Hör auf ein totes Pferd zu reiten: Werde zum Meister der Veränderung
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Jeder Veränderungsprozess, ob im Privat- oder Berufsleben, hat seinen Ursprung in uns selbst. Veränderungsexperte Patrick Lynen (bekannt aus ARD, ZDF, VOX, RTL) zeigt humorvoll und pointiert die typischen Vermeidungsstrategien in Veränderungsprozessen auf und erklärt bewährte Strategien, wie man den Neustart schafft. Das alles wissenschaftlich fundiert und ohne erhobenen Zeigefinger.
Wer auf der Suche nach neuen Lösungswegen ist oder Hindernisse wie Ängste, Aufregungen und Abhängigkeiten beiseite räumen möchte, der ist hier goldrichtig!
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Book preview
Hör auf ein totes Pferd zu reiten - Patrick Lynen
28Zugabe
Intro
Hallo und willkommen! Ich freue mich, dass Sie dieses Buch gewählt haben und möchte nun gleich, wie auch in all meinen anderen Büchern, eine Einladung aussprechen:
Ich lade Sie ein, dass wir ab sofort das vertrauensvolle und wertschätzende Du als Anrede wählen. In England klappt es ja auch, sich allseits zu duzen, ohne deswegen den gegenseitigen Respekt zu verlieren. Unser wertschätzendes Du kannst du natürlich jederzeit zurückziehen, wenn du dieses Buch beiseite legst.
Oder wir behalten es bei – das entscheidest du!
Von einem so genannten toten Pferd abzusteigen, aus einer stagnierten Situation auszusteigen, kostet uns bisweilen eine ziemlich große Überwindung. Doch warum ist es eigentlich so schwer zu wagen, sich neu zu erfinden? Warum zögern wir, mit etwas Altem abzuschließen, obwohl wir instinktiv wissen, dass der Moment dafür längst gekommen wäre? Wie oft schrecken wir vor Unbekanntem zurück und halten uns lieber an Altvertrautes – auch wenn es uns nicht mehr gut tut?
Altes kann nicht ewig überdauern, das Leben geht vorwärts. Unsere Lebensumstände ändern sich, wir verändern uns, ob uns diese Tatsache nun gefällt oder nicht.
Wie kann es gelingen, von einem toten Pferd abzusteigen, aus einer sich tot gelaufenen Situation auszusteigen?
Darüber reden wir in diesem Buch. Werde zum Meister deiner eigenen Veränderung! – Wie? Am Ende dieses Buches wirst du es wissen! Es ist ein Plädoyer für Aufbruch und Neuanfang.
Bis vor kurzem herrschte in der Persönlichkeitspsychologie die Auffassung, dass mit etwa 30 Jahren der Charakter ausgebildet ist und er dann bleibt wie er ist. In den vergangenen Jahren zeigten jedoch Studien von Neurowissenschaftler, dass sich unsere Persönlichkeit während des gesamten Lebens verändert und sich hier auch bei älteren Menschen noch sehr viel tut kann. Unser Gehirn ist nie fertig konstruiert! Es verändert sich bis zum Tod und kann sich stets neu vernetzen. Zwar passiert das mit zunehmendem Alter langsamer, doch die Verästelungen im Hirn wachsen definitiv weiter. Deshalb ist es tatsächlich möglich, innerhalb kurzer Zeiträume auf neue Ideen und Herausforderungen zu reagieren und neue Gedankenautobahnen im Hirn anzulegen, die bisher noch nicht vorhanden waren.
Dieses Buch wird Areale in deinem Gehirn belüften, die bisher brach lagen und weitreichende Erkenntnisse auf ihnen wachsen lassen!
Die Wirkung veranschaulicht folgende Geschichte:
Ein sterbender Bauer sagte zu seinen Kindern: „Ich habe auf meinen Feldern einen wertvollen Schatz vergraben. Doch wo er liegt, das verrate ich euch nicht!" Sofort nach seinem Tod gruben die Geschwister wie wild den Boden um, von links nach rechts, von oben nach unten, und zur Sicherheit nochmal von vorne nach hinten. Sie fanden augenscheinlich nichts. Keinen Schatz, keinen Reichtum. Aber im darauffolgenden Jahr wuchs auf den neu belüfteten Feldern eine reiche Ernte wie nie zuvor. Die Kinder des Bauern strichen ihren bisher größten Gewinn ein.
