Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02
Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02
Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02
Ebook315 pages4 hours

Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Im Jahr 2022 startet das virtuelle Rollenspiel "Sword Art Online", bei dem die Spieler vollends in die Fantasywelt Aincrad eintauchen können. Über ein technisches Hilfsmittel namens NerveGear, das die Sinneswahrnehmungen beeinflussen kann, empfinden die Gamer das Spiel als Realität. Einer der 10.000 auserwählten Spieler ist Kirigaya. Nachdem er die ersten Kämpfe erfolgreich bestanden hat, kann er sich plötzlich nicht mehr aus dem Spiel ausloggen! Kurz darauf verkünden die Entwickler des Systems, dass die Spieler die Welt erst dann verlassen können, wenn sie alle Endgegner der 100 Ebenen des Spiels besiegt haben. Damit beginnt die actiongeladene Reise …
LanguageDeutsch
Release dateFeb 8, 2018
ISBN9783842046818
Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02

Read more from Reki Kawahara

Related authors

Related to Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02

Titles in the series (2)

View More

Related ebooks

Comics & Graphic Novels For You

View More

Related articles

Reviews for Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Sword Art Online – Aincrad – Light Novel 02 - Reki Kawahara

    Ein riesiges Schloss aus Stein und Eisen schwebt am unendlichen Firmament.

    Das ist die Gänze dieser Welt.

    Nach einem Monat Vermessungsarbeiten fand eine Gruppe exzentrischer Handwerker heraus, dass der Durchmesser des untersten Stockwerks ungefähr zehn Kilometer beträgt, sodass Tokyos Bezirk Setagaya* komplett hineinpassen würde. Weil darüber nicht weniger als einhundert weitere Ebenen liegen, ist die Größe der Welt in ihrer Gänze unvorstellbar. Es war unmöglich, die dafür benötigte Datenmenge auch nur zu erahnen.

    Im Inneren des Schlosses existieren mehrere Großstädte, kleinere Städte und Dörfer, Wälder und Wiesen, Seen und so weiter. Auf jeder Ebene gibt es nur eine einzige Treppe, die das Stockwerk mit dem darüber verbindet, und da all diese Treppen in gefährlichen Dungeons liegen, in denen Monster herumlungern, ist das Auffinden und Benutzen schwierig. Aber wenn einmal jemand durchgekommen ist und eine Großstadt auf der nächsthöheren Ebene erreicht hat, dann wird diese über ein »Teleportgate« mit allen Großstädten auf den Ebenen darunter verbunden und jeder kann sich danach frei zwischen ihnen bewegen.

    Auf diese Weise wurde das riesige Schloss über den langen Zeitraum von zwei Jahren langsam erobert. Die derzeitige Front ist die 74. Ebene.

    Der Name des Schlosses ist »Aincrad«. Eine Welt der Schwerter und Kämpfe, in der sich ungefähr 6.000 Menschen aufhalten. Sie heißt auch ...

    »Sword Art Online«.

    *Bezirk in Tokyo, 58 km² groß

    »Bitte ... Lass mich nicht allein ... Pina ...«

    Über Silicas Wangen liefen die Tränen, tropften hinunter, zerplatzten auf den großen Federn am Boden und verliefen darin.

    Diese blassblauen Federn waren alles, was noch von Silicas Gefährtin »Pina« übrig war, die lange Zeit ihr einziger Freund und Partner gewesen war. Vor wenigen Minuten war Pina gestorben, um Silica zu schützen. Die Waffe eines Monsters hatte sie tödlich verletzt, und mit einem traurigen Schrei war sie wie Eis zersplittert. Ihre Schwanzfeder war noch da, mit der sie immer freudig gewedelt hatte, wenn Silica sie gerufen hatte ...

    1

    Silica war ein auf Aincrad seltener »Beast Tamer«. Oder sie war es gewesen. Denn ihre Gefährtin, die sie gezähmt hatte, gab es nicht mehr.

