Maria und der Strolch: Der Bergpfarrer 235 – Heimatroman
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Endlich wieder zu Hause! Maria stieß einen Jauchzer aus, als sie die Einfahrt zum Schloss einbog. Der Kies spritzte unter den Reifen ihres Cabrios hervor, und ein paar verschreckte Vögel in den Bäumen flatterten wild schimpfend davon. Die Komtess umkurvte das Rondell mit dem Springbrunnen in der Mitte, aus dem Neptun scheinbar grollend auf sie schaute, dabei drohend den Dreizack gegen sie richtend, und hielt vor der großen Freitreppe. Dreimal ließ Maria übermütig die Hupe laut ertönen und sprang aus dem Auto. »Niemand zu Hause?« Im selben Moment wurde die breite Eingangstür geöffnet, und Alois Brunner, von allen Loisl genannt, zeigte sein distinguiertes Gesicht. Indes entspannten sich seine Züge gleich wieder, als er die junge Frau erkannte. »Komtess, willkommen daheim!«, rief er und eilte die Treppe hinunter, um Maria die Reisetasche abzunehmen, die sie vom Rücksitz genommen hatte. »Wie geht's dir, Loisl?«, erkundigte sie sich. »Vielen Dank der Nachfrage, Komtess«, antwortete der Diener mit einer Verbeugung, »ich kann nicht klagen.« »Sind meine Eltern nicht da?« »Der Herr Graf ist in seinem Arbeitszimmer«, lautete die Antwort. »Gräfin Alexandra weilt noch in Garmisch Partenkirchen.« »So, sie weilt also noch«, schmunzelte Maria über die gestelzte Ausdrucksweise des alten Faktotums.
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Maria und der Strolch - Toni Waidacher
Leseprobe:
Der zweite Ring
LeseprobeLars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.
»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…
»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.
Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«
Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.
Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.
»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«
»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«
Der Bergpfarrer
– 235 –
Maria und der Strolch
Das kann doch nur Ärger geben!
Toni Waidacher
Endlich wieder zu Hause!
Maria stieß einen Jauchzer aus, als sie die Einfahrt zum Schloss einbog. Der Kies spritzte unter den Reifen ihres Cabrios hervor, und ein paar verschreckte Vögel in den Bäumen flatterten wild schimpfend davon.
Die Komtess umkurvte das Rondell mit dem Springbrunnen in der Mitte, aus dem Neptun scheinbar grollend auf sie schaute, dabei drohend den Dreizack gegen sie richtend, und hielt vor der großen Freitreppe. Dreimal ließ Maria übermütig die Hupe laut ertönen und sprang aus dem Auto.
»Niemand zu Hause?«
Im selben Moment wurde die breite Eingangstür geöffnet, und Alois Brunner, von allen Loisl genannt, zeigte sein distinguiertes Gesicht. Indes entspannten sich seine Züge gleich wieder, als er die junge Frau erkannte.
»Komtess, willkommen daheim!«, rief er und eilte die Treppe hinunter, um Maria die Reisetasche abzunehmen, die sie vom Rücksitz genommen hatte.
»Wie geht’s dir, Loisl?«, erkundigte sie sich.
»Vielen Dank der Nachfrage, Komtess«, antwortete der Diener mit einer Verbeugung, »ich kann nicht klagen.«
»Sind meine Eltern nicht da?«
»Der Herr Graf ist in seinem Arbeitszimmer«, lautete die Antwort. »Gräfin Alexandra weilt noch in Garmisch Partenkirchen.«
»So, sie weilt also noch«, schmunzelte Maria über die gestelzte Ausdrucksweise des alten Faktotums.
Sie lief die Treppe hinauf und betrat die große Halle von Schloss Hohenstein.
Die Halle war nur spärlich möbliert, dafür lagen kostbare Teppiche und handgeknüpfte Läufer auf dem Fliesenboden. An den Wänden hingen zahlreiche Gemälde, Landschaften zumeist, aber auch Porträts der gräflichen Familie, gleichsam eine Ahnengalerie derer von Hohenstein.
