Rauhes Land: Die neuen großen Western 5
By U.H. Wilken
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Die neuen großen Western sind von unverwechselbarer Action und Spannung. Sie handeln von den großen Gestalten, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpften, von legendären Revolverhelden, die nicht bereit waren, sich dem Bösen zu beugen – und die den Outlaw vernichteten, der Dörfer und ganze Gegenden tyrannisierte. Diese Westernhelden sind hart, unbezwingbar und in den Waffenarsenalen jener Pionierzeit ganz zu Hause.
Was erst heute mit voller Schärfe entdeckt wurde: Diese charismatischen Gunmen haben die Wehrlosen und Schwachen beispielhaft beschützt!
»Mann, ist das ein Weib! Da bleibt mir die Spucke weg! Mit der möchte ich mal allein sein, Dean.« »Du glotzt wie ein abgestochenes Kalb, Ricky. Paß auf, daß dir nicht die Augen rausfallen!« Im verräucherten Saloon war es brechend voll. Zwei junge Männer standen unter all den Trappern, Bootsleuten und Jägern, starrten zum langen Tresen hinüber und beobachteten die langbeinige Tänzerin, die mit rauchiger Stimme von Old Virginia sang. Mit erregenden Bewegungen glitt sie über die Theke. Ein schönes, aber knappes Kostüm offenbarte ihre weiblichen Reize. Sie lachte und hob die Hände. Die festen Brüste sprengten fast das Kostüm. Der Beifallssturm der Männer ließ den Saloon erzittern. Derbe Stiefel stampften wie verrückt auf dem Boden, und harte Hände klatschten. Laut schallte das Gegröle aus dem Saloon über die nächtliche Straße. Trunken schwankte ein Mann draußen vorbei, ruderte mit den Armen und kippte gegen die Bretterwand des Nebenhauses. Er bemerkte nicht die schattenhaften Gestalten, die ihm folgten und sich drüben hinter den Häusern und Hütten verbargen. Ächzend stieß er sich ab und folgte der zum Missouri abfallenden Straße. Abseits des Forts Union und der Häuser loderten die Flammen eines großen Feuers in den dunklen Himmel empor. Dort hatten sich die Trapper zu ihrem Rendezvous getroffen, johlten und soffen wie Irre. Betrunkene Indianer taumelten dazwischen umher.
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Rauhes Land - U.H. Wilken
Leseprobe:
Pulverrauch in Abilene
LeseprobeEs war an einem Mittag im April. Der Himmel war basaltfarben und mit düsteren Wolken verhangen. Sonst erstreckte sich in dieser Jahreszeit über Kansas ein strahlendblauer Himmel. Aber in diesem Jahr war es anders. Der Frühling kam nur träge über das Land, über die Sandsteppen, über die Weite der Prärie. Das Büffelgras auf der Weide war noch genauso grau und verwaschen wie die tiefhängenden Wolken. Die Rinder ließen ihre Köpfe hängen. Die Cowboys saßen mit eingezogenen Schultern in den Sätteln. Es waren vier Männer, die an den Korrals vorbei auf die Stadt zuritten. Die Cowboys blickten auf und sahen zu den Reitern hinüber. Cass Hoxter war der erste. Viehagent nannte sich der Bandit neuerdings. Niemand wußte genau, wie er an die kleine Herde gekommen war, die er vor wenigen Tagen drüben in Topeka verkauft hatte. Sie hatten Bucks in den Taschen, die Männer, die zu seiner Crew zählten. Cass Hoxter mochte vierzig Jahre sein. Er war ein grobknochiger, hagerer Mann. Sein Gesicht war durch eine brandrote Narbe seltsam verzerrt. Ein Siouxindianer hatte ihm vor Jahren das Gesicht buchstäblich mit einem Messer in zwei Hälften gespalten. Die Narbe zog sich vom rechten Augenwinkel unter der vorspringenden Nase vorbei bis zur Kinnspitze. Aber auch ohne diese schauerliche Narbe wäre Cass Hoxters Gesicht abschreckend gewesen.
Die neuen großen Western
– 5 –
Rauhes Land
U. H. Wilken
»Mann, ist das ein Weib! Da bleibt mir die Spucke weg! Mit der möchte ich mal allein sein, Dean.«
»Du glotzt wie ein abgestochenes Kalb, Ricky. Paß auf, daß dir nicht die Augen rausfallen!«
Im verräucherten Saloon war es brechend voll. Zwei junge Männer standen unter all den Trappern, Bootsleuten und Jägern, starrten zum langen Tresen hinüber und beobachteten die langbeinige Tänzerin, die mit rauchiger Stimme von Old Virginia sang.
