Schon in der neuen Heimat angekommen?: Toni der Hüttenwirt (ab 301) 314 – Heimatroman
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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.
Erna Schulz hatte schlecht geschlafen. Sie war Doktor Martin Englers Sprechstundenhilfe. Sein Kummer hatte ihr keine Ruhe gelassen. "Es muss etwas geschehen!" Es war früh am Morgen. Wenn Erna unruhig war, machte sie Großputz. Als Erstes putzte sie ihre Küchenfenster. Als die Turmuhr der schönen Barockkirche in Waldkogel schlug, hielt Erna inne. Sie kletterte von der kleinen Trittleiter herunter und schloss das Fenster. Den Eimer ließ sie stehen und eilte ins Badezimmer. Schnell machte sie sich fertig, zog ihr grüngeblümtes Dirndl an, griff nach ihrer Tasche und verließ das Haus. Mit energischem Schritt steuerte sie auf das Pfarrhaus zu. Sie läutete. Helene Träutlein, die Haushälterin von Pfarrer Zandler öffnete ihr. "Grüß Gott, Erna!" "Grüß Gott, Helene! Ich muss sofort den Herrn Pfarrer sprechen. Sofort!", sagte Erna mit Nachdruck. "Mei, es scheint ja wirklich dringend zu sein, so wie du ausschaust.
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Schon in der neuen Heimat angekommen? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt (ab 301)
– 314 –
Schon in der neuen Heimat angekommen?
Öle kann auf Erikas Liebe und Verständnis bauen
Friederike von Buchner
Erna Schulz hatte schlecht geschlafen. Sie war Doktor Martin Englers Sprechstundenhilfe. Sein Kummer hatte ihr keine Ruhe gelassen. »Es muss etwas geschehen!«
Es war früh am Morgen. Wenn Erna unruhig war, machte sie Großputz. Als Erstes putzte sie ihre Küchenfenster.
Als die Turmuhr der schönen Barockkirche in Waldkogel schlug, hielt Erna inne. Sie kletterte von der kleinen Trittleiter herunter und schloss das Fenster. Den Eimer ließ sie stehen und eilte ins Badezimmer. Schnell machte sie sich fertig, zog ihr grüngeblümtes Dirndl an, griff nach ihrer Tasche und verließ das Haus.
Mit energischem Schritt steuerte sie auf das Pfarrhaus zu. Sie läutete.
Helene Träutlein, die Haushälterin von Pfarrer Zandler öffnete ihr. »Grüß Gott, Erna!«
»Grüß Gott, Helene! Ich muss sofort den Herrn Pfarrer sprechen. Sofort!«, sagte Erna mit Nachdruck.
»Mei, es scheint ja wirklich dringend zu sein, so wie du ausschaust. Ist etwas passiert?«
»Jein! Jedenfalls habe ich heute Nacht kein Auge zugemacht. Das Hirn habe ich mir zermartert, was ich tun könnte. Ist Hochwürden da?«
»Sicher, komm herein!«, sagte Helene und trat zur Seite.
»Danke!«
Helene Träutlein schloss hinter Erna die Tür.
Pfarrer Zandler saß in der Küche. Er und Helene waren offensichtlich beim Frühstück. »Grüß Gott, Erna!«, sagte Zandler erstaunt.
»Grüß Gott, Herr Pfarrer! Ich will Sie nicht beim Frühstück stören. Ich kann warten.«
Der Geistliche von Waldkogel musterte Erna. Sie sah müde aus und hatte tiefe Ringe um die Augen. »Wenn du schon gefrühstückt hast«, sagte er, »dann setze dich wenigstens zu uns und trinke eine Tasse Kaffee mit uns.«
»Naa, ich habe noch nicht gefrühstückt. Daran habe ich nicht gedacht. Essen war mir unwichtig.«
Zandler und Helene Träutlein sahen sich verwundert an und verständigten sich ohne Worte.
Helene stand auf und holte noch ein Gedeck. Sie schenkte Erna Kaffee ein.
