Harzer Persönlichkeiten: Lebensbilder Band 4
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About this ebook
Im vierten Band sind folgende Persönlichkeiten vertreten: Thomas Müntzer, Gerhard Zucker, Johann Georg von Langen, Anna Wohlwill, Christa Johannsen, Hans Dietrich von Zanthier, Juliana Gräfin zu Stolberg, Heinrich Hauer, Fritz Nötzoldt, Theodor Löbsack, Ida Seele, Albrecht der Bär, Wilhelm und Carl Otto, Wilhelm Steuerwaldt, Gustav Ebe, Friederike von Hannover, Karl Salomon Warmholz, Paul Ernst, Wilhelm von Kügelgen, Carl Andreas Eitz, Michael Meyenburg, Friedrich Wilhelm Sporleder, Karl August Friedrich Moldenhauer, Tilman Riemenschneider.
Die Lebensbilder werden durch 10 farbige und 92 schwarz-weiße zeitgenössische Abbildungen und Fotos ergänzt.
Bernd Sternal
Bernd Sternal geboren 1956 in Gernrode/Harz. Bernd Sternal hat schon einiges in seinem Leben gemacht: Er ist Dipl.-Ingenieur, war als Manager, Geschäftsführer, Unternehmer, Unternehmensberater tätig, ist im Besitz zahlreicher Patente und anderer gewerblicher Schutzrechte. Mit dem Schreiben begann er im Jahr 2005, indem er für das von ihm betriebene Harzer Tourismusportal https://www.harz-urlaub.de redaktionelle Beiträge verfasste. Das Schreiben hatte ihn schnell infiziert. Im Jahr 2010 gründete er den Verlag Sternal Media, in dem er auch seine eigenen Publikationen herausgibt. Schwerpunkt-Themen von Bernd Sternal sind geschichtlicher, technischer, naturwissenschaftlicher, touristischer sowie gesellschaftskritischer Art.
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Book preview
Harzer Persönlichkeiten - Bernd Sternal
Inhalt
Thomas Müntzer (1489 – 1525)
– ein Geistlicher und Bauernführer
Gerhard Zucker (1908 – 1985)
– ein Raketenpionier aus Hasselfelde
Johann Georg von Langen (1699 – 1776)
– ein Harzer Forstpionier
Anna Wohlwill (1841 – 1919)
– eine bedeutende deutsche Pädagogin
Christa Johannsen (1914 – 1981)
– eine deutsche Schriftstellerin
Hans Dietrich von Zanthier (1717 – 1778)
– ein bedeutender Harzer Forstmann
Juliana Gräfin zu Stolberg (1506 – 1580)
– die Stammmutter des Hauses Oranien
Heinrich Hauer (1763 – 1838)
– ein Pionier des Sonderschulwesens
Fritz Nötzoldt (1908 – 1987)
– ein Harzer Journalist, Autor und Schriftsteller
Theodor Löbsack (1923 – 2001)
– ein Sachbuchautor, Publizist und Journalist
Ida Seele (1825 – 1901)
– die erste Fröbelkindergärtnerin
Albrecht der Bär (um 1100 – 1170)
– der Begründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt
Wilhelm Otto (1871 – 1943) und Carl Otto (1875 – 1916)
– zwei Bildhauer aus Harzgerode Gastbeitrag von Julia Witt M.A.
Wilhelm Steuerwaldt (1815 – 1871)
– ein Quedlinburger Landschaftsmaler
Gustav Ebe (1834 – 1916)
– der Mitbegründer des Neostils
Friederike von Hannover (1917 – 1981)
– Königin von Griechenland
Karl Salomon Warmholz (1778 – 1853)
– Maler, Erfinder und genialer Instrumentenbauer
Paul Ernst (1866 – 1933)
– ein Schriftsteller und Journalist aus Elbingerode
Wilhelm von Kügelgen (1802 – 1867)
– ein Maler, Schriftsteller und Kammerherr
Carl Andreas Eitz (1848 – 1924)
– ein Lehrer, Entdecker und Erfinder
Michael Meyenburg (1491 – 1555)
– Reformator und Bürgermeister von Nordhausen
Friedrich Wilhelm Sporleder (1787 – 1875)
– ein Harzer Beamter und Naturforscher
Karl August Friedrich Moldenhauer (1797 – 1866)
– der Erfinder der Zündhölzer
Tilman Riemenschneider (um 1460 – 1531)
– ein genialer Bildhauer und Holzschnitzer
Alle bisherigen Lebensbilder
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Thomas Müntzer (1489 – 1525)
– ein Geistlicher und Bauernführer
Das Ende des 15. Jahrhunderts sowie der Anfang des 16. waren in Deutschland geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung, der aber am Volk vorbei ging. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (HRR) zersplitterte unter den schwachen Händen der Habsburger Kaiser. Die Bauern waren das Rückgrat dieser Feudalgesellschaft und trugen den größten Teil aller Belastungen. Von deren Arbeitsleistung lebten Kaiser, Landesherren, Adel, Beamte, Patrizier sowie der Klerus und die Zahl der Nutznießer stieg ständig an. Abgaben, Steuern, Zölle und Frondienste wurden kontinuierlich erhöht, was zu einer dramatischen Verschlechterung der Lebensbedingungen beim Volk führte. Unzufriedenheit machte die Runde und führte als Resultat zu Bauernerhebungen im ganzen Reich.
