Ein gefährlicher Verehrer: Der Arzt vom Tegernsee 33 – Arztroman
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Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Kristin Cremer sortierte die Pullover, die am frühen Vormittag geliefert worden waren, in die dafür vorgesehenen Fächer, doch mit ihren Gedanken war sie nicht bei der Arbeit, sondern bei ihrem Freund. Sie hatte seit über einer Woche nichts von ihm gehört. Am liebsten hätte sie ihn angerufen, doch das ließ ihr Stolz nicht zu. Plötzlich spürte sie, wie sich eine leichte Hand auf ihre Schulter legte. Erschrocken fuhr sie herum. »Hast du mich erschreckt, Helga«, meinte sie ungehalten. »Tut mir leid, das wollte ich nicht«, antwortete Frau Seiffert. »Ich fange nur an, mir Sorgen um dich zu machen, Kristin. So ruhig und still, wie du in den letzten Tagen bist, kenne ich dich gar nicht. Ist etwas passiert?« Kristin überlegte, ob sie sich ihrer Chefin und Freundin ihrer Mutter anvertrauen sollte. Sie kannte Helga Seiffert, seit sie ein kleines Mädchen war. »Es ist wegen Marcel«, gestand sie und schob den leeren Karton zur Seite. »Wir haben uns gestritten.« Mit einer resignierenden Bewegung strich sie sich die dunklen Haare zurück. »Wir hatten uns vor etwa zwei Wochen fürs Kino verabredet, und kurz davor hat mich Marcel angerufen und gesagt, daß er noch im Büro sei und mit Geschäftsfreunden essen gehen müßte. Weil das in letzter Zeit schon häufig vorgekommen ist, bin ich wütend geworden und habe ihn gefragt, ob ihm seine Arbeit wichtiger wäre als ich.
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Ein gefährlicher Verehrer - Laura Martens
Leseprobe:
Ich will ein Baby!
LeseprobeProfessor Joachim Kayser war fassungslos. »Du hast vier Kinder, Antonia!«, hielt er seiner Tochter aufgebracht vor. »Und da willst du wieder arbeiten? In meinen Augen ist das verantwortungslos, aber du hast ja schon als junge Frau immer deinen Kopf durchsetzen müssen.« Er wandte sich an seinen Schwiegersohn. »Und du hast ihr diesen Unsinn nicht ausreden können?« Dr. Leon Laurin fing einen Blick seiner Frau auf, der ihn warnte. Dieses Gespräch brachte ihn in eine unangenehme Situation, da er die Vorstellung, dass Antonia schon bald wieder als Kinderärztin arbeiten würde, auch nicht besonders angenehm fand. Geld verdiente er als Chef der Kayser-Klinik, die er von seinem Schwiegervater übernommen hatte, genug, und er hatte sich daran gewöhnt, dass Antonia zu Hause war, wenn er müde aus der Klinik kam. Manchmal, wenn es viel zu besprechen gab, führten sie dann lange Gespräche, es kam aber auch vor, dass sie nur still beieinander saßen. Er liebte diese ruhigen Stunden mit ihr. Ruhe war in seinem Leben selten und daher besonders kostbar. Er war schließlich auch nur ein Mensch: Er war nicht gern allein und liebte es, wenn seine Frau ihn verwöhnte und umsorgte. Bald würde sie dafür deutlich weniger Zeit haben als bisher. Natürlich gefiel ihm diese Vorstellung nicht, insofern berührten die Vorhaltungen seines Schwiegervaters einen wunden Punkt. Andererseits wusste er, dass seiner Frau der Verzicht auf ihren Beruf schwer gefallen war, obwohl es für sie nie einen Zweifel daran gegeben hatte, dass sie der Kinder wegen zu Hause bleiben würde. Vier Kinder zog man nicht nebenbei auf, wenn es nicht zwingende Gründe dafür gab, wie etwa Geldsorgen. Und sie war eine sehr gute Ärztin gewesen, so lange sie praktiziert hatte.
Der Arzt vom Tegernsee
– 33 –
Ein gefährlicher Verehrer
Laura Martens
Kristin Cremer sortierte die Pullover, die am frühen Vormittag geliefert worden waren, in die dafür vorgesehenen Fächer, doch mit ihren Gedanken war sie nicht bei der Arbeit, sondern bei ihrem Freund. Sie hatte seit über einer Woche nichts von ihm gehört. Am liebsten hätte sie ihn angerufen, doch das ließ ihr Stolz nicht zu.
Plötzlich spürte sie, wie sich eine leichte Hand auf ihre Schulter legte. Erschrocken fuhr sie herum. »Hast du mich erschreckt, Helga«, meinte sie ungehalten.
»Tut mir leid, das wollte ich nicht«, antwortete Frau Seiffert. »Ich fange nur an, mir Sorgen um dich zu machen, Kristin. So ruhig und still, wie du in den letzten Tagen bist, kenne ich dich gar nicht. Ist etwas passiert?«
Kristin überlegte, ob sie sich ihrer Chefin und Freundin ihrer Mutter anvertrauen sollte. Sie kannte Helga Seiffert, seit sie ein kleines Mädchen war. »Es ist wegen Marcel«, gestand sie und schob den leeren Karton zur Seite. »Wir haben uns gestritten.« Mit einer resignierenden Bewegung strich sie sich die dunklen Haare zurück. »Wir hatten uns vor etwa zwei Wochen fürs Kino verabredet, und kurz davor hat mich Marcel angerufen und gesagt, daß er noch im Büro sei und mit Geschäftsfreunden essen gehen müßte. Weil das in letzter Zeit schon häufig vorgekommen ist, bin ich wütend geworden und habe ihn gefragt, ob ihm seine Arbeit wichtiger wäre als ich. Marcel hat versucht, mich zu beschwichtigen, und geschworen, daß er sich bessern will. Zwei Tage später hat er erneut eine Verabredung platzen lassen. Wieder geschäftlich, aber meine Geduld ist am Ende gewesen. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Jeder hat dem anderen vorgeworfen, was ihm nicht an ihm paßt.«
»Und vermutlich nicht gerade in aller Ruhe«, bemerkte Helga Seiffert.