Mit erregenden Bewegungen glitt sie über die Theke. Ein schönes, aber knappes Kostüm offenbarte ihre weiblichen Reize.
Sie lachte und hob die Hände. Die festen Brüste sprengten fast das Kostüm.
Der Beifallssturm der Männer ließ den Saloon erzittern. Derbe Stiefel stampften wie verrückt auf dem Boden, und harte Hände klatschten. Laut schallte das Gegröle aus dem Saloon über die nächtliche Straße.
Trunken schwankte ein Mann draußen vorbei, ruderte mit den Armen und kippte gegen die Bretterwand des Nebenhauses.
Er bemerkte nicht die schattenhaften Gestalten, die ihm folgten und sich drüben hinter den Häusern und Hütten verbargen. Ächzend stieß er sich ab und folgte der zum Missouri abfallenden Straße.
Abseits des Forts Union und der Häuser loderten die Flammen eines großen Feuers in den dunklen Himmel empor. Dort hatten sich die Trapper zu ihrem Rendezvous getroffen, johlten und soffen wie Irre. Betrunkene Indianer taumelten dazwischen umher.
Der Mann grinste und starrte zum Feuer hinüber.
Hinter ihm glitten die Gestalten hervor und beobachteten ihn. Schwarz hob er sich vor dem Flammenschein ab.
Hell funkelten die Wasser des Missouri im Sternenlicht, das durch die Wolken sickerte. Ein Schaufelraddampfer lag vertäut am Steg. Flat Boats schwankten in der schwachen Strömung. Lichter geisterten am Ufer entlang. Auf dem Dach eines Hausboots hockte ein Mann und trank sich den Bauch voll.
Lärm dröhnte aus dem Saloon. Rauchschwaden zogen durch die offene Tür ins Freie. Ein Betrunkener stürzte hervor, stolperte und landete fluchend auf der Straße. Animiermädchen kreischten. Die Klänge eines Klaviers gingen im Lärm unter.
Der Mann torkelte auf das große Feuer der Trapper zu. Er hörte nicht die Schritte hinter sich. Urplötzlich umschlang ihn von hinten ein Mann. Er röchelte auf und wollte sich aus der tödlichen Umarmung lösen – da bohrte sich ein Messer tief in seine Brust. Er kippte vornüber und fiel schlaff zu Boden.
»Dean…«
Der Name seines Sohnes kam wie ein Hauch über seine Lippen und verwehte. Tot lag er vor seinem Mörder. Männer hasteten heran. Hände durchwühlten seine Taschen, zerrten die Lederbeutel mit Gold und Dollars hervor.
»Der ist hin«, flüsterte einer der Männer. »Los, kommt!«
Sie ließen ihn einfach liegen und entfernten sich schnell, verschwanden wieder hinter den Hütten und trennten sich. Einzeln kehrten sie zum Saloon zurück, trafen sich auf dem Hinterhof und drangen in das Haus ein.
In einem der hinteren Räume saß ein gutgekleideter Mann. Blaue Augen blickten die eintretenden Männer kalt und fragend an. Kein Muskel bewegte sich in dem knochigen groben Gesicht.
»Habt ihr es?«
»Ja, Boß. War ein Kinderspiel. Roberts war ziemlich besoffen.«
»Gut gemacht, Jungs. Geht jetzt in den Saloon, aber nehmt den Vordereingang. Roberts’ Sohn muß noch im Saloon sein. Er steht neben seinem Freund, so einem schwarzen Burschen. Laßt die beiden in Ruhe. Sie können uns nicht gefährlich werden.«
»In Ordnung, Boß.«
Nacheinander verließen sie den Raum. Wenig später betraten sie von der Straße her einzeln und in zeitlichem Abstand den Saloon und mischten sich unter die Gäste.
McCraw zog eine Kassette aus dem Tisch und warf die Lederbeutel hinein, verschloß sie und öffnete eine Tür zu einem Spalt. Laut schlug der Lärm herein. Er sah, wie die Tänzerin über den Tresen wirbelte. Männer belagerten die Theke und versuchten, nach den schlanken Beinen der Lady zu greifen.
»Diese Angie-Ann ist Gold wert«, murmelte McCraw vor sich hin. »Wenn die mir mal stiften geht, dann ist der Saloon nur noch halb so voll.«
Mit traumwandlerischer Sicherheit tanzte Angie-Ann um die Gläser und Flaschen herum, erreichte das Kopfende der Theke und ließ sich hinabgleiten.
