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Das verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman
Das verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman
Das verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman
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Das verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman

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Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.

»Henry!« schrie Angelika Oertzen verzweifelt auf. »Sag, daß das nicht wahr ist! Sag, daß du nicht mit meiner Liebe gespielt hast, daß du mich nur erschrecken wolltest… Henry, ich bitte dich, um unserer Liebe willen, nimm die häßlichen Worte zurück, wenn du nicht willst, daß ich den Verstand verliere! Henry –« Erschöpft brach Angelika ab. Ihre Arme, die sie um Henry Illenbergs Nacken geschlungen hatte, sanken zur Seite. Wie erstarrt stand sie da, vernichtet von der Erkenntnis, verraten und betrogen worden zu sein – keiner Bewegung fähig. Nur ihre großen Augen wanderten durch das Zimmer, das ihr heute so kalt und nüchtern vorkam, daß sie bis ins Herz hinein fror. Und es hatte doch einmal eine Zeit gegeben, da sie in dem gleichen Zimmer so glücklich, so unendlich glücklich gewesen war. Aber damals hatte ihr der Mann, der so unbeweglich mit kaltem Lächeln auf sie herabsah, noch nicht den Glauben an seine Liebe zerschlagen. Da glaubte sie noch an die Ehrlichkeit seiner Liebe – an seine Beteuerungen. Sie hob das von geisterhafter Blässe überzogene schöne Gesicht zu ihm auf. »Henry, versprich mir, daß du heute noch zu meinen Eltern gehen wirst. Ich kann nicht mehr, ich schäme mich vor mir selber. Täglich mahnt mich mein Vater an das Versprechen, das er Jörg Karsten gegeben hat. Jörg glaubt, daß wir so gut wie verlobt sind, und ich kann ihn doch nicht lieben, so sehr ich ihn auch achte und schätze! Ach, Henry, ich finde nachts keine Ruhe mehr, und am Tage möchte ich mich am liebsten vor den Menschen verkriechen. So hilf mir doch – hilf mir!« Er machte eine unwillige Bewegung.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateJul 9, 2019
ISBN9783740951900
Das verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman

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    Das verlorene Herz - Karin Bucha

    Karin Bucha Classic

    – 14 –

    Das verlorene Herz

    Karin Bucha

    »Henry!« schrie Angelika Oertzen verzweifelt auf. »Sag, daß das nicht wahr ist! Sag, daß du nicht mit meiner Liebe gespielt hast, daß du mich nur erschrecken wolltest… Henry, ich bitte dich, um unserer Liebe willen, nimm die häßlichen Worte zurück, wenn du nicht willst, daß ich den Verstand verliere! Henry –«

    Erschöpft brach Angelika ab. Ihre Arme, die sie um Henry Illenbergs Nacken geschlungen hatte, sanken zur Seite. Wie erstarrt stand sie da, vernichtet von der Erkenntnis, verraten und betrogen worden zu sein – keiner Bewegung fähig.

    Nur ihre großen Augen wanderten durch das Zimmer, das ihr heute so kalt und nüchtern vorkam, daß sie bis ins Herz hinein fror. Und es hatte doch einmal eine Zeit gegeben, da sie in dem gleichen Zimmer so glücklich, so unendlich glücklich gewesen war. Aber damals hatte ihr der Mann, der so unbeweglich mit kaltem Lächeln auf sie herabsah, noch nicht den Glauben an seine Liebe zerschlagen. Da glaubte sie noch an die Ehrlichkeit seiner Liebe – an seine Beteuerungen.

    Sie hob das von geisterhafter Blässe überzogene schöne Gesicht zu ihm auf.