    Beast Tamer war kein vom System bestimmter Name einer Klasse oder eines Skills, sondern eine landläufige Bezeichnung.

    Es kam nur extrem selten vor, dass ein Monster, gegen das man normalerweise kämpfte, freundschaftliches Interesse an einem Spieler zeigte. Wenn man eine solche Chance ergriff und den Skill »Taming« einsetzte, zum Beispiel durch die Gabe von Futter, wurde das Monster im Erfolgsfall zu einem wertvollen und hilfreichen Gefährten des Spielers. Die Spieler, die solches Glück hatten, nannte man voller Lob und Neid »Beast Tamer«.

    Natürlich konnte nicht jedes Monster zu einem Gefährten werden. Diese Möglichkeit beschränkte sich auf einen Teil von ihnen, nämlich die kleintierartigen Monster. Man hatte noch nicht vollständig ermitteln können, welche Bedingungen genau zu einer Situation führten, in der der Beast-Taming-Skill eingesetzt werden konnte, aber eines war sicher: Man durfte nicht zu viele Monster derselben Art töten.

    Wenn man darüber nachdachte, war das eine ziemlich harte Bedingung. Denn auch wenn man nur die Monster ins Auge fasste, die zu Gefährten werden konnten, und immer wieder mit vielen von ihnen zusammentraf, konnte man es nicht vermeiden, dass einen diese Monster angriffen und es zum Kampf kam. Wenn man also ernstlich vorhatte, ein Beast Tamer zu werden, und viele Begegnungen mit den entsprechenden Monstern hatte, musste man in dem Fall, dass sich die entsprechende Situation nicht ergeben hatte, immer fliehen. Es war also mühsame Arbeit.

    Man konnte sagen, dass Silica in diesem Punkt unglaubliches Glück gehabt hatte.

    Denn in dem Wald, den sie ohne speziellen Grund betreten hatte, auf der Ebene, zu der sie ganz ohne Vorwissen aus einer Laune heraus hinabgestiegen war, griff das erste Monster, das sie jemals getroffen hatte, nicht an und kam näher, und als sie es mit den Nüssen beschoss, von denen sie am Vortag zufällig eine Tüte voll gekauft hatte, waren diese auch noch die Lieblingsspeise dieses Monsters gewesen.

    Dieser kleine Drache von der Gattung »Feather LiDra«, der am ganzen Körper in flaumige hellblaue Daunen gehüllt war und statt eines Schwanzes zwei große Federn hatte, war eigentlich ein seltenes Monster, das kaum auftauchte. Silica hatte also Erfolg beim Taming, und als sie mit diesem Drachen auf der Schulter in ihre Heimatstadt Fleabane, die Hauptstadt der achten Ebene, zurückkehrte, erzeugte das sofort viel Gesprächsstoff. Schon am nächsten Tag versuchte eine große Menge Spieler mithilfe von Silicas Informationen ebenfalls, einen Feather LiDra zu zähmen, aber man hörte niemals eine Geschichte darüber, dass sie Erfolg gehabt hätten.

    Silica taufte ihren kleinen Drachen »Pina«. Es war der Name der Katze, die sie in der realen Welt gehabt hatte.

    Gefährtenmonster hatten normalerweise keine besonders hohe Kampfkraft, und Pina bildete da keine Ausnahme, aber im Gegenzug besaß sie mehrere spezielle Fähigkeiten. Sowohl die Aufspür-Fähigkeit, die auf sich nähernde Monster aufmerksam machte, als auch die Heal-Fähigkeit, die die HP des Halters zumindest in Teilen heilte, waren wertvoll, und die tägliche Jagd wurde plötzlich deutlich komfortabler. Aber worüber Silica sich mehr als alles andere freute, das waren die Ruhe und die Wärme, die Pinas Existenz mit sich brachte.

