Das gewebte Bild: Ein Adventkalenderbuch
()
About this ebook
Daniela Noitz
Daniela Noitz . Geschichtenerzählerin und Aktivistin mit Leidenschaft In einer durchstrukturierten, übertechnisierten Welt fehlt es an lebendigen Geschichten, die verbinden, Menschen zusammenbringen und zeigen, dass wir im Grunde genommen dieselben Hoffnungen, Wünsche, Sehnsüchte und Träume teilen. So erzähle ich von zutiefst Menschlichen, von der Liebe ebenso wie vom Schmerz, von Begegnung wie von Trennung, von Glück wie von Trauer. Alles Lebendige hat darin Platz. So entstanden in den letzten zehn Jahren über 700 Kurzgeschichten und 13 Bücher. Gerne erzähle ich meine Geschichten auch vor Publikum. Ihr könnt mich buchen Verschaffen Sie sich einen Überblick auf meiner Homepage novels4u.com.
Read more from Daniela Noitz
Geschichten über die Liebe und andere Absonderlichkeiten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsOsterreise ins Miteinander: Geschichten zur Begleitung von Aschermittwoch bis Ostermontag Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Pianobar Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas leere Geschäft: Ein Adventkalenderbuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZwei-Sprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAuf der Suche nach dem Sinn von Weihnachten: Ein Adventkalenderbuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTiergeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZweisprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNiemand weiß wohin es ihn trägt: Fünf Hundeschicksale stellvertretend für das Leid Millionen anderer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Weg ist das Ziel ist der Weg: Eine Pilgerreise nach und durch Irland Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnonym: Begegnungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLebensbilder Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Pilgerweg: Eine Adventreise Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Das gewebte Bild
Related ebooks
Die Legende von Ascardia: Die schwarze Stadt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMarthas Geschick: Die Erzählung einer Wandlung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLebensbilder Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer letzte Monarch: Der Dauphin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDuncans Lady Rating: 3 out of 5 stars3/5So nah und doch so fern Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNie mehr im Schatten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Ursprung des Vermächtnisses: Bleibendes Erbe, #1 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Geheimnis der Rose Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSturm ohne Wind: Obscuritas I Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWarten auf Rebecca: Irrlicht - Neue Edition 14 – Mystikroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTumult der Seele: Lichtenberg und Maria Dorothea Stechard Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Bann einer unvergesslichen Liebesnacht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin erlesenes Verbrechen (Ein Toskanischer Weingarten Cozy-Krimi – Buch 3) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWo die Spuren aufhören: Der zehnte Fall für Gamache Rating: 0 out of 5 stars0 ratings5 kostenlose Fantasy-Leseproben ab 14 Jahren: Inklusive des Spiegel-Bestsellers Ashes and Souls Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKonklusion Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMagica: Delta der Macht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Ursprung Des Erbes: Beständiges Vermächtnis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWohin die Schuld uns trägt: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Weg der Hexe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAssassin's Creed: Valhalla - Das Schwert des weißen Pferdes (Roman) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWildspitz: Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBlinde Augen: Rat der Fünf Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAmelie in der Bronzezeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAls hätte jemals ein Vogel verlangt, dass man ihm ein Haus baut Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMinerva: Zauberhafte Begegnung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Krieger Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDavid Copperfield Rating: 4 out of 5 stars4/5God assists: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Short Stories For You
Just Porno!: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIch will dich - Erotische Kurzgeschichten ab 18 Jahren: Tabu: Sexgesichten Rating: 1 out of 5 stars1/5Sex-Geschichten: Komm und nimm mich: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratings10 Böse, schmutzige und versaute Sexgeschichten: Harte erotische Geschichten und vulgäre Erotikgeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSex ohne Reue - Erotische Geschichten: Sexgeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAusgewählte humoristische Erzählungen von Mark Twain Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLesbische und erotische Sex-Geschichten: Sex und Erotik unter Frauen ab 18 Jahren unzensiert deutsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeiße Sexgeschichten: Intime Beichten: Sex und Erotik ab 18 Jahre Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeiße Sexgeschichten: Sex und Lust: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 14 - 10 Sexgeschichten: Vulgärer Erotikroman für Sie und Ihn Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsParkplatz Sex-Geschichten: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch erotische Geschichten Rating: 5 out of 5 stars5/5Sexgeschichte: Die sexuellen Fanatsien von aufgeschlossenen Frauen: Erotische-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSexgeschichten: Unzüchtiges Treiben im Mädchen Internat: Die ersten erotischen Sexabenteuer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErotikroman - Mehr Hart als Zart... Teil 17: 10 erotische Geschichten für Erwachsene ab 18 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErotische Kurzgeschichten - Sex ab 18: Harte Erotik für Erwachsene Rating: 5 out of 5 stars5/5Virginia Woolf: Ihre sechs besten Kurzgeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 10 - 10 Sexgeschichten: Vulgäre und erotische Kurzgeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsReisebilder: Vollständige Ausgabe. nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 22 - 10 Sexgeschichten: Vulgärer Erotikroman für Sie und Ihn Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTypisch Deutsch: Geschichte zum Nachdenken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEwiger Atem: Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEine hinreißende Herzogin: Fitzhugh Trilogy, #0 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBrennendes Geheimnis Rating: 4 out of 5 stars4/5Die Schrecken der deutschen Sprache: Humoristische Reiseerzählung Rating: 5 out of 5 stars5/5
Reviews for Das gewebte Bild
0 ratings0 reviews
Book preview
Das gewebte Bild - Daniela Noitz
anzutreten.