    »Henry, versprich mir, daß du heute noch zu meinen Eltern gehen wirst. Ich kann nicht mehr, ich schäme mich vor mir selber. Täglich mahnt mich mein Vater an das Versprechen, das er Jörg Karsten gegeben hat. Jörg glaubt, daß wir so gut wie verlobt sind, und ich kann ihn doch nicht lieben, so sehr ich ihn auch achte und schätze! Ach, Henry, ich finde nachts keine Ruhe mehr, und am Tage möchte ich mich am liebsten vor den Menschen verkriechen. So hilf mir doch – hilf mir!«

    Er machte eine unwillige Bewegung. Kein Mitleid, eher Verdrießlichkeit stand in seinem Gesicht.

    Angelikas Augen, diese wunderbaren Grauaugen, die in Tränen schwammen, waren in heißer Angst auf seinen Mund gerichtet. Ein Bild rührender Hilflosigkeit und unsagbar schön in der stummen Bitte um Verständnis – so sah Angelika Oertzen aus.

    »Ich glaube, meine Erklärung ließ nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig«, kam es endlich nach einer für Angelika entsetzlich qualvollen Pause von seinen Lippen.

    »Henry!« schrie sie entsetzt auf.

    »Ich habe dir soeben erklärt, daß ich gebunden bin, gebunden an eine andere Frau, und daß ich niemals an eine Verbindung zwischen uns gedacht habe.«

    Weit aufgerissen hingen Angelikas Augen an dem kaltblütigen Sprecher. Das vor Blässe förmlich leuchtende Gesicht des jungen Menschenkindes wurde hart und starr.

    »Also hast du mit meiner Liebe gespielt?« fragte sie unheimlich ruhig.

    »Gespielt?« Er versuchte ihr auszuweichen, aber Angelikas Augen hielten ihn irgendwie fest. Und doch war er ein schlechter Menschenkenner, wenigstens verstand er in einer mißhandelten Frauenseele schlecht zu lesen, sonst wäre er vorsichtiger gewesen. »Natürlich habe ich dich geliebt… liebe dich heute noch. Aber ich habe es nicht so ernst genommen wie du.«

    »Also doch gespielt!« sagte Angelika mit tiefem Aufatmen, und dann schlug sie die Hände vor das Gesicht. Ein Schluchzen, weh und verzweifelt, rang sich über ihre Lippen – dann war es still, bedrückend still zwischen den beiden.

    »Angelika!« Er versuchte ihr über das leuchtende Braunhaar zu streichen; als sie aber wie unter etwas Häßlichem zusammenzuckte, ließ er die Hand sinken.

    »Benimm dich doch nicht so schrecklich theatralisch. Wenn ich gewußt hätte, daß du es so schwer nimmst, hätte ich mich dir wahrscheinlich niemals ge-nähert.«

    Angelikas Kopf ruckte in die Höhe. Sie stieß einen Entsetzenslaut aus, bei dem er sofort verstummte.

    »Du! Mit tausend Versprechungen und Schmeicheleien hast du mich betört, hast verstanden, mein Gewissen einzuschläfern, und nun, wo du für mich eintreten sollst, da stößt du mich kaltherzig von dir.«

    Wie irr wanderte ihr Blick umher.

    Was war aus ihr geworden? Ein zerrissener, verzweifelter Mensch, ohne Ehre, ohne Schutz. Sie hatte es fertiggebracht, einem Mann wie Jörg Karsten, der sie verehrte und glaubte, sich berechtigte Hoffnungen machen zu dürfen, immer wieder auszuweichen.

    War diese schmachvolle Stunde der Abrechnung die Vergeltung?

    Gab es für sie noch einen Lichtblick, ein Fünkchen Hoffnung auf Glück, auf das große, berauschende Glück, von dem sie einmal in den Armen dieses Mannes geträumt hatte, der doch nur ein Blender, ein gemeiner Lügner war? Der schon an eine Frau gebunden war, die er genauso belogen hatte wie sie?

    »Angelika!« Henry Illenberg versuchte, noch einmal die Wärme von früher in dieses Wort zu legen, aber es hatte seine Wirkung auf Angelika vollständig verloren.

