Aber das Rampenlicht lockte mehr: Mami Classic 8 – Familienroman
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»Da kommt sie«, sagte Anna Berger, als ein Wagen mit quietschenden Bremsen vor dem Haus anhielt. Sie legte ihre Strickarbeit beiseite und ging hinaus, um ihre Tochter zu empfangen. Auffallend genug nahm sich das weiße Sportcoupé mit den roten Polstern in der Straße mit den bescheidenen Reihenhäusern aus. Schon wieder ein neues Auto, dachte Anna, und sicherlich sündteuer. »Wie findest du meine neueste Errungenschaft?« lachte die junge Frau, die ihre langen Beine herausschob und nun vor ihr stand, sie beinahe um Haupteslänge überragend. »Sehr schön«, antwortete Anna, denn das wollte sie ja hören. Patricia legte den Arm um die Schulter ihrer Mutter, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Bin ich froh, daß ich es geschafft habe, einen kurzen Halt bei euch einzulegen«, sagte sie fröhlich, während sie hineingingen. »Mein Anruf hat euch sicherlich überrascht?« »Ja, und natürlich auch sehr gefreut. Wir dachten doch, du wärst noch in New York. Aber das wechselt ja so schnell bei dir, daß wir gar nicht mehr mitkommen.« sie lächelte zu ihrer Tochter empor. »Manchmal komme ich selber nicht mehr mit«, versicherte diese scherzhaft. »Ich bin wahnsinnig gut im Geschäft.
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Aber das Rampenlicht lockte mehr - Gisela Reutling
Leseprobe:
Was das Meer ans Land wirft…
LeseprobeDer Sturm hatte nur wenig nachgelassen. Wenke, die im Wasser trieb und gegen die Wellen kämpfte, hatte plötzlich einen schmerzhaften Stoß erhalten. Das Segelboot, das unter Wasser gedrückt worden war, tauchte plötzlich wieder auf. Es trieb halb auf der Seite liegend, halb kieloben. Instinktiv klammerte sie sich an die nassen Planken. Wo, um Himmels willen, war Lars? Und wie sollte sie es bis zum Ufer schaffen? Wenke keuchte, spuckte Wasser und versuchte einen Überblick zu bekommen. Doch Meer, Wolken und Regen waren noch immer zu einer grauen, undurchdringlichen Masse vermischt. Der Horizont verschwamm, und es war nicht auszumachen, wo der Himmel begann und die See endete. Doch da – was war das? Mitten im Getümmel der aufgepeitschten See sah sie plötzlich etwas Orangefarbenes, einen Kopf, zwei Arme. Es war Lars! Er trug eine Schwimmweste. Wo hatte er die her? Egal – es war einfach alles egal. Lars lebte, nur das war wichtig, und jetzt trieb er mit kräftigen Schwimmstößen auf sie zu. »Wenke! Gott sei Dank, du lebst! Halt dich gut fest.
Mami Classic
– 8 –
Aber das Rampenlicht lockte mehr
Gisela Reutling
»Da kommt sie«, sagte Anna Berger, als ein Wagen mit quietschenden Bremsen vor dem Haus anhielt.
Sie legte ihre Strickarbeit beiseite und ging hinaus, um ihre Tochter zu empfangen.
Auffallend genug nahm sich das weiße Sportcoupé mit den roten Polstern in der Straße mit den bescheidenen Reihenhäusern aus. Schon wieder ein neues Auto, dachte Anna, und sicherlich sündteuer.
»Wie findest du meine neueste Errungenschaft?« lachte die junge Frau, die ihre langen Beine herausschob und nun vor ihr stand, sie beinahe um Haupteslänge überragend.
»Sehr schön«, antwortete Anna, denn das wollte sie ja hören.
Patricia legte den Arm um die Schulter ihrer Mutter, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Bin ich froh, daß ich es geschafft habe, einen kurzen Halt bei euch einzulegen«, sagte sie fröhlich, während sie hineingingen. »Mein Anruf hat euch sicherlich überrascht?«
»Ja, und natürlich auch sehr gefreut. Wir dachten doch, du wärst noch in New York. Aber das wechselt ja so schnell bei dir, daß wir gar nicht mehr mitkommen.« sie lächelte zu ihrer Tochter empor.
»Manchmal komme ich selber nicht mehr mit«, versicherte diese scherzhaft. »Ich bin wahnsinnig gut im Geschäft. Das macht Spaß, auch wenn es knochenharte Arbeit ist.«
Der Vater stand in der Wohnzimmertür, er breitete die Arme der Tochter entgegen. »Schön, dich mal wiederzusehen, Patricia«, sagte er herzlich. »Hoffentlich hast du diesmal ein bißchen mehr Zeit mitgebracht.«
»Ein paar Stunden schon, Paps.« Auch er bekam rechts und links ein Küßchen, sie strahlte ihn an.
»Nur ein paar Stunden?« warf die Mutter enttäuscht ein. »Morgen ist doch Sonntag.« Sie hatte in Patricias Zimmer das Bett überzogen, ihr den alten Teddybär auf das Kopfkissen gesetzt.
»Danach wird bei uns nicht gefragt, Mutti. Morgen abend muß ich in Paris sein, zu einer Besprechung wegen eines neuen Titelbildes. Das vormalige Heft hatte ich euch geschickt. Habt ihr mich darauf überhaupt erkannt?« fragte sie neckend.
Das Fotomodell Patricia konnte nämlich aussehen wie ein Vamp, ein anderes Mal war sie als große Lady von kühlem Hochmut dargestellt. Dann konnte sie dem Betrachter auch als unschuldige Nymphe erscheinen, mit seidigem Blondhaar und smaragdgrünen groß aufgeschlagenen Augen. Ihre Wandlungsfähigkeit war erstaunlich.
