß in jeder Situation Rat.
Merkwürdig ist Marina zumute. Sie geht einer unbekannten Zukunft entgegen, da sie noch nicht einmal weiß, ob sie die Stellung im Illermann-Konzern erhält.
Aber Annemarie wird schon Rat wissen, macht sie sich selbst Mut. Auch Neugier ist in ihr. Ja, es ist ihr, als würde gerade diese Zukunft, die für sie in Dunkel gehüllt ist, ganz bestimmte Überraschungen für sie aufbewahren.
*
Annemarie Kolber läuft aufgeregt in ihrer entzückenden Zweizimmerwohnung umher.
Es sind zwei geräumige, ineinandergehende Wohnzimmer, geschmackvoll und originell eingerichtet, wie sie es als Innenarchitektin für richtig hielt.
Als es Zeit ist, Marina vom Bahnhof abzuholen, hat sie alles für ein festliches Mahl vorbereitet. Sie zieht sich rasch um und besteigt den vor dem Haus wartenden Wagen.
Eine halbe Stunde später liegen sich die Freundinnen in den Armen. Sie sind beide gerührt von dem Wiedersehen.
Marina hat das Gefühl, als sei sie nach jahrelanger Reise heimgekehrt. Herzlichkeit und Vitalität gehen von Annemarie aus. Marina hat Annemarie schon immer bewundert. Nie wird sie so viel Selbstsicherheit wie die Freundin besitzen. Ewig wird sie ein Hasenfuß bleiben.
Später, während Annemarie zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her saust, geht Marina bewundernd durch die Wohnung, die sie noch nicht kennt.
»Schön hast du es dir eingerichtet, Annemarie«, stellt sie aufrichtig fest. »Kein Wunder, daß du eine gesuchte Innenarchitektin geworden bist. Du besitzt Geschmack und Schönheitssinn.«
Annemarie stellt die letzte Schüssel auf den Tisch und lädt Marina zum Platznehmen ein. »So«, sagte sie und streicht sich eine Locke des blonden Haares aus der Stirn, »jetzt machen wir es uns gemütlich.« Schon springt sie wieder auf. »Zuerst einen Sherry, Liebes, damit du etwas Farbe bekommst.«
Sie reicht Marina ein gefülltes Glas. »Austrinken, nicht nippen«, befiehlt sie, und Marina gehorcht lächelnd. So war es immer, Annemarie gibt den Ton an.
Und so ist es auch jetzt, nachdem der Tisch abgeräumt ist und Annemarie die Kaffeemaschine in Gang gesetzt hat.
»Zigarette?« Sie reicht Marina die Zigarettendose und setzt sich neben die Freundin.
»Paß auf, Kleines, die Sache mit dem Illermann-Konzern klappt. Vielleicht beginnt für dich jetzt eine Glückssträhne?«
»Ich weiß nicht, Annemarie.« Marina drückt die Zigarette aus. Sie macht keinen besonders glücklichen Eindruck. »Schon beginne ich mir Sorgen zu machen, was geschieht, wenn ich die Stelle nun nicht bekomme.«
Annemarie faltet die Zeugnisse Marinas sorgfältig. »Bei deinen Zeugnissen, Kind? Damit bist du so gut wie engagiert.«
Marina fühlt sich zwar nicht recht wohl in ihrer Haut, aber bei so viel gesundem Optimismus lächelt sie doch.
»Na, siehst du, Liebes«, triumphiert Annemarie. »Schon scheint die Sonne wieder. Du brauchst ganz einfach einen Menschen, der dir kleinen Träumerin hin und wieder einen sanften Stoß gibt.«
Bewundernd sieht Marina die Freundin an. »Das glaube ich beinahe selbst, Annemarie. Ich bin viel zu schwerfällig.«
Annemarie drückt die Freundin abermals herzlich an sich. »Dabei bist du die Gutmütigere von uns beiden. Du läßt dein Herz sprechen – ich den Verstand.«
»Mir scheint, du bist mit deinem Verstand weiter gekommen als ich«, meint Marina mit unsicherer Stimme. »Immer hatte ich Pech mit meinen Chefs…«
»Das kommt daher, weil du viel zu hübsch bist. Auf dich fliegen die Männer direkt«, lacht Annemarie, ohne eine Spur von Neid. Außerdem weiß sie selbst, daß sie eine gutaussehende Frau ist, der es an Bewunderern nicht fehlt.