    Verächtlich lachte sie auf, und das ganze Zimmer schien erfüllt von diesem verzweifelten Lachen.

    »Angelika!«

    Schlug das Gewissen doch in dem Mann?

    Angelika riß sich los von ihm, raffte ihren Mantel vom Stuhl und warf ihn über den Arm.

    »Laß mich! Rühr mich nicht an! Ich verachte dich! Ich mag nicht mehr weiterleben mit dieser Lüge.«

    »Angelika!« Furcht kroch in dem Mann hoch. Er wollte das junge Mädchen zurückhalten, aber da war es schon aus dem Zimmer geflohen.

    Angelika zu folgen, das wagte er nicht. Sie würde vielleicht das ganze Haus aufmerksam machen, und dann war er bloßgestellt.

    Eine Zigarette rauchend, wanderte er ruhelos hin und her.

    Einen Ausweg! – Einen Ausweg!

    Angelika aber lehnte einen Augenblick, aller Kraft beraubt, draußen am Türrahmen, das Herz arbeitete wild und ungestüm und drohte die Brust zu sprengen. Nur ein paar Sekunden blieb sie in dieser Bewegungslosigkeit, bis sie die Schwäche überwunden hatte, dann stürzte sie davon, floh hinaus in den grauen regenverhangenen Novemberabend.

    *

    »Da schau, schon fertig!«

    Jörg Karsten zog den Freund, Hans Michel, vor die Büste, die im günstigsten Licht des weiten Ateliers stand und wunderbar lebendig auf seine Beschauer herabblickte.

    »Wundervoll«, war alles, was Hans Michel hervorbrachte, und von der letzten Arbeit des Freundes hinweg sah er auf Jörg Karsten. »Du arbeitest wie ein Besessener, Jörg. Du mußt etwas mehr haushalten mit deinen Kräften.«

    Jörg Karsten lachte nur auf und reckte sich in den Schultern.

    »Wie ein Fieber ist es über mich gekommen, seit Angelika in mein Leben trat. Ich habe den Kopf voller Ideen. Es gilt ja, Angelika eine sichere Zukunft zu schaffen, denn wenn sie ihre Liebe auch noch nicht zugegeben hat, so weiß ich doch, daß sie mich achtet und mein Können schätzt!«

    Eine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt mit einem schmalen, interessanten Kopf und immer etwas wildem Haar, eine hohe, kantige Stirn und darunter kluge, treue, zuweilen herrisch blitzende Augen – das war Jörg Karsten, der Bildhauer. Er war mit seinen ersten Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten und hatte damit Aufsehen erregt.

    »Übrigens muß ich gleich fort«, sagte Jörg Karsten. »Mein zukünftiger Schwiegervater erwartet meinen Besuch, heute noch. Denk mal, er schlägt mir vor, mich an dem ausgeschriebenen Wettbewerb zu beteiligen.«

    »Es handelt sich doch nicht etwa um den Entwurf für das Relief in der neu zu erbauenden Kongreßhalle?« warf Jörg Karsten ein.

    »Doch, du hast es erraten.« In Jörg Karstens Augen stand ein stilles Leuchten.

    »Dein ehemaliger Lehrer setzt großes Vertrauen in dich.«

    Karstens Brust weitete sich in einem glücklichen Atemzug. »Ja, das tut er, und ich werde ihn nicht täuschen. Ich werde den Entwurf ausarbeiten. Deshalb muß ich heute noch zu ihm. Natürlich freue ich mich auch unbändig auf ein Wiedersehen mit Angelika. Infolge Überarbeitung habe ich sie in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Aber Angelika versteht mich. Sie ist eine wunderbare Frau.«

    »Ja, sie ist eine wunderbare Frau«, setzte Hans Michel zustimmend hinzu. Dann streckte er dem Freund die Hand hin. »Also Hals- und Beinbruch, alter Junge. Du wirst deinen Weg und dein Glück machen!«

    Nach einer halben Stunde verließen die beiden Freunde Jörg Karstens Wohnung. Vor der Haustür trennten sie sich. Michel schlug den Weg in die Stadt ein, während Jörg Karsten durch den nebligen Novemberabend der Vorstadt zueilte. Dort stand das Haus seines Lehrers und zukünftigen Schwiegervaters, Prof. Oertzen.