Das Leben, eine mutige Reise
„Das Rad des Lebens", wie ich es bezeichne, dreht sich jeden Tag und täglich verändern auch wir uns, verändern sich unsere Körper, unsere Gedanken, unsere Gefühle. Das Leben ist Veränderung pur. Trotz unserer persönlichen Individualität durchlaufen wir alle dabei ähnliche Phasen:
Unser erstes Lebensjahr verbringen wir noch relativ unbewusst. Wir trinken unsere Milch und brabbeln vor uns hin.
Zwischen den Lebensjahren eins und zwei erleben wir die Phase des Minimalismus’. Auch dort wird fast nur gegessen. Erst dann erwachen wir in die Bewusstheit.
Zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr beginnt sich unser Entdeckerdrang zu regen. Wir bringen unsere Eltern manchmal an den Rand des Wahnsinns. Wir wollen etwas lernen und deswegen versuchen wir die Menschen, die wir in unserem Umfeld wahrnehmen, möglichst geschickt zu kopieren. Wir ahmen sie nach. Wir lernen unsere ersten entscheidenden und wichtigen Strukturen. Wir perfektionieren dieses Nachahmen und wir lernen jeden Tag neue Dinge.
Zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr saugen wir alles auf wie ein Schwamm, was wir um uns herum wahrnehmen.
Zwischen dem 10. und 16. Lebensjahr kommen die Hormone ins Spiel. Wir erleben Sturm und Drang und tun manchmal Dinge, die wir im Nachhinein bereuen. Doch sie sind wichtig. Wir probieren uns aus, gehen an die Grenzen und bringen auch in dieser Phase unsere Umwelt manchmal an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.
16. bis 19. Lebensjahr. Wir wollen die Welt aus den Angeln heben. Wir sind voller Kraft, wir sind voller Leidenschaft. Wir glauben, alles sei möglich und wollen hinaus in die Welt.
Los geht's! 19. bis 25. Lebensjahr. Wir reifen. Wir erleben politisches Bewusstsein. Wir bemerken: Es gibt noch Wahrheiten hinter den Wahrheiten, die wir als einzige für möglich gehalten haben. Wir gucken uns Dinge in verschiedenen Facetten an, etablieren eine Haltung und Meinung.
Zwischen dem 25. und 29. Lebensjahr kommen wir an unsere Grenzen. Erstmalig erleben wir, dass nicht alles geht, nicht alles möglich ist. Unser Intellekt und unsere körperlichen Fähigkeiten haben tatsächlich Grenzen.
Vom 29. bis zum 35. Lebensjahr blühen wir auf. Wir wollen Erfolg. Wir wollen es den anderen beweisen, wir wollen die Kraft, die in uns steckt, entfesseln und das sofort. Her mit dem Erfolg! Und zwar bitte jetzt!
Zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr merken wir so langsam, dass unsere Kräfte nicht unendlich sind und dass wir allmählich das Altern spüren. Wir wollen immer noch Erfolg, bemerken aber, dass wir das nicht mit unendlichem Krafteinsatz durchstehen werden. Wir wollen weniger Kräfte vergeuden. Erfolg reloaded, ja doch, aber bitte unter Einsatz von weniger Energie.
Dieser Prozess schreitet voran.
Zwischen dem 45. und 50. Lebensjahr werden unsere Kräfte noch weniger und wir wollen um jeden Preis mit dem Dreißigjährigen Schritt halten. Also setzen wir unsere Kräfte noch gezielter ein. Möglicherweise kommen wir auch an Grenzen und fragen uns: „War das schon alles? Kommt da noch was? Mag ich mich nochmal verändern? Mag ich mich nochmal neu erfinden?"
Spätestens zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr wollen die Menschen meist genau das tun: Sich noch einmal neu erfinden, raus aus den alten Routinen, aus den alten Mustern, hinaus und in eine neue frische Welt gehen. Je weniger wir Veränderung in den Jahren davor gesucht und erlebt haben, umso stärker und kraftvoller wird sich der Wunsch nach ihr vielleicht in genau dieser Lebensphase