»Vielleicht sollte ich mir eine unmögliche Frisur zulegen.«
»Warum nicht gleich in Sack und Asche gehen?« lacht Annemarie dazwischen. Sie winkt energisch ab. »Du bleibst, wie du bist, ein entzückendes Mädchen mit strahlend blauen Augen und rötlich braunen Haaren. Weißt du, daß alle meine Bekannten nicht glauben wollten, daß deine Haarfarbe Natur ist?«
Unwillkürlich greift Marina mit beiden Händen in ihr Haar. »Findest du es wirklich so hübsch?«
»Hübsch? Ich finde es einfach zauberhaft. Überhaupt deine ganze kleine Person ist zauberhaft. Und wie du bereits bemerkt hast, bin ich nicht die einzige, die das festgestellt hat.«
Entsetzt läßt Marina die Hände sinken. »Erinnere mich bloß nicht an meine zweifelhaften Eroberungen. Sie haben mir nichts als Kummer eingebracht…«
»Nun sag bloß, du wirst nie, nie heiraten, nur weil ein paar Exemplare der sonst gar nicht so üblen Männerwelt sich unmöglich benommen haben.«
»Ans Heiraten habe ich überhaupt noch nicht gedacht, Mie«, erwiderte Marina ernsthaft. »Ich möchte in meinem Beruf vorwärtskommen und mein Können unter Beweis stellen. Vor allem wünsche ich, in Ruhe arbeiten zu können.«
»Na, schön, mein Schatz.« Annemarie nimmt wieder in ihrem Sessel Platz und gießt die Tassen noch einmal voll. Sie reicht der Freundin das silberne Körbchen mit dem feinen Gebäck. »Iß, Marina, und vergiß, was hinter dir liegt. Jetzt beginnt für dich ein neues Leben.«
Marina preßt die schlanken Hände zusammen.
»Wo werde ich denn wohnen, Mie?« erkundigt sie sich vorsichtig.
Annemarie macht erstaunte Augen. »Natürlich bei mir, du Schäfchen. Oder dachtest du, ich würde dich hinausjagen und vom Leben prügeln lassen?«
»Du bist einfach wunderbar«, stößt Marina aus tiefstem Herzen hervor.
»Na, na«, winkt Annemarie gelassen ab. »Ich bin für gewöhnlich ein Biest. Nur zu dir bin ich lieb, weil du es einfach verdienst.« Dann lenkt sie auf ein anderes Thema über. »Wann mußt du dich im Illermann-Konzern vorstellen?«
»In drei Tagen, Mie.«
»Herrlich!« jubelt Annemarie auf. »Dann haben wir zwei Tage vor uns, die uns allein gehören. Ach, da fällt mir ein: Für morgen abend habe ich zwei Konzertkarten gekauft. Inzwischen habe ich den Anruf eines Kunden bekommen, der unbedingt morgen abend meine Pläne sehen will. Irgendein reicher Snob, der sich ein Angeberhaus bauen läßt.« Sie zuckt mit den Schultern. »Mir kann es gleich sein, auf welche Weise die Leute ihr Geld unter die Menschheit streuen. In diesem Falle fällt auch ein Segen auf mich herab. Du wirst also allein ins Konzert gehen und dich recht gut amüsieren.«
»Och, Annemarie, allein ausgehen?« Marina sieht ganz kläglich drein. »Mit dir würde es mir größeren Spaß machen.«
»Wir haben noch so viel Gelegenheit, Konzerte und Theater zu besuchen. Mach es dir jetzt bequem. Wo das Badezimmer ist, weißt du. Kannst auch ein Bad nehmen. Inzwischen mache ich dir ein bildschönes, daunenweiches Bett zurecht. Du sollst dich wie im Paradies bei mir fühlen. Los, los, schnell ins Bad!«
Lachend schiebt sie Marina der Tür zu.
Dann sucht sie Bettzeug aus dem eingebauten Schrank in der kleinen Diele und baut für Marina ein bequemes Lager auf einer der breiten Couches.
Am nächsten Abend tanzt Annemarie um die Freundin herum und betrachtet sie wohlwollend von allen Seiten.
»Du wirst bestimmt eine Eroberung machen, Kleines. Du siehst einfach süß aus.«
In der Tat, Marina sieht zauberhaft in dem weißen Kleid mit dem weitschwingenden Rock aus. Die Pailletten funkeln im Licht und geben ihr etwas Rätselhaftes, zumal sie besonders reizvoll zu dem leuchtenden Kastanienbraun ihres Haares kontrastieren.