Heute, in Jeans und T-Shirt und mit lose aufgestecktem Haar, sah sie aus wie Anna und Dieter Bergers Tochter Patricia, ungeschminkt und sehr jung. Und doch war sie es nicht mehr. Sie gehörte einer anderen Welt an, die ihrer bürgerlichen sehr fern war. Und diese andere Welt lag ihr zu Füßen. Kaum eine bunte Illustrierte, in der man nicht irgend etwas über Patricia fand. Patricia auf der Dachterrasse ihrer Wohnung in Paris, Patricia an einem südlichen Badestrand, ganz privat und unbemerkt mit einem Teleobjektiv aufgenommen…
Sie konnten sehr stolz sein auf diese Tochter, die eine Karriere gemacht hatte, von der hunderttausend Mädchen träumten. Jedenfalls sagte man ihnen das oft genug.
Nicht zum ersten Mal gestand Anna Berger es sich heimlich ein, anders wäre es ihr lieber gewesen. Immer kam es ihr etwas unheimlich vor, daß sie, eine biedere, schlichte Hausfrau von unauffälligem Äußeren, die Mutter eines Mädchens war, um das ein wahrer Starrummel gemacht wurde.
»Wo ist denn Wolfgang?« fragte Patricia lebhaft. Sie sah sich um, als müßte der Bruder jeden Moment zu Tür hereinkommen.
»Wolfgang ist mit seinem Freund zu einem Fußballspiel gegangen«, antwortete die Mutter.
»Dann geht es ihm wohl wieder besser«, meinte Patricia erfreut.
Anna hob die Schultern, ein Schatten ging über ihr Gesicht. »Mal so, mal so. Er fühlt sich oft schwach und müde.«
»Aber er ist doch weiter in ärztlicher Behandlung?«
»Ja sicher. Aber die Spritzen schlagen nicht an. Bisher hat sich jedenfalls das Blutbild noch nicht gebessert.«
Ein bedrücktes Schweigen folgte ihren Worten. Sie dachten an den Sohn, den Bruder, dessen rote Blutkörperchen sich verminderten. Die Ärzte nannten es Anämie. Der Vater hatte sich mit umdüsterter Miene abgewandt. Nach einer kleinen Weile sagte er: »Machen wir Patricia das Herz nicht schwer, Anna. Es gibt doch Hoffnung. Wir müssen nur Geduld haben.«
Patricia hob den Kopf. »Und wenn man Wolfgang hier nicht helfen kann, müssen die besten Spezialisten zu Rate gezogen werden«, äußerte sie eindringlich. »Die Kosten spielen keine Rolle. Ich verdiene genug.«
»Das sieht man.« Dieter Bergers Blick war durch das ebenerdige Fenster gegangen, blieb an dem schicken Wagen da draußen haften. Er versuchte abzulenken. »Wie mir scheint, gibst du es aber auch mit vollen Händen aus, hm, Töchterchen«, lächelte er leicht.
Das Manöver gelang. Patricias Miene hellte sich auf. »Ich bring’s unter die Leute«, bestätigte sie munter. »Sparen kann ich später immer noch.«
Die Sorglosigkeit der Jugend!
»Später wirst du hoffentlich mal heiraten und aus dieser Glitzer- und Scheinwerferwelt aussteigen«, sagte der Vater vernünftig. »An Verehrern fehlt es dir ja nicht. Auch von ›Verlobten‹ war schon die Rede.«
»Ach«, Patricia machte eine wegwerfende Handbewegung, »wenn ich mal mit einem Mann gesehen werde, dichtet man mir gleich eine Liaison mit ihm an. Dabei lebe ich solider als manche andere, das könnt ihr mir glauben. Und was Männer anbetrifft, bin ich sowieso sehr wählerisch«, schloß sie überlegen.
»Aber ein leibhaftiger Prinz muß es doch nicht sein, oder?« fragte die Mutter ein wenig anzüglich.
Ein leises Rot huschte über Patricias Gesicht. »Wie kommst du denn darauf?« murmelte sie.
Anna Berger lächelte fein. »Von unserer Nachbarin Frau Anselm erfahre ich doch immer, was sich in der mondänen Welt so tut. Sie liest mit Begeisterung all diese Stories. Und da sollst du händchenhaltend und anscheinend sehr verliebt mit dem Prinzen Sowieso auf einer Party gesehen worden sein. Den Namen habe ich leider vergessen.«
Patricia sah beiseite, ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen. »Er heißt Bernhard von Weerth«, sagte sie, »und er ist der netteste Mensch, den ich kenne.«
»Ach du lieber Himmel«, entfuhr es ihrer Mutter, »du wirst uns doch wohl nicht einen Prinzen als Schwiegersohn bringen! Was sollen wir denn noch alles mit dir erleben?«
»Auch das würden wir überstehen, Anna«, warf Dieter mit trockenem Humor ein.
Patricia lachte auf, sie warf den Kopf zurück.
»Vom Verliebtsein bis zu einer festen Bindung ist es ein weiter Schritt, und daran ist überhaupt nicht zu denken«, versicherte sie.
Aber sie wurde schon wieder unruhig, sie wollte bald los. »Mußt du denn in die Nacht hineinfahren?« bemerkte ihr Vater stirnrunzelnd. »Ich halte das nicht für richtig.«
»Es bleibt ja noch ein paar Stunden hell, und ich werde auch irgendwo übernachten, ich kenne da ein gutes Motel. Aber dann habe