Geheimnisse: Die Hellströms 7 – Familienroman
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Das ist eine sympathische schwedische Großfamilie, die wie Pech und Schwefel zusammenhält, wenn es darauf ankommt. Den Hellströms gehört das älteste Brauhaus Schwedens. Sie wohnen auf einem idyllischen Landsitz im Süden des Landes, ein eigener See und das nahe Meer laden zum Baden ein. Für Wenke, die blonde, temperamentvolle Tochter von Frans und Liv Hellström, ist das tägliche Bad ein Muss – natürlich ohne eine störende Textilfaser am Leib!
Das Brauhaus ist der Lebensinhalt von Frans Hellström, dem Patriarchen. Er opfert sich auf, um die Marke ständig zu verbessern und noch bekannter zu machen. Erik, sein Sohn, steht ihm zwar zur Seite, doch ist er eher Händler als Brauer. Liv, Frans' Frau, sorgt sich manchmal ein bisschen um ihren Mann, der sich so in seine Arbeit verbeißt.
Da trifft es sich gut, dass Wenke mit dem jungen Braumeister Sören verbandelt ist. Sie rechnet fest mit seinem Heiratsantrag. Doch Greta, ihre welterfahrene Tante, ahnt, möglicherweise großer Liebeskummer auf ihre geliebte Nichte zukommen könnte…
Diese spannend und einfühlsam geschriebene Serie der Autorin Laura Vinblatt lädt Leserinnen und Leser ein, die sympathische Großfamilie und ihre Freunde näher kennenzulernen und Anteil zu nehmen an ihren Freuden und Nöten, den Aufregungen und Herzensverstrickungen. Unbedingt lesenswert!
Greta van de Jong verließ das Seniorenheim und trat auf die Straße. Es war ein sonniger Septembernachmittag, im nahen Park spielten Kinder. Das Laub der Linden, die am Ufer des Ententeichs wuchsen, färbte sich allmählich bunt. Ein vertrockneter Samenstand segelte wie eine verirrte Erinnerung an den Sommer an ihr vorbei und landete lautlos im Rinnstein. Lichtreflexe sprenkelten das Teichwasser golden. Eine junge Frau saß auf einer Bank und las. Erbeerrosa funkelte das Licht in einem ihrer Ohrringe. »Erbeereis«, murmelte Greta. Noch immer lieferten sich die Gedanken in ihrem Kopf eine Schlacht und wirbelten wild durcheinander. Was war nur los mit der Realität eines ganz normalen Dienstags im September? Eben noch war ihre Welt im Einklang gewesen, sozusagen rund gelaufen wie der Motor eines gut gepflegten Oldtimers. Und jetzt hatte sie das absonderliche Gefühl, von einem übelgelaunten Magier in einen riesigen Staubsauger gezogen worden zu sein, wo alles und jeder in einem irren Kreisel aus Verwirrung und Verrücktheit herumgewirbelt wurde, sozusagen eine Endlosschleife des Wahnsinns. Per war nicht Per. Es gab keine Henni, die er im Heim besucht hatte. Mit wem aber hatte sie, Greta, die letzten Nachmittage im Heim verbracht, mit Einbildungen, Illusionen, Spiegelbildern ihrer Phantasie? Sie lehnte es ab, das auch nur in Erwägung zu ziehen. Sie war so klar im Kopf wie immer und die Bürofrau im Heim eine Lügnerin. Nur so ergab das Ganze ein Bild, auch wenn es scheinbar sinnlos war. Doch wie hatte ihr literarischer Lieblingsdetektiv Sherlock Holmes es immer ausgedrückt?
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Geheimnisse - Laura Vinblatt
Leseprobe:
Bill Regan in Not!