    Die AI-Programme von Gefährten waren nicht sehr ausgefeilt. Sie konnten natürlich nicht sprechen und verstanden gerade mal etwa zehn Arten von Befehlen. Aber für Silica, die mit zwölf Jahren in diesem Game, in dieser Welt von SAO gefangen genommen worden war und fast vergangen wäre vor Sorge und Einsamkeit, war Pinas Freundschaft eine unbeschreibliche Rettung. Man konnte wohl sagen, dass Silicas eigentliches »Abenteuer« in dieser Welt damit erst begonnen hatte.

    In dem einen Jahr, das seitdem vergangen war, hatten Silica und Pina ohne Probleme Erfahrung angesammelt, auch Silicas Fähigkeiten mit dem Dolch waren gestiegen, und mittlerweile galt sie unter den Mittelklasse-Spielern sozusagen als High-Level-Spielerin.

    Natürlich reichte sie levelmäßig nicht an die Top-Schwertkämpfer heran, die an der Front kämpften, aber da die Mitglieder in der »Eroberungsgruppe«, der unter den 7.000 Spielern gerade einmal mehrere Hundert angehörten, in gewissem Sinne noch seltener waren als die Beast Tamer und es kaum Gelegenheiten gab, sie irgendwo mal zu treffen, kam die Tatsache, dass der eigene Name unter den Mittelklasse-Spielern, die das größte Segment bildeten, wohlbekannt war, einer Aufnahme in die Gruppe der Star-Spieler gleich.

    Da Silica eine von nur wenigen weiblichen Spielern war – und auch wegen ihres Alters –, dauerte es nicht lange, bis die »Drachenmeisterin Silica« zu einer beliebten Person wurde, die viele Fans hatte. Ununterbrochen erreichten sie Einladungen von Gruppen und Gilden, die einen Star wollten, und in dieser Situation war es vielleicht nur natürlich, dass die inzwischen 13-jährige Silica davon völlig begeistert war und übermütig wurde. Aber letzten Endes war dieser Hochmut etwas, das sie einen äußerst bedauerlichen und nicht wiedergutzumachenden Fehler begehen ließ.

    Der Anlass war ein unbedeutender Streit.

    Vor zwei Wochen hatte eine Gruppe Silica eingeladen, sich ihr anzuschließen, und Silica war mit ihr zu einem Abenteuer in einem weiten Waldgebiet aufgebrochen, das sich im Norden der 35. Ebene ausbreitete. Man nannte es den »Irrwald«. Natürlich war die Front weit entfernt, oben auf der 55. Ebene, und diese Ebene hier war bereits erobert worden. Aber da die Top-Schwertkämpfer grundsätzlich nur Interesse an der Durchquerung des Dungeons zeigten, waren Sub-Dungeons wie der »Irrwald« unberührt zurückgelassen worden und oft das Ziel der Mittelklasse-Spieler.

    Die Mitglieder der sechsköpfigen Gruppe, der sich Silica angeschlossen hatte, waren alle sehr geschickte Personen, die von Herzen gerne von früh bis spät kämpften, Schätze suchten und dementsprechend viele Cor und Items sammelten. Als der Abend nahte und die Heiltränke fast vollständig aufgebraucht waren, beschlossen sie, in die Hauptstadt zurückzukehren. Eine Spielerin, die mit einem schmalen Langspeer ausgerüstet war, sagte zu Silica: »Was die Aufteilung der Items nach unserer Rückkehr angeht ... Dich heilt ja deine komische Eidechse, du brauchst also keine Heilungskristalle.«

    Silica erwiderte aufgebracht: »Und was ist mit dir? Wenn du nie bis nach vorne kommst und dich immer nur hinten rumdrückst, wo es ungefährlich ist, dann brauchst du auch keine Kristalle.«

    Danach führte ein Wort zum anderen, die Vermittlung des Leiters, eines Kämpfers mit Schwert und Schild, war auch umsonst und Silica, die in die Luft ging, erklärte schließlich entschieden: »Auf Items kann ich verzichten! Mit euch tue ich mich auf gar keinen Fall mehr zusammen! Es gibt bergeweise andere Gruppen, die mich haben wollen!«

    Silica schenkte den Worten des Leiters, der sie bat, wenigstens gemeinsam mit ihnen bis zur Stadt zurückzugehen, kein Gehör, trennte sich an einer Abzweigung von der Gruppe und ging mit griesgrämigem Gesicht und Riesenschritten weiter.

