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Bomba am großen Katarakt
Bomba am großen Katarakt
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Ebook175 pages2 hours

Bomba am großen Katarakt

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About this ebook

Nur stückweise gelingt es Bomba, das Geheimnis seiner Herkunft zu lüften. Im dritten Band — Bomba am Großen Katarakt — macht sich Bomba auf den Weg zur Schlangeninsel. Unterwegs gerät er in die Fänge der barbarischen und grausamen Kopfjäger, deren Häuptling Nascanora seit jeher sein persönlicher Feind und Widersacher ist. Auch Casson und seine alte Pflegerin Pipina werden entführt. Bomba gelingt die Befreiung, und er sucht Sobrinini auf der Schlangeninsel auf — doch wieder erhält er eine ungenügende Auskunft. In einem aufregenden Erlebnis erfährt Bomba von Sobrinini, dass nur Japazy, der Herrscher auf der Jaguar-Insel, ihm mehr über seine Herkunft berichten könnte.
LanguageDeutsch
Release dateOct 1, 2019
ISBN9783946554141
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    Book preview

    Bomba am großen Katarakt - Roy Rockwood

    Befreiung

    1 Der plötzliche Angriff

    Es war noch nicht lange her, dass sich Bomba von seinen Urwaldfreunden verabschiedet hatte. Leichtfüßig eilte er durch den Dschungel, um bald zu seinem alten Gefährten Casson zurückzukommen. Lange Zeit war er unterwegs gewesen, und Besorgnis und Sehnsucht beschleunigten seinen Schritt.

    Trotzdem war seine Aufmerksamkeit wach. Überall konnten Gefahren lauern. Im grünen Gewirr der Äste über seinem Haupt mochte eine Anakonda liegen, dicht an einen Zweig gepresst, um sich auf den Vorübergehenden hinabzuwerfen und ihn in ihrer tödlichen Umklammerung zu erdrücken.

    Oder ein Jaguar konnte plötzlich auf dem Pfad vor ihm auftauchen. Dann siegte der, der um einen Sekundenbruchteil schneller zu handeln verstand. Wenn das Raubtier sich zum Sprunge duckte, musste der Pfeil schon von der Sehne schwirren. Die Hand durfte nicht zittern – das Auge musste sicher sein.

    Wer den etwa vierzehnjährigen Jungen durch den Dschungel gleiten sah, erkannte bald, dass Kraft, Gewandtheit und Schnelligkeit seine besten Waffen waren.

    Er war nicht anders als ein Eingeborener gekleidet – mit einem Lendentuch, der Mendijeh, und einem erbeuteten Pumafell – und es sah auf den ersten Blick so aus, als ob Bomba zu einem der im Amazonasgebiet lebenden Indianerstämme gehörte.

    Diesem ersten Eindruck widersprach allerdings der Anblick des Gesichtes – die gerade, kurze Nase, die hellbraunen, freundlichen Augen und das gewellte, kastanienbraune Haar. Wenn auch das Antlitz bronzefarbig getönt war und wenn Bomba auch handgeflochtene Sandalen an den Füßen trug und mit Pfeil und Bogen und Machete umzugehen verstand wie ein Indianer – er war doch ein Kind weißer Eltern.

    Gerade kehrte Bomba von einer Reise zum ‚Laufenden Berg’ zurück. Dort hatte er von Jojasta, dem bösartigen Medizinmann, etwas über das Geheimnis seiner Herkunft erfahren wollen. Aber der tyrannische Priester der Götzen hatte ihn vor seinem Tode nur an Sobrinini verwiesen, eine Frau, die beim ‚Großen Wasserfall’ lebte. Trotz aller Bemühungen hatte Bomba immer noch nicht erfahren können, wer sein Vater und seine Mutter waren.

    Plötzlich hielt der Junge an. Sein Ohr hatte ein Geräusch vernommen. Unwillkürlich griff die Hand zum Buschmesser. Es raschelte in den Zweigen, und Bomba trat einen Schritt zurück. Dann jedoch schallte sein helles, gutmütiges Lachen durch den Wald.