Tag 1: Ankunft im Nirgendwo
Maria von Matialis machte ihrem Namen immer und überall die gebührende Ehre. Martialisch, fest und entschlossen war ihr Auftreten. Niemals ließ sie auch nur den geringsten Zweifel an ihrer unbedingten Entschlossenheit aufkommen. Unter normalen Umständen. Aber das waren ganz bestimmt keine normalen Umstände. Nicht nur, dass sie die Stadt mit all ihren Annehmlichkeiten hinter sich gelassen hatte, sie steuerte auch direkt das Nirgendwo an.
„Rottal, 81 Einwohner, spukte es ihr im Kopf herum, „Mein Gott, was will ich dort? Das muss schon ein verdammt großer Batzen Geld sein, dass sich das auszahlt.
Umso weiter sich Maria von der Großstadt entfernte, desto leerer wurden die Straßen. Sie spürte, wie sich ihr der Hals zuschnürte. Selbst der Himmel schien sich zusehends zu verdüstern, passend zu ihrer Stimmung. In Gmünd hielt sie noch einmal an. Eine letzte Nacht in der Zivilisation zu verbringen, war ihre Absicht, so weit das für Gmünd überhaupt zutraf. Zu ihrer Überraschung fand sie ein passables Hotel. Natürlich war es kein Vergleich zu dem, was sie gewohnt war, aber die Zimmer waren sauber und das Bad angenehm. Während sie im warmen Wasser entspannte, immer wieder an ihrem Champagner nippend, versuchte sie so wenig wie möglich an den nächsten Tag zu denken, der so unausweichlich kam, wie die Ebbe nach der Flut. Aber sie fühlte sich gestärkt, als sie nun endgültig den nächsten Schritt tat, hinaus aus einem Ort, der noch halbwegs danach aussah, hinein in die Wildnis.
„Alles ist zu überstehen, wenn man ein Ziel vor Augen hat", sagte sie sich immer wieder vor.
Sachte schlängelte sich die Straße durch die Landschaft, aber Maria hatte kein Auge für die Natur, die doch nichts weiter war, als die Abwesenheit von zivilisatorischen Eingriffen. Wild und ungezähmt, das war Natur. Wenn es nach ihr ginge, so dürfte das auf gar keinen Fall so bleiben, aber im Gegensatz zu den Menschen, die hier wohnten, konnte sie wieder zurück. Ihre Wohnung kam ihr nicht abhanden.
„Wie konnte man nur freiwillig hier wohnen?", schoss es ihr durch den Kopf, während sie gehorsam den Anweisungen ihres Navigationsgerätes folgte. Immer seltener wurden die menschlichen Behausungen und entsprechend der Abstand, zwischen der einen und der anderen, größer. Nur noch wenige Kilometer, dann würde sie es geschafft haben, aber diese wenigen, letzten Kilometer entwickelten sich immer mehr zum Albtraum, denn zu allem Überfluss hatte ein wildes Schneetreiben eingesetzt, sodass die Sicht zusehends schlechter wurde. Ein heftiger Sturm fegte den Schnee auf die Fahrbahn, der Maria zwang, langsamer zu fahren. Der Himmel verdunkelte sich. Wo war die Fahrbahn? Plötzlich blieb das Auto stecken. Verärgert trat sie das Gaspedal durch, ließ den Motor aufheulen, doch die Räder drehten nur durch und wirbelten den Schnee auf. Sonst tat sich nichts. Nach etlichen, erfolglosen Versuchen ließ sie sich erschöpft in den lederüberzogenen Sitz sinken. Es war aussichtslos. Was sollte sie tun? Schließlich konnte sie nicht einfach hierbleiben und warten, bis der Frühling kam.