In dieser Zeit wurden 1483 Martin Luther in Wittenberg und 1489 Thomas Müntzer in Stolberg geboren. Verbriefte Angaben zu Müntzers Geburt und zu seiner Familie gibt es nicht. 1506 nahm Müntzer ein Studium an der Universität Leipzig auf und trug sich als „Thomas Münczer de Quedilburck" in die Matrikel ein. Vor seiner Immatrikulation lebte Müntzer vermutlich seit 1501 in Quedlinburg. Dies ist das erste eindeutige Datum in seiner Biografie. Es folgte ab 1512 ein weiteres Studium an der Universität Frankfurt/ Oder. Ab 1514 arbeitete er dann als Hilfslehrer in kirchlichen Diensten in Halberstadt, Aschersleben, Braunschweig sowie im Damenstift Frose. Auch hielt er sich in Wittenberg auf und lernte dort Martin Luther kennen. Zu dieser Zeit zogen Mönche im Auftrag von Klerus und Papst durch das Reich, predigten Ablass und verkauften teuer ihre Ablasszettel. Dies erzürnte Luther so sehr, dass er seine 95 Thesen verfasste und der Legende nach am 31.10.1517 an die Kirchentür von Wittenberg schlug.
Zunächst war Müntzer ein engagierter Anhänger und Bewunderer von Martin Luther. Etwa 1519 hatte er auch sein Magisterexamen als Theologe abgelegt. Im Nonnenkloster Beuditz bei Weißenfels studierte er alte theologische Schriften und war zugleich Beichtvater der Zisterzienserinnen. Aus diesen Studien, sowie aus seinen praktischen Erfahrungen, gewann Müntzer seine eigenen Anschauungen zum Christentum und der Gesellschaft. Nur wer Selbstsucht und Besitzstreben in sich überwindet, würde frei sein, um Gottes Worte zu hören: Er, Müntzer, wollte sein Wirken dieser Sache widmen. Die Argumentation Luthers von 1520, in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen", bestärkte den jungen Müntzer in seiner Überzeugung.
Zeitgenössischer Stich des Thomas Müntzer um 1608
Urheber: Christoph van Sichern, Kupferstecher (um 1580 in Delft geboren)
Im Mai 1520 erhielt Müntzer die Möglichkeit, in Vertretung von Johannes Sylvius Egranus, in der Marienkirche in Zwickau zu predigen. Als Egranus zurückkehrte, wechselte Müntzer an die Katharinenkirche. Dort in Zwickau hatte Müntzer jetzt ein großes Forum, das er auch nutzte. Er hatte engen Kontakt zu Nikolaus Storch, einem führenden Mitglied der Zwickauer Propheten.
Er bekam in jenem Jahr Schwierigkeiten mit dem Orden der Franziskaner und mit seinem Kollegen Egranus. Als ihn zusätzlich der Stadtrat von Zwickau des Aufruhrs verdächtigte, wurde er 1521 aus der Stadt vertrieben. Seinen letzten Sold quittierte er stolz mit „Thomas Müntzer, qui pro veritate militat in mundo („Thomas Müntzer, der für die Wahrheit in der Welt kämpft
).
Dann reiste er 1521 über Thüringen nach Prag, in das Königreich Böhmen, in jenes Land, von dem 100 Jahre zuvor die „Erzketzerei" des Jan Hus ausgegangen war. Es ist wenig über diese Reise bekannt, auf jeden Fall predigte er in zwei Kirchen, in denen zuvor auch Hus gewirkt hatte. Dort verfasste er auch das Prager Manifest.
Im November 1521 verließ er Prag. Seine nächsten Stationen waren Jena, Erfurt und Weimar. In der St.-Georgen-Kirche in Glaucha-Halle/Saale wirkte Müntzer 1522 einige Zeit als Kaplan. Im Frühjahr 1523 wurde er an der Johanniskirche im kursächsischen Allstedt Pastor. Dort heiratete er die ehemalige Nonne Ottilie von Gersen und am 27. März 1524 wurde ihnen ein Sohn geboren. In dieser Zeit arbeitete er an seiner Liturgiereform, deren Kernpunkt die Übersetzung der lateinischen Messetexte in die deutsche Sprache war.