    „Doto!, rief er und trat an den Baum heran, aus dessen Gezweig das Affengesicht zu ihm herunterschaute. „Was ist mit dir los? Wir haben uns doch vorhin verabschiedet! Musst du mir nachspionieren und mich erschrecken?

    Der Affe ließ sich auf den Boden gleiten und blieb dicht vor Bomba stehen. Seine langen Arme machten aufgeregte Bewegungen. Unablässig kam ein leises, eifriges Schnattern aus seinem Maul, und in den braunen Affenaugen glimmte Angst.

    Es war sicher, dass er Bomba vor einer Gefahr warnen wollte. Der Junge spähte umher und lauschte, aber er vermochte nichts Verdächtiges zu entdecken. Vom dichten Laubdach gedämpft, fiel das Tageslicht spärlich in den Dschungel, und die Luft war heiß und feucht. Von einem nahen Wasserloch stiegen Schwaden verdunstenden Wassers auf. Das hohe Summen der Insekten lag wie ein gleichbleibender singender Ton in der Luft, und hin und wieder drang ein helles Papageienkreisdien durch die Stille.

    Nun erinnerte sich Bomba daran, dass er am Morgen auf die Spuren von Kopfjägern gestoßen war. In dieser Gegend wohnten friedliche Indianerstämme, aber gelegentlich machten die Kopfjäger vom ‚Großen Wasserfall‘ einen Raub- und Jagdzug in dieses Gebiet. Bomba hatte schon einige Erfahrungen mit diesen bösartigen und mordgierigen Wilden, und im Augenblick hatte er kein Verlangen danach, mit ihnen in Berührung zu kommen.

    „Was willst du mir sagen?, fragte er seinen Urwaldfreund. „Hast du etwas gesehen? Meinst du die bösen Männer mit den schrecklichen, gelben Zeichen auf der Brust?

    Mit Gesten unterstrich und verdeutlichte Bomba seine Fragen.

    Der Affe hüpfte erregt vor Bomba auf und nieder, als wollte er seine Zustimmung bekunden. Der Junge sah sich unschlüssig um und ging ein paar Schritte in seiner Wegrichtung weiter. Jetzt aber klammerte sich Doto an seinen Arm und schnatterte beschwörend auf ihn ein.

    „Wo ist die Gefahr?, fragte Bomba. „Wohin darf ich nicht gehen? Er wies geradeaus.

    Doto zog ihn noch kräftiger am Arm, als wollte er ihn darauf aufmerksam machen, dass er in diese Richtung auf keinen Fall gehen dürfte. Ungewiss schaute Bomba seinen Affenfreund an. Hatte er sich vielleicht geirrt? Oder verstand er nicht, was der Affe meinte?

    Der Umweg, zu dem Doto ihn zwingen wollte, würde bedeuten, dass er noch später zu Casson heimkehren konnte. Trotzdem beschloss er, Dotos Warnung nicht zu missachten. Er änderte also seinen Kurs, verließ den Urwaldpfad und bahnte sich seinen Weg quer durch das Unterholz.

    Doto begleitete den Jungen. Mitunter schwang er sich in die Äste empor und glitt über das zähe Unterholz dahin. Es war ein schönes Bild zu beobachten, wie Bomba es ihm gleichtat. Auch der Junge schwang sich mit panthergleicher Geschmeidigkeit auf den Baum und ließ sich von Ast zu Ast schnellen. Unter seiner braunen Haut spielten die Muskeln. Hin und wieder traf ein Sonnenstrahl sein Gesicht und überhauchte die Züge des Jungen mit bräunlich goldenem Schimmer.

    Als der Dschungelwald ein wenig lichter wurde, eilten die beiden ungleichen Gefährten auf dem Boden weiter. Bomba beschleunigte seinen Schritt noch, um die verlorene Zeit einzuholen. Im Laufen redete er leise mit Doto. Er erzählte ihm von seinen Abenteuern am ‚Laufenden Berg‘ und mit den Kopfjägern. Wahrscheinlich verstand der Affe kaum ein Wort. Aber für Bomba bedeutete es Trost und Freude, über seine Erlebnisse und Enttäuschungen berichten zu können.