    Auch wenn sie allein unterwegs war, waren die Monster der 35. Ebene für Silica, die den Dolch-Skill zu fast 70 % gemeistert hatte und Pina dabeihatte, keine übermäßig starken Feinde. Ohne Mühe würde sie sie vernichten und sich bis zur Hauptstadt durchschlagen können – eigentlich. Solange sie sich nicht verlief.

    Der Name dieses Wald-Dungeons, »Irrwald«, war nicht nur für den Effekt gewählt.

    Der Wald aus dicht stehenden riesigen Bäumen war schachbrettartig in mehrere Hundert Bereiche aufgeteilt, und er war so konfiguriert, dass, nachdem man einen Bereich betreten hatte und eine Minute vergangen war, die Verbindungen zu den benachbarten Bereichen in allen vier Himmelsrichtungen zufällig den Platz wechselten. Um den Wald zu durchqueren, musste man entweder innerhalb einer Minute die Bereiche einen nach dem anderen passieren oder man musste schnell laufen, während man mit einem hochpreisigen Karten-Item, das man in Ausrüstungsshops in der Hauptstadt bekam, den Überblick behielt.

    Der Leiter der Gruppe hatte eine Karte gehabt, aber jetzt war Silica allein. Hinzu kam, dass wenn man im Irrwald einen Teleport-Kristall verwendete, man nicht zur Stadt transportiert wurde, sondern irgendwo in den Wald, also musste Silica notgedrungen versuchen, den Wald im Sprint zu überwinden. Aber es war viel schwieriger als gedacht, über die gewundenen kleinen Wege zu rennen und dabei den Wurzeln der riesigen Bäume auszuweichen.

    Sie hätte sich direkt geradeaus nach Norden bewegen müssen, aber als sie zum wiederholten Male länger brauchte als eine Minute, um einen Bereich zu durchqueren, und deswegen an irgendeinen Ort geschickt wurde, von dem sie gar nicht wusste, wo er war, verließen Silica allmählich die Kräfte. Die Abendsonne färbte sich zusehends röter, und je tiefer die Dämmerung wurde, desto schlechter gelang ihr das Durchqueren der Bereiche.

    Schließlich gab Silica das Rennen auf. Sie lief langsamer, weil sie die Hoffnung hatte, zufällig zum Rand des Waldes geschickt zu werden. Aber ihr Glück ließ sie im Stich, und während sie sich müde weiterschleppte, wurde sie immer wieder von Monstern angegriffen. Levelmäßig war sie ihnen durchaus gewachsen, aber je dunkler ihre Umgebung wurde, desto unsicherer wurden ihre Bewegungen. Obwohl sie Pinas Unterstützung hatte, hinterließen die Kämpfe ihre Spuren, und irgendwann hatte sie all ihre Heiltränke und Notfall-Kristalle aufgebraucht.

    Als spüre sie Silicas Sorge, rieb Pina, die auf ihrer Schulter saß, sich unter »Kurururu«-Rufen an ihrer Wange. Während Silica Pinas langen Hals streichelte, um diese zu beruhigen, bereute sie, dass ihre eigene Reizbarkeit und ihr zunehmender Hochmut sie in eine solche Notsituation gebracht hatten.

    Während sie weiterlief, fing sie still an zu beten.

    Es tut mir so leid. Ich werde mich nie wieder für etwas Besonderes halten. Bitte schick mich beim nächsten Warp-Punkt aus dem Wald.

