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Wagenzug nach Westen: Die großen Western 279
Wagenzug nach Westen: Die großen Western 279
Wagenzug nach Westen: Die großen Western 279
Ebook130 pages1 hour

Wagenzug nach Westen: Die großen Western 279

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About this ebook

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert.
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).

Sie waren Schatten im Nebel, als sie jäh auf die Ranch zugejagt kamen. Sein Vater schrie auf, aber er konnte ihm nicht helfen. Wie Wölfe fielen sie über seinen Vater und ihn her. Er wehrte sich verzweifelt, aber sie waren in der Überzahl. Sie zerrten ihn auf den Hof der väterlichen Ranch, schlugen ihn mit den Kolben ihrer Revolver nieder und traten ihn mit den Stiefelabsätzen bewußtlos. Als er wieder zu sich kam, sah er den Vater erschossen vor seinem Haus liegen, von Kugeln durchsiebt. Schwankend erhob er sich und taumelte über den Hof – auf den Vater zu, der den Yankees nicht hatte geben wollen, was seine letzte Habe war: Zwanzig dürre Rinder, vom ewigen Hin- und Hertreiben abgemagert, zwei Schweine, vier Milchkühe und Futter für Monate. Er kniete neben seinem Vater nieder und legte die zitternde Hand auf seinen Rücken. Dann schaute er umher, und seine Augen waren wie tot. Die Fensterscheiben waren zerschossen, Ställe und Corral leer, sein Pferd hatten sie mitgenommen. Er erhob sich, stand einen Augenblick still und schloß die Augen. Als er wieder Herr seiner Sinne war, grub er seinem Vater eine letzte Ruhestätte. Dann ging er voller finsterer Gedanken davon. Sein Weg führte in die Stadt. Verstaubt, unrasiert und verschwitzt lehnte er am Pfosten eines Vordachs. Und dann sah er den Mann. Er kam zu Pferd in die Stadt. Ethan trat ein wenig zurück. Noch einmal drängten sich ihm all die Zweifel auf. Konnte ein US-Kommissar wirklich so eine Greueltat befohlen haben?
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateJul 9, 2019
ISBN9783740951719
Wagenzug nach Westen: Die großen Western 279

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    Book preview

    Wagenzug nach Westen - U.H. Wilken

    Leseprobe:

    Pulverrauch in Abilene

    Leseprobe

    Es war an einem Mittag im April. Der Himmel war basaltfarben und mit düsteren Wolken verhangen. Sonst erstreckte sich in dieser Jahreszeit über Kansas ein strahlendblauer Himmel. Aber in diesem Jahr war es anders. Der Frühling kam nur träge über das Land, über die Sandsteppen, über die Weite der Prärie. Das Büffelgras auf der Weide war noch genauso grau und verwaschen wie die tiefhängenden Wolken. Die Rinder ließen ihre Köpfe hängen. Die Cowboys saßen mit eingezogenen Schultern in den Sätteln. Es waren vier Männer, die an den Korrals vorbei auf die Stadt zuritten. Die Cowboys blickten auf und sahen zu den Reitern hinüber. Cass Hoxter war der erste. Viehagent nannte sich der Bandit neuerdings. Niemand wußte genau, wie er an die kleine Herde gekommen war, die er vor wenigen Tagen drüben in Topeka verkauft hatte. Sie hatten Bucks in den Taschen, die Männer, die zu seiner Crew zählten. Cass Hoxter mochte vierzig Jahre sein. Er war ein grobknochiger, hagerer Mann. Sein Gesicht war durch eine brandrote Narbe seltsam verzerrt. Ein Siouxindianer hatte ihm vor Jahren das Gesicht buchstäblich mit einem Messer in zwei Hälften gespalten. Die Narbe zog sich vom rechten Augenwinkel unter der vorspringenden Nase vorbei bis zur Kinnspitze. Aber auch ohne diese schauerliche Narbe wäre Cass Hoxters Gesicht abschreckend gewesen.

    Die großen Western

    – 279 –

    Wagenzug nach Westen

    U.H. Wilken

    Sie waren Schatten im Nebel, als sie jäh auf die Ranch zugejagt kamen.

    Sein Vater schrie auf, aber er konnte ihm nicht helfen.

    Wie Wölfe fielen sie über seinen Vater und ihn her. Er wehrte sich verzweifelt, aber sie waren in der Überzahl. Sie zerrten ihn auf den Hof der väterlichen Ranch, schlugen ihn mit den Kolben ihrer Revolver nieder und traten ihn mit den Stiefelabsätzen bewußtlos.