    „Ich werde also zu Sobrinini vom Stamme der Pilati wandern müssen, sobald ich Casson besucht habe, erzählte Bomba unter anderem. „Du siehst, Doto, ich habe nicht das erreicht, was ich erreichen wollte. Ich bin traurig. Aber ich werde nicht rasten, ehe ich nicht weiß, wer meine Mutter und mein Vater waren.

    Mit leisen Klagelauten gab Doto sein Mitgefühl zu verstehen. Aus dem Tonfall der Worte hatte er wohl herausgehört, dass der Junge ihm von seinem Kummer berichtete.

    Plötzlich blieb Doto stehen und packte Bomba mit kräftigem Griff am Arm. Im nächsten Augenblick riss er den Jungen mit sich zu Boden.

    Keinen Augenblick zu früh! Ein Pfeil zischte knapp über Bombas Kopf hinweg. Kaum eine Sekunde später sauste ein zweiter Pfeil über die beiden schräg in einen Baumstamm. Der Schaft zitterte, und sein Ende wies nach oben. Der Feind saß über ihnen!

    2 In Todesnot

    Sobald sich Bomba erhoben hätte, wäre er eine Zielscheibe für die heimtückischen Baumschützen gewesen. Wie eine Schlange wand er sich daher lautlos durch das hohe Gras. Kein Geräusch verriet seine Bewegungen.

    Doto, der Affe, hatte die Geste des Jungen richtig verstanden. Er sprang lautlos zu einem Ast hinauf und verschwand im Gewirr der Blätter. Dort war er sicher.

    Nicht weit von Bomba entfernt war ein riesiger Urwaldbaum umgestürzt. Er lag quer zu seinem Weg, und ein undurchsichtiges Gewirr von Ästen und Laub bildete ein gewaltiges Hindernis. Dorthin kroch der Junge. Er musste die geringe Zeitspanne ausnutzen, in der die Wilden noch vorsichtig in ihrem Baumversteck blieben. Wären sie sofort herabgekommen, hätten sie ihn leicht überwältigen können. Doch die Kopfjäger hatten bei Zusammenstößen mit Bomba schon empfindliche Verluste gehabt, und sie waren daher vorsichtiger geworden.

    Jetzt war Bomba bei dem gestürzten Baum angekommen. Er tauchte in das Gewirr von Ästen und Blättern ein und bahnte sich unhörbar seinen Weg. Bald fand er ein natürliches Versteck, das für ihn sehr günstig war.

    Der Baum war über eine Erdhöhle hinweggefallen, und der Stamm bedeckte dieses Loch fast ganz. Dort verbarg sich Bomba. Eng zusammengekauert hockte er in der Höhlung. Selbst wenn der Schutzvorhang von Zweigen zur Seite gezogen wurde, war sein Körper kaum zu entdecken.

    Während Bomba im Versteck kauerte, hörte er, wie die Kopfjäger auf die Lichtung stürmten. Laute des Zornes und der Enttäuschung tönten zu ihm herüber. Ihr Opfer war verschwunden, und die Wilden begannen die nähere Umgebung sorgfältig abzusuchen. Es war sicher, dass sie über kurz oder lang auch bis zu dem umgestürzten Urwaldriesen kommen würden.

    Mit Kummer und Wehmut dachte Bomba an seinen alten Freund und Beschützer, an Casson, mit dem er jahrelang in einer Hütte im Urwald gewohnt hatte. Der Alte war sein Lehrer und einziger Freund gewesen. Als Bomba noch klein war, hatte er von dem alten Naturforscher vieles über die Pflanzen und Tiere des Urwaldes gelernt. Dann hatte allerdings eine Gewehrexplosion den Naturforscher am Kopf verletzt. Seither litt er an Gedächtnisstörungen. Alle Fragen Bombas, die seine Eltern betrafen, beantwortete der Alte mit einem mürrischen Schweigen oder mit hilflosen Versuchen, sich an etwas zu erinnern, was die Vergangenheit betraf. Doch die Bemühungen waren bisher vergeblich gewesen. Nur daran hatte sich Casson noch erinnert: dass Jojasta, der Medizinmann vom ‚Laufenden Berg’, etwas von Bombas Herkunft wusste.