„Hilfe!, schoss es ihr durch den Kopf, „Du musst Hilfe holen. Aber woher?
Dumpf erinnerte sie sich, dass sie an einem Vierkanthof vorbeigekommen war. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie lange das her war, entschied sie doch, es zu versuchen, denn ein Bauernhof, das bedeutete vermutlich, dass es dort einen Traktor gab, der sie bergen konnte. Gegen den Schnee und den Sturm kämpfend stapfte sie über die menschenleere Landstraße. Die Nässe und die Kälte fraßen sich durch ihre Stiefel und ihre Kleidung. Klatschnass erreichte sie den Hof, während die Dämmerung bereits einsetzte, doch es machte keinen großen Unterschied mehr, so sehr hatte sich der Himmel verdunkelt.
„Mein Gott, was ist denn mit Dir?, empfing sie die Bäuerin, sich die Hände an der Schürze trocken wischend in ihrem breiten Waldviertler Dialekt, „Komm mal rein und wärm Dich auf.
„Das ist sehr freundlich, aber ich muss weiter, und mein Auto, das hängt im Schnee fest", erklärte Maria rasch.
„Das werden wir heute nicht mehr finden, meinte die Bäuerin kopfschüttelnd, „Wo willst denn hin?
„Zu meiner Großtante, die wohnt nicht weit von hier, entgegnete Maria, „Aber was ist mit meinem Auto?
„Großtante? Das kann nur die Zirbenbäuerin sein", überlegte die Bäuerin, während sie die Hände resolut in die breiten Hüften stemmte.
„Magdalena Zwick heißt sie", meinte Maria erschöpft.
„Ja, sag ich doch. Das ist wirklich nicht weit. Der Luisl wird Dich hinbringen, und wegen dem Auto, das schauen wir uns morgen an, meinte die Bäuerin mit einer Ruhe, als wäre es eine Kleinigkeit, „Luisl! Komm, bring die Dame zur Zirbenbäuerin.
Dem Ruf folgten weithin vernehmliche Schritte, und ein großer, derber Mann erschien im Türrahmen, den er fast vollständig ausfüllte.
„Das ist mein Sohn, erklärte die Bäuerin an Maria gewandt, „So gut er auch bei der Arbeit ist, so langsam ist er im Kopf.
Damit wandte sie sich ihm wieder zu, „Was ist jetzt? „Muss das sein
, erwiderte er langsam.
„Ja, das muss sein", erklärte die Mutter, und so saß Maria wenige Augenblicke später im Führerhaus des Traktors, eingezwängt zwischen der Tür und dem Luisl. Wie froh war sie, als sie ein einsames Gehöft ansteuerten. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen, doch aus den Fenstern strömte ein warmes, einladendes Licht. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie einmal dankbar dafür sein würde, einfach irgendwo anzukommen, und sei es mitten im Nirgendwo. Dieses Häuschen erschien ihr wie die letzte, unbezwingbare Bastion gegen das Absinken ins Nichts. Da ging die Tür auf und eine schlanke Gestalt kam zum Vorschein. Langsam schritt sie auf den Traktor zu.
„Grüß Dich Gott Luisl. Was machst denn hier bei mir bei so einem Wetter?", fragte die Frau.
„Grüß Gott, Zirbenbäuerin, erwiderte der Luisl höflich, „Ich bring Dir da jemanden mit. Die Mutter hats angschafft.
Langsam schälte sich Maria aus dem Winkel der Fahrerkabine, in den sie sich gekauert hatte.
„Maria, strahlte die Zirbenbäuerin, als sie ihre Großnichte erkannte, „Schön, dass Du da bist.
„Hallo, Tante Magdalena!", gelang es Maria noch zwischen den blau gefrorenen Lippen hervorzupressen. Kurz darauf war sie im Warmen.
Das Häuschen war klein, aber gemütlich. Da war nicht viel, aber dennoch wirkte es nicht arm, nicht so, wie sie die Armut kannte, heruntergekommen und verwahrlost. Vielmehr war es sauber und gepflegt. Ein warmes Bad stand bereit, und nachdem sie sich darin endlich wieder erwärmt, die nassen Kleider gegen trockene getauscht hatte, saß sie neben ihrer Tante vor dem Kamin und trank in kleinen Schlucken Tee, süßen, kräftigen Tee. Es war ihr, als würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben spüren, was Wärme ist. Es war gut, angekommen zu sein.