    Als er wieder zu sich kam, sah er den Vater erschossen vor seinem Haus liegen, von Kugeln durchsiebt.

    Schwankend erhob er sich und taumelte über den Hof – auf den Vater zu, der den Yankees nicht hatte geben wollen, was seine letzte Habe war: Zwanzig dürre Rinder, vom ewigen Hin- und Hertreiben abgemagert, zwei Schweine, vier Milchkühe und Futter für Monate.

    Er kniete neben seinem Vater nieder und legte die zitternde Hand auf seinen Rücken. Dann schaute er umher, und seine Augen waren wie tot.

    Die Fensterscheiben waren zerschossen, Ställe und Corral leer, sein Pferd hatten sie mitgenommen.

    Er erhob sich, stand einen Augenblick still und schloß die Augen. Als er wieder Herr seiner Sinne war, grub er seinem Vater eine letzte Ruhestätte.

    Dann ging er voller finsterer Gedanken davon. Sein Weg führte in die Stadt.

    Verstaubt, unrasiert und verschwitzt lehnte er am Pfosten eines Vordachs.

    Und dann sah er den Mann. Er kam zu Pferd in die Stadt.

    Ethan trat ein wenig zurück. Noch einmal drängten sich ihm all die Zweifel auf. Konnte ein US-Kommissar wirklich so eine Greueltat befohlen haben?

    Als der Reiter nahe genug war, trat er aus dem Schatten hervor und stellte sich ihm in den Weg.

    Der Mann hielt sein Pferd an und hob die Augenbrauen. Sein Blick war voller Verachtung. Er verzog spöttisch den Mund und schnauzte Ethan an: »Zur Seite, du Dreckskerl! Du weißt wohl noch nicht, wer ich bin, he? Ich bin der US-Kommissar! Weg mit dir, verstanden?«

    Die Stimme duldete keinen Widerspruch, aber Ethan war fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.

    »Ich habe auf Sie gewartet.«

    »Da drüben ist mein Office! Dort kannst du mit mir reden – und nun verschwinde – oder ich rufe meine Leute!«

    »Ihre Leute?« Ethan rührte sich nicht. Seine Stimme war frostig. »Diese Leute, die die Ranch meines Vaters überfallen und meinen Vater ermordet haben? Meinen Sie diese Leute?«

    Das Gesicht des Reiters schien sich mit Eis zu überziehen, es wurde starr und kalt.

    »Mein Name ist Ethan«, sagte Ethan ganz ruhig. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt.«

    Das Gesicht des höchsten Beamten der Yankee-Besatzung im Distrikt hier verzerrte sich.

    »Ethan?« knirschte er. »Der Sohn jenes störrischen Rebellen! – Zur Seite…! Oder ich lasse dich auf die richtige Größe zurechtstutzen!«

    »Nein, Mister – nicht so!« sagte Ethan eisig. »Ich habe ein Recht darauf, alles zu wissen. Haben Sie den Befehl gegeben, oder…«

    Der Kommissar gab dem Pferd die Sporen, so daß es sich aufbäumte. Beinahe hätten die Hufe Ethan getroffen. Das Pferd drehte sich. Der Yankee riß es herum und ritt auf Ethan zu. Er brüllte dabei nach seinen Soldaten und zog den Revolver.

    Ethan warf sich zur Seite, sah das grelle Mündungsfeuer und schoß auf den Mann.

    Der Reiter stürzte aus dem Sattel und überschlug sich.

    Von allen Seiten kamen die Yankee-Soldaten herangehetzt.

    Ethan wußte genau, daß sie ihn erschießen würden. Mit einem Sprung war er im Sattel des Pferdes, riß die Zügel zurück und jagte die Straße hinauf, bis er eine dunkle Hofeinfahrt fand. Er trieb das Pferd hinein und zwang es über einen Zaun hinweg.

    Schon hörte er das Hufgetrappel hinter sich. Die Nacht nahm ihn auf.

    *

    Er saß am Fluß und ruhte sich aus. Er wußte nicht, daß bereits ein Gewehr auf ihn gerichtet war, das ihm den Tod bringen sollte.

    Vor ihm lag das wilde Land der roten Felsen, das Land des harten, messerscharfen Grases und der dornigen, wehrhaften Comasträucher – ein Land, das sich bis zu den hellen, messingfarbenen Hitzeschleiern des Horizonts hinzog und irgendwo dort in die Wüste überging. Er sah auch den Verlauf des Flusses am matten Grün der Bäume und das war der Weg, der noch vor ihm lag.