    Im Augenblick hatte Bomba keine Zeit, sich an seine vergebliche Reise zu diesem geheimnisvollen Priester zu erinnern. Er dachte nur daran, dass Casson hilflos bei der alten Eingeborenen Pipina Zurückbleiben würde, wenn er im Kampf mit den Kopfjägern unterläge.

    Dieser Gedanke verdoppelte seine Willenskraft. Er durfte nicht unterliegen! Casson brauchte ihn, und er selbst fühlte sich auch noch zu jung und viel zu lebenslustig, um als Trophäe der Kopfjäger ein vorzeitiges Ende zu finden.

    Die Suchenden waren noch ziemlich weit von seinem Versteck entfernt. Sie verständigten sich mit wütenden, kehligen Zurufen, und es klang so, als ob sie sich augenblicklich sogar noch weiter von dem umgestürzten Baum entfernten.

    Doch ein anderes Geräusch fesselte die Aufmerksamkeit des Jungen, und er wurde unruhig. Da war ein Laut, der ihm sehr missfiel. Es raschelte, als bewege sich ein langer, geschmeidiger Körper durch das Gras. In kurzen Abständen erklang ein rasselndes Zischen, und dieser Laut war es, der Bomba atemlos und starr vor Schreck aufhorchen ließ.

    Ein Zweifel war nicht möglich: dort kam eine Schlange direkt auf ihn zu, und zwar eine Jaracara – die todbringende südamerikanische Klapperschlange. Schon die leichteste Verletzung durch ihre giftspeienden Fangzähne konnte den Tod bedeuten.

    Gab es einen Fluchtweg? Unmöglich! Bombas Hand tastete zum Griff des Revolvers. Diese Waffe war sein stärkster Schutz. Er hatte sie von weißen Gummisuchern vor einiger Zeit geschenkt bekommen, als er den Männern bei einem nächtlichen Angriff von Jaguaren das Leben gerettet hatte.

    Aber wenn er jetzt das Reptil erschoss, würde er sofort die Aufmerksamkeit seiner Verfolger auf das Versteck lenken. So durfte er von der Waffe keinen Gebrauch machen. Auch die Machete, das Buschmesser, war kein geeignetes Mittel zur Verteidigung. Die Giftzähne der Schlange würden sich in seinen Arm graben, bevor die Messerschneide den Kopf vom Rumpf des Reptils getrennt hätte.

    Nah und deutlich ertönte jetzt das Rascheln der Jaracara. Der schmale Kopf schob sich langsam durch die Zweige. Die starren Augen blickten Bomba bösartig an, und der schillernde Körper des Reptils zog sich sofort in Ringen zusammen. Aus dieser Lage erfolgte dann immer der Angriff, wenn der Oberkörper und der Kopf sich vorschnellten, um das Opfer zu treffen.

    Bomba ergriff einen dünnen Ast und riss ihn vom Stamm. In einem Augenblick hatte er sich seinen Angriffsplan zurechtgelegt. Als die Jaracara zustieß, hielt ihr der Junge blitzschnell den Stock entgegen. Sofort änderte die Schlange ihre Angriffsrichtung und biss wütend auf den Stock ein.

    Bomba ließ dem Reptil keine Zeit, seinen Irrtum zu erkennen. Er warf seinen Oberkörper vor und packte mit beiden Händen fest den Schlangenhals. Unter seinen Fingern drehte und wand sich mit mächtiger Muskelkraft der Schlangenleib. Der Schwanz peitschte den Boden.

    Das Schlimmste an diesem Kampf war, dass er von Bomba in vollkommenem Schweigen geführt werden musste. Ein zähes, erbittertes Ringen in der Enge der Grube begann. Kein Laut davon drang nach außen, wo die menschlichen Feinde nach Bomba suchten.

    Jetzt versuchte die Jaracara ihr Schwanzende um das Bein des Jungen zu winden. Sie

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