Einer der Männer wollte sie umarmen. Sie legte die Hand auf sein Gesicht und stieß ihn zurück.
»Hau ab, du bist besoffen, mein Junge!«
Die Männer lachten wie verrückt. Sie bahnte sich einen Weg um die Tische. Vor ihr standen die beiden jungen Männer. Mit flackernden Augen blickte der Schwarzhaarige sie an.
»Wie heißt du?« fragte sie mit sanftem Lächeln und tätschelte seine glühende Wange.
»Ricky«, sagte er mit belegter Stimme. »Und du, Blonder?«
»Dean Roberts, Ma’am.«
»Vielleicht könnt ihr was für mich tun!« flüsterte sie. »Ihr würdet es nicht bereuen. Wartet am Fluß auf mich…«
Schon glitt sie weiter und verschwand im Hinterraum.
Ein Trapper stieß in diesen Sekunden die Vordertür auf und schrie, daß ein Toter auf der Straße zum Fluß hin läge. Polternd drängten alle hinaus. Heftig schlugen die Türflügel. Der Klavierspieler nahm die Hände von den Tasten und drehte sich auf dem Hocker halb herum.
»Wo nur Dad bleibt?« flüsterte Dean. »Er hat doch bestimmt längst schon die Felle verkauft…«
Sie hasteten hinaus.
Lässig kam McCraw in seinen Saloon und blickte zum Tisch im Hintergrund. Dort saß allein ein schwarzhaariger Mann und ließ die Pokerkarten durch die schlanken Hände gleiten.
»Kein Geschäft heute zu machen, Hudson?«
Doug Hudson blickte auf und verzog kaum das Gesicht.
»Nein. Die meisten Kerle sind besoffen. Wenn sie so weitermachen, dann haben sie in ein paar Tagen ihr ganzes Geld versoffen. Und dafür sind sie ein ganzes Jahr lang in der Wildnis gewesen.«
»Man muß ihnen eben zuvorkommen, Hudson.« Lächelnd lehnte McCraw sich an die Theke und ließ sich vom Keeper ein Glas Whisky geben…
Viele Männer hatten sich um den Toten zusammengerottet. Flüche schallten über die Straße. Drüben am Feuer lärmten die Trapper, verstummten plötzlich und kamen näher.
Mühsam schob Ricky sich durch den Kreis der Männer. Endlich konnte er einen Blick auf den Toten werfen. Er wurde plötzlich grau im Gesicht.
»Dean!« schrie er. »Dein Vater…!«
Die Männer wichen zur Seite und starrten Dean an. Sie hatten eine Gasse für ihn freigemacht. Er starrte durch diese Gasse und schrie dumpf auf. Langsam und mit flachen Schritten ging er in den Kreis der Männer und kniete neben seinem Vater nieder.
»Dad«, stöhnte er, »großer Gott – warum, Dad?«
Er zitterte auf einmal. Tränen liefen über das blasse Gesicht. Die Lippen bebten. Schluchzend sank er mit dem Oberkörper auf seinen Vater und legte die flatternden Hände an das Gesicht des Toten.
Ricky stand neben ihm.
»Sie haben ihn erstochen«, sagte er mit klangloser Stimme. »Er war ein guter Mensch.«
Bedrückt blickten die rauhen Männer auf den Toten und auf dessen Sohn. Einer krächzte: »Das ist nun schon der neunte Mann, der umgebracht und beraubt wurde! Welche Schweine stecken dahinter?! Wenn ich das wüßte – ich würde sie mit bloßen Händen erwürgen, diese dreimal verfluchten Sauhunde!«
Ohnmächtige Wut erfaßte die Männer. Sie drängten zurück und ließen Dean und Ricky bei dem Toten allein zurück. Diese Männer waren rauh und hart. Ein Jahr lang hatten sie Pelztiere gejagt. Jetzt, zur Sommerzeit, da die Biber ihre Haare verloren, hatten die langen Wochen des Müßigseins begonnen. In dieser Zeit gehörte den Indianern wieder das ganze Land allein. Keine Büchse knallte und zerriß die tiefe Stille der Wälder.
Behutsam legte Ricky die Hand auf Deans Schulter.
»Wir werden die Halunken nie finden, Dean. Laß uns deinen Vater begraben.«
Der blonde Dean starrte ins Leere. Im Gesicht zuckte