LeseprobeBrenda Duffy stand auf. Sie warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Mein lieber Pat, ich dachte, du wolltest reden? Hat dich der Mut verlassen?« »Nein, mich hat keineswegs der Mut verlassen. Mich zerreißt es innerlich. Ich habe Bill geschworen, niemandem etwas zu erzählen. Er hat Angst. Ja, ich gestehe, mir ist es auch nicht wohl dabei. Zu viele Cottages in Culraid sind abgebrannt. Alle sagen, es kann nur Brandstiftung gewesen sein.« »Unser Haus mit dem Pub ist eines der ältesten Häuser im Dorf. Es war immer im Besitz der Duffys. Ich habe meinem Großvater und meinem Vater vor ihrem Tod geschworen, dass ich alles tun werde, es für künftige Generationen zu erhalten.« Brenda rollte die Augen. »Pat Duffy, höre mit der alten Geschichte auf! Wenn es so weitergeht mit Culraid, dann steht viel mehr auf dem Spiel. Dann wird es nichts Altes und Schönes mehr geben. Dem Himmel sei Dank, dass Cameron aus Schottland herübergekommen ist. Er ist der Einzige, der hier wieder Ordnung schaffen kann.
Die Hellströms
– 7 –
Geheimnisse
Es geschieht allerlei in Lündbjorg …
Laura Vinblatt
Greta van de Jong verließ das Seniorenheim und trat auf die Straße. Es war ein sonniger Septembernachmittag, im nahen Park spielten Kinder. Das Laub der Linden, die am Ufer des Ententeichs wuchsen, färbte sich allmählich bunt. Ein vertrockneter Samenstand segelte wie eine verirrte Erinnerung an den Sommer an ihr vorbei und landete lautlos im Rinnstein. Lichtreflexe sprenkelten das Teichwasser golden. Eine junge Frau saß auf einer Bank und las. Erbeerrosa funkelte das Licht in einem ihrer Ohrringe.
»Erbeereis«, murmelte Greta. Noch immer lieferten sich die Gedanken in ihrem Kopf eine Schlacht und wirbelten wild durcheinander. Was war nur los mit der Realität eines ganz normalen Dienstags im September? Eben noch war ihre Welt im Einklang gewesen, sozusagen rund gelaufen wie der Motor eines gut gepflegten Oldtimers. Und jetzt hatte sie das absonderliche Gefühl, von einem übelgelaunten Magier in einen riesigen Staubsauger gezogen worden zu sein, wo alles und jeder in einem irren Kreisel aus Verwirrung und Verrücktheit herumgewirbelt wurde, sozusagen eine Endlosschleife des Wahnsinns.
Per war nicht Per. Es gab keine Henni, die er im Heim besucht hatte. Mit wem aber hatte sie, Greta, die letzten Nachmittage im Heim verbracht, mit Einbildungen, Illusionen, Spiegelbildern ihrer Phantasie? Sie lehnte es ab, das auch nur in Erwägung zu ziehen. Sie war so klar im Kopf wie immer und die Bürofrau im Heim eine Lügnerin. Nur so ergab das Ganze ein Bild, auch wenn es scheinbar sinnlos war.
Doch wie hatte ihr literarischer Lieblingsdetektiv Sherlock Holmes es immer ausgedrückt? Wenn man alles eliminierte, was nicht zutraf, so ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit. Und in Gretas Fall tat sich damit ein Rätsel auf, das gelöst werden wollte. Sie wusste, dass sie mit Per angeregte Gespräche geführt hatte. Sie erinnerte sich an seine Stimme, sein Lachen, an die Art, wie das Nachmittagslicht in seinen sanften, rehbraunen Augen geschimmert hatte. Sie erinnerte sich an seinen trockenen Humor, seine schlanken, sensiblen Hände und an den dezenten Duft seines teuren Rasierwassers. Per war ein Mensch aus Fleisch und Blut, kein Geist, der sich mal eben in Luft aufgelöst hatte.
Während Greta diese Überlegungen anstellte, schlenderte sie hinüber in den Park. Beim Näherkommen sah sie, dass die junge Frau auf der Bank ‚Werthers Leiden’ von Goethe las. Eine Taschenbuchausgabe. Vermutlich eine Studentin. Sie war ganz vertieft in ihre Lektüre und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Wieder funkelten ihre Erbeerohrringe.
Greta lächelte. Erbeereis, dachte sie. Weißt du noch, Hans, damals in den Flitterwochen? Wir waren in Como in dieser kleinen Pension. Alles war sehr romantisch. Um die Ecke gab es einen Gelati-Laden. Sie hatten Eis mit echten Erbeerstückchen, davon konnte ich nicht genug kriegen. Ebenso wenig wie von dir …
Ein junger Mann joggte an Greta vorbei, er erinnerte sie flüchtig an ihren Hans, ebenso groß und schlank mit dem dunklen Haar und den haselnussbraunen Augen.