    Nun waren seine Gedanken wieder ganz erfüllt mit der Erinnerung an Angelika. Er sah sie vor sich, die ganze lichte Erscheinung mit den wunderbaren Augen. Noch nie hatte er Augen von solcher Tiefe und Klarheit gesehen.

    Ein weiches Lächeln stand um seinen Mund. In Italien auf einem Maskenball hatte er sie zum ersten Mal gesehen – allerdings in Maske. Die Schönheit ihrer Gestalt war ihm gleich aufgefallen. Sie hatte sein Künstlerherz sofort gefesselt. Ein paar wunderschöne Stunden hatten sie zusammen verbracht – bis zur Demaskierung – da war sie plötzlich verschwunden, und er hatte sie gesucht den Rest des Abends und – nicht gefunden.

    Überall hatte er nach ihr geforscht, und durch Zufall war sie ihm als Tochter seines Lehrers wiederbegegnet. Er versuchte, sich ihr scheues Herz zu erringen, und obwohl Angelika immer wieder versuchte, seiner offenen Werbung auszuweichen, gab es nur noch eine Frau in seinem Leben – Angelika!

    Angelika!

    Er stutzte. Vor ihm huschte ein junges Mädchen quer über die Straße.

    Das war doch Angelika?

    Er ging schneller und tauchte plötzlich neben dem wie geistesabwesend seinen Weg nehmenden Menschenkind auf.

    »Angelika!«

    Angelika fuhr zusammen beim Klang der wohlbekannten Stimme, und ein heißer Schreck zuckte ihr zum Herzen.

    »Jörg – du? Wo – wo kommst du her?«

    Er zog ihren Arm durch den seinen, lachte hell und glücklich auf.

    »Dasselbe wollte ich dich eben fragen.« Er fühlte durch den Stoff ihres Mantels das Zittern ihres Körpers. »Du zitterst ja, Angelika. Ist dir kalt? Warst du Besorgungen machen?«

    »Ja – ich habe – ich habe für Mama etwas zu erledigen gehabt«, stammelte sie. Sie hätte am liebsten ihre Arme um den Hals des Mannes geschlungen, dessen warme, tiefe Stimme so wunderbar beruhigend klang. Sie hätte sich in seine Ar-

    me flüchten mögen. Aber das durfte sie nicht!

    Sie mußte weiterhin Komödie spielen. Nur dieses eine Mal noch, dann war es so gleichgültig, was kam!

    »Was hast du nur, Angelika?« drängte Jörg Karsten besorgt.

    »Nichts, Jörg – mich hat ein wenig gefroren – und dann – mein Kopf!«

    Tatsächlich, der Kopf schmerzte zum Zerspringen, und die Gedanken sprangen wie Irrlichter durcheinander.

    »Du wirst doch nicht krank werden?«

    In Jörg Karstens Stimme lag alle Liebe, alle Fürsorge, und Angelika mußte die Lippen ganz fest zusammenpressen, damit sie nicht aufschrie, ihr ganzes Leid, ihre Seelennot vor diesem Mann ausbreitete. Aber dann – gerade dann hätte er sich wahrscheinlich noch größere und doch vergebliche Hoffnungen gemacht!

    »Nichts, Jörg, nur Kopfweh. Ich werde mich gleich hinlegen.«

    Enttäuschung glitt über Jörg Karstens Züge, aber er nickte zustimmend.

    Sie sprachen wenig bis zu Prof. Oertzens Haus. Und Angelika war ihm doppelt dankbar dafür. So konnte sie sich sammeln und die wahnsinnige Unruhe in sich niederzwingen.