    Während sie so betete, betrat sie eine Weiterleitungszone, die wie flimmernde Luft flackerte. Nach einem Gefühl, das einem kurzen Schwindel ähnelte, war das, was sich vor ihren Augen ausbreitete ... wie selbstverständlich wieder nur der unveränderte tiefe Wald, der in der abendlichen Dunkelheit versank. Von den Wiesen, die den Wald hätten umgeben sollen, war nichts zu sehen.

    Silica hatte jetzt wirklich genug, aber als sie wieder loslaufen wollte, hob Pina auf ihrer Schulter plötzlich den Kopf und schrie einmal schrill auf. »Kjuru!« Es war eine Warnung. Silica zog kampfbereit ihren Lieblingsdolch von der Hüfte und wandte sich in die Richtung, in die Pina starrte.

    Nach einigen Sekunden erklang aus dem Schatten eines mit Moos bewachsenen riesigen Baumes ein tiefes Knurren. Als sie ihren Blick fokussierte, wurde ein gelber Cursor angezeigt. Mehrere. Zwei ... nein, drei Stück. Der Name des Monsters war »Drunk Ape«, ein Affenmensch, der zur stärksten Monsterklasse im Irrwald gehörte. Silica biss sich auf die Lippe.

    Trotzdem ...

    Levelmäßig war sie in keiner großen Gefahr.

    In der Regel nahmen Mittelklasse-Spieler wie Silica im Feld einen mehr als ausreichenden Sicherheitsabstand zu auftauchenden Monstern ein. Der war üblicherweise so groß, dass man, auch wenn man allein war und von fünf Monstern gleichzeitig umzingelt wurde, als Sieger hervorgehen konnte, ohne Heilungs-Items benutzen zu müssen.

    Denn anders als die Top-Schwertkämpfer, denen es darum ging, das Game durchzuspielen, waren die Gründe, aus denen die Mittelklasse-Spieler in Abenteuer stürzten, erstens, um die Cor zu verdienen, die für das tägliche Leben nötig waren, zweitens, um die minimalen Erfahrungspunkte zu verdienen, um in der Mittelklasse zu bleiben, und drittens, um ehrlich zu sein, die Langeweile. Nichts davon war ein Ziel, für das man den realen Tod riskierte. Tatsächlich hielten sich in der Stadt der Anfänge mehr als 1.000 Spieler auf, die dem Tod beharrlich aus dem Weg gingen, indem sie einfach blieben, wo sie waren.

    Jedoch war ein regelmäßiges Einkommen nötig, um einigermaßen zu essen und in einem Bett in einer Herberge zu schlafen, und da es eine chronische Krankheit von MMO-Spielern war, unruhig zu werden, sobald man nicht mehr zu den Spielern mit durchschnittlichem Level gehörte, gingen derzeit, eineinhalb Jahre nach Beginn des Games, die meisten Spieler mit einem mehr als ausreichenden Sicherheitsspielraum ins Feld und vergnügten sich auf ihre Weise mit Abenteuern.

    Auch wenn es also drei Drunk Apes der stärksten Klasse der 35. Ebene waren, sollten sie für die Drachenmeisterin Silica eigentlich kein Problem darstellen.

    Silica zwang ihren erschöpften Geist zur Konzentration und hob ihren Dolch. Pina erhob sich sachte von ihrer Schulter und nahm ebenfalls ihre Kampfposition ein.

    Was aus dem tiefen Gehölz aufgetaucht war, waren hochgewachsene Affenmenschen, deren ganzer Körper von dunkelrotem Fell bedeckt war. In der rechten Hand hielten sie einen schlichten Holzknüppel und in der linken Hand einen Krug, der aussah wie ein Flaschenkürbis mit einer daran befestigten Schnur.