Im ersten Stock führte eine umlaufende Galerie zu den Zimmern, während sich unten die Küche, Wirtschaftsräume und die Kammern des Personals befanden. Maria stieg die Treppe hinauf und ging durch einen Rundbogen in einen langen Flur. Auch hier hingen Bilder, moderne Maler, die ihre Mutter entdeckt hatte. Gräfin Alexandra von Hohenstein war eine bekannte Kunsthändlerin. Sie unterhielt im nahen Garmisch Partenkirchen eine gutgehende Galerie, sowie eine Dependance in München. Nicht wenige der jungen Maler, die sie entdeckt und gefördert hatte, waren heute anerkannte Größen in der Kunstszene.
Am Ende des Flures lag das Arbeitszimmer des Grafen. Neben der Tür stand ein halbrunder Tisch an der Wand, mit einem üppigen Blumenstrauß in einer alten Vase aus echtem Meißner Porzellan, darüber hing ein Spiegel mit einem vergoldeten Rahmen. Maria betrachtete sich kritisch darin und lockerte mit den Fingern ihre blonden, schulterlangen Haare auf, ehe sie anklopfte und die Tür öffnete.
»Hallo, Paps.«
Graf Claus saß an seinem Schreibtisch. Das Arbeitszimmer vermittelte eher den Eindruck eines modernen Büros. Computer, Telefon, Faxgerät waren ebenso vorhanden, wie große Schränke voller Aktenordner und ein Tisch, mit der unvermeidlichen Kaffeemaschine. Durch die halboffene Tür konnte Maria ins Nebenzimmer sehen, wo Bärbel Gerster arbeitete. Sie winkte ihr zu, und die Sekretärin ihres Vaters winkte lächelnd zurück.
Marias Vater lächelte, als er seine Tochter sah, und stand auf. Er war groß und schlank, seine dunklen Haare wurden an den Schläfen bereits grau, was seine Attraktivität allerdings nicht schmälerte, sondern eher noch unterstrich. Der Graf trug eine graue Hose zu einem legeren Polohemd, über die Rückenlehne seines Stuhls hing ein blaues Jackett, mit dem Wappen einer englischen Universität. Claus von Hohenstein hatte einige Jahre in England studiert und war zweimal Teilnehmer der berühmten Ruderregatta zwischen den Universitäten Oxford und Cambrigde gewesen, wie er heute immer noch stolz erzählte.
Der Graf breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.
»Hallo, mein Mädchen«, sagte er und umarmte Maria.
Dann hielt er sie ein Stück von sich, schaute sie prüfend an und nickte zufrieden.
»Noch hübscher bist du geworden«, lächelte er. »Da wirst du dich auf dem Ball vor Verehrern kaum retten können.«
In der Tat sah Maria von Hohenstein einfach bezaubernd aus; mit ihren strahlenden blauen Augen und einer Figur, die die Blicke der Burschen auf sich zog.
»Ein Ball?«, fragte sie, mit in Falten gelegter Stirn. »Plant Mama wieder, einen ihrer Maler der Gesellschaft zu präsentieren?«
Der Graf nickte.
»Dieser Adrian Hofer, den sie da unter Vertrag genommen hat, scheint mir ein wirkliches Talent zu sein«, erzählte er. »Aber natürlich wird der Ball in erster Linie ausgerichtet, um deine Heimkehr zu feiern.«
Maria von Hohenstein hatte die letzten Jahre in der Schweiz verbracht, wo sie ein Internat am Genfer See besuchte. Jetzt war sie zurückgekommen, um gleich nach den Ferien, in München zu studieren. Kunstgeschichte sollte es sein, wie ihre Mutter es schon getan hatte.
Ihr Vater sah auf die Uhr.
»Gleich Feierabend«, sagte er und rief Bärbel Gerster zu, sie solle für heute Schluss machen. »Lass uns nach Garmisch fahren, deine Mutter abholen, und dann fahren wir zum Abendessen nach St. Johann.«
»Prima!«, freute Maria sich. »Da kann ich gleich Pfarrer Trenker begrüßen.«
Graf Claus schmunzelte.
»Du willst ihm doch sicher nicht nur