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Hammer + Veilchen Nr. 22: Flugschriften für neue Kurzprosa
Hammer + Veilchen Nr. 22: Flugschriften für neue Kurzprosa
Hammer + Veilchen Nr. 22: Flugschriften für neue Kurzprosa
Ebook39 pages27 minutes

Hammer + Veilchen Nr. 22: Flugschriften für neue Kurzprosa

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About this ebook

"Hammer + Veilchen. Flugschriften für neue Kurzprosa" wurde 2014 von Peter Engel und Günther Emig gegründet und wird vierteljährlich im Internet veröffentlicht. Anfangs erschienen die Ausgaben parallel im pdf- und im epub-Format und konnten im pdf-Format kostenlos heruntergeladen werden. Ab Nr.21 erscheinen sie nur noch als eBook.
LanguageDeutsch
Release dateNov 18, 2019
ISBN9783948371586
Hammer + Veilchen Nr. 22: Flugschriften für neue Kurzprosa

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    Book preview

    Hammer + Veilchen Nr. 22 - Günther Emig

    Inhaltsverzeichnis

    Hammer + Veilchen

    Flugschriften für neue Kurzprosa

    Herausgegeben von Günther Emig und Peter Engel

    Ausgabe 22 · 2019

    Mit Beiträgen von Jürgen Theobaldy · Susanne Neuffer · Martin Jürgens · Cornelia Manikowsky · Heiner Egge · Alex Dreppec · Herbert Hindringer · Manfred Chobot · Manfred Ach

    hammer_veilchen_50

    Jürgen Theobaldy

    Maiandacht

    Als wir vor der Weinschwemme auseinandergingen, in der wir wieder bis zur Sperrstunde über die neue Aufdringlichkeit der Religionen, starke Filme und überschätzte Bücher gestritten hatten, rief Balduin, während um uns herum die jungen Leute, die wir auf unsere Weise vor gefühlten dreißig, in Wahrheit gut vierzig Jahren einmal selber waren, tiefer in die sachte beleuchteten Gassen der Altstadt strömten, mir nach: Noch einmal jung, das müßte man sein! Und ich, auf Kost und Logis eines Rentners zugehend, den letzten, eben auftauchenden Bus vor Augen, rief zurück: Nein, ich hätte alles erlebt, was ich habe erleben wollen! Ich ergatterte einen freien Sitz, ließ mich hierher fahren, legte die letzten Meter zu Fuß zurück, setzte mich an den Schreibtisch und preßte die Hände gegen die Ohren, bis das schaurige Echo meiner Stimme in mir verhallte. War auch das Glück nichts, was vorhält auf Dauer, so war ich doch wenigstens allein.

    hammer_veilchen_50

    Der Gipfel!

    Der zwar nicht weltweit, doch über die Grenzen des regionalen Hörfunkgebiets hinaus bekannte Countertenor Friedrich C. traf, in der Nydeggkirche, dem Ort des abendlichen Auftritts angelangt, einmal mehr auf eine arg gedämpfte, knochentrockene Stimmung mit halb leeren Sitzreihen, wo er sich, um seine Stimme zu schonen, mit stillem Seufzer dazu entschied, ob das nun altmodisch oder retro klingt, sich in sein Ungemach zu fügen und an dem von ihm vorgesehenen Programm keinen Abstrich zu machen. Derselbe Redakteur, der nach einer wüsten Anpöbelei auf dem Schulhof schon früh und verbissen seine Karriere zu verhindern plante, ein niederträchtiger Mensch, dessen reißerisch aufgemachtes, trotzdem nur regional verbreitetes Blatt der Sänger nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollte, hatte in der wöchentlichen Kulturagenda den aktuellen Hinweis auf dieses Rezital einmal mehr mit einem Zusatz versehen, der so dann auch in das städtische Archiv eingegangen und in seiner Unumstößlichkeit bis auf weiteres dort nachzulesen ist: AUSVERKAUFT.

    hammer_veilchen_50

    Ein Fragment

    Als der Philosoph Jonathan

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