Zandler nickte ihr zu. »So, jetzt tust du erst mal etwas essen. Dann gehen wir rüber in mein Studierzimmer. Dort kannst du mir dein Herz ausschütten.«
Erna schaute auf ihre Armbanduhr. »Ich muss in die Praxis, viel Zeit habe ich nicht. Wenn es Ihnen Recht ist, komme ich gleich zur Sache. Ich weiß, dass Helene diskret ist. Außerdem ist es ohnehin ein offenes Geheimnis in Waldkogel.«
»Gut, dann erleichtere dein Herz! Aber vergiss dabei nicht, etwas zu essen. Du siehst nicht gut aus, Erna. Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen. Wenn das Gehirn keine Nährstoffe bekommt, kann es auch nicht arbeiten. Das ist nicht gut, denn dann findet man keine Lösungen und liegt nachts schlaflos im Bett.«
Erna Schulz seufzte. »Dass ich schlimm aussehe, das hat mir mein Spiegel heute Morgen auch schon gesagt. Aber es geht nicht um mich, sondern um Martin. Der Doktor hat sehr abgenommen. In den Ledergürtel seiner weißen Hose, die er in der Praxis trägt, hat er zwei weitere Löcher hinein machen müssen, damit sie ihm nicht herunterrutscht.«
Zandler rieb sich betroffen über das Kinn. »Ich muss gestehen, ich habe Martin eine Weile nicht gesehen. Das macht mir auch ein schlechtes Gewissen. Doch das werde ich nachholen. Ich gehe bei ihm vorbei. Wolltest du mich darum bitten?«
»Nicht direkt. Ich will mich auch nicht in ihre Arbeit einmischen. Sicherlich braucht unser Doktor dringend Trost und jemand, der ihm versichert, dass er sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Und das können Sie am Besten. Es würde ihn aufbauen. Das hat er nötig, dringend nötig, sage ich. Seit seinem Autounfall und besonders nachdem er noch einmal daheim gestolpert und aufs Knie gefallen war, geht es ihm nicht gut. Er kommt gesundheitlich einfach nicht auf die Beine. Gestern hat er vergeblich versucht, Auto zu fahren. Gottseidank nur auf dem Hof! Es sei noch zu riskant, sagte er, er habe nicht genug Kraft zum Bremsen. Das Bein bereite ihm noch bei jeder Belastung große Schmerzen.« Erna trank einen Schluck Kaffee. »Ich bin kein Doktor. Aber ich arbeite schon lange genug in der Praxis, um aus eigener Anschauung zu wissen, dass das Seelische für die Heilung wichtig ist. Deshalb kommt Martin auch nicht auf die Beine. Verstehen Sie?«
»Ich weiß genau, auf was du ansprichst, Erna«, sagte Heiner Zandler ernst. »Es hat sich herumgesprochen, dass Martin und Katja sich ziemlich uneins sind.«
»Uneins, das ist eine Untertreibung. Ich nenne das noch ganz anders. Ich nenne das Krise, eine schwere Krise. Aber wie ich es nenne, das tut nix zur Sache. Jedenfalls geht Martin vor die Hunde, wenn das so weitergeht.« Erna zuckte mit den Schultern. »Also, wie ich das sehe, steht Martin kurz vor einem Zusammenbruch. Er ist am Ende, völlig am Ende. Wenn es wirklich zu einem Zusammenbruch kommen sollte, dann wird alles nur noch schlimmer. Denn sollte Martin wieder ins Krankenhaus müssen – und wenn es so kommt, dann gebe ich Ihnen Brief und Siegel, dass ich dafür sorge, dass er nach Kirchwalden auf Station kommt. Und Sie wissen selbst, was das bedeutet. Dann wird wohl Frau Doktor Andler wieder die Sprechstunden halten müssen. Zur Zeit macht sie nur die Hausbesuche, weil Martin nicht Auto fahren kann.«
»Erna, du willst mir doch keine Angst machen? Was für ein Schreckensszenario baust du da auf?«, sagte Zandler mit tadelndem Unterton in der Stimme. »Das hört sich ja grausig an.«
»Ich will Ihnen keine Angst machen. Ich beobachte und kann mir ausmalen, wohin das führen wird, wenn es so weitergeht. Ich male den Teufel nicht an die Wand. Aber ich habe genug gesunden Menschenverstand, um mir ernsthaft Sorgen zu machen. Alle haben sich gegen Martin verschworen. Das hält er körperlich und seelisch nicht mehr lange aus. Alle verurteilen ihn und niemand hilft ihm.«
»Bis auf dich«, sagte Zandler.
»Ja! Ich sitze an der Quelle. Und ich sage Ihnen, dieses ganze Getöse um eine angebliche Liebschaft zwischen Martin und der jungen Ärztin ist schlichtweg ein einziger Schmarrn. Da ist nix dran. Nicht die Bohne steckt dahinter! Denn ich hätte davon etwas mitbekommen müssen. Schließlich bin ich den ganzen Tag in der Praxis. Da bleibt mir nix verborgen. Ich frage mich allen Ernstes, wie sich das hat so aufschaukeln können? Ich kann es nicht begreifen. Es ist mir immer mehr ein Rätsel.« Erna seufzte tief. »Herr Pfarrer, zuerst habe ich mich herausgehalten. Ich sagte mir, die Englers raufen sich schon wieder zusammen. Es war genug, dass Toni und Walli sich eingemischt haben. Ich sage Ihnen, Katja hat sich da in etwas hineingesteigert, wie in einem Film. Sie wissen doch, wie das geht. Die verliebte Heldin beobachtet von weiter Ferne, wie der Held eine andere Frau umarmt und nimmt gleich das Schlimmste an. Sie steigert sich hinein, ist fest davon überzeugt, dass er ihr untreu ist. Genauso hat sich Katja verhalten. Und sie hat alle angesteckt. Es war wie ein Virus, der um sich gegriffen hat. Jetzt muss dringend ein sehr starkes Antibiotikum her, bevor alles zu spät ist, – um es mal ins Medizinische zu übertragen. Verstehen Sie?« Erna holte Luft. »Walli habe ich gestern Abend schon meine Meinung gesagt. So kann es nicht weitergehen, Herr Pfarrer«, betonte sie energisch. »So, das war es. Und jetzt fordere ich Sie auf, etwas zu unternehmen und das unverzüglich!«
Zandler lachte laut. »Ach, Erna, du hast ganz schön Dampf abgelassen, wie?«
»Ja, denn ich bin wütend und ärgerlich. Ich habe lange genug zugeschaut. Was ich mir im Stillen vorwerfe. Ich hätte viel früher auf den Tisch hauen sollen. Aber Sie wissen, wie das ist. Ich dachte, das wird schon wieder. Und wenn ich mich einmische, dann wird alles nur noch peinlicher und weiter hoch gekocht. Außerdem ist es doch so,