Ach, Hans, wo sind nur die Jahre hin, dachte sie bekümmert und meinte, seine Stimme zu hören. Ein wenig tadelnd, aber immer nachsichtig und liebevoll.
Gretchen, blas doch nicht Trübsal. Das passt gar nicht zu dir, mein kleiner bunter Schmetterling.
Sie seufzte. Wie lange hatte sie keiner mehr so genannt …
Was soll ich machen, Hans? Wie soll ich wieder Ordnung in mein Leben bringen? Oder wäre es besser, ich melde mich gleich im Heim an, nehme mir das Zimmer neben Nils? Bin ich vielleicht nur noch eine alte, versponnene Schachtel, deren Bekanntschaften einzig und allein in ihrer Phantasie stattfinden? Habe ich den Faden verloren, rieselt der Kalk?
Tu, was du immer getan hast, Gretchen, riet ihr die Stimme in ihrem Kopf. Mach dein Ding.
Sie lächelte angedeutet. Ja, das hatte sie tatsächlich immer getan. Als schwarzes Schaf der Familie Hellström war sie schon sehr früh ausgebrochen, hatte ihr Leben zwischen Jetset und Bohème verträumt, war von einem Mann zum anderen gesummt wie eine eigenwillige Biene, durchaus bereit, ihren Stachel einzusetzen, wenn ihr etwas nicht passte. Und dann war dieser kultivierte Diplomat in ihr Leben getreten, Hans, in dessen ruhiger und tiefer Liebe ihr wirres Herz zur Ruhe gekommen war, der all ihre Verrücktheiten mit einem verzeihenden Lächeln hingenommen und sie aufgefangen hatte, wenn sie es wieder einmal übertrieb. Hans van de Jong, aus einer niederländischen Dynastie von Seefahrern, Reedern, Anwälten und Diplomaten. Weit gereist, weltgewandt, kultiviert und all das, was Gretas oberflächliches Leben ihr bis dahin versagt hatte.
Hans war tatsächlich der Mann ihres Lebens gewesen. Und als er dann ohne Vorwarnung gegangen war, an einem regnerischen Frühlingsabend in London, kurz vor einem Empfang in der niederländischen Botschaft, schlicht und ergreifend aufgehört hatte zu atmen, war Greta lange wie gelähmt gewesen vor Schmerz, Unverständnis und Verzweiflung.
Was gab es schon zu verstehen an einem plötzlichen Herzstillstand, eigentlich ohne Grund und völlig sinnlos?
Sie hatte so intensiv getrauert, wie sie geliebt hatte, und war in ein tiefes, schwarzes Loch gefallen. Im Nachhinein betrachtete sie ihren jüngeren Bruder Frans als ihren Lebensretter. Er hatte sich gekümmert, sie aufgefangen, ihr schließlich die kleine Jugendstilvilla auf dem Hellströmschen Besitz als neues Domizil angeboten. Nicht weit vom Herrenhaus entfernt, wo die Geschwister geboren und aufgewachsen waren. In der Nähe des Brauhauses, das der Familie seit Generationen Wohlstand einbrachte. Und auch nahe bei den Menschen, die ihr ans Herz wuchsen und ihrem Leben wieder eine Mitte gaben.
Liv, Frans’ Frau, seine Kinder Erik und Wenke, Schwiegertochter Ingrid und nicht zuletzt Lia Palmson, die patente Haushälterin und Gretas Herzensfreundin.
Ja, sie hatte sich eingelebt, und sie hatte weitergemacht. Nun genoss sie ihr Dasein zwischen ihren ornithologischen Beobachtungen, ihren täglichen Yogaübungen unterm Apfelbaum und dem Nacktbaden im nahen See. Sie hatte es geschafft, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und sie würde es auch diesmal schaffen!
Es wurde Zeit, Ahus zu verlassen und heimzufahren. Und dann wollte sie mit Wenke über das reden, was heute geschehen war. Ihre Lieblingsnichte konnte ihr helfen, auch die letzten Gedankenknäuel zu entwirren.
Der gute alte Oldtimer wird bald wieder wummern, dachte sie