Marina ist mit ihrem Aussehen zufrieden. Sie wird von Annemarie bis zum Konzerthaus gebracht.
»Wir treffen uns nach der Vorstellung im Trocadero. Gleich um die Ecke, Marina. Du kannst das Lokal nicht verfehlen, die Lichtreklame leuchtet weithin. Tschüs, Liebes. Viel Vergnügen.«
Damit braust Annemarie Kolber davon, ihrer geschäftlichen Verabredung entgegen. Marina steigt nun langsam, fast feierlich zum Eingang der Musikhalle. Sie nimmt ihren Logenplatz ein und beobachtet aus wachen Augen das Publikum. Festliche Stimmung liegt über dem weiten Raum, der prachtvolle Lüster brennt und läßt den Schmuck der Damen aufblitzen. Ein ausgesprochen gutes Publikum – denkt Marina und beugt sich etwas über die Brüstung.
Just im gleichen Augenblick sieht ein Herr aus dem Parkett zu ihr herauf. Ein Paar tiefblaue Augen in einem schmalen, rassigen Gesicht blicken sie sekundenlang ernsthaft an. Marina spürt, wie sie errötet, und sieht rasch seitwärts.
Von diesem Augenblick an fühlt sie noch oft die tiefblauen Augen des fremden Mannes auf sich ruhen. Er sitzt neben einem jüngeren Mann, der wie das Ebenbild des älteren wirkt. Auch er hat schon ein paarmal zu ihr heraufgesehen.
Marina nimmt sich vor, nicht wieder in diese Richtung zu sehen. Vorläufig kommt sie auch gar nicht dazu, ihre Aufmerksamkeit den beiden Herren im Parkett zu widmen.
Zwischen den Vorträgen des Orchesters tritt der Tenor auf. Er ist eine glänzende Bühnenerscheinung und wird mit prasselndem Beifall überschüttet.
Seine Stimme ist einmalig, kraftvoll und in der Höhe weich und biegsam.
Marina hat sich tief in ihren Sessel zurückgelehnt und hält die Augen geschlossen. Für sie ist es ein Erlebnis. Wie oft hat sie sich gewünscht, den berühmten Tenor einmal persönlich zu sehen und zu hören. Und nun hat Annemarie ihr dieses unverhoffte Geschenk gemacht.
Zum Schluß wird der Sänger mit so viel Applaus und Blumen geehrt, daß er sich immer wieder nach allen Seiten dankbar verneigt.
Wohl oder übel muß er eine Zugabe geben. Marina lauscht mit vorgestrecktem Oberkörper, die Hände hat sie auf der Brüstung der Loge ineinandergeschlungen.
Sie hat das Gefühl, er würde nur für sie singen, da es ihr Lieblingslied ist:
Du bist die Welt für mich,
Ich lebe nur für dich,
Für dich allein.
Du bist mein lachender Mai,
Und gehst du fort,
ist mein Frühling vorbei.
Du bist die Welt für mich.
Ich liebe ja nur dich,
Dich – dich allein.
Marina war so ergriffen, daß ihr die Tränen in die Augen treten. Noch nie hat sie das Lied so schön, so innig singen hören. Wieder spürt sie, daß sie beobachtet wird. Ihr Blick trifft sich mit dem des Mannes im Parkett, und wieder vermag sie sich nicht von dem interessanten Gesicht und den tiefblauen Augen loszureißen.
Sie sieht nur noch den Mann, der unverwandt zu ihr emporblickt. Sie hört nicht das Beifallklatschen, sieht nicht, wie der Sänger sich abermals nach allen Seiten verneigt und wie sich der dunkelrote Vorhang hinter ihm schließt.
Alles, was noch folgt, rauscht an ihren Ohren vorbei. Sie spürt ihr Herz heftig klopfen, und ihre Glieder beginnen zu zittern. Sie befindet sich in einem aufgewühlten Zustand, den sie noch nie erlebt hat. Wie ein Gewitter ist es über sie gekommen und bringt alles in ihr in Aufruhr.
Als eine der Ersten verläßt sie ihre Loge und sucht die Garderobe auf.
*
Günther Gellert stößt seinen Vater leicht mit dem Ellbogen an.
»Schau mal in die zweite Loge, Papa. Ist das Mädchen nicht wie ein schönes Bild anzusehen?«
Albert Gellert runzelt die Stirn. Längst hat er das schöne Mädchen entdeckt und sie, wie er glaubt, heimlich betrachtet. Er ärgert sich über die Bemerkung seines Sohnes. Wieder einmal muß er festellen, daß