    Er kletterte wieder zum Fluß hinunter. Er wußte nicht, daß der Lauf eines Spencergewehres jeder seiner Bewegungen folgte, spürte aber plötzlich, daß ihm höchste Gefahr drohte. Sein Puls ging schneller. Das Land lag in unheimlicher Ruhe um ihn, und der heiße Wind, der durch die Flußsenke kam, war wie der sengende Atem des Todes.

    Wie ein junger Wolf stand er am Fluß und horchte – die Winchester hielt er fest umklammert.

    *

    Etwas wie Panik überkam den heimtückischen Schützen. Hatte Ethan ihn bereits bemerkt?

    Er drückte ab in der Hoffnung, Ethan durch den Strauch hindurch tödlich zu treffen.

    Ethan spürte, wie die Kugel glühend heiß einschlug und ihn zurückwarf. Er fiel hart gegen die verwitterten Felsen und sah drüben zwischen den Strauchgruppen Pulverdampf aufsteigen.

    Blitzschnell hatte Ethan seine Winchester angelegt, und er schoß – zweimal, dreimal, viermal…

    Die Kugeln zerfetzten das Blätterwerk, wo der Pulverdampf die Stellung des heimtückischen Schützen verraten hatte.

    Ein Mann löste sich aus dem Grün, Zweige brachen, Blätter blieben in seinen krampfhaft nach Halt suchenden Händen hängen. Schwer fiel der Mann nach vorn, um dann in trägen, schlenkernden Bewegungen abwärts zu rollen und auf dem felsigen Flußgrund aufzuschlagen. Die schwache Strömung trieb ihn an einen Stein. Dort blieb er liegen.

    Das war das Letzte, was Ethan sah, bevor ihm die Sinne schwanden.

    *

    Er hörte ferne Stimmen. Das Mahlen von schweren Rädern kam näher. Steine zerplatzten und wurden zu feinem Staub zerrieben. Die großen Ochsen zogen in stumpfem Trott den Conestoga-Planwagen hinter sich her und blieben stehen, als der Mann, der neben dem Gespann einhergegangen war, die lange Peitsche auf den Kutschbock warf.

    Von hinten kam ein junger Mann herangeritten und zügelte den rostbraunen Fuchs.

    »Hier muß es gewesen sein«, sagte der Gespannführer und sah sich um. »Kannst du was entdecken, Taw?«

    Der junge Reiter stellte sich in den hölzernen Steigbügeln auf und sah mit zusammengekniffenen Augen über den gleißenden Fluß.

    »Nein. Ich sehe mich mal um, Dad.«

    »Sei vorsichtig, Taw!« warnte der Mann.

    Der Bursche nickte, setzte sich in den Sattel zurück, griff nach der Haw­ken-Rifle und zog sie aus dem ledernen Gewehrschuh am Sattel. Langsam trieb er den Fuchs die Uferböschung hinunter.

    Oben auf dem mächtigen, vollbeladenen Prärieschoner saß eine starkgebaute, rundliche Frau in einem langen, derben Kleid, auf dem der von den Ochsen aufgewirbelte Staub lag.

    Sie hatte die warmen Augen einer sich redlich plagenden Mutter.

    »John«, sagte sie besorgt. »Laß ihn nicht allein suchen. Wer weiß, was ihn dort unten erwartet!«

    John Roberts nahm die Sharps vom Bock, wandte sich ab und folgte seinem Sohn.

    Er schob sich zwischen die Sträucher und sah hinter Grün versteckt ein Sattelpferd, das an der Flanke ein US-Brandzeichen trug.

    Drüben rief Taw nach ihm, leise und unterdrückt.

    Er ging weiter, kam an den Fluß und sah seinen Sohn am anderen Ufer. Taw hatte seinen Fuchs neben einem fremden Pferd stehen lassen und beugte sich über einen Mann, der schräg und verrenkt halb im Wasser lag.

    »Dad!«

    Roberts bewegte die Hand und gebot seinem Sohn zu schweigen. Die Stille mißfiel ihm. Irgendwo zwischen den Sträuchern lauerte der Tod.

    Als er ins Wasser stieg, fiel sein Blick auf den leblosen Körper im Fluß. Vorsichtig schritt er weiter, verharrte vor

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