„Schön, dass Du da bist", wiederholte die Tante. Das Feuer züngelte im Kamin. Ruhig und bezähmt, und doch voller Kraft. Maria dachte, ihre Tante wirkte, als wäre sie wie dieses Feuer. Sie war angekommen und wusste sich angenommen. Vielleicht war es das, was sie in ihrem Leben immer vermisst, was sie weder in teuren Kleidern noch in sonstigen käuflichen Dingen gefunden hatte, ein Angenommen-Sein. Hier am Ende der Welt musste es ihr passieren, mit aller Selbstverständlichkeit. Aber vielleicht war es einfach nur die Erschöpfung, die sie weich werden ließ. Wer konnte das schon so genau wissen. Kurze Zeit später schlief sie ruhig und zufrieden ein.
Und es war der erste Tag des Advents und eine weitere Zeile im Webbild, das ihr Leben war, wurde gewoben. Noch war es nicht zu erkennen, denn es war etwas völlig Neues, was hier seinen Anfang nahm.
Tag 2: Erstes Erwachen
Maria von Matialis hatte noch tief und fest geschlafen, doch die Geräusche ihrer Umgebung drangen vor bis in ihre Träume. Der Sturm, der mit unverminderter Heftigkeit ums Haus fegte und das anhaltende Prasseln des Schnees gegen die Scheibe. Sie war wieder das kleine Mädchen, das in ihrem Zimmer auf der Fensterbank saß und das Treiben vor dem Fenster beobachtete. Die Schneeflocken waren ihr wie tanzende Elfen erschienen, angetan mit blütenweißen Kleidchen, einem winzigen Häubchen auf dem silbernen Haar, über und über mit Elfenstaub bedeckt. Unzählige kleine Glöckchen. Da saß sie und wartete, dass Peter Pan sie holen käme, weg von diesem Ort des Elends und der Verwahrlosung in ein Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten, nach Nimmerland. Ab und zu wagte sich diese Erinnerung noch in ihre Träume, doch im Leben hatte sie die Fantasie längst abgestellt. Einem Kind durfte man das gestatten, aber sie war nun erwachsen, mit beiden Beinen fest im Leben stehend, während sie alles dafür tat, dass sie nicht wachsen konnte. Sorgsam beschnitt sie jeden Trieb, der sich auch nur anschickte, sich in eine Richtung zu entwickeln, die ihr suspekt schien. Ihre Selbstkontrolle war allumfassend, denn um etwas zu erreichen, muss man sich 100%ig darauf konzentrieren und alles andere negieren. Und ihre Ziele waren so simpel. Im Grunde galt das ebenso für das kleine Mädchen in ihren Träumen, das sich nichts wünschte, als das stille Glück der Zugewandtheit. Doch sie dachte immer, es läge am Geld.
Wenn sie einmal genug Geld hätte, dann würde alles funktionieren, dann würde sich das Glück ganz von selbst einstellen. Zur Not könnte sie es sich ja kaufen. Eine neue Handtasche macht glücklich. Neue Schuhe machen glücklich. Zumindest ein wenig. Für mehr Glück müssten es eben viele Handtaschen und viele Schuhe sein. Deshalb schüttelte sie das kleine Mädchen so schnell wie möglich ab, als würde es ihren Ansinnen im Wege stehen. Vielleicht noch ein Blick auf die tanzenden Elfen, die sich zu einer leisen Melodie wiegten und den glitzernden Elfenstaub versprühten, um sie dann endgültig wegzuschicken.
„Warum nur waren sie so großzügig damit?, hatte sich Maria jedes Mal gefragt, „Man muss doch achthaben, dass er nicht ausginge. Denn ohne Elfenstaub könnten sie nicht fliegen.
Dabei war es nicht wichtig. Was zählte war, dass die Kinder an sie glaubten, denn ohne diesen Glauben müssten sie sterben. So wie der Mensch aufhört zu existieren, wenn niemand mehr da ist, der an ihn denkt. Das scheinbare Glück, das Maria in den Dingen suchte, lag in Wahrheit in der Zugewandtheit.
Plötzlich mischte sich ein unangenehmes Geräusch in ihren Traum, zerriss die leichte, leise Melodie, sodass sie klirrend zu Boden fiel, während die Elfen ihren Tanz vergaßen und wild durcheinanderstoben. Irritiert sah sich Maria um, langsam den Traum verlassend, als würde das Sehen beim Hören helfen. Blinzelnd blickte sie aus dem Fenster, vor dem sich die Dämmerung durch das Schneegestöber kämpfte, um ein klein wenig Licht zu schenken. Da endlich erkannte sie es, dieses hohe, schrille Geräusch. Es