    Während die Affenmenschen die Holzknüppel schwangen, ihre Fangzähne bleckten und Kampfschreie ausstießen, warf Silica sich nach vorne, weil sie sicher war, dass derjenige einen sicheren Sieg davontragen würde, der den ersten Zug machte. Sie ließ die Mittelklasse-Combo des Dolch-Skills, »Rapid Bite«, treffen, nahm dem vordersten Affen viele HP weg und ging in eine Hochgeschwindigkeitsangriffskombination über, die eine Stärke des Dolchs war.

    Die Drunk Apes verwendeten Streitkolben-Skills auf einem niedrigen Level, und obwohl einige Kraft in den Schlägen lag, waren sowohl die Angriffsgeschwindigkeit als auch die Stufenzahl der Angriffscombos keine große Sache. Silica benutzte eine Überraschungstaktik, bei der sie die Affen mit exakten Schlägen überhäufte, dann schnell zurücksprang, den Gegenangriff des Feindes abwehrte und dann wieder vortrat, und reduzierte im Handumdrehen die HP des ersten Affen. Auch Pina spuckte von Zeit zu Zeit etwas aus, das wie Seifenblasen aussah, und verhexte damit die Augen der Affen.

    Beim vierten Angriff ließ Silica die Combo »Fad Edge« los, unmittelbar bevor sie dem ersten den Gnadenstoß geben wollte.

    In diesem Moment switchte von rechts hinten ein neuer Feind mit ihrem Gegner und kam nach vorne. Silica änderte notgedrungen ihr Ziel und verringerte die HP des zweiten Affen. Der erste zog sich nach hinten zurück und schien aus dem Krug in seiner linken Hand einen großen Schluck zu trinken ...

    Silica, die am Rand ihres Gesichtsfeldes den HP Bar des ersten Drunk Ape gecheckt hatte, erschrak. Der Balken füllte sich mit erschreckender Geschwindigkeit wieder auf. Es schien, als sei in dem Krug irgendeine Heilmedizin.

    Mit Drunk Apes hatte sie auch vorher schon auf dieser Ebene gekämpft, und bei diesen Gelegenheiten hatte sie zwei von ihnen mühelos abgewehrt. Da sie ihnen damals nicht einmal den Spielraum gelassen hatte, einen Switch auszuführen, hatte sie nicht bemerkt, dass sie offensichtlich eine besondere Fähigkeit besaßen. Silica biss die Zähne zusammen und machte sich mit aller Kraft daran, den zweiten Affen zu töten.

    Als sie schließlich nach einem heftigen Schlagabtausch die HP des zweiten in den roten Bereich gebracht hatte, ging sie ein wenig auf Abstand, um ihm mit einem zweiten starken Angriff den Gnadenstoß zu verpassen. Doch in dem Moment drängte sich erneut eine Gestalt seitlich herein. Es war der dritte Drunk Ape. Und nun sah sie, dass die HP des ersten Affen schon wieder so gut wie voll wiederhergestellt waren.

    So würde es kein gutes Ende nehmen. Silica wurde unruhig.

    Sie hatte im Grunde genommen kaum Erfahrung damit, allein gegen Monster zu kämpfen. Der levelmäßige Sicherheitsspielraum war einfach eine Sache von Zahlenwerten, die über die Skills eines Spielers herzlich wenig aussagten. Angesichts der unvorhergesehenen Situation wurde Silicas Unruhe langsam zu Panik. Immer mehr ihrer Angriffe gingen daneben und gleichzeitig verstärkten sich die Gegenangriffe der Feinde.

    Nun hatte sie den HP Bar des dritten Drunk Ape um etwa die Hälfte gesenkt. Doch sie hatte einen Folgeangriff zu viel geführt und bekam daher vom System eine kurze Zeit der Erstarrung auferlegt, und diesen Moment nutzte einer der Affenmenschen, um ihr einen kritischen Treffer beizubringen.