    Als sie in der anheimelnden Diele standen, brachte sie sogar ein schattenhaftes Lächeln zustande.

    Jörg Karsten sah es, und es schnitt ihm tief ins Herz.

    »Gute Nacht, Jörg!« Sie wandte sich langsam zum Gehen, schwerfällig, taumelte ein wenig – und da stand Jörg schon wieder neben ihr.

    »Soll ich nicht lieber den Arzt rufen?«

    »Nein! Nein!« wehrte sie heftig, ja, sie schrie es fast heraus, und da schlang sie in ihrer Verzweiflung die Arme um seinen Hals und stammelte: »Hab vielen Dank für deine Freundschaft, Jörg, vielen Dank – und verzeih mir, daß ich dich so oft enttäuschen mußte!«

    Kopfschüttelnd sah Jörg hinter der die Treppe hinauffliehenden Mädchengestalt her.

    »Wie sonderbar sie ist«, murmelte er, dann ging er in das Atelier Prof. Oert-zens.

    *

    »Ich freue mich über dich, Jörg«, sagte Prof. Oertzen, als sie sich in einer Ecke des weiten Ateliers gegenübersaßen. »Ich bewundere deine Schaffensfreude und den Ernst, mit dem du an jede Aufgabe herangehst. Du wirst noch einmal Großes in deinem Beruf leisten. Und ich bin stolz, daß ich dein Lehrer war.«

    Die Bewegungen des alten Herrn waren jugendlich. Aus ihnen sprach die innere Freude, die Begeisterung, mit der er sich Jörgs Arbeiten annahm. Er griff in den Glastisch und brachte eine Flasche zum Vorschein.

    »Komm, Jörg«, sagte er angeregt. »Wir trinken einen Kognak zusammen. Übrigens muß ich sagen, daß du nicht sehr glücklich aussiehst.«

    Jörg Karsten nahm das Glas entgegen und erwiderte nachdenklich:

    »Ich habe Sorgen!«

    Prof. Oertzen lachte hellauf.

    »Du – Sorgen?«

    »Ja, ich mache mir ernstliche Sorgen um Angelika. Sie gefällt mir nicht recht, sie scheint krank zu sein. Ob man den Arzt einmal zu Rate zieht?«

    Prof. Oertzen machte eine beschwichtigende Handbewegung.

    »Prost, mein Junge! Also um Angelika sorgst du dich? Was wird sie schon haben, etwas Kopfweh, oder aber…«, er wurde ernst und überlegend. »Es könnte auch die Möglichkeit bestehen, daß sie wieder Post von ihrer Schwester bekommen hat.«

    Jörg Karsten fuhr ungläubig lächelnd auf.

    »Ich denke, Angelika ist dein einziges Kind? Nun hat sie plötzlich eine Schwester?«

    Eine tiefe Falte entstand zwischen den dichten Brauen des Professor.«

    »Jörg – du bist ja ein Freund und Vertrauter unserer Familie geworden, wirst sogar, wie ich hoffe, überhaupt bald ganz zu uns gehören. Also will ich dich unterrichten.

    Angelika hat noch eine ältere Schwester. Sie hat sich mit mir und meiner Frau eines Mannes wegen überworfen und uns dann verlassen, um sich ihr Leben selbst aufzubauen und nach ihrem Geschmack einzurichten. Sie hat den gleichen Beruf wie du, ist Bildhauerin und wollte mit dem Kopf durch die Wand. Es ging damals hart auf hart, und sie brach alle Brücken hinter sich ab. Nur ab und zu schreibt sie kurze Grüße an Angelika. Die beiden Mädchen haben wie die Kletten aneinander gehangen. Wenn ein solcher Gruß ins Haus flattert, ist Angelika immer traurig und wie ausgewechselt. Dann läuft sie mit einem vorwurfsvollen Gesicht umher, als wolle sie uns für

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