Bereits im Jahr 1522 gab es für Müntzer ein aufrüttelndes Ereignis mit auslösendem Charakter. Luther veröffentlichte seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments. Auch das Volk konnte nun im Buch der Bücher lesen. Und es erkannte, dass die feudale Ordnung nicht Gottes Willen entsprach. Der Widerstand formierte sich. 1524 begannen sich im süddeutschen Sprachraum lokale Aufstände zu überregionalen Erhebungen auszuweiten. Der „Deutsche Bauernkrieg" war losgebrochen.
Müntzer erkannte, dass ein Einvernehmen zwischen dem Volk und den tyrannischen Fürsten und Klerikern nicht abzusehen war und ein Kampf nahte. Seine Predigten wurden zunehmend aufrührerischer und gipfelten in der so genannten Fürstenpredigt. Als Folge dieser Predigt musste er vor einer Verhaftung fliehen. Aus der Flucht nach Mühlhausen wurde eine Reise über Nürnberg bis nach Basel sowie in den Schwarzwald.
Ausschnitt aus einem eigenhändigen Brief Thomas Müntzers an die Bürger von Allstedt von 15. August 1524.
Abb.: aus Georg Mentz, Handschriften der Reformationszeit, Bonn 1912, Tafel 19
Müntzer knüpfte Kontakte und sammelte Erfahrungen. Im Jahr 1525 kehrte er nach Mühlhausen/Thüringen zurück, wo er wieder eine Anstellung als Pfarrer fand. Müntzer und seine Anhänger bereiteten unermüdlich die bevorstehende, kämpferische Auseinandersetzung mit dem Adel vor. In jenen Tagen wurde auch die legendäre Regenbogenfahne geschaffen. In Nordthüringen wurden Einheiten aus den Aufständischen gebildet, die Haufen genannt wurden. Einer dieser Haufen stammte auch aus dem Harzgebiet. Diese Bauernhaufen, nach militärischen Prinzipien organisiert, zogen durch das Land und nahmen Adelssitze, Klöster und Dörfer in Besitz, was weltliche und geistliche Herren zur organisierten Gegenwehr veranlasste. Es kam zu zahlreichen militärischen Geplänkeln um Mühlhausen, Ebeleben, Heiligenstadt, Duderstadt und Worbis. Müntzer bündelte alle Kräfte und wollte das Land zwischen Thüringer Wald und Harz in die Hände der Aufständischen bringen. In diesem Sinne nutze er sein rhetorisches Talent: Sprachgewaltig peitschte er die Bauernhaufen auf.
Er, als gläubiger Christ, erhoffte die Hilfe Gottes für seine Sache, von deren Gerechtigkeit er zutiefst überzeugt war, für die er lebte und kämpfte. Die entscheidende Schlacht fand am 14. Mai 1525 nahe Frankenhausen statt. Die feindlichen Truppen von Graf Philipp von Hessen, den Herzögen Ernst und Heinrich von Braunschweig und Herzog Georg von Sachsen hatten sich schon Tage zuvor in Stellung gebracht. Dem anrückenden Bauernheer von etwa 8.000 Mann stand ein Adelsheer von gleichfalls 8.000 Mann gegenüber. Nach anfänglichen Erfolgen des Bauernheeres verschlechterte sich deren militärische Situation zusehends. Die Bauernhaufen wurden eingeschlossen und dann aufgefordert sich zu ergeben und Müntzer auszuliefern. Es fand eine Versammlung der Bauernkämpfer statt, bei der Müntzer nochmals alle Register seiner Predigerkunst zog.
Diesen Zeitpunkt der Unachtsamkeit nutzte das Fürstenheer für einen Überraschungsangriff. Es kam zu einem Gemetzel, bei dem etwa 6.000 Aufständische erschlagen wurden. Die Würfel waren gefallen, das Bauernheer war vernichtet, Müntzer überlebte jedoch. Er konnte sich verstecken und wäre fast entkommen. Zum Verhängnis wurde ihm ein Beutel mit Briefen und Schriften, der auf seine Identität hinwies. Er wurde festgenommen und an seinen Todfeind, den Grafen Ernst von Mansfeld ausgeliefert. Der ließ Müntzer in das Verlies der Wasserburg Heldrungen bringen. Zusammen mit einigen Getreuen wurde er wahrscheinlich am 27.05.1525 in Mühlhausen hingerichtet. Thomas Müntzer war tot, aber seine Visionen überdauerten die Jahrhunderte. Auch nahmen sich immer wieder Wissenschaftler, Politiker und Künstler des Lebens und Wirkens Müntzers an.
Thomas Müntzer auf dem Schlachtfeld
Abb.: Kupferstich von Christoph van Sichern um 1608