    Der Holzknüppel war ein einfaches geschnitztes Ding, aber durch den Basisschaden aufgrund seines Gewichts und durch die Kraftkorrektur des Drunk Ape sanken Silicas HP um fast 30 %. Es lief ihr kalt den Rücken hinunter.

    Die Tatsache, dass ihr Vorrat an Heiltränken aufgebraucht war, steigerte Silicas Unruhe noch weiter. Pinas Heilungsatem ließ nur etwa 10 % der HP heilen und noch dazu konnte man ihn nicht so häufig einsetzen. Bezog man das in die Rechnung mit ein, hieß das, wenn sie noch dreimal den gleichen Schaden erleiden würde ... würde sie sterben.

    Der Tod. Kaum dass dieser Gedanke sie gestreift hatte, war Silica wie gelähmt. Ihr Arm hob sich nicht mehr. Ihre Beine schienen erstarrt.

    Bisher war der Kampf für sie zwar ein Nervenkitzel, aber von einer realen Gefahr weit entfernt gewesen. Konsequenterweise hatte sie bis jetzt keinen Gedanken an den wirklichen Tod verschwendet.

    Während sie steif und mit weit aufgerissenen Augen vor dem Drunk Ape stand, der einen Kampfschrei ausstieß und wieder mit dem Holzknüppel ausholte, wurde sich Silica zum ersten Mal bewusst, was der Kampf gegen Monster in SAO wirklich war. Auch wenn es ein Game war, war es kein Spiel. Das war die widersprüchliche Wahrheit.

    Mit einem schrillen Schrei sauste der Holzknüppel herab. Silica konnte dem heftigen Aufprall nicht standhalten und ging zu Boden. Ihr HP Bar sank mit einem Ruck in den gelben Warnbereich.

    Sie konnte nicht mehr denken. Rennen und fliehen. Einen Teleport-Kristall verwenden. Obwohl es noch Wahlmöglichkeiten gab, konnte Silica lediglich geistesabwesend den Holzknüppel betrachten, der drei weitere Male auf sie einschlug.

    Um die grobe Waffe explodierte plötzlich ein roter Lichteffekt. Bevor sie die Augen schließen konnte, sah sie in der Luft einen kleinen Schatten, der vor den Holzknüppel geflogen war. Es gab einen dumpfen Aufprall. Mit einem weiteren Lichteffekt wirbelte plötzlich hellblaues Gefieder umher, und ein kleiner HP Bar schrumpfte bis ganz an den Rand.

    Auf dem Boden hob Pina den Kopf und sah Silica mit ihren schönen runden blauen Augen an. Leise schrie sie einmal »Kjuru« ... und direkt darauf zerbrach sie in tausend leuchtende Polygonscherben. Eine lange Schwanzfeder tanzte noch in der Luft und fiel dann zu Boden.

    In Silica zerriss etwas. Das unsichtbare Seil, das ihren Körper gefesselt hatte, verschwand. Noch vor der Traurigkeit fühlte sie Zorn. Zorn auf sich selbst, weil sie nach gerade einmal einem Schlag in Panik verfallen war und sich nicht mehr hatte bewegen können. Und noch davor Zorn auf ihr törichtes Selbst, weil sie wegen eines unbedeutenden Streits geschmollt und sich eingebildet hatte, den Wald alleine durchqueren zu können.

    Silica sprang auf, wich den Angriffen der Monster aus und griff sie mit wütendem Gebrüll an. Wieder und wieder blitzte der Dolch in ihrer Hand auf, als sie erbarmungslos auf den Körper eines der Affenmenschen einstach.

    Ohne auszuweichen, fing Silica mit der linken Hand den Holzknüppel des ersten Drunk Ape auf, der wieder versucht hatte, sich dazwischenzuquetschen, nachdem die Kraft seines Kameraden abgenommen hatte. Ihre Trefferpunkte sanken, wenn auch nicht so sehr wie nach einem direkten Treffer. Sie konzentrierte sich allein auf

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1