»Nein, zuletzt haben wir uns sogar angeschrien«, gab die junge Frau zu. »Und um ehrlich zu sein, ich bin diejenige gewesen, die zuerst die Nerven verloren hat.«
»Dann solltest du auch diejenige sein, die einen Versöhnungsversuch macht«, sagte Frau Seiffert. »Ich kenne deinen Freund gut genug, um zu wissen, daß er wahrscheinlich nur auf ein Wort von dir wartet. Außerdem solltest du akzeptieren, daß der Geschäftsführer einer großen Möbelfirma sein Privatleben dem Beruf unterordnen muß, wenn er nicht irgendwann scheitern will.«
»Ich glaube nicht, daß Marcel sehr oft an mich denkt«, antwortete Kristin. »Davon abgesehen, will ich ihn bestimmt nicht an seiner Karriere hindern, nur sollte er nicht vergessen, daß es da noch mehr gibt.«
»Was meint denn deine Mutter?« Helga Seiffert wunderte sich, daß ihre Freundin, als sie am Vortag miteinander telefoniert hatten, kein Wort über den Streit zwischen ihrer Tochter und deren Freund verloren hatte.
»Sie ist der Meinung, es würde sich alles schon wieder einrenken.« Kristin öffnete einen zweiten Karton. »Außerdem glaube ich, daß es sie auch nicht sonderlich interessiert, was mit mir ist. Seit dem Tod meines Adoptivvaters dreht sich für sie die Welt nur um Dennis.«
»Eifersüchtig?« fragte Frau Seiffert bestürzt.
Kristin lachte auf. »Natürlich nicht«, erklärte sie. »Ich liebe den Kleinen über alles, und ich weiß sehr wohl, daß ein Sechsjähriger mehr Aufmerksamkeit braucht als eine erwachsene Tochter von zweiundzwanzig.« Sie lehnte sich gegen das Regal. »Doch manchmal macht es mir direkt Angst, wie sich meine Mutter an Dennis klammert. Sie läßt ihn kaum aus den Augen, würde ihn sogar am liebsten im Kindergarten bei der Hand halten.«
Helga Seiffert kam nicht dazu, Kristin zu antworten, da in diesem Moment mehrere Kunden die Boutique betraten, aber sie hatte sich auch schon gefragt, ob es richtig war, wie sich ihre Freundin verhielt. Mit ihrer übergroßen Fürsorge und Liebe nahm sie Dennis die Luft zum Atmen. Andererseits konnte sie Anna-Maria sehr gut verstehen. Ihre Freundin war vor knapp einem Jahr zum zweiten Mal Witwe geworden. Sie hatte den Tod von Dennis’ Vater noch immer nicht überwunden. Kein Wunder, daß sie sich so an den kleinen Jungen klammerte.
»Ich hatte keine Ahnung, daß du hier arbeitest.«
Kristin, die ein Seidentuch als Geschenk einpackte, blickte überrascht auf. Sie brauchte ein paar Sekunden, bevor sie den blonden jungen Mann erkannte, der am Tresen stand. Es handelte sich um Peter Braun, der mit ihr einige Jahre dieselbe Klasse auf der Realschule besucht hatte. »Moment bitte«, sagte sie, klebte ein Papierschleifchen auf das Päckchen, reichte es der Kundin.
»Hast dich fein herausgemacht, Kristin«, bemerkte Peter Braun grinsend, nachdem sie die Kundin verabschiedet hatte. »Hätte nicht gedacht, daß aus dem reizlosen Frosch, der du mal gewesen bist, so ein hübsches Mädchen wird.« Er griff nach ihrem Gesicht.
Kerstin wich zurück. Sie hatte Peter schon während der Schulzeit nicht gemocht. »Laß das«, bat sie leise, um nicht die anderen Kunden aufmerksam zu machen. »Was möchtest du?«
»Das fragst du noch?« fragte er genüßlich. »Ein Abend zu zweit, Kerzenlicht, leise Musik…« Seine Lippen umspielte ein herausforderndes Lächeln. »Betrachte dich als eingeladen.«
»Danke, aber ich habe keine Lust, mit dir Essen zu gehen«, antwortete Kerstin gereizt. »Außerdem wollte ich nur wissen, was du kaufen möchtest.«
»Ich würde dir die ganze Welt zu Füßen legen«, behauptete er. »Für dich wäre mir nichts zu teuer und keine Mühe zu groß. Ich…«
Kristin hatte genug. »Entschuldige mich bitte einen Augenblick«, sagte sie und ging zu ihrer Chefin, um sie zu bitten, den jungen Mann zu bedienen. Sie hatte nicht die Nerven, sich noch weiter mit ihm zu unterhalten.
Wie sich herausstellte, suchte Peter Braun ein Geschenk für eine Nachbarin, auf deren Party er eingeladen war.