Universe far. Eine Traumnovelle: Roman
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About this ebook
Eine Traumwelt ist es, in die uns Ankalina Dahlem entführt, in der die präzise Setzung von Bildern und Stimmungen so behutsam und eindringlich verführt, dass man in ihrer Sprache verweilen möchte. Nur nicht aufwachen aus diesen Traumbildern mit ihren eigenen Gesetzen, die so klar und gleichzeitig geheimnisvoll sind, dass man sie nie ganz deuten kann.
In Universe far erzählt Dahlem von der Liebe zu einem Kōhaku, einem rot-weißen Nishikigoi, einem japanischen Farbkarpfen, ohne den für die Protagonistin ein Leben nicht mehr vorstellbar ist. Seinetwegen hat sie Meeresbiologie studiert, doch nachdem sie im Golf von Mexiko einen Koboldhai, diesen bizarren mythischen Tiefseebewohner, aufspürt, ihn aber aus Mitleid mit seiner Hässlichkeit wieder freilässt, zieht sie sich aus der Forschung zurück und arbeitet fortan als Künstlerin, spezialisiert auf das Malen von Fischen. Als sie eines Tages einen äußerst dringenden Malauftrag eines japanischen Fischliebhabers bekommt und beim Surfen zufällig auf die Geschichten eines gewissen Ron Shinefeld stößt, nimmt ihr Leben wie das ihres Fisches eine unerwartete Wendung.
In den vertrauten Dingen liegt ein Geheimnis, das nur zu lüften versteht, wer sich als Ganzes darauf einläßt. Dinge und Mythen verschmelzen in Universe far zu Geschichten von Liebe und Schmerz, wie sie nur Träume hervorbringen.
"Es gibt Schwimmer und Nichschwimmer. Das ist ein Buch für Schwimmer." Ron Shinefield
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Book preview
Universe far. Eine Traumnovelle - Ankalina Dahlem
Ankalina Dahlem
Universe far
Eine Traumnovelle
1. Auflage 2019
© Edition Faust, Frankfurt am Main 2019
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
www.editionfaust.de
Alle Zeichnungen in diesem Buch: Ankalina Dahlem
Lektorat: Elvira M. Gross
Druck: druckhaus köthen GmbH & Co. KG
Printed in Germany
ISBN 978-3-945400-71-5
eISBN 978-3-945400-67-8
Inhalt
Universe far
Über den Autor
Für meinen Vater
Ich habe bis jetzt niemanden getroffen, der so gut erzählen kann. Wie zappelnde Fische holt er die Geschichten mühelos aus einem nie leer werdenden Netz. Wir sind miteinander um die Wette geschwommen, bis es am Horizont keine Wolke mehr gab.
„Ich glaube an die zufällige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität."
André Breton
Ich hatte wieder diesen Traum. Die Sonne schien durch die weißen Vorhänge, und der Wind blähte sie in Richtung des Bettes auf. Als würde sich in diesem Zimmer jemand verstecken. Die Einzige, die sich hier verkrochen hatte, war ich.
„Kleine Snackgurken, zwei Bund Dill, grobes Meeressalz, drei Knoblauchzehen, ein Teelöffel Pfefferkörner ins Einmachglas gesteckt und mit Wasser aufgegossen", dachte ich und schloss die Augen, um erneut einschlafen zu können. Ich fühlte mich schwer vor Müdigkeit wie eine eingelegte Gurke.
Gründlich sortierte ich die Bilder in meinem Kopf. Ich sah wild drehende ausgestreckte Windmühlenflügel, über denen weit oben am Firmament die Möwen kreisten. Dort blitzten hell ihre Federn wie leuchtende Sterne. Ich hörte verzerrte Stimmen, deren Worte ich nicht verstand. Ein Gesicht pendelte über allem. Als ich es anfassen wollte, griffen meine Hände ins Leere. Verstört wachte ich auf.
Ich bin Holländerin. Womöglich erschienen darum in meinem Schlaf die Windmühle und die Möwen. Es gibt aber auch zahlreiche Kühe bei uns zu Hause. Doch in meinen Träumen hatte ich keine gesehen. – Noch nicht mal ein Kälbchen. Auch zu Geisterstimmen fiel mir nichts und niemand ein. Auf der Suche nach realen Bezügen rätselte ich weiter. Schließlich dachte ich an meinen Vater. Er ist Fischer und wünscht sich inniglich, dass ich bald nach Holland zurückkomme.
Inzwischen war ich wach. Ich stand auf und huschte die kleine graue Marmortreppe zur Küche hinunter. An der Pinnwand neben dem schweren Holztisch fand ich eine Notiz meiner Tochter.
Sie hatte das Papier unter ihr Foto gesteckt. Darauf war sie zwei Jahre alt und lag auf mir in der Badewanne. Schon damals glichen wir uns wie ein Ei dem anderen. Mein Vater unkte bei ihrer Geburt: „Großer Fisch und kleiner Fisch."
Auf dem Zettel stand:
Mamele, du hast fest geschlafen. Ich bin für die nächsten Wochen bei meinem Vater. Ruf mich an.
Dicken Kuss!
Darunter ein Smiley.
Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. Wollte sie die kommende Zeit auf dem Friedhof verbringen? Aber der Mann war ja nur für mich tot. Seine Existenz hatte ich abgelegt – ganz vorn direkt hinter dem Haupteingang des Zentralfriedhofs. In der braunen Erde lagen die wenigen Erinnerungen an ihn begraben, und der Kalk tat sein Übriges, auch sie zu zersetzen.
„Ein leeres Kapitel in meinem Leben." Ich setzte mir seufzend einen Kaffee auf und ging ins Bad. Unter der Dusche dachte über einen weiteren Traum von heute früh nach.
Ich erinnerte mich an einen Mann, den ich vor etlichen Jahren am Strand von Acapulco getroffen hatte. Wir waren zusammen in meinem Hotelzimmer. Sex hatten wir nicht. Schließlich war er verheiratet. Das hatte ihn aber nicht daran gehindert, mir inbrünstig die Fußsohlen zu küssen. Bestimmt war er Katholik. Für mich war das interessant, da ich die Praktik nicht kannte. Weder vorher noch nachher hatte ein Mann so an meinen Füßen geschnäbelt. Ich weiß noch, dass ich